Eine Textzeile – ein Song
Achim Reichel brachte mich durch seine Ausführungen in einem Interview auf die Idee.
„Wir kannten damals nicht jeden Text und manchmal haben wir auf Anhieb auch nicht verstanden, um was es im Song ging. Deshalb haben wir einen Rocker aus England gefragt, wie der Text zu übersetzen wäre und er meinte – Jung's, das ist doch völlig egal was ihr singt, Hauptsache das Feeling stimmt!....“
Und da war sie wieder! Meine
Erinnerung an den Sommer 1969. Es war im Jugendclub und es war zum Tanztee. Im Tanzsaal probte eine Band (das durfte man nur leise sagen, realsozialistisch war es eine Combo oder Gruppe). Sie nannten sich „Spektrum“ und ein Spross der vermögenden Familie Knefeli spielte mit. Sie konnten sich Elektrogitarren und Verstärker leisten.
Ich war im Club fast zu Hause. Immer, wenn jemand am Rasen 44 nach mir fragte, sagte Mutti, dass ich sicher im Jugendclubhaus bin. Wir hatten dort unser Clubzimmer und waren der linientreue Singeclub „Glas 68“.
Damals lief gerade das Jugendobjekt „Wasserleitungstrasse zum Kickelhahn“
und ich hatte mich in Heidrun S. verliebt. Ihr Vater war ein hohes Tier bei der Nationalen Volksarmee.
An diesem Sonntag hatte ich die Gelegenheit, der kleinen Heidrun zu imponieren. Die Band probte, man machte einen Sound – Check, und wir standen dabei. Ich deutete an, dass ich den Riff und die Akkordfolge nebst Textteil von „Child on the moon“ beherrsche. Es wurde sofort geprobt. Der Einstieg war ohnehin laut und psychedelisch. Hauptsache laut und den Text. Als Refrain konnte man ein wiederholtes „Child on the moon“ erkennen, der Rest ging unter.
Als der Tanz begann, holte man mich mit
Gesten nach vorne und ich durfte die E-Gitarre umhängen. Allein das war wie ein Ritterschlag.
Als ich noch meine Heidrun in der ersten Reihe sah, war ich überglücklich und sicher habe ich gelächelt.
Später zog sie mit dem wesentlich älteren Handballer Jaschin ab. Da war meine Welt nicht mehr so schön.
JFW 13.12.2016