Kurzgeschichte
Foulspiel

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"Foulspiel"
Veröffentlicht am 03. Januar 2017, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Foulspiel

Foulspiel

Foulspiel

"16 Eckfahnen...da!" Fein säuberlich trägt Lochmann ein Häkchen auf seiner Checkliste ein. Er ist zufrieden: das Materiallager des Fußballinternats zählt zu den modernsten in Deutschland und muss daher immer tipptopp aufgeräumt sein. Er will sich gerade den Hütchenstapeln zuwenden, da ertönt hinter ihm eine kreissägenartige Stimme, die er leider nur zu gut kennt. "Herr Lochmann! Wann kann mein Sohn denn nun endlich im Internat anfangen? Wieso dauert denn das so lange?" Unwillkürlich zuckt er beim Anblick von Frau Prinner zusammen, sein Puls rast, sein Atem geht rasch und heftig. Nun ist es soweit, das

weiß er. Gedehnt quetscht er hervor: "Frau Prinner, Sie wissen doch, dass das Sichtungsspiel für den letzte noch freien Platz im Internat heute vormittag war..." "Reden Sie keinen Unsinn, kommen Sie zur Sache!" unterbricht sie ihn scharf. "Nun ist es bedauerlicherweise so, dass..." er stockt und greift sich mit schmerzverzerrtem Blick an die Brust. Sein Herz macht ihm in letzter Zeit Probleme, weswegen er seinen Posten als Trainer in letzter Zeit nur sehr passiv ausüben konnte. "Ja, was ist denn? Nun reden Sie schon!" Frau Prinner wird immer ungeduldiger. Lochmann quält sich: "Der Trainerstab hat sich für einen anderen Jungen entschieden. Michael war

im Sichtungsspiel und auch in den vorangegangenen Trainingseinheiten eindeutig der beste Mann auf dem Platz!" Dass Prinners heißgeliebter Paul bei Weitem der Schlechteste war, verschweigt er wohlweislich, aber für Irmgard Prinner, ihres Zeichens Gattin des milliardenschweren Investmentbankers Gerhard Prinner, reicht das Wenige bereits aus. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von weiß zu rot und ihre Arroganz weicht maßlosem Zorn "Was sagen Sie da? Michael war besser? Michael, der Sohn des Trainers? Ihr Sohn! Dass ich nicht lache! SIE haben ihm doch den Platz verschafft! Aber warten Sie, das wird den Direktor

sicherlich interessieren!" Lochmann versucht einen letzten Teil Rückgrat aus sich herauszukratzen: "Was hat denn der Trainer damit zu tun? Der Trainerstab fällt die Entscheidung!" "Nun, weil er sicher auch daran interessiert ist, dass das Internat fortbesteht. Eine kleine Spende seitens unserer Familie würde die Finanzlage hier wohl etwas heben, oder?" Lochmann wankt. Das ist ihre Trumpfkarte. Er zweifelte noch nie daran, dass sie diese früher oder später ausspielen würde, dafür vertraut sie zu sehr auf die Macht des Geldes. Er zweifelt auch nicht daran, dass der Direktor auf ihr "Angebot" eingehen würde, um so etwas abzuschlagen waren

die Finanzen des Internats tatsächlich zu sehr geschwächt. Er selbst würde wohl seinen Job verlieren. Aber andererseits würde dieser Job quasi vom Wohlwollen der Familie Prinner abhängen. Er schnauft schwer, sieht Paul Prinner vor sich: egoistisch, rechthaberisch und eben auch ohne das geringste Fünkchen von Talent. Er sieht seinen eigenen Sohn: freundlich, etwas schüchtern, aber ein exzellenter Fußballer, aus ihm würde noch einmal etwas werden. Nein! Irmgard Prinners Geld darf den guten Ruf des Internats nicht vernichten! Plötzlich findet, irgendwie, der eiserne Aufsteller für die Slalomübungen den Weg in seine Hände. Dumpf schlägt der

leblose Körper auf dem Boden auf. Nach Luft röchelnd steht Lochmann da, der Aufsteller fällt ihm aus der Hand. Seine Brust brennt wie Feuer und Nadelstiche. Er krümmt sich, alles dreht sich um ihn herum, er fällt. Sein Blick bricht.

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