Neugierig,angespannt und etwas besorgt sieht Julie sich nach Wolf, ihrem Hund um, der anfürsich längst mit heftigem Schwanzwedeln auf sie warten müsste. Sie zur Schule begleiten und danach wieder abholen ist das Liebste, was er macht. Dass er nicht wie gewohnt auf dem Gehweg sitzt, sich von anderen Schülern kraulen lässt, hat es noch nie gegeben. Es war schon öfter so, dass Opa Rick mit Wolf spazieren geht, er dann nicht kommt, um Julie abzuholen. Aber da hat er ihr Bescheid gegeben und das war heute nicht der Fall. Von Opa Rick hat sie Wolf als Welpe geschenkt bekommen, klein, kuschelig, ein weiches
Fellknäuel. „ Der wächst schon noch,“ hat Opa Rick beteuert, „ da ist ein Wolf oder ein großer Schäferhund mit drin. Auf jeden Fall ein Hirtenhund.“ Welche Rasse alles daran beteiligt ist, konnte nicht mal der Tierarzt sagen. So hat Opa ihn Wolf genannt, einen Lastrami, Landstraßenmischung. Noch wachsen, das war bei Wolf auch der Fall. Mit seinen vier Jahren ist er fast so groß, wie eine Dogge, hat einen kräftigen, muskulösen Körper, ein graues Fell. Daher auch der Name Wolf. Dass er nicht wie gewohnt auf Julie
wartet, der Opa sich auch nicht gemeldet hat, beunruhigt sie zusehends. „ Da stimmt doch was nicht,“ flüstert sie vor sich hin, hört das Geläster von Freund Ferdi nicht. „ Wo steckt denn dein Wauzi heute?“ stichelt er grinsend, merkt aber gleich, dass er Scheiße geredet hat. „ Hei, mach dir keinen Kopf,“ nimmt er Julie in den Arm, „ gehen wir einfach mal los. Wirst sehen, er kommt uns mit hängender Zunge hechelnd entgegen, zerrupft und zerzaust, weil er eine heiße Braut aufgerissen, sie gegen einen Rivalen verteidigt hat.“ „ Wenn dem so wäre, hätte er die heiße Braut
mitgebracht, um sie mir vorzustellen,“ kontert Julie, „ und siehst du ihn mit einer? Nein, da stimmt was nicht,“ ist Julie sich sicher. Besorgt und nachdenklich hängt sie sich ihre Tasche um, geht mit Ferdi an der Seite los. Auf dem Weg sieht sie sich an allen Stellen und Plätzen um, an denen Wolf liebend gern schnüffelt, sich über Neuigkeiten informiert. Wenn sie mit dem großen Kerl hier lang geht, halten die Autofahrer respektvoll an, lassen sie über die Straße gehen. Wolf lässt es sich auch gefallen, wenn kleine Kinder auf ihm reiten, spielt mit ihnen, genießt es, wenn er gekrault und
gestreichelt wird. Wird es ihm zuviel oder die Krauler und Streichler sind zu grob, geht er einfach weg, lässt sie stehen. Julie´s Besorgnis nimmt mit jedem Schritt zu. „ Was ist da nur los?“ fragt sie sich immer wieder. „ Solch einem großen Hund passiert schon nichts,“ versucht Ferdi sie aufzumuntern, „ da hat doch jeder Respekt.“ „ Er ist so zutraulich,“ entgegnet Julie, „ vielleicht hat das jemand ausgenutzt, ihn mitgenommen.“ „ Dann ist er heute Abend wieder da, verlass dich drauf,“ versichert Ferdi. „ Wolf bleibt nicht, wenn es ihm nicht gefällt, er sich nicht wohl
fühlt.“ „ Das denke ich auch,“ stimmt Julie zu, „ es kann aber sein, er ist eingesperrt, kann nicht zurück kommen, selbst wenn er es wollte.“ „ Du hast zu viele Lassiefilme gesehen,“ lästert Ferdi, „ aber genau wie Lassie würde Wolf zurück kommen, egal, wo er ist. Ob eingesperrt oder nicht. Er findet eine Möglichkeit zu verschwinden. Bevor er das aber macht, wird er dem, der ihn gefangen hält, in den Arsch beißen.“ Wie Recht Julie mit ihrer Vermutung hat, Wolf ist eingesperrt, kann nicht zurück kommen, sollte sich recht schnell zeigen. Auf dem weiteren
Heimweg sieht sie sich um, hofft, dass sie ihn irgendwo sieht, er sich, wie Ferdi meint, vergessen hat, wegen wem und was auch immer. ´´ Vielleicht hat Ferdi recht und er hat sich mit einer heißen Braut eingelassen, sich total vergessen, wie Männer nun mal sind.´´ denkt sie, muss dabei lächeln. Wolf ist aber nirgends zu sehen. Auch die Leute, die sie fragt, können ihr nicht weiter helfen. Keiner von ihnen hat was gesehen und ein solch großer Hund würde sicher aufallen. Auch die Nachbarn schütteln alle den Kopf, zucken mit den Schultern, als Julie sie nacheinander fragt. Sie sind alle so dran
gewohnt, dass Wolf Juli zur Schule begleitet, nach Schulschluss wieder abholt, dass keiner drauf geachtet hat, ob er es heute auch gemacht hat. Bis auf Frau Schneider hat niemand was mitbekommen oder gesehen. Frau Schneider sieht nicht mehr gut, kann sich aber an eine lautstarke Unterhaltung von Ed, Julie´s Vater, mit einem Mann erinnern. Die Beiden haben sich über Hunde unterhalten und Ed hat groß angegeben, wie gut er sich mit Hunden auskennt, Wolf in den höchsten Tönen
gelobt. Anscheinend war Ed der Meinung, an Wolf wird oder würde der Mann seine Freude haben. Zu Hause will Julie gleich ihren Vater fragen, ob er was von Wolf weiß. Er ist aber nicht da. Ihre Mam kommt auch gerade nach Hause, als sie ihre Sachen in der Garderobe verstaut. „ Mam, hast du Wolf gesehen?“ stürzt sie in die Küche, „ er hat mich nicht von der Schule abgeholt.“ „ Nein, ich weiß nicht, komm auch erst von der Arbeit,“ setzt Mona sich an den Tisch, legt ihre Füße auf einen anderen Stuhl. „ Das ist mehr als merkwürdig.
Wolf würde sich um nichts in der Welt davon abhalten lassen, dich abzuholen. Haben die Nachbarn oder Leute auf dem Weg nichts mitbekommen?“ „ Nein,“ antwortet Julie, „ ich hab die Meisten gefragt, aber niemand hat was gesehen oder mitbekommen. Nur Frau Schneider hat erzählt, sie hat gehört, wie Paps sich mit einem Mann über Hunde unterhalten hat, groß angegeben, wie gut er sich mit Hunden auskennt und was für ein super toller Hund Wolf ist.“ „ Hmm.. das ist genauso merkwürdig, wie die Tatsache, dass Wolf sich nicht
davon abbringen lässt, dich zu begleiten. Paps hat sich noch nie für Hunde interessiert, geschweige denn, über Wolf´s Vorzüge geprahlt. Wir werden ihn fragen, wenn er nach Hause kommt.“ Mona ist auch interessiert, was da wohl los ist. Es muss was Besonderes passiert sein, dass Wolf Julie nicht von der Schule abgeholt hat. Sie spürt, dass da was Größeres nicht stimmt. „ Lass mich erst mit ihm reden,“ bittet sie Julie, geht ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Ferdi hat auf seinem Heimweg weiter nach Wolf gefragt, sich nach ihm umgesehen. Es hat aber niemand was
gesehen. Langsam teilt auch er Julie´s Sorgen. Er mag Wolf, kann sich nicht erklären, warum er nicht aufgetaucht, nirgends zu finden ist, niemand was gesehen hat. Er fragt sich auch immer wieder, ob Julie´s Vater wohl was weiß, nachdem sie von Frau Schneider erfahren haben, was sie gehört hat. Als Ed am Nachmittag nach Hause kommt, stürmt Julie gleich auf ihn los. „ Paps, hast du Wolf gesehen, was gehört, mitbekommen? Er hat mich nicht von der Schule abgeholt. “ Ed ist erstaunt, wie aufgeregt Julie ist. „ Nein, keine Ahnung,“ dreht er sich
zur Seite, tut so, als würde er in seiner Tasche was suchen, hängt umständlich lang seine Jacke an die Garderobe. „ Hast du dich umgesehen,“ stellt er sich ahnungslos, „ die Nachbarn, haben die vielleicht was gesehen?“ „ Nein, ich hab alle gefragt, auch auf dem Weg nach Hause. Die Leute kennen Wolf doch, aber niemand hat was gesehen oder mitbekommen.“ „ Du warst doch heute vormittag zu Hause,“ kommt Mona dazu, sieht Ed mit ihrem durchbohrenden Blick an, wenn sie ihm nicht glaubt, „ da müsstest du doch mitbekommen haben, ob Wolf zurück gekommen ist.“ „ Nein,“ druckst Ed verlegen rum.
Er fühlt sich nicht wohl, überlegt fieberhaft, wie er sich raus reden kann. „ Ich hab meine Präsentation für heute vorbereitet, es zu Hause gemacht, weil ich absolute Ruhe haben wollte. Hab nicht mitbekommen, ob der Hund zurück gekommen ist.“ „ Aber Paps, wenn du da bist, legt Wolf sich zu dir in dein Zimmer, leistet dir Gesellschaft.“wendet Juie ein. „ Hat er nicht gemacht, sonst wüsste ich ja was,“ lenkt Ed ab, „ bestimmt hat er eine heiße läufige Hündin aufgerissen, sich mit ihr vergnügt.... bei solchem vergessen Rüden alles, haben nur noch
die heiße Braut im Kopf.“ „ Du redest den gleichen Mist wie Ferdi, er war auch der Meinung, Wolf hat ne heisse Braut aufgerissen, sie gegen einen Rivalen verteidigt...aber das kann nicht sein,“ wird Julie laut, „ selbst wenn es so gewesen wäre, hätte er die heiße Braut mitgebracht, sie mir vorgestellt.“ „ Überleg dir, was du sagst, junge Dame,“ droht Ed mit dem Finger. Mona spürt mit jeder Faser, dass Ed lügt, mehr weiß, als er zugibt, viel mehr, vielleicht sogar für Wolf´s Verschwinden verantwortlich ist. Erst will sie ihn mit dem konfrontieren, was Julie von Frau Schneider gehört hat,
überlegt es sich doch noch mal, um ihm Zeit zu geben, Julie die Wahrheit zu sagen. „ Komm Schatz, wir gehen noch mal los,“ nimmt sie ihre Jacke von der Garderobe, „ vielleicht finden wir Wolf. Könnte schon sein, dass er verletzt ist, irgendwo liegt, nicht weiter kann.“ Julie will erst nicht mitkommen, bemerkt dann aber das Glitzern in Mona´s Blick. Das ist immer nur der Fall, wenn ihre Mam fest entschlossen ist, das zu tun, was sie sich vorgenommen hat, es für alle besser ist, nicht zu widersprechen. Auf der Straße hakt sie sich bei Julie
unter, drückt sie an sich. „ Dein Vater lügt. Ich spüre es. Wenn er sich so nichts ahnend gibt, angeblich von nichts weiß, lügt er, dass sich die Balken biegen.“ „ Dann fragen wir ihn doch, was er zu der Aussage von Frau Schneider meint,“ schlägt Julie vor, will wieder zurück gehen. „ Noch nicht,“ geht Mona weiter, „ ich will ihm noch eine Chance geben, die Wahrheit zu sagen.“ Auf dem Weg zur Schule, in der näheren Umgebung ist von Wolf nichts zu sehen. Die Nachbarn und Bekannten können nicht weiter helfen, als Mona und Julie noch mal fragen. Frau Schneider bestätigt ihre Aussage, versucht, das Auto zu beschreiben, das
nach dem lauten Gespräch bei ihr vorbei gefahren ist. „ Mein Vater hat früher so ein Auto gefahren,“ berichtet sie, „ der Motor hat sich angehört, als würde er jeden Moment auseinander fallen. Wie ein altes Nagelbrett. Die Nachbarn haben damals immer gelästert, mit Ford fahr fort, mit dem Zug fahr heim. Das ist aber in all den Jahren nicht vorgekommen. Vater konnte immer alles selber reparieren und der Motor hat fast eine Million Kilometer gemacht.“ „ Haben sie vielleicht was Besonderes bemerkt, als das Auto bei ihnen vorbei gefahren ist?“ fragt Mona
nach. „ Es war auf jeden Fall ein Schwarzes,“ grübelt Frau Schneider, „ und ich meine, es war ein Kennzeichen mit Be Ge El oder so.“ „ Könnte Bergisch Gladbach oder beck sein,“ versucht Mona sich zu erinnern, wer von Ed´s Freunden ein schwarzes Auto mit solch einem Kennzeichen fährt. Dass er mit Wolf´s plötzlichem Verschwinden was zu tun hat, zumindest was drüber weiß, ist sie sich jetzt sicher. Nach knapp einer Stunde suchen und Leute fragen, gehen Mona und Julie wieder nach Hause. „ Es ist schon merkwürdig, dass niemand den großen Hund bemerkt hat,“
grübelt Julie. „ Ja, die Leute können die Uhr nach ihm stellen. Wolf kommt jedes mal zur gleichen Zeit vorbei,“ stimmt Mona zu, hakt sich wieder bei Julie ein. „ Jetzt warten wir nicht länger, fragen Paps, was er zu Frau Schneider´s Aussage meint.“ In der Küche finden sie einen Zettel auf dem Tisch. „ Muss die Präsentation auch in London machen. Der Chef ist der Meinung, ich kann am besten englisch. Bin übermorgen zurück. Viel Glück bei der Suche nach Wolf.“ „ Na sowas,“ liest Mona den Zettel nochmal, „ seither hat sein Chef die Präsentationen im Ausland immer selber gemacht.“ Ein
bohrendes Gefühl, dass da was Großes faul ist, breitet sich in ihr aus. „ Schatz, ich fürchte, das ist gewaltig was faul,“ setzt Mona sich an den Küchentisch, starrt auf den Zettel. „ Warum macht Paps das?“ nimmt Julie ihre Mam in die Arme, „ warum belügt er uns?“ „ Ich weiß es nicht,“ schmiegt Mona sich in Julie´s Arme. Am Abend klingelt das Telefon. Julie ist nach dem zweiten Klingeln dran, erwartet anfürsich, dass ihr Paps anruft, weil ihm was eingefallen ist, was mit Wolf sein könnte. Es meldet sich aber ein Mann mit einer tiefen kräftigen Stimme. „ Hier ist Dieter
Feuermann... der Stimme nach bist du Julie, die Tochter von Ed... ist er da? Ich muss ihn dringend sprechen.“ „ Nein, da muss ich sie enttäuschen, er ist bis übermorgen in London, muss eine Präsentation machen,“ informiert Julie den Mann, der sich als Dieter Feuermann vorgestellt hat. „ Das ist aber merkwürdig,“ stutzt er kurz, „ heute Mittag war er noch stinke sauer, weil sein Chef die Präsi selber machen will, obwohl Ed alles komplett zusammengestellt hat.“ „ Dann ist er gar nicht in London?“ fragt Julie spontan. „ Woher denn,“ lacht Herr Feuermann, „ er ist überall,
nur nicht in London.“ „ Wie kann ich ihnen dann weiter helfen?“ „ Ich weiss nicht, ob ich darüber reden kann, aber ich denke, die Familie weiß Bescheid,“ beginnt Herr Feuermann zu erklären, „ ich hab diesen Hund von deinem Vater gekauft, ein Schäfer Dogge Mix...“ Als Julie das hört, wird es ihr schwindlig. Ein heißer Stich fährt ihr in die Brust. Sie hat große Mühe, nicht ohnmächtig zu werden. Was Herr Feuermann noch erzählt, hört sie nicht mehr. Sie ist zu geschockt, dass sich der Verdacht, ihr Paps hat was mit Wolf´s Verschwinden zu tun, bestätigt. Mona hat Julie gehört, kommt ins Wohnzimmer, um zu fragen, wer dran ist. „ Ist Paps dran Schatz?“
An Julie´s bleichem Gesicht sieht sie sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Aber Julie ist nicht fähig, was zu sagen. So nimmt Mona ihr den Hörer aus der Hand. „ Mona Pape, mit wem spreche ich bitte?“ fragt sie in festem Ton „Ich bin Dieter Feuermann, guten Abend. Spreche ich mit Frau Schleyer, der Frau von Ed?“ „ Ja, ich heiße Pappe, hab meinen Mädchennamen behalten.“ „ Ich fürchte, ich hab die junge Lady ein bisschen durcheinander gebracht. Sie antwortet mir nicht mehr.“ „ Ja, da liegen sie richtig. Sie ist käsebleich, nicht mehr fähig, was zu sagen.“ „ Oh,
das war aber nicht meine Absicht. Ich dachte, sie wissen über den Hund Bescheid, den Ed mir verkauft hat.“ „ Hab ich,s mir doch gedacht,“ fasst Mona sich an den Mund, „ sie haben unseren Wolf gekauft?“ „ Ja, ich hab Ed fünf Riesen dafür bezahlt... und...“ „ Aber warum das denn? Unterbricht Mona, „ Wolf ist doch nichts Besonderes, was versprechen sie sich von ihm?“ „ Viele viele Hundebabys. Ist ein Dogge Schäfer Mix, gross, hat Kraft für drei und ich dachte, er wird für viele Hundebabys sorgen. Ed hat in den höchsten Tönen von ihm geschwärmt, mir erklärt, sie und ihre
Tochter sind mit dem Verkauf einverstanden, wenn sie einen Welpen vom ersten Wurf bekommen, den er zeugt.“ „ So ein Quatsch, Julie würde Wolf nicht für eine Million hergeben. Sie hat ihn von ihrem Grossvater geschenkt bekommen. Er gehört zur Familie. Ich möchte sie bitten, bringen sie ihn wieder zurück.“ „ Das mach ich sehr gern. Der Kerl geht nicht mal an die heissesten Hundebräute, die ich ihm serviert hab. Ausserdem lässt er mich nicht in seine Nähe und ich hab keine Lust, als Zwischendurch Häppchen zu enden. Wenn sie mir mein Geld wiedergeben, können sie ihn
haben.“ „ Oh soviel hab ich nicht,“ sieht Mona Julie enttäuscht an, „ können sie keine Ausnahme machen, Wolf zurück bringen und ich zahle ihnen die fünf Riesen in Raten.“ „ Wäre normal kein Problem, aber ich renoviere grade meine Anlage, brauch das Geld gleich.“ „ Ich könnte zweitausend anzahlen,“ versucht Mona es noch mal. „ Nein, tut mir leid, es geht nicht.“ „ Aber wenn sie Wolf behalten, haben sie gar nichts,“ meldet Julie sich zu Wort. „ Doch, ich kann pro Deckaktion fünfhundert verlangen und das krieg ich auch bei
solch einem super Rüden.“ „ Das wird Wolf nicht tun. Sie haben ihn eingesperrt. Er wird sie zerreissen, wenn sie in seine Nähe kommen.“ „ Stimmt, das hab ich schon gemerkt, werd ihm aber keine Gelegenheit geben, es zu tun. Sollte ers doch versuchen, weiss ich mich zu wehren.“ Bevor Julie noch mal was sagen kann, schaltet Mona sich ein. „ Wie wärs, wenn Julie zu ihnen kommt? Dann wird Wolf für sehr viele Hundebabys sorgen. So viele, dass sie ihm nicht genug heisse Hundebräute besorgen
können.“ „ Ich wohne im Hunsrück. Wenn sie kommen wollen, gern. Wenn ich mein Geld mit Hundebabys wieder rein hole, können sie Wolf wieder haben.“ „ Gut,“ stimmt Mona zu, „ wir werden überlegen, wie wirs auf die Reihe bekommen. Geben sie mir bitte ihre Nummer. Ich melde mich wieder.“ Nachdem sie die Telefonnummer von Herrn Feuermann notiert hat, legt Mona auf, nimmt Julie in die Arme. „ Wir kriegen Wolf wieder, schneller als du denkst.“ „ Wie machen wir das?“ fragt Julie
enttäuscht und niedergeschlagen, „ der Mann wohnt im Hunsrück. Das ist viel zu weit weg und bis Wolf so viele Babys gezeugt hat, dass der Mann sein Geld wieder reingeholt hat, vergeht sehr viel Zeit.“ Ohne was zu erklären, nimmt Mona das Telefon, ruft ihren Vater an. „ Papa, hast du kurz Zeit? Ich müsste was Wichtiges mit dir besprechen.“ Opa Rick hört an Mona´s Stimme, wie wichtig ihr es ist, mit ihm zu reden. „ Bin gleich bei dir.“ Eine halbe Stunde später haben die Drei einen Plan gefasst, wie sie Wolf zurück, Ed dran kriegen.
Rick hat genug Geld gespart, um das Haus für Mona von der Bank zu kaufen, die es an Ed vermietet hat. Die fünftausend für Wolf überweist er online an Herrn Feuermann, überzeugt ihn, dass er Wolf schon am nächsten Tag zurück bringt. „ Jetzt wäre es noch interessant zu wissen, wo Ed sich rumtreibt,“ grübelt Mona. Sie hat den Verdacht, dass er mit dem Geld von Herrn Feuermann in ein Spielcasino gefahren ist, er trotz seinem festen Versprechen, nicht mehr zu spielen, weiter macht. Sagt aber noch
nichts, bevor sie sich nicht völlig sicher ist. „ Wie wärs, wenn wir Essen gehen?“ fragt sie in die Runde, „ ich hab Apetit auf einen Zander.“ „ Ich bin dabei,“ stimmt Julie zu. Opa Rick liebt auch Fisch. „ Ich hab schon lang keinen Zander mehr gegessen.“ „ Hmmm, ich liebe Zander,“ reibt Julie sich den Bauch, als sie kurz drauf im Bären sitzen, einen Zander mit duftenden Petersilienkartoffeln und Salat vor sich. „ So gut wie heute Abend, hat es mir noch nie geschmeckt.“ Wie versprochen bringt Herr Feuermann Wolf am nächsten
Tag zurück. Er fährt einen Transporter mit einem grossen Käfig, in dem noch zwei weitere Hunde liegen. „ Können sie mir helfen, die zwei Damen von ihrem Hund los zu bringen? Ich krieg sie nicht von ihm weg.“ Julie muss herzlich lachen, als sie sieht, wie die Hundedamen sich an Wolf kuscheln, nicht dran denken, von ihm weg zu gehen. „ Seit du gestern durchs Telefon mit ihm geredet hast, ist er wie umgedreht, hat sich die ganze Nacht über einen Hund nach dem andern vorgenommen und die Beiden krieg ich nicht mehr von ihm weg.“ „ Ich fürchte, da kann ich
auch nichts machen,“ streichelt Julie Wolf, krault ihn an der Brust, „ kommen sie doch in ein paar Tagen wieder, wenn die heisse Phase vorbei ist. Dann haben sie zwei weitere Hundedamen, von denen sie in Kürze Babys bekommen.“ „ Daran hab ich gar nicht gedacht,“ kratzt Herr Feuermann sich am Kinn, „ ja gut, einverstanden. Ist zwar nicht so ganz passend, aber ich denke, das gibt eine gute Mischung.“ Mona´s Einladung, noch was zu Essen, bevor er weiter fährt, lehnt Herr Feuermann auch ab. „ Ich will heute noch nach Wasserburg, ein altes Motorrad ansehen. Sonst recht gern. Wir
sehen uns, wenn die beiden Ladys ihre Welpen haben.“ Ed meldet sich am Abend, um mitzuteilen, dass er von London aus nach Zürich muss, um an einer Vorstandsitzung teil zu nehmen, wollte zwei Tage später zurück sein. Mona weigert sich, mit ihm zu sprechen, weil sie auf der Bank erfahren hat, dass er sie belügt. Ein paar Tage vor seinem angeblichen Abflug nach London hat er sein Sparkonto abgeräumt, wollte auch an das von Julie. Weil er dazu auch ihre Unterschrift braucht, hat ers dann sein lassen. Als er wie angekündigt, zwei Tage später nach Hause kommt, stellt sie
ihn vor vollendete Tatsachen. „ Hei hallo Mädels, bin wieder da,“ kommt er gut gelaunt ins Wohnzimmer, „ habt ihr was von Wolf erfahren, ist er wieder da?“ „ Nein, leider nicht,“ weist Mona ihn brüsk ab, als er sie küssen will. „ Na, dann lass uns das ganze Hundezeug weg werfen oder verschenken. Wenn Wolf nach einer Woche nicht zurück ist, kommt er sicher nicht mehr.“ „ Warum bist du dir da so sicher?“ fragt Mona ihn mit einem Glitzern in den Augen, das ihn aufhorchen lässt. „ Na ja, wie gesagt, wenn er nach einer Woche nicht zurück gekommen ist, wird er nicht mehr
auftauchen.“ „ Doch, er wird wieder auftauchen... und zwar jetzt“ kommt Julie ins Zimmer, macht die Tür weit auf, um Wolf mit seinen beiden Freundinnen rein zu lassen. „ Na dann ist ja alles in bester Ordnung,“ lacht Ed verlegen, „ gibt’s was zu Essen?“ „ Nein, nichts ist in Ordnung,“ sieht Mona Ed immer noch mit ihrem durchbohrenden Blick an, „ ich hab für dich ein Zimmer im Royal gebucht. Da kannst du deinem Spieltrieb nachkommen, bis es dir schwindlig wird. Mein Vater hat das Haus von der Bank gekauft, mir und Julie überschrieben.
Ich will dich hier nicht mehr sehen. Deine Koffer sind gepackt, stehen in der Garage.“ „ Aber Mona, was soll das... was hat das zu bedeuten?“ stottert Ed, lässt seine Hände hilflos runter hängen, „ ich...“ „ Du musst mir nichts erklären oder versuchen, dich raus zu reden. Herr Feuermann hat uns über den Deal mit Wolf informiert, den du mit ihm mit unserem angeblichen Einverständnis gemacht hast. Mein Vater hat ihm die fünftausend zurück gegeben, erwartet von dir, dass du sie ihm bis zum Jahresende auch wiedergibst. Sonst gibt es nichts mehr zu reden. Ich lass mich nie mehr von dir
belügen.“
PamolaGrey Danke für dein Kommentar, freut mich wenn dir die Geschichte gefallen hat. Da macht das schreiben natürlich noch mehr spaß...Gruss Pam |