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NICHT durch die Blume - (K)EINE LAUDATIO (Challenge Nr. 15)

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"NICHT durch die Blume - (K)EINE LAUDATIO (Challenge Nr. 15)"
Veröffentlicht am 03. Januar 2017, 12 Seiten
Kategorie Sonstiges
© Umschlag Bildmaterial: vic&dd - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Unter dem Pseudonym MerleSchreiber veröffentliche ich seit dem Jahre 2012 Gedichte und kleine Kurzgeschichten. Neben Alltagsthemen möchte ich auch tabuisierte Lebenswelten so aufbereiten, dass sie das Interesse und den Zugang zu den Herzen der Leser finden.
NICHT durch die Blume - (K)EINE LAUDATIO (Challenge Nr. 15)

NICHT durch die Blume - (K)EINE LAUDATIO (Challenge Nr. 15)

Nicht durch die Blume...



Verehrte Damen und Herren,


Herr Ministerpräsident,

Herr Landrat,

liebe Frau Bürgermeisterin,

es ist mir eine große Ehre, Sie heute hier in meinen kleinen, manche würden vielleicht sagen, popligen Ausstellungsräumen willkommen zu heißen.

Vorneweg, bitte haben Sie keine Sorge,

dass ich nun zu einer langen und ausgefeilten Rede aushole. Sie haben Glück - ich lasse mein Manuskript da wo es ist, in meiner linken Blazertasche. Wie jetzt, was jetzt, werden Sie sich fragen, eine Vernissage-Eröffnung ohne eine Laudatio auf den ausstellenden Künstler? Tun Sie das! Aber bitte nicht hinter vorgehaltener Hand. Sie können gleich eine Abkürzung nehmen und mir diese Frage direkt stellen. Denn ich bin hierauf nicht unvorbereitet. Ich habe mich mit einem Zitat des deutschen Schriftstellers Ludwig Fulda, der von 1862 - 1939 gelebt hat, gerüstet. 


"Verachten ist ein Wohlgefühl und

fördert das Verdauen: So hoch und frei,

so stolz und kühl vom Berg

hinabzuschauen! Sogar der Käfer auf dem Mist blickt wohlgefällig tiefer und nennt, was dort versammelt ist, elendes Ungeziefer."


Ja, liebe Kunstgemeinde, ich weiß, das klingt hart, aber mit diesen paar Zeilen lässt sich zusammenfassen, was ich in den letzten Wochen erlebt habe. Der anfänglichen Freude über diese für mich völlig unerwartete Zusammenarbeit wich schon bald ein latent schwelender Zorn. Einem Zorn, der vor allem auf mich selbst gerichtet war. Weil ich mich nämlich dazu hergab, mich von

Jemandem vor seinen Karren spannen zu lassen. Weil ich dessen Spiel mitgespielt habe. Und weil ich das Gefühl nicht loswerde, dass ich es getan habe, um vielleicht auch ein wenig von dem hellen Schein, der von einer Lichtgestalt wie ihm ja fast zwangsläufig ausgehen muss, abzubekommen. Ich habe das wohl vermittelt: Ich bin Eine, mit mir können Sie das machen. Und er hat das weidlich ausgenutzt, hat mich vor sich hergetrieben - bei der Presse, bei allen Leuten, die an den Vorbereitungen beteiligt waren. Er ließ keine sich ihm bietende Gelegenheit aus, mich und meine Galerie zu diskreditieren, der Künstler, den Sie alle kennen. Und nicht

nur Sie, die ganze Welt schaut ja auf Marius A. Nasehoch und seine Werke, wie er mir schon kurz nach unserem Kennenlernen ins Stammbuch schrieb. 


Nein, Sie schauen sich vergeblich um. Er ist nicht hier, er befriedigt in diesem Moment eine Interviewanfrage eines TV-Senders in Köln. Seine Bilder aber können Sie im Raum 1 und 2 des Erdgeschosses besichtigen. Ich möchte Sie aber nun aufmerksam machen auf ein Projekt, das aus dieser Erfahrung, zugegebenermaßen meinerseits auch aus der Wut gespeist, entstanden ist. Es wird umgesetzt mit den Schülerinnen und Schülern der hier am Ort ansässigen

Kunstakademie und heißt:

"NICHT durch die Blume!"  

Orientiert haben wir uns dabei an einem Zitat des französischen Malers Jean Dubuffet: 

"Im übrigen ist die Malerei als Sprache viel spontaner und direkter als Worte: näher dem Schrei oder dem Tanz. Deshalb ist die Malerei als Mittel, um unsere inneren Stimmen auszudrücken, auch so viel wirksamer als Worte." -


Die ersten - wie ich finde - sehr vielversprechenden Exponate finden Sie in den  Räumen 3 und 4 im Obergeschoss. Sie können sie auch käuflich erwerben, der Erlös geht an Ihre

Stiftung, Herr Landrat!

Auch ich habe mich hinreißen lassen und den Pinsel in die Hand genommen. Nachdem ich unseren Künstler gestern noch einmal zu einer Aussprache gebeten hatte, ließ er mir mitteilen, dass er mit einer derart naiven und unbedarften Person kein Wort mehr wechseln wird.  


                       Voilà,

               Herr Nasehoch,

         dann halt ohne Worte:

                       ====>






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Über den Autor

MerleSchreiber
Unter dem Pseudonym MerleSchreiber veröffentliche ich seit dem Jahre 2012 Gedichte und kleine Kurzgeschichten. Neben Alltagsthemen möchte ich auch tabuisierte Lebenswelten so aufbereiten, dass sie das Interesse und den Zugang zu den Herzen der Leser finden.

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abschuetze ... jupp. Genau so. Wir öffnen die Räume für weitaus engagiertere Künstler, die die Kunst noch ernst nehmen. Herr Nasehoch kann uns mal. Klasse Idee.

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
Wolkenstill Geradeheraus! Genauso, wie das Leben es immer bräuchte!

Super Merle

Liebe Grüße zu Dir
Vor langer Zeit - Antworten
Shehera Herrlich!! Die Rede war kein bisschen langweilig oder langatmig...sie war erfrischend frech und die Idee, eine zweite Ausstellung mit dem erhobenen Zeige...äh...Mittelfinger ist grandios! Das Geld dann ebenfalls zu spenden, besänftigt vielleicht die Gemüter und wäre ich Gast gewesen, hätte ich viel lieber mein Geld für so einen Mittelfinger ausgegeben, als für ein Werk eines Herrn Nasehochs....alleine nur schon aus dem Grunde, die tolle Idee der Galeristin zu unterstützen! Toll! :)

LG Shehera
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, liebe Merle. Großartig hast Du die Aufgabe bewältigt und so richtig die Sau rausgelassen wie ich es gerne vor Wut und Enttäuschung auch getan hätte. Das Publikum und die Presse sind voll auf ihre Kosten gekommen und die Schlagzeile am nächsten Tag auf der Titelseite lautete sicher so ähnlich wie:
"Hat A. Nasehoch zu hoch gepok(p)er(l)t". Solch Eröffnungsrede kann man aber nur halten, wenn man als Galeristin so bekannt und gefragt ist ,dass man über den Dingen steht oder finanziell wenig oder gar nicht angreifbar ist. Ich jedoch habe mich für einen Kompromiss entscheiden müssen.Wer auf Förder- und Sponsorengelder angewiesen ist, beißt nicht die Hand, die füttert (dachte ich damals jedenfalls)
Doch Du hast mit Deiner Antwort auf "Schniefs "Kommentar diese, meine langjährige Arbeitsweise in Frage gestellt und mich sehr nachdenklich gemacht:
Zitat:
Wer darf was? Ein Künstler darf provozieren, abwerten, diskreditieren? Der Galerist muss das Spiel mitspielen, auch wenn es nicht seins ist? Muss einen Künstler in den Himmel heben, dessen Bilder "nur so dahingelutscht" sind? Des Profites wegen? Wenn wir so argumentieren, dann erklären wir uns damit einverstanden, dass es Berufe gibt, die eine Moral haben müssen und andere eben nicht. Von der Krankenschwester erwarten wir eine hohe Moral, der Banker braucht keine zu haben, er darf lügen und betrügen - wie der Galerist?! Des Profites wegen!
Diplomatie oder Klartext? "
Ja, wer darf was? Eigentlich sollte jeder nur das dürfen, was er auch vor sich selbst und den Anderen verantworten kann.Vielleicht habe ich mit meiner Unentschlossenheit und Feigheit ein bisschen dazu beigetragen ,dass dem leider nicht so ist.
Liebe Merle, ich danke Dir sehr, dass Du mir durch Deinen hervorragenden Beitrag zur 15 Challenge nach so vielen Jahren zu dieser Erkenntnis verholfen hast.
PS
Dein Herr Nasehoch kann sich mit meinen "Martin B" die Hand reichen. Ja, es gibt solch Möchtegernkünstler aber die Meisten sind nett,kreativ und voll ihren Exponaten verpflichtet.

Den Stinkefinger solltest Du auf T-shirts drucken lassen, verkaufen und die Einnahmen spenden. Ich bin mit sicher sie finden reißend Absatz. Ich bestelle hiermit schon mal verbindlich 10 Stück für mich und meinen Freundeskreis, die Kornblume

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Gesundheit, Glück und viele kreativer Einfälle wünscht die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Ich hätte nicht gedacht, liebe Kornblume, dass Du meine - sagen wir mal - sehr direkte Umsetzung für Dich so positiv bewerten kannst. Es freut mich ungemein! Ergänzend möchte ich dir noch sagen, dass meine Reaktion auch deshalb so kompromisslos war, weil ich eine ganz ähnliche Erfahrung auch schon gemacht habe. Nicht in Künstlerkreisen, sondern mit einem Professor einer Hochschule, Abt. Soziale Arbeit. Da ging es um ein vom Bayerischen Sozialministerium finanziertes Projekt, bei dem die ehrenamtliche Arbeit "untersucht" werden sollte und Strategien zur "Professionalisierung der ehrenamtlichen Arbeit" entwickelt werden sollten. Tatsache war aber dann, dass der Herr Hochschulprofessor auf Kosten der Ehrenamtlichen, die er sprichwörtlich wie Schnürlhanswursten "springen" ließ, sowohl finanziell als auch profilierungsmäßig, sein Ding durchziehen wollte. Mit Hilfe eines Professorenkollegen mit Charakter ließen wir Ehrenamtlichen das Projekt zur Halbzeit platzen, was uns aber im Endeffekt vom Ministerium NICHT zum Nachteil ausgelegt wurde. Soviel in aller Kürze, liebe Kornblume, das wäre nämlich ein ganzer Roman... ;-)
Vielen Dank und liebe Grüße zu Dir, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume den ich gern in aller Ausführlichkeit lesen würde, Dein Beispiel zeigt noch deutlicher den Egoismus und die Skupellosigkeit von Einzelnen. Ich staune auch immer wieder über die vielen Nebenjobs unserer Politiker oder bekannter Persönlichkeiten die eigentlich einen 30 Stundentag erfordern würden um sich den gestellten Aufgaben mit ganzer Kraft und vollem Einsatz stellen zu können. Wer sich aber auf Kosten von ehrenamtlicher Arbeit profilieren oder bereichern möchte der sollte sich nicht nur schämen, nein, der sollte täglich Deine Worte um die Ohren gehauen bekommen.
Ich freue mich sehr über die große Resonanz zur Thematik und das fleißige Kommentieren und Diskustieren bei dieser Challenge, die Kornblume

Vor langer Zeit - Antworten
baesta Tja, was gesagt werden muss, das muss eben auch mal gesagt werden und das ohne Wenn und Aber. "Gut gebrüllt Löwe." könnte man dazu sagen und gute Widerpart gegeben diesem Schnösel von "Nasehoch". Ich glaube, das bräuchte so mancher der VIP´s.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Nun, es endete dann zwar ein wenig krass, aber: Ich bereue nix. LACH!!
Vielen Dank, liebe Bärbel und schöne Grüße zu Dir, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Liebe Merle,
das war wieder mal eine ganz hervorragende Idee von dir und wurde überaus eindrucksvoll umgesetzt! Der Stinkefinger ist zum Schreien gut und passend!
Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Dass Dir D A S jetzt gefällt, hätte ich echt nicht gedacht, liebe Fleur ;-))) Da ist das Pendel bei mir ausgeschlagen, nachdem ich sehr viele sehr sanfte Worte zum Thema gelesen hatte.
DANKE und liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
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