Fünf vor zwölf
Liebe Gäste,
Sie erwarten jetzt sicher eine lange und langweilige Rede von mir. Nur einige Worte sind angesichts der Tatsache, dass der Künstler meine Galerie im Vorfeld als zu popelig und unangemessen in der Presse breitgetreten hat, zu verlieren.
Ich bin all zu sehr Profi, als dass ich mich dadurch abschrecken ließe. Für seine ständigen Sonderwünsche sollte sich der Meister eigene Leute einstellen. Ich bin im übrigen froh, wenn seine Kunst heute Abend auf schnellem Wege mein Haus wieder verlässt. Unser Künstler wird vom Landrat unterstützt,
völlig uneigennützig und selbstlos, wie ich weiß. Es wird ein Teil des Erlöses zur Förderung von Kunst und Kultur gespendet. Wie war es doch gleich mit der einen und der anderen Hand? Ich denke, es ist Fünf vor Zwölf und ein offenes Wort meinerseits durchaus angebracht. Wir sollten alle darüber nachdenken, welchen Stellenwert Geld
in der heutigen Zeit hat. Die Aussicht auf eine Spende rechtfertigt kaum das Denunzieren in der Presse und das Anbieten der Bilder zu horrenden Preisen. Vielleicht hätte sich der Künstler mit seinen Kunstwerken
mehr Zeit lassen sollen, dann wäre es egal, wo sie hingen, sie wären immer
sehenswert. Wie gesagt, es ist Fünf vor Zwölf in jeder Hinsicht, auch für mich, wenn ich den Blick unseres werten Ministerpräsidenten eben richtig deute.
In dieser schnelllebigen Zeit will ich Ihnen diese nicht stehlen und beschließe meine Ansprache mit dem Vorsatz für die Zukunft: Weniger ist - offen gesagt - mehr.
Danke!
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