EIN DÜNNER RAUCHFADEN STIEG AUF UND ES STANK ERBÄRMLICH
Meistens bin ich pünktlich auf die Minute genau und war noch keinen Tag krank.
Ich fahre sicher und habe bis heute noch keinen Unfall verursacht.
,, Ach ja," mein Name ist Kurt Kuttakata und mein Beruf ist Busfahrer, Schulbusfahrer. Mittlerweile 45 Jahre alt und 1,75cm groß.
,, Verdammt noch mal." Sehe aus wie Mick Jagger und bin immer noch ledig. Allerdings ziehe ich mein rechtes Bein hinterher. Ich lebe in einer zwei
Zimmerwohnung am linken Niederrhein am Rande der Stadt, in einem Vierfamilienhaus, mit Arbeitslosen Tür an Tür.
Verantwortungsbewusst erlebe ich mein Dasein.
,, Verdammt noch mal," öfter diese Wutausbrüche. Die Kinder sind manchmal laut und werfen Getränkedosen aus dem Fenster des fahrenden Schulbus.
,, Das hätte ich mir mal in meiner harten Schulzeit erlauben sollen!" Der Lehrer hätte mir rechts und links eine gefeuert. Manche Kids haben wirklich den Anstand
mit dem Schaumlöffel gefressen. Na ja, es sind nicht alle gleich.
An diesem Hunds Herbsttag 2005, schüttete es wie aus Eimern. Die Himmelsschleuse öffnete sich. Ich musste entsetzt feststellen, dass ich den größten Teil des Vormittags im Schlafanzug vor der geliebten Matschkiste gehockt und Zeichentrickfilme angeschaut hatte. Danach, stieg ich in die Badewanne. Danach lief ich singend in der Wohnung umher.
,, He, schau mal Opa."
Mein Enkel Viktor, gerade einmal fünf
Jahre alt, starrte gebannt auf die Matschkiste.
,, Was denn?" ,, Verdammt noch mal." Da sah ich es auch. Ein dünner Rauchfaden stieg aus dem hinteren Teil des Gerätes.
Ich erinnerte mich noch genau, dass der Film ,, Draculas Speisezettel" lief und Dracula gerade irgendjemand das Blut aussaugte. Plötzlich kein Bild, kein Ton. Stichflammen loderten aus der Wohnzimmerwand.
,, Duck dich!" schrie ich meinen kleinen Enkel an und wir ließen uns beide auf den Boden fallen, nahmen eine Schutzhaltung ein, die mein kleiner
Enkel von dem Mann der Feuerwehr in dem -kinderhort schweißtreibend gelernt hatte. Dann gab es eine Explosion.
,, Verflucht noch mal." Dicker schwarzer Rauch breitete sich jetzt aus. Glassplitter flogen durch die Luft. Ohrenbetäubender Lärm, der beißende Qualm, veranlassten mich, meinen kleinen Enkel und auch die Mitbewohner des Hauses ins freie rennen zu lassen. Die Glassplitter unter ihren Schuhen knirschten, als sie auf uns zuliefen."
,, Das ist hier keine Autobombe!" ,, Das war das Leben aus der zweiten Hand." ,, Die verdammte Matschkiste."
Zwei Feuerwehrwagen mit laut
heulenden Sirenen bogen um die Ecke. Sechs Feuerwehrleute trauten ihren Augen nicht. Erwachsene und Kinder strömten aus den nahegelegenen Häusern, versammelten sich in kleinen Gruppen und gafften uns Blödsinnig an. Es stank. Die Flammen hatten die Augenbrauen angesenkt und das Gesicht meines kleinen Enkels waren vollkommen verrußt.
,, Was nun?"
Noch nach Tagen und Wochen habe ich geträumt, dass mein kleiner Enkel in meiner Wohnung mich ansieht und die Worte stammelte.
,, Es ist alles vorbei, alles vorbei, alles
vorbei.
Ob Sie es glauben oder nicht, rolle ich mit Freude, Witz und Gesang immer noch den Schulbus. Verantwortung ist mir nicht fremd geworden und es stinkt auch nicht mehr.