Kurzgeschichte
Ein besonderer Mensch

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"Ein besonderer Mensch"
Veröffentlicht am 21. Januar 2017, 18 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Vielleicht hatte ich es immer schon in mir, obwohl ich in der Schulzeit mit Aufsätze gar meine liebe Not hatte. Dazu gibt es auch eine Anekdote. Ich war in der Volksschule und ich hatte als Aufgabe einen Aufsatz zu schreiben. Doch wieder einmal fiel mir zu dem vorgegebenen Thema nichts ein. So versuchte meine Mutter mir zu helfen und setzte sich zu mir. Mit der Zeit gesellte sich auch mein Vater dazu und wollte ebenfalls seine Ideen ...
Ein besonderer Mensch

Ein besonderer Mensch

                   

                    Vorwort


Die in der Geschichte erwähnte Zeitschrift "Augustin" wurde nach dem Beispiel amerikan., britischer oder franz. Straßenzeitungen gegründet.

Der Verkauf hilft Obdachlosen, Langzeitarbeitslosen, Asylbewerber u.a. ihre Not zu lindern.



Ein besonderer mensch



Wieder war es einmal Montag.

Aber nicht irgendein Montag, sondern der erste Montag im Monat, an dem Gisela sich mit ihrer Damenrunde traf.

Eigentlich hatte sie an diesem windigen und kühlen Tag gar keine Lust dazu, auch war sie bereits mit der Zeit im Verzug. Doch anderseits wollte sie auch nicht absagen, denn das Treffen bot eine gewisse Abwechslung.

So machte sie sich fertig und ging, bevor sie zur U-Bahnstation kam, noch rasch in

ein Geschäft um ein Geschenk zu besorgen.

Als sie an der Theke geduldig wartete, drängte sich eine Frau zwischen ihr und jener Kundin, die gerade bedient wurde.

Kaum war die Verkäuferin frei, versuchte die Frau rücksichtslos die Verkäuferin an sich zu binden.

Gisela verärgerte diese Art und machte sich bemerkbar.

Die Verkäuferin erkannte sofort die Situation und ließ die Frau, die von Gisela weiter keine Notiz genommen hatte, warten.

Als der Kauf abgeschlossen war und Gisela in Richtung Ausgang ging, sagte sie mit lautem Ton: "Kein

Benehmen! Aber mit Rücksichtlosigkeit und Egoismus kommt man schneller zum Ziel!"

In der U-Bahn schließlich fand Gisela eine Szene vor, die nicht gerade zu einer besseren Laune führte.

Ein Paar, das obwohl es genug Sitzplätze gab, sich trotzdem nicht zusammensetzte, sodass der Mittelgang die beiden trennte. Sie führten eine laute Unterhaltung, die die Personen in der Umgebung mitbekamen, allerdings nicht verstehen konnten, da es eine Fremdsprache war. Weiters ein junger Mann, der sein mitgebrachtes Essen verschlang und damit verbunden der Duft von Zwiebeln in Giselas Nase stieg und

natürlich eine Anzahl von Menschen, die mit ihrem Handy beschäftigt waren, sei es um im Internet zu surfen, zu spielen oder Nachrichten zu verschicken.

Nachdem die Bahn Giselas Station erreichte, stieg sie aus.

Doch wieder musste sie einmal mehr erkennen, wie einfache Verhaltensregeln von ein paar Mitmenschen missachtet wurden. Wieder war Rücksichtslosigkeit am Vormarsch, sodass ein Hineindrängen seitens der wartenden Personen am Bahnsteig ein Aussteigen erschwerten und zusätzlich jene, die mit Gisela ausstiegen teils ihren Weg abschnitten, sodass Gisela kurz stoppen musste um nicht möglicherweise zu stolpern.

Unwillkürlich dachte sie bei diesem Gedränge an die Tausende von Flüchtlingen, denn sie war sich sicher, dass die gerade erlebte Szene übertragbar war und zeigte, dass eine Portion Egoismus und Ellenbogentechnik jene Mittel waren um als Erster das Ziel zu erreichen.

Eine traurige Welt.


Zur gleichen Zeit, als Gisela die Konditorei erreichte, wo das Treffen stattfand, kamen Hilde und Beate, die zur Damenrunde gehörten.

Im Lokal saßen bereits die drei anderen Frauen am Tisch, die offensichtlich gerade ein Gespräch geführt hatten,

woraufhin Gisela nur den Satz mitbekam: "Man könnte verzweifeln. Es hat den Anschein, als ob die Menschen immer dümmer werden."

Welch weiterer Tiefschlag an diesem wunderbaren Tag.

Doch der Nächste ließ nicht lange auf sich warten.

Als Hilde im Begriff war, an einem der freien Sitze Platz zu nehmen, meldete sich Beate: "Ich möchte aber neben Herta sitzen!"

Hilde schüttelte den Kopf, ließ sich aber nicht vertreiben: "Du kannst dich doch neben mich setzen!"

Gisela sah mit welch trotzigem Gesicht Beate sich mit einem anderen Stuhl

begnügte und ohne sie dabei anzusehen sagte sie in die Runde: "Es fängt doch schon mit Kleinigkeiten an. Wenn es mit Kleinigkeiten schon nicht funktioniert, wie soll es erst mit Großen klappen?"

Der Tag schien für Gisela "perfekt" und die Themen  in der folgenden Stunde trugen auch nicht für positives Denken bei.

Da wurde die Tochter von Herta erwähnt, die gerade eine Trennung einer langjährigen Beziehung durchmachte, es wurden Krankheiten erzählt und nicht zuletzt über Politik gesprochen. Ein Thema, das Giselas Interesse stets erweckte, aber auch aufregte, denn sie empfand dabei eine gewisse Art von Machtlosigkeit.

Die Machtlosigkeit des Bürgers, der Dinge oder Folgen von gegenwärtigen Situationen wahrnimmt, aber nichts dabei ändern kann, und die Erkenntnis, selbst wenn viele Bürger der selben Meinung sind, es nur äußerst schwierig, beziehungsweise beinahe unmöglich ist, etwas zu bewirken.

Schließlich entschloss Gisela die Runde zu verlassen. Das Plaudern ermüdete und sie zahlte ihre Rechnung und stand auf.

Hilde tat ihr gleich und fragte Gisela, ob sie sie ein wenig begleiten dürfte. Gisela mochte Hildes feine Art, die auf Gegenseitigkeit beruhte.


Langsam näherten sich die beiden Frauen

der U-Bahnstation und nur mehr eine Straße mit einem Zebrastreifen trennten sie vom Eingang.

Gerade als sie die Straße überqueren wollten, bremste ein schnell näher kommendes Auto ab. Da der Autofahrer von Verkehrsvorschriften jedoch nichts hielt, hupte er und seine Geste hinter dem Steuer zeigte, dass er nur mit Unwillen  stehen blieb und kein Verständnis für einen Zebrastreifen hatte.

Gisela warf Hilde nur einen Blick zu und diese verstand.

"Wieder einmal eine Begegnung mit jener Sorte von Menschen, wo man die Intelligenz hinterfragt."

Für diesen Tag hatte Gisela definitiv genug. Doch im Durchgang fiel ihr ein Mann auf.

Er war Augustinverkäufer und seine Hautfarbe verriet, dass er aus Afrika stammte. Was Gisela an ihm aber auffiel war seine Ausstrahlung. Sie spürte einfach eine vollkommen positive und warme Ausstrahlung, die sie nur selten bei Menschen empfindet.

Sie blieb stehen und kaufte ihm eine Zeitung ab. Dadurch hatte sie die Gelegenheit sein Gesicht zu betrachten.

Er hatte ein gutmütiges, sympathisch und gewinnendes Lächeln und da war noch etwas, das sie nur schwer beschreiben konnte.

Als sie die Zeitung an sich nahm, wünschte sie ihm alles Gute. Daraufhin legte er die Hand auf seine Brust, schloss eine Sekunde lang die Augen und mit einem dankbarem und strahlenden Ausdruck wünschte er Gisela einen schönen Tag.

Nachdem Gisela und Hilde ein paar Schritte weiter gegangen waren, läutete Hildes Handy. Sie blieben stehen und während Hilde nach ihrem Handy griff, hatte Gisela die Gelegenheit den Augustinverkäufer von einer gewissen Entfernung zu beobachten.

Gisela hatte eine gute Menschenkenntnis, doch auch sie konnte sich irren und so wollte sie wissen, ob ihr noch etwas

auffallen würde.

Doch was sie sah, faszinierte sie.

Ohne aufdringlich zu sein, sprach er fröhlich ein paar Menschen an, eine junge Frau wiederum, die wohl täglich an ihm vorbei ging, begrüßte er mit einem Handschlag. Doch am meisten beeindruckte sie die Begegnung mit einem Kind.

Der Junge war etwa vier Jahre alt, doch als er den Zeitschriftenverkäufer erkannte, lief er ihm mit offenen Armen entgegen.

Als er ihn erreichte, beugte sich der Mann vor und der Kleine umarmte ihn, während Menschen vorbei eilten.

Es war eine berührende Szene, die auch

Hilde beobachtete. Eine Szene, die den ganzen Ärger vom Tag zur Seite schob und einfach ein gutes Gefühl erzeugte.

Hilde konnte wohl Gisela Gedanken lese, denn sie sprach aus, was Gisela dachte: "Er ist ein besonderer Mensch."





Diese Geschichte ist einem Augustinverkäufer gewidmet, der in einer U-Bahnstation in Wien Hütteldorf die Zeitschrift verkauft.


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Hörbuch

Über den Autor

SabineReihart
Vielleicht hatte ich es immer schon in mir, obwohl ich in der Schulzeit mit Aufsätze gar meine liebe Not hatte.
Dazu gibt es auch eine Anekdote.
Ich war in der Volksschule und ich hatte als Aufgabe einen Aufsatz zu schreiben. Doch wieder einmal fiel mir zu dem vorgegebenen Thema nichts ein. So versuchte meine Mutter mir zu helfen und setzte sich zu mir.
Mit der Zeit gesellte sich auch mein Vater dazu und wollte ebenfalls seine Ideen einbringen.
Und ich?Ich setzte mich auf den Boden und spielte weiter.
Doch ich hatte eine kluge Lehrerin.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, aber vielleicht handelte es sich genau um diesen Aufsatz. Als ich die Hausübung korrigiert zurück bekam, schrieb sie darunter: "Hast du gut gemacht, liebe Mutti!"

Und heute?
Schreiben hat sich für mich als eine Art von Hobby entwickelt und ich habe festgestellt, dass es mich entspannt.

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Pfauenfeder Je älter wir werden, desto mühsamer wird es, besondere Menschen zu sehen. Vielleicht liegt es am Gewöhnungseffekt: jeden Tag Sonne, und wir lenken unsere Aufmerksamkeit von ihr ab.
Und doch eine gelungene Story, macht sie uns mal wieder bewusst, aus dem Tunnel unserer Empfindungswelt hinaus treten zu sollen, wollen wir am Puls des Lebens sein.
Vielen Dank dafür! Und einen lieben Gruß!
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
So besonders finde ich den Menschen gar nicht.
Manchmal schafft man es einfach nur nicht, die "Besonderen" zu sehen, es laufen ja viele davon rum.
Beginnt der Tag ungut, schließen sich die Sinne oft automatisch und man ist "dicht" für die vielen schönen Kleinigkeiten.
Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut.
Lieben Gruß
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
SabineReihart Herzlichen Dank für das schöne Kompliment.
Ebenso danke für Deine Interpretation. Ich wuerde das aber nicht verallgemeinern. Selbstverständlich sind es die kleinen Dinge des Lebens, die einen bereichern.
Ich habe beruflich viel mit Menschen zu tun und einfach eine freundliche Geste ist viel wert. Sei es nur ein Lächeln.
Ich wollte mit dieser Geschichte einfach das aufzeigen, wie es in der Realität zugeht. Dass die negativen Erlebnisse sich nur auf den einen Tag beschränken, war nur so gewählt um der Geschichte einen gewissen Effekt zu geben, denn dadurch konnte man das Ende besser hervorheben.
Ich kenne einige nette, besondere Begegnungen, aber ich wollte genau über diese Person schreiben, denn diese Begebenheit hat mich einfach inspiriert. Insofern, ein besonderer Mensch.
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Eine sehr reale Geschichte wie man sie leider jeden Tag erleben kann. Aber Gott de Dank gibt es manchmal Wunder zum Beispiel einen besonderen Menschen.
Vor langer Zeit - Antworten
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