Fantasy & Horror
Erik - Die Unsterblichen - Kapitel 40

0
"Erik - Die Unsterblichen - Kapitel 40"
Veröffentlicht am 04. Januar 2017, 48 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: katalinks - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Erik - Die Unsterblichen - Kapitel 40

Erik - Die Unsterblichen - Kapitel 40

Klapptext

Das Kaiserreich Cantons im Jahr 735 der Herrschaft des Hauses Ordeal : Das einst stabile und prosperierende Reich wird von Zwietracht zerrissen. Kaiser Caius Ordeal hat seine eigenen Erben hinschlachten lassen und das Land so in einen blutigen Bürgerkrieg gestürzt. Machthungrige Adelige und Fürsten lauern nur darauf, dass der alte Monarch stirbt und der Kampf um den Thron beginnen kann. Währenddessen durchwandern Kriegstruppen der Ordeal-Dynastie das Land um die schwindende

Ordnung aufrecht zu erhalten und jeden Befehl Herrn auszuführen. Städte und Provinzen brennen im Feuer von Rebellion und Vergeltung. Vara steht als eine der letzten Bastionen inmitten der Zerstörung, ein Ort des Lernens und Denkens, der mit seinen Universitäten noch an die besseren Zeiten des Imperiums erinnert. Obwohl Erik Flemming sich als brillanter Heiler erwies, stießen seine zuweilen sehr unkonventionellen Methoden bei den Gelehrten der Stadt nur auf Ablehnung. Als dann auch noch Gerüchte die Runde machen, das er sein Wissen den Körpern der Toten entrissen habe, wird er schließlich von der Universität Varas

verstoßen. Ohne Zukunft und ohne jede Hoffnung je offiziell den Titel eines Arztes zu tragen, ist der so brillante wie exzentrische junge Mann scheinbar in der Stadt gestrandet. Doch als eine Fremde auftaucht, überschlagen sich die Ereignisse. Vara versinkt im Zorn eines wahnsinnigen Kaisers und Erik findet sich bald auf der Flucht wieder, gejagt von den Männern der Ordeal und begleitet von einer Frau, die mehr als nur ein Geheimnis mit sich trägt. Geheimnisse, die das weitere Schicksal der Welt und auch Eriks Zukunft bestimmen werden. Gefangen als Spielfigur in einem Spiel der Unsterblichen, verstrickt er sich

immer tiefer in einem Netz aus Geheimnissen und Lügen, die ihn schließlich zur einzigen Hoffnung für das gebeutelte Land führen. Dem letzten noch lebenden Erben des verrückt gewordenen Kaisers. Doch langsam beginnt er zu verstehen, dass hinter Caius Wahnsinn mehr liegt als je jemand vermutet hätte… Bildquelle : Pixabay.com/ werner22brigitte CC0 Public Domain

Kapitel 40


Der Thronsaal war eine gewaltige, von Kristallen erhellte Halle mitten im Herzen der fliegenden Stadt. Reihen aus Säulen, groß wie Bäume, stützen die Decken, auf denen ein lange vergessener Künstler ein täuschend echtes Abbild des Abendhimmels erschaffen hatte. Brodelnde Wolken, die vom Licht der untergehenden Sonne in goldenes und rotes Licht getaucht wurden, schienen sich über den Köpfen der Besucher zu türmen. Einzelne Lücken gewährten einen Blick auf den samtblauen Himmel und die ersten, schwach schimmernden

Sterne, gefertigt aus glasklaren Diamanten. Auch wenn es keine Fenster gab, die Darstellung konnte einen fast überzeugen, sich unter freiem Himmel zu befinden. Genug jedenfalls, damit Erik einen Augenblick schwindlig wurde, als r nach oben sah. Macon jedoch hielt nicht inne, um den Anblick zu bewundern, genau so wenig, wie seine übrigen Begleiter. Das halbe Dutzend Wachen in der Halle wirbelte sofort herum, als sich die Türen öffneten, doch auch die Garde des jungen Kaisers war vorbereitet. Innerhalb von wenigen Herzschlägen hallte das Klirren von Stahl durch den

Thronsaal, Schwerter blitzten im Licht der Kristalle, goldene und schwarze Mäntel verhedderten sich und Erik und Cyrus waren bald gezwungen, zurückzuweichen um den Kämpfen aus dem Weg zu gehen. Die einzigen Gestalten, die ganz ruhig blieben waren Mhari, Macon selbst… und die einsame Gestalt auf dem Sitz im Zentrum der Halle. Der Bernsteinthron Cantons war vollständig aus halbdurchsichtigem, honigfarbenem Stein gefertigt. Das Marmorpodest darum sorgte dafür, dass der Mann darauf den gesamten Saal mühelos überblicken konnte. Eine Aussparung in der Rückenlehne genau in Kopfhöhe

erzeugte den Eindruck eines Heiligenscheins. Der schwach glühende Kristall, der an scheinbar nichts darin schwebte, verstärkte diesen Eindruck nur noch. Und doch blieb das Gesicht des Herrschers im Dunkeln. Macon schien wie in Trance, als er langsam auf den Thron zutrat. Den Kämpfen um ihn herum schenkte er grade genug Beachtung um ihnen auszuweichen, während seine Männer die Leibgarde des Kaisers zurückdrängten. Caius Ordeal hob langsam den Kopf, so als würde er seinen Sohn erst jetzt wahrnehmen. ,,Macon…“ Der Kaiser erhob sich schwerfällig, als Macon am Fuß des

Throns zum Stehen kam. Die Hand des Prinzen ruhte auf dem Schwertgriff. Erik beobachtete angespannt, wie der alte Mann die Stufen herab kam. War das Corvus ? , fragte er sich. Irgendwie wollte er es nicht glauben. Caius Stimme klang brüchig, alt. Seine Haare waren vollständig ergraut und seine Augen… nur trübe, blassblaue Punkte, die müde umherblickten. Caius Ordeal wirkte nur… alt. Aber nicht wahnsinnig, nicht bösartig, als er mit ausgebreiteten Armen auf seinen Sohn zutrat. ,, Ich wusste du würdest herkommen. Irgendwann. Das war unausweichlich. “ Erik wusste nicht sicher was, aber etwas an den Worten des Kaisers jagte ihm

einen Schauer über den Rücken. Und irgendwo in seinem Geist schien plötzlich eine Alarmglocke zu schrillen. Der Ton des Herrschers hatte sich mit einem Mal gewandelt, klang nicht mehr schwach und brüchig, sondern Überlegen, auf eine fast freundliche Art und Weise. ,, Und jetzt bist du heim gekehrt. Mutig Sohn. Sehr mutig.“ Ein dünnes Lächeln teilte Caius Lippen, während er die Arme um Macon legte, der nach wie vor still und unbewegt da stand. ,, Ihr seid nicht mein Vater.“ Macons Worte klangen kalt, vollkommen beherrscht. Erik sah das Aufblitzen von Metall, als der Kaiser einen Dolch aus

den Falten seines Ornats schnellen ließ. Aber nicht schnell genug für den jungen Prinzen. Macon fing die Hand seines Vaters ab, bevor ihn die Klinge treffen konnte. ,, Und eure Herrschaft endet hier. Dieser Alptraum endet hier.“ Mit einem Ruck hatte Macon seinem Gegner den Arm verdreht, während er mit der anderen Hand das Schwert zog . Das Messer landete klirrend auf dem Boden, im gleichen Moment, wo sich die Runenklinge in den Laib des alten Kaisers bohrte. Caius zuckte zusammen, starrte ungläubig auf das Schwert in seiner Brust. Blut lief an der Schneide entlang, tropfte auf den Boden… oder hätte es getan, währen die Blutstopfen

nicht verpufft, ehe sie den Marmor berührten. Mit einem Mal war es totenstill im Saal. Prätorianer und Gardisten gleichermaßen hielten inne, blickten zu den beiden Männern vor den Stufen des Throns. Macon zog die Klinge zurück und stieß den Körper seines Vaters von sich. Der Kaiser stürzte mit ausgebreiteten Armen Rückwärts. Immer noch sickerte Blut aus der Wunde in seiner Brust nur um zu Staub zu werden, sobald es mit der Luft in Berührung kam. Und als Caius Körper schließlich auf dem Boden aufschlug gab es keinen Laut, außer vielleicht das leise Rieseln von Asche. Der Leib des Kaisers zerfiel innerhalb eines Herzschlages zu

nicht mehr, verteilte sich über den Boden und wurde verweht, bis nur ein dünner Staubschleier von ihm blieb. Der erste Prätorianer ließ die Waffe fallen und brach damit die gespenstische Stille. Die anderen folgten, einer nach dem anderen, sanken auf die nie vor Macon, der langsam die Klinge zurück in die Scheide schob. Der Kaiser ist Tod. Es lebe der Kaiser, dachte Erik. Immerhin waren die Prätorianer pragmatisch genug dafür. Jared trat wie Selbstverständlich an Macons Seite, während Mhari halb hinter einer Säule geduckt stehen blieb. Erik musste wieder an ihre Worte denken. Das sich in ein paar Jahren niemand mehr an ihrem Part

in dieser Geschichte erinnern würde. Vielleicht an Corvus. Aber nicht an sie. ,, Ist es vorbei ?“ Macon sah sich in der Halle um, bis sein Blick an Mhari hängen blieb. Die ganze Anspannung der letzten Stunden schien mit einem Mal von ihm abzufallen, als er auf die Stufen vor dem Thron zurück sank. ,, Endlich. Ja.“ Die Stimme, die ihm antwortete, gehörte jedoch weder der Gejarn noch Jared noch sonst jemanden im Raum. Einen Augenblick schien es Erik so, als würde sie von überall gleichzeitig kommen. Sie war in seinem Kopf und außerhalb, schien die Luft zum Schwingen zu bringen wie ein Windstoß und wirbelte die Asche des Kaisers auf.

Ohne ihn zu sehen, wusste er, wer grade Gesprochen hatte. Mit einem Mal war ihm eiskalt. Er ging auf Mhari zu, wollte etwas sagen, sie warnen vielleicht. Bevor er jedoch mehr als einen Schritt machen konnte, ging die Welt in Licht unter. Licht, das sich genauso Kalt anfühlte, wie die böse Vorahnung die ihn zuvor beschlichen hatte, Licht, das durch den Raum fegte wie ein Sturm nur um sich in seinem Zentrum zu verdichten. Er konnte einen Moment nicht mehr atmen, als selbst die Luft im Raum ihrem Sog zu folgen schien. Seine Lungen selbst wurden leergefegt, Eiskristalle blühten auf den Kristalllampen im Saal auf,

dämpften deren Licht als hätte sich der künstliche Himmel über ihnen plötzlich verdunkelt. Und in diesem einen Augenblick verstand er schließlich. Verstand, was Mhari so fürchtete… die volle, unverhüllte Macht eines Unsterblichen. Allein ihre bloße Anwesenheit war wie ein Gewicht, das ihn an Ort und Stelle erstarren lassen wollte, unsichtbare Fesseln, die auch die anderen mühelos in ihren Bann schlugen. Außer Mhari. Mhai, die plötzlich neben ihm im Sturm auftauchte und ihm eine Hand auf die Schulter legte, ihn irgendwie davor schützt, vollkommen zu erstarren. ,, Du weißt was du zu tun hast.“ ,

flüsterte sie, küsste ihn ungestüm , bevor sie ihn mit einem Stoß hinter eine der Säulen im Thronsaal schubste. Erik landete unsanft auf dem Boden, während er zusah, wie sich das Licht verdichtete und Gestalt annahm. Macon schaffte es irgendwie noch einen stolpernden Schritt darauf zu zu machen, bevor er wie angewurzelt stehen blieb und das Gesicht mit den Händen abschirmte. Nicht so jedoch Cyrus. Der Wolf hatte es, wie Erik, irgendwie hinter eine der Säulen geschafft, ein Schwert in der Hand. Zu spät wurde Erik klar, was er vorhatte. Nein, dachte er nur, unfähig zu sprechen, weil ihm der Sturm nach wie

vor fast die Luft zum Atmen nahm. Und als hätte das Licht die Absichten des Wolfs im gleichen Moment erahnt, wo er daran dachte, schien es sich plötzlich auf ihn zu fokussieren, schleuderte die Gestalt des Gejarn mit knochenbrechender Gewalt rückwärts, bis er gegen die Wand des Thronsaals prallte. Das Geräusch des Aufpralls hallte dumpf nach, als Cyrus regungslos an der Wand zu Boden schlitterte. Erst dann ließ der Sturm allmählich nach. Das Licht wurde schwächer, dunkler und floss endgültig zu einer erkennbaren Gestalt zusammen. Macon lag regungslos am Boden, genauso wie Cyrus, Jared und Gardisten

und Prätorianer . Nur Mhari hatte sich irgendwie auf den Beinen halten können. Stumm schüttelte sie den Kopf, während die letzten Lichtfunken verloschen und den Neuankömmling im Halbdunkel zurück ließen. Corvus war groß, groß genug um selbst einen Bären zu überragen. Ein Umhang, der ihn in Eriks noch halb blinden Augen wie einen lebendigen Schatten wirken ließ, fiel ihm über die Schultern und es dauerte eine Weile, bis Erik einzelne Elemente davon erkennen konnte. Es waren Federn, dachte er. Allerdings schienen sie zu groß für einen einfachen Raben oder irgendeinen anderen Vogel, den er kannte, war eine

einzige davon doch bereits so lang wie sein Unterarm. Seine Haare waren genau so schwarz wie die Federn, im Gegensatz zu seinen Augen. Wären die Umstände anders gewesen, Erik hätte behauptet, dass etwas Freundliches, Warmes darin lag. Und sie hatten etwas katzenhaftes, dachte er, so wie die ganze Erscheinung des Mannes, schlank, mit Zügen, die fast zu fein für einen Menschen wirkten. ,, Mhari.“ Corvus Stimme klang geradezu tadelnd, als er auf die Gejarn zutrat. Mhari wich instinktiv einen Schritt zurück, bevor sie den Speer auf ihn richtete. ,, Ich bitte dich, hast du wirklich geglaubt mich derart überrumpeln zu können ? Alles was du

erreicht hast ist, mir Macon Ordeal in die Hände zu spielen. Und eine der Tränen hast du mir wieder gebracht.“ Er machte einen weiteren Schritt, kam jedoch nicht weit, bevor Mhari ihm die Speerspitze an die Kehle setzte. ,, Du hast alles in den Wind geschlagen wofür wir stehen, Corvus. Du hast mir selbst gesagt, was unser Andenken ist und du…“ ,, Was für ein Andenken denn , Mhari ? Ist das der Grund aus dem du das alles hier tun willst? Wegen irgendwelcher verstaubten Regeln? Bin ich dir so wenig Wert? Mhari du kennst mich. Ich bin nicht darauf aus irgendjemand zu Schaden. Aber diese Welt muss geordnet

werden. Besser durch uns… als durch jemand anderes… oder etwas. Lass es einfach sein.“ Mhari schluckte. ,, Das kann ich nicht. Vergib mir… Aber du hast mich gelehrt, wie wichtig diese Regeln sind. Und ich fürchte gleichzeitig, dass du dich immer mehr von diesem Mann entfernst. Der Corvus den ich kannte hätte niemals ganze Städte nieder gebrannt… oder habe ich mich so in dir getäuscht?“ ,, Ich versuche lediglich nicht mehr zu leugnen, wie die Dinge nun einmal sind, Mhari. Wir sollten die Menschen führen und uns nicht vor ihnen verstecken. Angst hat unser Tun zu lange bestimmt. Und es wird unser Untergang sein, wenn

wir es zulassen…“ Mhari zögerte. Ihre Hand, welche die Waffe hielt zitterte sichtlich. ,, Du hast selbst gesagt, das sei das einzige, das uns schützt. Das genau das unsere Aufgabe sei, die Welt vor allem vor uns zu schützen…“ ,, Die Wahrheit ist, Mhari, das unsere Erschaffer gänzlich andere Pläne für uns hatten. Wäre es nach ihrem Willen gegangen, wären wir gestorben… um den Untergang aufzuhalten, der sie heimsuchte. Wir weigerten uns. Als es um alles ging um die eine Chance, die das alte Volk noch hatte, da siegte unsere Angst. Es ging nie darum, dass wir unsere eigenen Kräfte fürchten würden.

Wir wollten nur nicht sterben. Das ist alles. Das ist die ganze Wahrheit. Zwölf Leben für eine ganze Welt. Aber wir waren zu Selbstverliebt um zu tun was nötig war. Ich war es. Und mit der Zeit wurde aus der vorgeschützten Lüge eine Obsession und schließlich Gesetz. Die anderen erinnern sich nicht einmal mehr an jene Zeit. Nur ich. Ich weiß um welchen Preis wir unser Leben erkauft haben. Nicht mehr, nie wieder. Und wenn es meinen Untergang durch deine Hand bedeutet, dann sei es so. Vielleicht ist das die Art des Schicksals mir alles zurück zu zahlen. Jetzt, wo ich die Dinge richtig stellen will, wird es mir verwehrt… “

Mhari schüttelte entschieden den Kopf. ,, Du hast immer gesagt, das unsere Aufgabe eine noble wäre. Nicht das die Unsterblichen ihr Leben mit dem eines ganzen Volkes erkauft haben… Dann war alles eine Lüge?“ ,,Natürlich.“ Corvus machte Anstalten ihr den Rücken zuzukehren, doch Mhari folgte seiner Bewegung, den Speer nach wie vor auf seine Kehle gerichtet. Der Unsterbliche gab ein erschöpftes Seufzten von sich. ,, Ich habe dich geliebt. Wie hätte ich dir da die Wahrheit sagen sollen? Das wir nichts anderes sind als ein Haufen von Verrätern die sich über die Leichen ihrer

Brüder zu Göttern aufgeschwungen haben. Und du hättest es auch nie erfahren sollen. Aber welche Wahl bleibt mir wenn nicht erkennen willst, dass ich Recht habe? “ ,,Aber doch nicht so. Corvus… das hier ist Wahnsinn.“ Mhari machte eine Handbewegung, die den ganzen Raum einschloss, die Toten oder Bewusstlosen Körper am Boden. Macon, Jared… Cyrus, der regungslos an der Wand des Thronsaals lehnte. ,,Sieh dich um. Wenn es eine Sache gibt, die du wiederum einsehen musst, dann das wir zu mächtig sind um Herrschen zu dürfen. Das ist doch genau die gleiche Arroganz die uns dazu trieb uns selbst den Vorzug zu

geben!“ Eine Weile standen sich die beiden Unsterblichen nur schweigend gegenüber. Corvus schien von der Klinge direkt an seiner Kehle kaum Notiz zu nehmen und Mhari… Wenn er die Gejarn je unsicher und verzweifelt erlebt hatte, dann in diesem Moment. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, so viel war klar. Aber Erik wusste es. Es war ihr wohl schon hoch anzurechnen, dass sie den Speer nach wie vor festhielt, anstatt die Waffe sinken zu lassen. Sie konnte es nicht. Nicht einmal, wenn es keine andere Wahl gäbe. In diesem einen Moment verstand er, erst wirklich, wieso sie ihn für das hier

brauchte. ,, Die anderen hätte an deiner Stele schon lange aufgegeben, Mhari. Die meisten haben es ja vor Jahrhunderten getan. Nur du nicht… Warum ?“ Corvus Stimme war sanft geworden, während er eine Hand ausstreckte und ihr die Waffe entriss. ,, Ich will nicht, das es so endet, Mhari. Das erlaube ich einfach nicht.“ ,, Es liegt nicht an dir darüber zu bestimmen.“ ,, Ich bestimme nicht… ich bitte dich.“ Langsam streckte er die andere Hand aus. Mhari lies zu, das er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, wich dann doch zurück, aber nicht schnell genug um seinem Griff zu entgehen, als

er ihr Handgelenk packte. Oder besser, Corvus Finger schlossen sich darum, sanft, ohne jeden Druck. Mhari wehrte sich nur halbherzig dagegen, hätte sie gewollt, hätte sie sich seinem Griff wohl mühelos entwenden können… Erik wendete einen Moment den Blick ab. Ja , er wusste, was er zu tun hatte. Nur wie ? Er hatte keine Waffe, mit der er einem Unsterblichen beikommen könnte, die Tränen waren fort, den Speer hatte Corvus. Ihm hingegen blieb nichts mehr. Wieso hatte Mhari ihm nicht die Träne gegeben als sie noch Gelegenheit dazu hatte? Hatte sie sich am Ende doch anders entschieden? Hatte sie es nicht gewagt? So oder so, er war so gut wie

tot. Ewig verbergen konnte er sich nicht… Aber würde Mhari es wirklich dem Zufall und ihrer Lauen überlassen, ob sie Erfolg hatten? Das sah ihr einfach nicht ähnlich. Andererseits verhielt sich die Gejarn dort draußen ohnehin kaum wie die Mhari, die er kannte… ,,Sag mir die Wahrheit, wie wird das hier enden ?“ Sie ließ sich gegen Corvus sinken. ,, Es muss nicht enden. Du musst nur aufhören. Ansonsten wird einer von uns den anderen töten, das weißt du so gut wie ich.“ Corvus nahm ihr Gesicht in beide Hände, küsste sie sanft. ,, Das will ich nicht und das willst du

nicht.“ ,, Es tut mir leid. Es könnte alles sein wie es war, aber nur wenn du mit diesem Irrsinn aufhörst…“ ,, Und das war immer dein Problem. Du konntest nie einfach loslassen…“ Mhari löste sich langsam von ihm und trat einen Schritt zurück. ,, Lebe Wohl.“ Erik war einen Moment versucht, dazwischen zu gehen. War Mhari jetzt vollkommen verrückt geworden? Er würde sie töten… So sehr Corvus beteuern mochte, das nicht zu wollen, Erik brauchte sich nur einen Moment umsehen um zu wissen, das ihn das kaum aufhalten würde. Und er hatte nach wie vor keine Ahnung, was er tun sollte. Es

gab keine Möglichkeit für ihn einzugreifen oder Corvus aufzuhalten, obwohl Mhari sich darauf verließ. Übersah er etwas? Oder war das nur ihre Art mit ihrer Unfähigkeit eine Entscheidung zu treffen, umzugehen und sie alle dabei mit in den Abgrund zu reißen. Oder konnte es sein… Erik wusste nicht woher der Gedanke kam. Aber langsam um ja keine Geräusche zu machen, ließ er eine Hand in die Tasche wandern, die er noch immer trug. Seine Finger tasteten sich vorsichtig an Instrumenten und Fläschchen vorbei bis sie etwas glattes, Steinernes berührten. Als Erik die Spielfigur ins Licht hielt, zitterten seine Hände. Der goldene Stein

im inneren des gesprungenen Marmors schien von innen heraus zu Leuchten. Erik fuhr die scharfkantigen Bruchstellen im Stein mit den Fingern nach. Die Männer des Kaisers, Corvus Männer, waren in Vara gewesen. Sie hatten nach Mhari gesucht. Aber der Patrizier hatte geglaubt das das hier Wertvoll genug wäre um seine Stadt zu retten. Wertvoll genug, das der Kaiser es um jeden Preis würde haben wollen… Mhari hatte acht Tränen in ihren Besitz gebracht. Und die neunte ? Der Gedanke war zu verrückt. Konnte es sein, das sie ihm die Neunte ob nun absichtlich oder nicht überlassen hatte? Dass sie die ganze Zeit gewusst hatte, was er da mit

sich trug? Und wenn sie davon ausgegangen war, das er es auch wusste ? Erik verstand mit einem Mal, verstand, wieso sie so gehandelt hatte, wieso sie ihre Träne behalten hatte. Corvus würde nicht damit rechnen, er würde glauben mit der Sturmschwinge jede Gefahr für sich ausgeschaltet zu haben… ,,Lebe wohl ? Corvus schüttelte den Kopf. Er hatte nur Augen für Mhari, sah nicht, wie Erik hinter seiner Säule hervor und in seinen Rücken trat. ,, Mhari du kannst mich nicht besiegen. Und ich dich nicht gehen lassen.“ ,, Ich dich auch nicht. Aber in einem Punkt irrst du dich. Ich habe dich längst geschlagen. Vergib

mir…“ In diesem einen Moment erkannte Corvus seinen Fehler. Er kam nicht mehr dazu, sich umzudrehen. Die Augen des Unsterblichen wurden weit, erst vor Überraschung, dann vor Entsetzen… und vor Schmerz, als Erik zuschlug und ihm die Statue samt Kristall in den Rücken rammte. Licht quoll aus der Wund hervor wie Blut, Licht, das Erik einhüllte und blendete, so das er die Augen schließen musste. Und trotzdem nahm es immer ncoh an Intensität zu, schien nicht länger nur vor seinen Augenlidern zu existieren, sondern durch sie hindurch zu sickern, während sich glühende Nadeln

in seinen Kopf bohrten und das Strahlen scheinbar jeden Winkel seines Verstands ausleuchtet und sich dort festsetze. Das Gefühl, als wäre sein Kopf in einer Schraubzwinge gefangen war beinahe unerträglich… Nein kein Gefühl… Es waren Bilder, Gedanken, Erinnerungen, ein ewig wechselnder, schneller Strom davon. Ein weiterer Schatten traf ihn, dann ein Bolzen aus Licht und mit jedem kamen neue Sinneseindrücke, ein ganzes Wesen, das nicht seines war und seinen Kopf flutete, mit seinen eigenen Erinnerungen rang. Erik versuchte sich krampfhaft daran festzuhalten was in diesem Sturm noch zu ihm gehörte, seinen Geist zu sammeln so gut es eben

ging, während dieses Etwas über ihn hereinbrach und seine eigene Persönlichkeit zu zerschmettern drohte, wie eine Flutwelle ein Schiff. Als Corvus in sich zusammen sacke, fing Mhari ihn auf. Immer noch flossen Licht und Schatten aus seinen Wunden und griffen nach Erik, der genau so auf die Knie sank. Nur das ihn niemand auffing, während der Sturm drohte seine Seele schlicht zu zerreißen… ,, Ein Wort und ich hätte dir die Welt zu Füßen gelegt.“ Ein dünnes Lächeln teilte Corvus Lippen. Mhari blinzelte eine Träne weg. ,, Du weißt, das ich nie darauf eingegangen wäre…“

,,Nein. Und jetzt… wartet nur noch die Finsternis auf uns. Ich habe gesehen was kommt.“ Corvus Körper zerfiel im gleichen Moment, wo die letzten Lichter um Erik erloschen, löste sich genau wie diese zu Funken auf nur um wenig später endgültig zu nichts zu vergehen. Erik brauchte eine Weile, bis er wieder etwas erkennen konnte. Noch immer tanzten Nachbilder vor seinen Augen und machten ihn halb blind. Das erste jedoch, das er erkennen konnte, war Mhari, die sich besorgt vor ihn gehockt hatte. Nur das er sich keinen Reim darauf machen konnte wieso. Selbst das Denken war anstrengend. Er war doch

noch hier… am Leben. Und gleichzeitig war da so viel mehr. Jeder Gedanke den er hatte, schien von einem Echo begleitet zu werden, von dutzenden Stimmen und Erinnerungen und Schemen, die nicht zu ihm gehörten… und es irgendwie doch taten. Im Augenblick fehlte ihm schlicht die Kraft sich damit auseinander zu setzen. Seine Beine fühlten sich an wie Pudding, als er es irgendwie schaffte aufzustehen. Aber er war noch er… zumindest zum Großteil. Wie Mhari versprochen hatte… Trübes Licht sickerte von den noch immer beschlagenen Kristallleuchtern hinab in die Halle. Staubflocke und Asche tanzten als goldene Funken darin

und es war so ruhig, das Erik meinte, hören zu können, wie die einzelnen Körner auf den Boden auftrafen. Die anderen lagen nach wie vor am Boden. ,, Sie werden bald wieder aufwachen.“ , meinte Mhari, als er sich zu Macon herabbeugte, der ihm am nächsten lag. ,, Bis dahin sind wir allerdings besser lange verschwunden. Unser Teil an dieser Geschichte ist hier zu Ende.“ Erik nickte, während er sich wieder erhob und auf Cyrus zu stolperte. Der Gejarn lag immer noch regungslos gegen die Wand gelehnt. Doch jetzt fielen Erik die dunklen Blutflecken auf, die sich überall unter seiner Kleidung gebildet hatten, genauso wie die seltsam

verdrehte Haltung… Bevor er jedoch mehr als drei Schritte gemacht hatte, ließ ihn Mharis Stimme Innehalten. ,, Er nicht. Es tut mir leid.“ ,, Oh nein, komm mir ja nicht damit.“ Erik sprach, bevor er überhaupt wusste, was er sagen wollte. Beinahe schien es ihm, die Worte stammten nur zum Teil von ihm. Aber er stimmte ihnen auch von vollem Herzen zu, also ließ er es einfach geschehen. ,, Ich habe die Möglichkeit ihm zu helfe, das weiß ich. Und die Macht genau das eben nicht akzeptieren zu müssen.“ Mit diesen Worten drehte er ihr den Rücken zu und ging mit großen Schritten auf den zerschmetterten Körper seines

Freunds zu. ,, Erik !“ Mhari war schneller. Mit einem Satz landete sie vor ihm und breitete die Arme aus. ,, Das darfst du nicht.“ ,, Ich darf es nicht ? Mhari ich habe die Macht dazu und ich werde ihn sicher nicht sterben lassen. Zeig mir nur was ich zu tun habe.“ Sie schüttelte langsam den Kopf. ,, Bitte, dann finde ich es eben selbst heraus.“ Er würde die seltsamen, fremden Erinnerungen durchforsten müssen, die immer noch bei jedem Gedanken in seinem Kopf aufstiegen, aber das wäre das geringste Problem. ,, Nein !“ Erneut war sie schneller,

tauchte mit einem Satz vor ihm auf, doch dieses Mal hielt sie die Sturmschwinge in der Hand. ,, Das ist genau das, was wir nicht tun dürfen. Du kannst nicht einfach mit Leben und Tod herum spielen!“ ,, Und wenn ich sage ich pfeife auf deine Regeln ?“ , rief er. ,,Bitte… Zwing mich nicht dazu. Nicht noch einmal.“ ,, Was hast du erwartet ?“ Nun war es an ihm den Kopf zu schütteln. ,, Du hast selber gesagt ich sei wie er. Hast du etwa geglaubt, das würde sich ändern? Das ich irgendwo Mitleid und Mitgefühl über Bord werfen würde ? Hast du vielleicht gehofft, das sei nicht der Grund aus dem

er sich schließlich hat hinreißen lassen? Dass er nicht von genau dem Getrieben war?“ ,,Nein. „ ,,Nein ?“ Er versuchte sich an ihr vorbei zu drängen, wurde jedoch nur grob von ihr zurück gestoßen. ,, Mhari hast du den Verstand verloren ich werde nicht…“ ,, Dann lässt du mir keine Wahl.“ Mit diesen Worten hob sie eine Hand, richtete sie auf Cyrus… Erik gefror das Blut in den Adern, als Flammen darin aufstiegen und in einer Lanze auf den Körper des Gejarn zu jagten. Er kam nicht einmal dazu, zu schreien, als die Flammen Cyrus einhüllten und was von

ihm geblieben war innerhalb eines Herzschlags zu Asche verbrannten. Einen Augenblick konnte er nur entsetzte zusehen, wie sich die Asche in einem Luftzug verteilte und verlor. ,, Er war schon tot.“ Falls Mhari glaubte, das das etwas änderte, täuschte sie sich. Eriks Hände ballten sich zu Fäusten. Aber da war keine Wut. Nein… hassen konnte er sie nicht. Aber so wenig wie Corvus in der Lage gewesen war etwas hieraus zu lernen, so wenig war Mhari dazu in der Lage gewesen. Er fühlte nur Enttäuschung. Sowohl der Teil von ihm, der Erik war, als auch der andere. Er sagte nichts mehr, trat nur wortlos an ihr und den nach wie vor

bewusstlosen Männern vorbei auf die Tür des Thronsaals zu. ,, Wir sehen uns wieder.“ Mharis letzte Worte klangen wie eine Bitte. ,, Vielleicht eines Tages.“ Damit stieß er die Türen des Thronsaals auf und trat nach draußen. Als das Portal hinter ihm wieder zu fiel, stand Mhari immer noch am gleichen Platz wie zuvor. Schließlich jedoch machte sie sich daran, die verstreut am Boden liegenden zu wecken, während sie eine kleine Spielfigur mit einem gelben Kristall in ihrer Tasche verschwinden ließ.

0

Hörbuch

Über den Autor

EagleWriter
...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich..
Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-)

Oh und mich gibts auch bei MyStorys
http://www.mystorys.de/profil/EagleWriter
Wattpad :
https://www.wattpad.com/user/Eagle_Writer
Bookrix
http://www.bookrix.com/-fp5b8dec42cb535/
Und bei Schreibernetzwerk :
http://www.schreiber-netzwerk.eu/de/Member/2648/EagleWriter/
Und Storyhub
https://storyhub.de/profil/EagleWriter

Leser-Statistik
2

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Terazuma HI Eagle!
Armer, armer Erik. Entäuschung ist viel schlimmer als Hass. Und dass er von Mhari enttäuscht ist, kann ich gut verstehen.
Aber Corvus Geschichte über die Selbstsucht der Unsterblichen ist schon schlimm. Das ist ja dann wirklich gruslig, dass so selbstsüchtige Wesen so große Macht haben. Da kann man nur von Glück reden, dass sie sich so zurückhalten und nur ihrem Vergnügen frönen. Naja, bis auf Erik. Wie er ist kennen wir ja.^^
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter ^^ Wobei man anmerken muss, die Unsterblichen die zu dieser Zeit Leben sind natürlich andere als diejenigen, die mit Corvus gelebt haben und glauben tatsächlich , ihre selbstauferlegte Zurückhaltung sei etwas Gutes und das Richtige.
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
2
0
Senden

150004
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung