daxana Unterhaltsam, da ein populäres Thema, das bis heute umstritten ist. Bewundernswert finde ich Ihren Mut, da ich zugeben muss, dass selbst für mich das Thema ein Wagnis wäre, obwohl ich Rasputins Muttersprache auf höchstem Niveau beherrsche, die Mentalität sowie Gegebenheiten seines Heimatlandes fast ein Viertel Jahrhundert gelebt und dementsprechend auch einiges an Material vor Ort gelesen und gesehen habe. Es ist für mich so, wie wenn ich anfangen würde, historisch und literarisch an eine umstrittene deutsche Persönlichkeit heranzugehen, ohne etwas in ihrer Muttersprache lesen oder anschauen zu können oder die Mentalität und die Landesgegebenheiten ihres Landes bzw. Heimatlandes zu kennen. Trotzdem liebe ich den Spruch "Hab keine Scheu, etwas anzufangen. Denk dran, die Titanic wurde von Profis, die Arche von einem Laien gebaut" :) Hier als Ergänzung zu Ihrem Thema ein paar von interessanten widersprüchlichen Fakten über Rasputin, die es in der deutschsprachigen Wikipedia noch nicht wiklich gibt: 1. P. Gilliard, Französischlehrer der Zarenkinder von 1904 bis 1917, erinnert sich an das einzige Treffen mit Rasputin, als derselbe bei der Zarenfamilie zu Besuch war, und beschreibt ihn als "groß, mit einem erschöpften Gesichtsausdruck, einem langen Bart und einem scharfen Blick aus den grau-blauen Augen". Wenn Rasputin so oft bei der Zarenfamilie am Hof war, müssten sie sich nicht in den Jahren ein paar Mal mehr gesehen haben? 2. In der Eremitage in St. Petersburg hängt ein Portrait des Rasputin, gemalt von einer zeitgenössischen Malerin E.N. Klokacheva, auf dem Rasputin helle grau-blaue Augen und mittelblonde Haare hat (hoffe, der Link funktioniert): https://muzei-mira.com/kartini_russkih_hudojnikov/507-portret-g-e-rasputina-elena-nikandrovna-klokacheva.html Von Frauen jedoch, mit denen er sich in angeblich 1914 angemieteter Wohnung getroffen haben soll, wird er als Mann mit schwarzen Augen und pechschwarzen Haaren beschrieben (bspw. T. L. Grigorova-Rudykovskaja). 3. Der geistliche Mentor der Zarenfamilie Alexandr P. Wassiljev beschreibt Rasputin als "recht gottesfürchtigen, gläubigen Menschen, harmlos, ja sogar nützlich für die Zarenfamilie.. Er spricht mit ihnen über Gott und den Glauben". Würde sich ein gläubiger gottesfürchtiger Mann denn öffentlich als Erotomane präsentieren?.. LG daxana |
welpenweste Vielen Dank für die weiteren Details und natürlich für das Lesen. Die Mordnacht, jedenfalls so wie Jussupow es schilderte, musste sich anders abgespielt haben. Das hat mich zu diesem Büchlein inspiriert. Gottesfürchtigkeit schließt nun wieder sexuelle Aktivität nicht aus. Andererseits könnte man eine Propaganda-Hetzjagd vermuten. diese Dinge habe ich hier nur kurz angeschnitten. Mir ging es eher darum, dass sich fast ein ganzes Jahrhundert eine falsche Annahme um einen Mord zementiert hat, der sich bestimmt so nicht hat abspielen können. Dein Besuch bei einem meiner Bücher freut mich sehr! Günteranders |
daxana Herzlichen Dank für die anerkennende Antwort, immer wieder gern. Meine Meinung zu Gottesfürchtigkeit: sie schließt den Sex nicht aus, gibt ihm aber einen festen Rahmen (die Ehe). Rasputin war also gläubig, verheiratet und hatte drei Kinder. Warum, logisch gesehen, hätte er das machen sollen?.. Mit deiner Annahme zur Propaganda-Hetzjagd liegst du nicht ganz falsch, damit ist nicht nur die gottfremde sowjetische Propaganda gemeint, sondern politische Hetzjagd in einem viel größeren Format, was wohl mit seinem vorausschauenden politischen Denken zu tun hatte: 1912 z.B. überredete Rasputin den Zaren, sich nicht in Balkankrieg einzumischen, was den Anfang des ersten Weltkriegs um zwei Jahre verschoben hat; 1915 sah er wohl die Februarrevolution voraus und forderte bessere Versorgung der Hauptstadt mit Brot; 1916 plädierte er entschlossen dafür, dass Russland aus dem Krieg aussteigt, Frieden mit Deutschland schließt und auf Teile von Polen und Baltikum verzichtet, sowie gegen den Allianz Russland- Großbritanien…(wie Recht er hatte). Russischer Historiker, Historiograph u. Dr. der Geschichtswissenschaften A.N. Bochanov hat in seinen Büchern interessante Ergebnisse seiner historischer Nachforschungen beschrieben, bin mir aber nicht sicher, ob es seine Bücher auf Deutsch zu lesen gibt. Auf jeden Fall nochmal danke für das interessante Thema! |
Willie Ganz so geschniegelt, wie auf dem von dir herausgesuchten Bild, wird er nicht unbedingt ausgesehen haben. Ich habe einiges über Rasputin gelesen und ganz Schlimmes in dem Buch; Zwischen Zarenadler und roter Fahne. Viel Sensationsmache und allerlei andere dumme Geschichten. Wer ihn letztlich zu Tode brachte ist für mich weniger interessant, aber dass Rasputin gegen den sinnlosen Krieg agitierte- macht ihn mir sympathisch. LG W. |
welpenweste Ich bin auch der Überzeugung, dass er wüster ausgedehen haben muss. Aber sind wir doch ehrlich: Bei einem Portraitfoto, angefertigt von einem Fotografen, da kommen wir ja auch nicht wie Lui daher. Danke für den Kommentar! Günter |
welpenweste So isses! Danke! Günter |
welpenweste Danke schön! Günter |
pekaberlin Es gab eine Februar- und eine Oktoberrevolution in Russland, beide 1917. Die Novemberrevolution fand 1918 in Deutschland statt. |