Liebe Ärmsten der Armen, liebe Erzählerinnen und Erzähler, liebe Lyrikerinnen und Lyriker, liebe Brüderinnen und Brüder, liebe Schwesterinnen und Schwerstern, zu keiner Zeit im Jahr, steht der Engel so sehr im Mittelpunkt wie in der Adventszeit. Darum riefen wir dazu auf, Eure poetischen Werke in den Ring des ehrbarsten Wettstreites auf Facebook zu werfen. Und was habt ihr nicht alles für Werke geschrieben, gedichtet, geklöppelt, geleimt, gebohrt, gehämmert und letztendlich zur
Verfügung gestellt! Es zeigt: Wir sind arm an Geld, doch reich im Geiste! Doch wir alle begehen großes Unrecht, und das sei an dieser Stelle wohl hervorgehoben, wenn wir meinen, unsere Engel gebe es nur zur Adventszeit. Sie sind kein Werk der Weihnacht. Sie sind nicht immer ein Werk eines bestimmten Glaubens. Sie sind nicht Werk eines bestimmten Denkens. Eure Zeilen sind der Beweis, dass sie vielmehr das ganze Jahr über uns wachen, uns schützen und mit uns durch das Jahr ziehen – egal, ob erlebt, geglaubt, oder gedacht. Drum leset, und leset auch gerne einmal kräftig und laut, eure engelsgleichen
Werke! Lasset euch inspirieren und verführen! Tauchet ein in ein Meer voller Gedanken und Gefühle! Höret Eure Stimmen gemeinsam in dieser fast winterlichen Zeit, ehe das Jahr seinen verdienten Abschluss findet! Erkennet, die Kraft der Sprache! Erkennet die Vielfalt der ärmsten Poeten auf ganz Facebook! Das Admin Team bedankt sich bei Euch für eure zahlreichen Einsendungen und hofft, auch weiterhin mit Euch die poetischen Reise mit unser aller letzten Groschen fortsetzen zu können! Rene' Kanzler
In der Reihenfolge des Eingangs:
Dagmar Hermann: Engelich
Ingrid Herta Drewing: Poetenengel
Rosi Schulz: ... Was sind Engel
Ingrid Herta Drewing: Rauschgoldengel
Isabella Backasch: Der gefallene Engel
Wolfgang Look: Der Schönheit 'Atem...
Ralf Maul: Ein Engel mir
Dagmar Hermann: Ich regne ...
Anne Fitsch: Mond und Tod
Torsten Bischoff :
Wenn ich ein Englein wär
Rene'F. Violo: Seit sie denken konnte.. ( Seiltänzerin )
Corinna Herntier: Schutzengelverteilung
Willi Bienenfreund: Faustus 3
Rosi Schulz: Mein Engel
Torsten Bischoff: Mutters Engel
Rene' F. Violo:
,, In verkrümmter Hand die Violine
Ralf Maul: Steine
Ulli Karp: Bengelengel
Widmar Puhl: Scholastisch zugespitzt
Corinna Herntier:
Hein, der Rauschgoldengel
ReneKanzler: Selbstgespräch
Willi Bienenfreund:
Es war einmal ein Engel...
Widmar Puhl: Weihnachtslied
Rainer Doering: Ein Engel
Eva Maria Kohl:Wo die Engel sind
Ralf Risse: Chefansprache
Wolfgang Look: .. In zarter Nacht
Rainer Doering: Englisch
Lilly Fischer: Mein Engel
__________________________
Walli Madicken: Sie kommen
Hans-Dieter Heun:
Küchen-Engel-Rap
Dagmar Hermann: Engelich
Engelich sagte die mutter mit der blümchenküchenschürze
kommen sie mit lichterketten
mit dem rascheln der fedrigen flügel
an dein bett
und decken dich zu wenn du weinst lass dich nicht schrecken
von düstren gedanken am abend, zur nacht wenn in der kammer sich dunkelheit aufs betttuch senkt
wenn die geister der toten erwachen
sie tanzen den reigen
der ewiglich dauert
sie summen leis lieder
von tod und verderben sie tragen rauchschwarze masken
vom feuer versengt sie fegen den dachboden
mit besen aus stahl
es knattert und rappelt
es dröhnt und rumpelt
es biegt das gebälk sich
hernieder auf dich und fahle schatten und flattrige motten huschen wie schleier durchs zimmer Dann schließe die augen
und sprich ein gebet
und reue die sünden und sag:
ich bin noch so klein, mein <3 ist rein
soll niemand drin wohnen
als jesus allein
dann kommen in scharen die engel
mit spielenden klingen
sie rauschen heran
mit silbernen
schwingen sie leuchten in alle finsteren ecken und alles böse verliert seinen schrecken
und überall ein linder duft ein luftiger hauch von süßer vanille dann schlafe mein kind, ruhig und stille so ist es gottes wille ...
die mutter, sie sagt, horch nur da sind schon die engel und schließt ganze leise die schlafkammertür ... zur guten nacht ein rosengebeet mit bedacht...
Ingrid Herta Drewing
Poetenengel
Komm mir ja nicht all zu englisch,
leg die Flatterflügel hin!
Engel, teuflisch überschwänglich
zeigst du mir, wie unzulänglich
ich armes Poetchen bin.
Lässt die Worte schwirren, tanzen
und verwirrst mir gar den Sinn;
statt sich lieblich anzuwanzen
in Sonetten oder Stanzen
zauberst du’s in Prosa hin.
Kannst mit Bildern kühn jonglieren
und zur Suada wird dein Wort,
mag auch Leid den Glanz brüskieren,
nie wirst du den Weg verlieren,
findest Poesie vor Ort.
Sprachlos steh‘ ich da und staune,
Pegasus fest im Visier,
höre dichtend Engel raunen,
träum' von himmlisch weichen Daunen,
denn fast bricht’s die Feder mir.
Rosi Schulz
Was sind Engel?
Flügeltragende Lichtgestalten,
Auf den Wolken sitzend,
Hosianna singend?
Nein, da mag ich nicht dran glauben.
Engel sind für mich real.
Menschen, die helfen
ohne zu fragen.
Menschen, die helfen
deine Qual zu tragen.
Engel erscheinen in Menschengestalt.
Menschen, die offene Sinne haben,
die nicht wegsehen.
Menschen, auf die man sich verlassen kann,
die mit dir auch steinige Wege gehen.
Engel sind die, mit liebendem Herz.
Menschen, die bereit sind
auf vieles zu verzichten.
Menschen, die noch mit Ehrlichkeit Dinge gerade richten
Engel, die gibt es selten nur -
ihnen zu begegnen - der HIMMEL pur
Ingrid Herta Drewing
Der Rauschgoldengel
Ein Rauschgoldengel, älter schon an Jahren,
lag, in ein Seidentüchlein eingehüllt,
nebst Kugeln,kleinen bunten und glasklaren
mit silbrigem Lametta, zart zerknüllt,
in einem Korb mit Watte, weich gefüllt,
um ihn vor Schäden sorgsam zu bewahren.
Er, welcher einst den Weihnachtsbaum durft‘ krönen,
der festlich hell erstrahlt‘ im Kerzenlicht,
nun musste traurig seine Tage frönen,
bedeckt von der Jahrzehnte Staubesschicht,
in dunkler Speicherecke im Verzicht,
anstatt den Heiligabend zu verschönen.
Die, die ihn schätzten, waren längst vergessen, erloschen ihres Lebens lichter Stern. Auch Kindeskinder, die das Haus besessen, meist mochten diesen alten Brauch nicht gern und suchten Sonne, Strand, ein Land, das fern, die Weihnachtszeit als Urlaub zu
ermessen. Des neuen Eigentümers Sohn, der Träumen, auch oft der Phantasie ließ freien Lauf, stieg auf den Speicher, wollt‘ ein wenig räumen und hoffte, Schätze dort zu finden, die zuhauf man früher heimlich brachte hier hinauf, um dadurch schlimme Nöte zu versäumen. An einem Wintertag, er wollt‘ schon gehen, denn unterm Dach war es empfindlich kalt, sah er den Korb noch ganz versteckt dort stehen bei einem Schaukelpferdchen, das recht alt. Entdeckerfreude hielt ihn an zum Halt, das musste er genauer sich besehen. Und als den Rauschgoldengel er enthüllte, da schien es ihm, als ob aus einer Welt des Zaubers man ihn riefe, ihm erfüllte, was er sich oft in Träumen vorgestellt. Ganz andächtig er hoch ihn vor sich
hielt,
beglückt, dass dieser Schatz die Suche stillte.
Und in der Tat, dies durfte er erfahren,
zwei hundert Jahre war sein Kleinod alt,
aus Nürnberg stammend, wo solch Engelscharen
aus Messingblech gefertigt, dergestalt,
dass zart sich reihte kunstvoll Falt‘ an Falt‘,
ein Christbaumspitzenmarkenzeichen waren.
Man bot ihm Geld dafür, er wollt’s nicht wissen,
nicht wichtig war ihm hier der Handelswert.
Für ihn ( er las vom alten Brauch, beflissen,
dem Weihnachtswort von Frieden auf der Erd‘)
sein Engel auf den Tannenbaum gehört.
Er strahlt vor Freude, möcht' ihn nimmer missen.
Isabella Backasch
Der gefallene Engel
In der Hölle
Friert ein See zu
Der gefallene Engel
Trägt Diamanten
Rubin rot
Und Smaragd grün
Seine Sonne
Ist nur Illusion
Der Wärme
Wer sich wärmt
Mit ihren Strahlen
Wird erfrieren
Kläglich
Sein Ableben
Die Erinnerung
Nur ein Schatten
Im dichten Nebel
Wo bleibt
Dein gesunder
Menschenverstand
Der gefallene Engel
Breitet seine Flügel aus
Wen nimmt er mit
Auf seine Reise
Nach Sodom und Gomorrha
In sein Reich
Der ewigen Finsternis
Wo der Zahn
Der Zeit
Nagend
Den sicheren Untergang
Prophezeit
Der gefallene Engel
So ganz aus Gold
Wird er uns blenden
Werden wir In seine Klauen gleiten Wie Motten ins Licht Ich weiß es nicht Es ist Bettzeit Lasst uns Schlafen gehen
Wolfgang Look
Der Schönheit Atem
strahlt im Licht von Engeln,
Die, den Herren preisend, wunderbar erscheinen
In einem goldnen Kranz mit Blumenstengeln,
Die wachsen zu des Himmels paradiesisch Hainen.
Der Glanz zeigt wie ein Spiegel eine Ewigkeit,
Die sich in diese Welt ergießt,
ins Endliche der Zeit
Und einen Funken sprüht vom Feuer großer Schöpfermacht,
Das einst der Gott entzündete in himmlisch-ew´ger Nacht.
Harfen, Flöten spielen, Verse fließen wie ein Silberfluss, Der sich wie Gottes Wort ergießt und in die Welt begibt Und dort die Herzen wandelt, die Gott segnend liebt, Und sanft umarmet und beschenkt mit seiner Liebe süßem Kuss. Und zarter Dichter Haupt ein Blumenkranz umschmückt, Wenn sie, Euterpe küssend, spielen still, verzückt.
Ralf Maul - Ein Engel mir
Wortlos schauend
Selbstvergessen
rührt er in langsam
erkaltende Zeit
fein filigrane
Wurmlöcher ein.
So wie er rührt
sprudeln würdige Seelen
aus anderen Zeiten
hervor und heran
Wirbelnd lebendig
Schillerndes Sein
Wild tönt Schwebtanz
im Klange von Liedern
vor Aeonen gedichtet
im Erdfeuerschein
Klingend die Welt
Uralt und rein
Durch kindlich
unirdischen Hauch
voller Klang
Sein Werk
schwarz umkreisend
ruft er voller Freude
mit Sendbotgesang:
Nun komm
Lass uns gehen
Lass endlich uns gehn
Die alten Götter
sind immer noch da
Sie warten auf uns
Sie warten schon lang
Mir ist´s eine Freude Dich hinzugeleiten Es wird sie beruhigen wohlauf Dich zu sehn bevor Du zurückgehst durch Traumhöhlengang.... Erwachend aus diesem Gespinste ist´s als trügen mich Feen Ich warte auf Dich Ich weiß dass du kommst Um wieder mit mir zu den Göttern zu gehen.
Dagmar Hermann
ich regne, sagen die tränen
wasch mir den pelz, sagt der trotz
halte mich warm, sagt der leib
leuchte mir in der nacht
sagt die angst
warme decke unter die ich
krieche
sagt das kind, der teddybär
im arm spendet
trost
kein geräusch im haus
nur das tropfen
des wasserhahns
dann schritte
ich habe gehorcht was passieren würde immer gehorcht und die ohren gespitzt erst später, ganz spät kamen engel die mich in den schlaf wiegten © dherrmann
Anne Fitsch Mond und Tod
Es ist kurz vor Weihnachten, als ich an einem viel zu warmen Tag deine Mail lese. Du schreibst, dass M. am Vorabend friedlich eingeschlafen sei.
Zwei Tage nach der Beerdigung packe ich erneut meinen Rucksack und fahre noch einmal an den Niederrhein vorbei an Städten, die im weihnachtlichen Schmuck ersticken, vorbei an schlafenden Feldern und dunklen Äckern, auf denen sich die Krähen sammeln und dem Kind in der Krippe ihr ganz eigenes Loblied singen werden. Flügel, hätte ich nur zwei Flügel, um dir zu helfen, um dich zu tragen, um dich zu schützen. Ich bin kein Engel, nicht mal eine Krähe. Ein trostloser Tröster, ein verzweifelter
Zweifler bin ich. Du holst mich am Bahnhof ab. Du fürchtest dich. Zuhause wartet keiner mehr. Ich nehme dich in den Arm und fühle mich merkwürdig leer und müde. Kann man vom Traurig-sein müde werden? Wir reden über die Beerdigung und wie gut alles war: Die große Anteilnahme, das Wiedersehen mit alten Freunden, das Landgut, auf dem wir uns im Anschluss trafen. Im Innenhof der Baum mit echten Hühnern darin: Wie Weihnachtskugeln saßen sie in den kahlen Ästen, ein Traumbild, sichtbare Poesie, es erinnerte mich an ein Bild von Quint Buchholz, verrückt irgendwie. Der Pastor sagte, dass es ein jüdischer Brauch sei, nach der Trauerfeier zusammen zu essen, damit die Angehörigen nicht vergessen, dass sie eine Mahlzeit brauchen, dass es immer ein Morgen gibt. Wenn einer stirbt, denke ich, dauert es bis zum Morgen Jahre, wenn es überhaupt ein
Morgen gibt für den, der bleibt. Heute am späten Nachmittag sind wir zum Friedhof gegangen. Ich halte die Hände in den Manteltaschen vergraben, kann dich jetzt nicht umarmen, kann nicht sagen, was ich fühle. Still gehen wir nebeneinander her. Wir wollen das Schweigen nicht stören, das Leid nicht weg reden. Die Sonne geht unter und der Himmel über unserem Weg leuchtet in milden orangeroten Farben, als wenn das Christkind Plätzchen backen würde, wüsste ich es nicht besser. Nebel steigt auf, der Mond steht tief und ist zu groß für den Friedhof. Wir lachen und überlegen, ob er nicht auch zu schwer für den Himmel sei, ob er nicht herunterfalle. Wir lachen, und schweigend setzen wir unseren Weg fort. Bronzene Engel auf den Gräbern wachen über die, die schon durch die Zeit hindurch gegangen sind, über jene, die schon wissen, die schon sehen, was wir noch nicht glauben. Heute Morgen haben sie den Rollstuhl abgeholt.
Dieses „blöde Ding“, das doch noch manchen Ausflug möglich machte. Manchmal hast du ihn ungenutzt stundenlang geschoben, ohne dass er gebraucht wurde. Oft reichten die Nordic-Walking-Stöcke zur Stütze, hin und wieder eine Bank, die willkommen war. Du weinst und ich komme mir vor, wie ein amputierter Engel, habe nur einen Flügel, kann dich nicht darin bergen, kann deinen Schmerz nicht zudecken. Im Frühling wurden die Bäume und Sträucher im Garten zurückgeschnitten. Ich weiß noch, wie M. auf der Liege lag, die wir ihm in den Halbschatten gestellt hatten. Er dirigierte den Freund, sagte: „Oben Links“ oder „Da vorne den Zweig auch noch“. Der Freund holte sich die Leiter und der Baum wurde so kräftig beschnitten, dass es dir angst und bange wurde. Bei der Beerdigung habe ich auch K. gesehen. Allein - ich kenne ihn nur allein - und still. Er kam so oft wie keiner sonst. K. war immer müde. Das machten die Antidepressiva und am
Silvesterabend legte er sich schlafen, kurz vor Mitternacht. Wenn er kam, sprach er kaum, war einfach da, setzte sich und hörte ihm zu und beide schauten sie zusammen irgendeine Koch-Show im Fernsehen. Die Konzentration reichte nicht mehr für hohen Anspruch. Es war bereits das Leben der anderen, die Sorge anderer. Auf dem Friedhof ist es still, keine Leute sind mehr da, nur die Flammen der Grablichter tanzen. Wie Licht gewordene Seelen tanzen sie in der zunehmenden Dämmerung und über den Bäumen schwankt der Mond. Ich überlege, ihn anzubinden und ziehe gedanklich eine Leine durch den Himmel, von irgendwo kommend hält sie den Mond fest. Das beruhigt mich enorm. Wir stehen vor dem Grab, vor dem Rechteck, das ein ganzes Leben einfasst wie ein Rahmen, ein Lebensrahmen, darin ein Kreuz und Blumenkränze. Der Blick von hier aus geht in die Bäume, die im Abendlicht leuchten. Darüber liegt der Nebel, eine zarte Aquarellzeichnung,
denke ich und staune. Du weinst und ich spüre schmerzhaft den fehlenden Flügel, würde gerne Wunder vollbringen, M. aus dem Grab rufen wie man es mit Lazarus getan hat. Doch es reicht nur für eine Umarmung, ein Taschentuch und dein Schweigen zu tragen. Der Mond steht viel zu groß über dem Friedhof, aber er kann nicht mehr herunterfallen, ich habe ihn angeleint.
Das wenigstens konnte ich tun.
Torsten Bischoff
Wenn ich ein Englein wär
Ob ich dann einfach auf der Erde bliebe
Die Hölle kennend dann den Himmel liebe
Tu ich dann Gutes und hab federweiße Flügel
Treff ich Luzifer dann setzt es richtig Prügel
War das denn zu vulgär
Wenn ich ein Englein wär
Ob ich dann Hindus oder Moslems helfen darf
Und den persönlich kenne, der die Welt entwarf
Dann noch die Frage, wie sich wohl die Ewigkeit anfühlt
Und wirkt der Himmel im Vergleich zur Hölle unterkühlt
Ach, ist das sekundär
Wenn ich ein Englein wär
Ob ich dann selber auch mal eigne Wünsche habe
Sind junge Engel denn dann Mädchen oder Knabe
Wie sähen kleine Engelsstreiche aus
Und wohin geh ich Engel denn nach Haus
Naja - so ungefähr
René F. Violo Seit sie denken konnte, war sie Seiltänzerin gewesen. Sie hatte es von ihrer Mutter gelernt, immer morgens; bis zu ihrer ersten Vorführung in der Manege waren Jahre vergangen. Aber eines Tages, da musste sie ~ ihre Mutter war abgestürzt, sie übernahm ihren Tanz. Ihren Vater hatte sie nie kennen gelernt, angeblich war er ein fahrender Händler und Scharlatan. Ihre Familie, das war der Zirkus, jede einzelne dieser verschrobenen, kreativen, verlorenen
Gestalten. Sie hatte nie etwas anderes gekannt, es war Heimat. Sie wusste nicht, dass ihre Erfahrungen in etwa die gleichen waren wie jene des oft belächelten, bürgerlichen Publikums in seinen Festtagsgewändern. Verliebt sein, Enttäuschung, Verrat, gebrochenes Herz, echte und falsche Freunde, Träume einer besseren Welt. Auch wusste sie nicht, was sie eindeutig unterschied von diesen ach so braven Leuten ~ es war der Hunger. War die Manege nicht voll, wurde es auch nicht der Bauch. Jedoch gehörte das genauso dazu wie das ewige Fahren, im Konvoi, nachdem alle beim Abbauen Hand
anlegten. Um in der nächsten Stadt alles gemeinsam aufzubauen. Sie hatte nie darüber gesprochen, das war nicht üblich, aber sie hatte ein Buch, Narziss und Goldmund von Hesse, das hatte sie am Boden in den Zuschauerrängen gefunden und es sicher tausendmal gelesen ~ darum wusste sie, dass sie glücklich war, auf ihre ganz eigene, kuriose Art. So war ihr Leben ~ einfach, geradlinig und magisch. Als sie 22 war, stürzte auch sie vom Seil, es wäre gegen die Ehre des Direktors gewesen, ein Netz
aufzuspannen. Manche sagten, es war auch besser so, ihr blieb viel erspart, Rastlosigkeit, Hunger, Schmerzen und viele Enttäuschungen. Der alte Clown aber wusste: ihr kurzes Leben war voller Glück. Und manchmal, wenn diese weißen Schäfchenwolken wehen, sieht man dazwischen einen tanzenden Engel, auf einem Seil. Das ist immer ein sicheres Zeichen, dass es gleich regnen wird. Bild könnte enthalten: Schwimmen
Corinna Herntier Schutzengelverteilung Vorweg nur dies – und das scheint klar: Die Schutzengel sind äußerst rar. Darum sind selten auch hienieden den Menschen Schutzengel beschieden. Die Auswahl findet täglich statt, sodass nur mancher einen hat. Die übrigen alleine gehen. Wie könnte man es sonst verstehen? Nur wem Begleitung zugedacht, kann loben solche Himmelsmacht. Ein Trost ist: Glück und Zufall bringen ja auch schon viel in Lebensdingen …
Willi Bienenfreund
Faustus 3
Eine Tragödie (Auszug) Chor der Engel Cherub: Was wär die Erde ohne Schöpfung! Seraph: Wohl wie das Bauteil ohne Kröpfung, die schicke Bluse mit Verknöpfung, das Fallbeil fiel .. Cherub: misslingt die Köpfung? Fäustling: Ein Fiskus wär’s, nur ohne
Schröpfung. Cherub: Der Fikus pass mir gut ins Bild. Seraph: Sagt mir, was ist ein Fiskus? Fäustling: Die Sache die ist halb so wild, betracht’s mit Optimimus: Wenn Schöpfung fehlt in dieser Welt dann dreht sich alles nur um Geld, das Geld, es schöpft ... Seraph (unterbrechend): ... was? ... Fäustling (fortsetzend): ... noch mehr Geld. Und so ist Böses in der
Welt. Seraph: Und wo nun bleibt der Fiskus? Fäustling: Der ist genau das, was jetzt muss! Der Fiskus nimmt’s den Kleinen weg und folgt damit der Schöpfung Zweck. Der Kleine wird formal zwar böse, doch seine Seele die wird gut. Er fuchtelt rum und macht Getöse, an seiner Quelle sinkt der Mut. Cherub: Wo bleibt denn da der Optimismus wenn so das Wirken unsres Fiskus? Fäustling: Weil er beharrlich Reiche schont, sieht sich der Reiche gut
belohnt. Er feiert, trinkt in seinen Kreisen die mit ihm Geld und Fiskus preisen. Cherub: Nun ja, das ist eindeutig gut, zumindest für die dicke Kasse. Doch was ist mit der Mittelklasse? Seraph: Oder gar die Unterstufe? Was hier dem Fiskus sein Behufe? Fäustling: Der Reiche - kam euch zu Gehör -, der kommt niemals durchs Nadelöhr. Er ist damit schlecht, ausgefiltert, und seine Seele
durchgequiltert. Cherub: Und? Fäustling: Der Kleine, weil er arm gemacht der sieht das Öhr. Und was? Er lacht, er rank und schlank durchs Löchlein schlüpft, freut sich und tanzt, mit Gleichen hüpft. Seraph: Und? Fäustling: Ja Mensch, denk mit: Der Arme Gut. Seraph: Der Reiche bös, zumindest
schlecht.
Cherub:
Der Fiskus macht’s mit heißem Blut.
Seraph:
Ich sag: die Schöpfung ist gerecht.
(Chor der Engel tritt ab und schwebt dahin)
Rosi Schulz „Mein Engel“ Als mein Leben zerstört, habe ich das Flehen Deiner Stimme gehört. Du hast mich an der Hand genommen, als ich am Abgrund angekommen. Deine Flügel haben mich sanft berührt, als ich die Lockung des Todes gespürt. Du hast mich in Deinen Armen gewiegt, damit alle Dämonen besiegt.
Torsten Bischoff Mutters Engel Die Engel hin, die Engel her Engel unten und Engel oben Kind ! Was sollen all die Engel Hör doch auf mit dem Gequengel Na klar, die kleinen Engel toben Den Himmel lieben Engel sehr Mein lieber kleiner Bengel Du denkst ein Engel bringt dir die Geschenke Du glaubst, dass Engel deine Freunde sind Das stimmt, die Engel lieben dich mein Kind Du bist ein Engel, wenn ich an dich denke Jetzt träume süß mein Engel
René F. Violo In verkrümmter Hand die Violine ~ Dereinst war aus ihr geflossen Und gekracht, was dringend war. Offenbarung ist jetzt stumm. Die zweite Hand, sie hält, Verborgen unter grobem Tuch, Das Messer der Vergeltung ~ Gesühnt soll sein der Lieder Tod. Da tritt ein Engel auf den Plan, Zeigt Stummeln, einst seine Füße Und sein Aug spricht drohend: Vergeltung, Vergebung ~ wohin? Keiner ward am End erdolcht, Doch auf der Tempel Stufen War kaum noch durchzukommen, Zwischen neuen blinden Bettlern.
Ralf Maul Steine Ich, hochsteigend. Immer höher in die Wand steigend. Einen Helm habe ich auf, einen Werkzeuggürtel locker umgegürtet. Fäustel, Geologenhammer und Brecheisen klirren darin. Im grossen Rucksack drei Sorten Meißel. Am Rucksack hängt ein grosser Eimer mit breitem Griff. Immer höher hinein in den Fels. Manchmal ein Blick nach unten. Ich bilde mir zumindest ein, so eventuell weit unter mir stehende Mineraliensucher mit einem Warnruf vor von mir losgetretenen Steinen warnen zu können. Das ist angesichts der Höhe, auf der ich mich
befinde, nun allerdings genauso blödsinnig wie auch die Tatsache, das ich ganz allein hier um oben rumklettere. Aber in mir brennt reinstes Findefieber, denn von unten konnte ich die Störung weit oben im Basalt genau sehen. Eine Störung, ein uralter Riss im mächtigen Gestein, über Ewigkeiten hinweg darin eingeschwemmte Salze und Sande, organische und anorganische Stoffe. Dies alles die Nahrung für Kristalle! Für Amethyste, Karneole, für Achate.. Öfters darauf angesprochen, was zum Himmel ich denn immer in dem dreckigen Geröll wollte, die Plackerei und die Gefahren; all diese Umstände für ein paar glitzernde Steine, antworte ich, mit jedem Wort enthusiastischer werdend, von diesem Gefühl in mir, dieser Verbundenheit mit dem Alter des Gesteins,
dieser Kristalle, die in völliger Dunkelheit
wachsen, diesem sakralen Geburtsgefühl beim Herausheben einer Amethystdruse aus dem zerschlagenen Felsen.
In staubigen Händen halte ich die zu entrückendem Flimmern
und kaltwarmen Glanz gewordene Zeit.
Doch wo in dieser Geschichte ist der Engel, fragt Ihr Euch?
Eigentlich ist er schon da. Er weiss, das ich nie und niemals etwas, das ich hier geschenkt bekomme, jemals verkaufen werde.
Weil es mir schlicht heilig ist. Doch zurück mit mir in die Wand. Ich bin gleich am Ziel und will jetzt nicht an die Zweifel denken, die sich in mir wegen dem überhaupt nicht bedachten Abstieg breit machen, als ich weit schlimmeres Ungemach kommen
sehe:
Eine ganze Horde meist sehr grob unangenehm auftretender Hobbysteinsucher naht und beginnt tatsächlich sofort, rabiat und unerfahren,
das Gestein unter mir konsequent einzureißen. Mein Rufen und Winken kann oder will wohl niemand hören noch sehen. Ein Donnerschlag und die ganze, von mir bestiegene Steilwand geht talwärts ab. Ich stehe auf dem Rest eines Firstes, seitlich an eine stehengebliebene Felsnadel gelehnt, eine Standfläche so gross wie die Sohlen meiner Stahlkappenstiefel. Rings um mich ist Nichts. Töne nehme ich nicht mehr wahr, bin nur noch Ich. Ich erwarte den Abgang dieses Restes, den Sturz. Den Tod. Vorsichtig drehe ich mir eine Kippe. Super ganz toll, meckert es in mir, das haste ja mal wieder
richtig cool hingekriegt.
An meine beiden kleinen Töchter denke ich.
An Papa. Papa, was mach ich denn jetzt... Dünne hellgraue Wolken, etwas kühl.
Mir ist seltsam leicht ums Herz. Das war´s wohl, Mauli. Aus der Nummer kommste nicht mehr raus. Noch eine Kippe. Ich will,
ja wirklich, ich will verdammt noch mal Angst haben. Aber es geht einfach nicht. Wie bescheuert lache ich, dann erst kommt
ein Zittern. Bis heute weiß ich nicht, ob ich betete. Die Erinnerung
sagt nein, aber: Sag niemals Nie.
Ein zweiter Donnerschlag und schon damals fiel mir auf, dass ich keinen Schrecken verspürte. ES war alles so, wie es zu sein hatte.
Rechts neben mir war -rumms- ein zweites, riesiges Stück Wand abgegangen.
Die Wolken rissen auf und Sonnenfluten tauchten alles, alles in strahlendes, in den
Himmel tragendes Licht. Und sprachlos, wie in Zauber gebannt, war mir alles wie ein Mysterium. Tausende, abertausende Amethyste sah ich vor mir funkeln. Freigelegt vom zweiten Abgang sahen sie nun das Licht der Welt. Der Wunder nicht genug und jeder Vernunft zum Trotz hatte sich eine Balustrade gebildet, die nach bester Art gangbar war. Und ja, ich ging sie entlang, entlang einer prächtig violett leuchtenden Galerie. Was ging mir alles da durch den Kopf... Dank, Dankbarkeit, Segen, Fassungslos, Lächeln, Danke, Leuchten, die Päpste mit dem Amethyst im Weinglas, Lachen, weite Himmel, Güte, Freude und Wärme, DANKE DANKE
DANKE..........................
Von unten ist dies alles ganz sicher nicht zu sehen. Weder ich noch die Kristalle. Nicht meine Wunderstarre. Nicht das Engelsleuchten.
Es ist Sonntag, später Nachmittag. Morgen wird gesprengt werden, weiss ich traurig.
Etwa fünfzehn Meter über mir, auf dem Glacis,
stehen die Sprenglochbohrer bereit.
Der Schatz wird versinken in grauem Schutt und Geröll. In mir ist keine Gier. Nur Himmelslächeln und eine angenehm diffuse Gewissheit mich bewahrender Hände. Schöne Stücke suche ich mir aus. Ich raffe nicht. Warum auch, wenn ich doch dies Lächeln habe. Dann, nach einem dankenden Neigen meines Kopfes beginne ich den Abstieg. Fast nehme ich das Vorhandensein einer Art natürlicher Freitreppe als gegeben hin, als er mich sanft und
entschieden lächelnd auf diese schöne Fügung hinweist. Es ist schön, nach solch einem
zarten Tadel erlaubt zu bekommen, sein eigenes Lächeln kurz um das eines Engels erweitern zu dürfen.
Ich komme unten an und bin das Staunen der Welt. Einer der Flegel nähert sich, während ich zwei der wunderschönen Stücke aus dem
Zeitungspapier wickle und auf den abgestellten Rucksack lege. Die strahlende Sonne vollendet die Magie. Sehr interessiert nähert sich
der Kerl. Mit dem Fäustel in der Hand und Mord in den Augen sage ich leise lächelnd
Bleib Stehen! und er tut genau dies. Ich sage ihm, dass er bei einem weiteren Schritt mein Hämmerchen an den Schädel kriegt. Mit der linken Hand hebe ich das Brecheisen und wende mich damit zu seinen Kumpanen und mache ihnen lächelnd klar, das ich direkt nach dem Hammerwurf damit über sie
komme.
Sie alle ziehen es vor, reuig zu sein.
Meine Funde sind wieder eingepackt und ich gehe den langen Weg aus dem riesigen Steinbruch heraus zu meinem Auto.
Ich lächle die ganze Zeit wie blöd und freue mich. Mein Engel auch. Wir beide haben eine verdammt gute Show gegeben.....
Ulli Karp Bengelengel Ich will kein Engel werden wenn ich einst gestorben bin. Ein Engel bin ich schon auf Erden Drum macht’s im Himmel keinen Sinn. Ich helf’ und schütze wo ich kann, ernster als jede Lichtgestalt. Die immer nur mal dann und wann erscheint, doch nie wenn’s richtig knallt. Geh mir doch weg mit dem Geflügel, halb Mensch, halb Huhn mit ganz viel Licht. Und jetzt zerr ich mir selbst die Zügel, beende dieses Schmähgedicht, schamrot bedeck ich mein Gesicht.
Widmar Puhl Scholastisch zugespitzt Sag wie viele Engel mein Herr Passen auf eine Nadelspitze Himmel und Hölle Die ganze Welt Auf der Spitz einer Na d e l
Corinna Herntier
Hein, der Rauschgoldengel
Erst flattert 's wild, dann folgt ein Rauschen …
Schon saust vom Himmel, keuchend, Hein.
Er, dessen Ankunft Krähen lauschen,
fliegt taumelnd, rückwärts, querfeldein.
Die Landung glückt an einem Weiher.
Er steht im Modder, knöcheltief.
Das ist ihm alles nicht geheuer –
er merkt sofort, hier läuft was schief.
Sein Dienstbeginn ist elf Uhr dreißig.
Er hat es eilig, Zeit ist knapp.
Als Rauschgoldengel dient er fleißig,
doch heut macht er wohl vorher schlapp.
Sein golden Haar in langen Locken
bringt er noch schnell zu rechtem Sitz.
Die Pracht blieb sauber und auch trocken
– der Pflegeaufwand ist kein Witz!
Er blickt herab. „Mein Saum mit Sternen!
Total verdreckt! Ich glaub ’s ja kaum!
Och, nee! Wie soll ich das entfernen?
So zier ich keinen Weihnachtsbaum!“
Er meldet sich, wie ’s Engel sollen,
im Himmel beim Sankt Nikolaus:
„Bin zwar gelandet, doch verschollen
– die Himmels-Maps-App ist ein Graus!
Steh hier im Matsch, bin ganz besudelt, voll Schmutz sind Füße und Gewand!“ Statt Antwort nur ein Liedchen dudelt als Warteschleife leis vom Band. So kommt es, dass des Christbaums Spitze bei Meyers bleibt nun ungeschmückt, denn Hein hielt sich für nicht mehr nütze und hat sich himmelwärts verdrückt.
René Kanzler
Selbstgespräch
Im Mondwald saß ich gestern still.
Mein Herz, es schlug beklommen.
Es wusste nicht mehr, was es will.
Ich war vom Schmerz benommen.
Doch von dem Himmel fiel ein Licht
mit engelsgleichem Schimmer.
Es gab mir Wärme, gab mir Sicht
und nahm mir mein Gewimmer.
Du armer, ach du armer Wicht,
ein Engel kam geflogen?
Du weißt, so etwas gibt es nicht.
Du hast dich selbst betrogen!
Das war ein Werk der Fantasie.
Davon ist nichts geschehen. Ach, Aberglaube wird wohl nie in dieser Welt vergehen. Du hast bestimmt mit allem Recht. Ich will es nicht bestreiten. Es war ein Traum und nichts war echt. Ich ließ mich wohl verleiten. Doch wird das Denken eine Last, will ich zumindest träumen. Ich suchte Ruhe, suchte Rast im Mondwald unter Bäumen.
Willi Bienenfreund:
Es war einmal ein Engel...
(Gefallen Wordener, Gegnerengel in spe und dessen Einspruch anno 2014)
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
Es war einmal ein Engel Ein kleiner braver Engel, der will jetzt mal als Bengel und legt sich mit dem Teufel an. „Leibhaftiger komm doch herauf, ich mach dir Zoff und Stunk zuhauf.“ Der Satan reagiert spontan: „Was will er, kleiner Flügelbold, er stellt ein Un wohl vor sein hold. Ihm rück ich jetzt heran." „Du dunkler Schuft im
Höllenloch, trau dich herauf, und hol mich doch, stapf’ endlich los, bergan.“ Der blonden Locke geb ich’s drauf. Material hab ich zuhauf, ihr spei’ ich Feuer aus Propan. [1] „Ich bin so fein, und du bist nur die tiergehörnte Bösfigur.“ „Vergiss es! Ich bin der Titan! [2] Ich fresse dich, du runde Putte [3] samt deiner blütenweißen Kutte. Glaubst du etwa, ich bin vegan?“ „Vor dir hab ich doch keine Angst in Wahrheit bist es du. Du bangst, ich sehe es dir an.“ Der Höllenbrut noch kurz ein
Gruß, schon stampft er los mit Pferdefuß. Sein Atem schnaubt Methan. Der Engel wundert sich nicht schlecht. Er ruft hinunter: „Ist mir recht. Ich wünsch’, komm’ gut voran.“ Der Satan bricht durch Meeresboden zur Wegzehrung nur kurz noch roden ein paar Knollen Rohmangan. [4] Der Engel flattert, will entfliehn, spürt rechts am Flüglein leichtes Zieh’n am End’ hat’s ihm nicht gut getan. Heut’ kleiner braver Engel, der will nie mehr als Bengel. Sein Name Derbatzt Limburg (Lahn).
[5] Fazit: Leg’ dich nicht mit dem Bösen an und grad als Guter, denke dran. Sonst schwebst du, kleiner Bengel in Limburg bald als Engel. --------------------------------------------- Legende: [1] Propan ist schwerer als Luft und wirkt in hohen Konzentrationen narkotisierend bis erstickend. (Wikipedia) [2] Die Titanen bilden das älteste Göttergeschlecht der Theogonie. Das griechische Wort „τιταίνω/titainō“ bedeutet übersetzt „sich recken“. [3] Ein Putto oder eine Putte, Plural: Putten, ist in
der Skulptur und Malerei eine Kindergestalt, die meist wenig bekleidet auftritt, mit oder ohne Flügel. (Wikipedia). Dazu rundlich speckig mit Pausbacken. [4] Rohmangan „Erhitzt man dieses Rohmangan im Schmiedeofen in einer Hülle aus Oxyd, so wird es oberflächlich affiniert und liefert ein weiches Metall, welches sich leicht feilen lässt (geeignet dann als spezifisches Nahrungsmittel oder zur Herstellung trieziger Pfeilspitzen). Wenn Mangan keinen Kohlenstoff enthält, ritzt es Glas nicht (schonender Kampfverlauf). Geht man von möglichst reinem Braunstein aus (97,5%), den man zuerst im Perrot’schen Ofen ausgeglüht und dann mit Kohlenstoff gemischt hat, so erhält man ... im geschlossenen Tigel eine Schmelze ... Mangan, Kohlenstoff, Schlacke
...“
[5]
derbatzt (Adj.)[dàbà:zd]
zerschmettert, zerdrückt, zermatscht
(Bayrische Wörterbuch von Rupert Frank, 2014)
bavarian deacademic com 739 derbatzt
In der Öffentlichkeit getarnt auch als Teebarz, van Elst oder ähnlich.
:)
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * Gegendarstellung von Engel Derbatzt
:(
Prolog
Ich heiße Tẹbartz, meine Lieben,
mein Nạme, der ist falsch geschrieben.
Ich, „Dẹrbatzt", bin kein Engel und ạuch kein Lausebengel. Ich tụe nur, was ich gut
kann. Ich schätze einen guten Wein ich liebe Kunst und das Design ein schönes Bad, das macht mich an. Das kọstet zwar ’ne Menge Geld doch mạcht das nichts, wenn’s mir gefällt ja bịtte, noch ein Häubchen Sahn’. Họrch! Trọmmeln vọn der Brụderschaft, auch die Gemẹinde schilt mit Krạft, Was bricht zum Teufel sich hier Bahn? „Du lebest hier in Saus und Braus zu teuer uns, damit ist’s aus. Was ist das für ein Wahn?“ Warum nur werd’ ich so behandelt? Mein Lebensplan wird ganz verschandelt. Sie zerdeppern Porzellan.
[1] Wieso werd’ ich nun fortgejagt? Finanzaufsicht, die hat versagt! O Gott, o graus, o ja, ich ahn’, das süße Leben ist vertan, mit Wutgeschrei hör ich sie nah’n. O helft mir Zeus, Donar, Wotan [2] Ich muss nun weg aus Limburg (Lahn). Was? Aug um Aug und Zahn um Zahn? Bald wieder dann ... im Vatikan.
Euer Derbatzt,toller Mann. --------------------------------------------- Legende: [1] zerdeppern: Wortstammverwandschaft:
Deppen [2] Donar „Das selbstfahrende, gepanzerte Artilleriegeschütz Donar wird derzeit ... entwickelt und getestet. Der Name des Geschützes wurde vom west-germanischen Namen des Donnergottes Thor abgeleitet.“ (Wiki)
Widmar Puhl
Weihnachtslied
Stille Nacht, sag bist du
totenstill, sag schläft wieder alles?
Sehr einsam wacht wohl ein holder Engel
und es flackert ein ewiges Licht
tiefrot im Dunkeln.
Stille Nacht, sag willst du: dann
gib, wir wollen´s hüten was
immer du meinst.
Denn wie es scheint, sind Hirten dir diesmal nicht bei der Hand; die kleben wohl alle gerade Plakate am Tahrir-Platz, Taksim oder Maidan. Und bitte lass deinen Engel für einen Augenblick hereinkommen zu uns. Sich die nassen und schwarzen Locken aus dem Gesicht wischen, die Füße an den Ofen stellen. Es wäre gut, ihn am Tisch zu haben, denn feindlich dröhnt es jetzt wieder von fern und nah.
Rainer Doering
Ein Engel
...wohlgemerkt ein neuer,
zog ins Poetenabenteuer.
Er war sehr arm.
Sein knappes Hemdchen war zerschlissen,
die wunden Flügel eingerissen.
Mehr kalt als warm.
Er kam an des Verlages Pforte.
Drin roch’s nach Kaffee und nach Torte.
Der Lektor sang.
Mit seiner Assilektorante,
ich glaub Walküre hieß die Tante,
ein Himmelsklang!
Der Engel, etwas legasthenisch,
schrieb den Gesang vom großen König
zitternd mit.
Ihm ward so wundersam zumute:
Da sprach das Schöne und das Gute!
Und zu dritt,
denn draußen sang nun mit der Bote,
erscholl es in das Abendrote
sphärisch zart.
Es füllte aus den Himmelsraum
als endlich wahrgewordner Traum
der dritten Art.
Der Engel schrieb und schrieb und schrieb,
wobei er beinah richtig blieb;
und allemal
war es zumindest eine Drei,
sogar bei strengster Lektorei,
nach Fehlerzahl.
Die kleine Stadt im Abendschein
der weißen Weihnachtsglitzerei’n
schmolz fast dahin.
Und fast vollendet war das Werk
vom blaugefrornen Engelszwerg,
doch mittendrin
beim Aufstieg hoch zum Dichterstern
klang eine Stimme nicht so fern
und brach dabei
abrupt des Liedes süßen Laut! Es war des Lektors böse Braut: Scher dich vom Hof, du Vogel du, mit deinem Schriebs, wir haben zu!! Und wenn du dich nicht gleich verziehst, ruf ich, bevor du dich versiehst, die Polizei!!! ...Der Engel floh in Angst und Weh. Sein Manuskript versank im Schnee. Kein Mensch erfuhr’s. Und als das alte Jahr vorbei ging das Verlagshaus FROMM UND FREI mit angeschlossner Druckerei noch vor dem wunderschönen Mai in Konkurs.
Eva Maria Kohl
Wo die Engel sind
Ich spüle das Geschirr
Ich blicke aus dem Küchenfenster
Da bleibt mir das Herz stehen.
Mein kleines Mädchen fährt stolz
auf einem großen Fahrrad
die Dorfstrasse entlang.
Stehend.
Ihre Beinchen sind zu kurz.
Fünf Nachbarskinder
rennen mit ihr mit
und feuern sie an.
Mein Mädchen kommt nachhause mit roten Backen. "Mum! Haste gesehen? Ich kann Fahrradfahren!" Engel sitzen nicht im Himmel auf Wolken und singen "Hosianna". Engel rennen Dorfstrassen entlang und sind bereit kleine Mädchen aufzufangen. Falls sie stürzen.
Ralf Risse
Chefansprache
Im Himmel ist der Teufel los!
Fast schlimmer als da unten . . .
Wie schaffen wir die Arbeit bloß,
jetzt hagelts Überstunden!
Die Hälfte putzt sich in der Mauser,
ein Dutzend lenzt im Urlaub!
Und sieben klären diese Causa
mit dem vermissten Goldstaub . . .
Natürlich auch noch Weihnachten! Die Waschmaschine streikt. Alle Hemden auf der Leine, und nackt wird nicht gegeigt!
Wenn jetzt noch einer flügellahm oder mit schwerer Zunge, weil er an Wein sich sich übernahm . . . nehm ich Weihrauch auf Lunge!
Wolfgang Look In zarter Nacht ein gold´ner Engel schwebt Und lauscht dem Strom der Ewigkeit, Wo selig, froh zur Himmelszeit Das Abbild frommer Menschen lebt. Die Sternlein gold am Abend funkeln Und wie des Mondes Silbermund Singt froht mein Herz zur späten Stund´ Und lohet grelles Feuer licht im Dunkeln. Und droben flammt ein weiser Schweifkomet, Dass ich nun reis' ins nahe Märchenland Ins Paradies, geführt von zarter Götterhand Zum Mond, wo silbern-süß ein ewig Windlein weht.
Rainer Doering
Englisch
...über, überall
singt es rings mit Lauten,
die wir nach dem tiefsten Fall
nie so recht verdauten.
Dass uns eine Engelsmacht
auf der Flucht nach Westen
unter ihre Hut gebracht...
Stetsons sind am besten.
Weiche Masse unterm Zahn
oder auch darüber
knetete die Lebensbahn.
Immer, immer lieber
formten wir die Worte um
in gummierte Richtung.
Wussten anfangs nicht warum?
Doch jetzt greift die Dichtung
mit okay und shit und fuck
statt der harten Logik,
dass nur wir das Herrenpack!
Englische Rhetorik
bis ins letzte Flügelwort
spült die Hirne weich:
FRÜHER VOGEL, SHELL und FORD
und die anderen Götter dort
hinterm großen Teich MACHEN SINN und schützen
manisch TEENIE, KID and CO. SMILEY, LIKE amerikanisch, und vorm bösen Russen panisch: NIETZSCHE NITSCHEWO! Breit naiv gesungnes Englisch hüllt uns ein wie Samt; macht die MESSAGE frei empfänglich: dass die Menschheit unzulänglich und aus diesem Grund verdammt zugenäht und unvergänglich, vor den falschen Göttern bänglich und dem HAPPY END anhänglich, COOL errettet werden muss! Wenn sie JET und CRASH entflammt, HIGH im SKY in Kriege schrammt bis zum letzten Schuss.
Lilly Fischer Mein Engel seine flügel sind gebrochen das herz weint tränenreich die weihnachtszeit erloschen für eine kurze zeit sein lockig haar und engelstaub sind müd und lastenschwer er hat verloren seinen glaub an frieden mehr und mehr
er schaut von einer wolke weiß hinunter auf den ort wo gestern noch die freude weilte viel trauer ist nun dort. gedanken drehen sich im kreis er weiß nicht aus noch ein wünscht sehnlichst, hoffend leis für alle frieden soll es sein Lf-12/16
ENDE
Beiträge der Admins
außer Konkurrenz
👼 ~ 👼 ~ 👼 ~ 👼 ~ 👼 ~ 👼
Sie kommen
Schellend dräut - wir sehen's gerne und sich heut' auch keiner wehrt flockig locker aus der Ferne Glitzer Glimmer eisbeschwert 👼 Engelsflüglein fluffig flattrig stäuben emsig durch den Schnee Nikolausi hurtig tattrig mit Knecht Ruprecht aus der Höh' 👼 Donner Blitzen Rudi lachend rotbenast jagt's durch die Luft und dann in den Garten krachend Niko Schlittenbremsen sucht
👼
Taumelnd Englein Federn lassend
halten sich am Schlittenknauf
nur die goldbeschuhten Füßchen
lugen aus den Wächten auf
👼
Klopfen sich die Schneekristalle
kichernd aus den Hemdchen aus
Singen glockenhell mit Schalle
weiter gehts in wildem Lauf
👼
Nur der Ruprecht wie gewöhnlich
sitzt in seinen Zottelsachen
mürrisch rum das sieht ihm ähnlich
und verbeißt sich stumm das Lachen
© Walli M.Madicken
Hans-Dieter Heun Küchen-Engel-Rap Chor der Tellerwäscherinnen: Weißes Loch, darin ein Koch. Allein ein Engel des Herrn auf einem sehr fernen Stern, der hat den Koch liebend gern. DJ Dieter: Ich schnalle das doch, er ist nur ein Koch. Einen Koch, den darf man stets verhöhnen, sein saubres Kleid mit Blut
beschmieren, mit heißem Hungerruf volldröhnen, es geht ihm niemals auf die Nieren. Chor der Tellerwäscherinnen: Schöne Welt, heile Welt, wenn es euch denn nur gefällt, dass ihr den armen Koch so quält. Bloß auf einem fernen Stern, da wartet ein Engel, ein Engel des Herrn, der hat ihn gern. DJ Dieter: Der Koch steht schwitzend vor den Töpfen, muss Fische killen, Hühner
köpfen, damit wir was zum Fressen haben und uns an seinen Künsten laben. Chor der Tellerwäscherinnen: Küche, Köche, Ungeheuer! Nur der Engel auf diesem Stern hat den Koch noch wahrhaft gern. DJ Dieter: Auch ist der Fraß meist viel zu teuer, Wir sind doch schließlich nicht bescheuert. Chor der Tellerwäscherinnen: Schöne Welt, heile
Welt, Wenn es euch denn nur gefällt, dass ihr den Koch gar schröcklich quält. And now the cook himself: Es ist so, doch, ich bin der Koch. Ihr wusstet ja, was ihr bekommt, dass euer Leben mir nicht frommt. Ihr wollt doch nur, dass ich mich recke, mich nach eurer Decke strecke, mich nie aus meinem Mist erhebe, nur nach eurer Pfeife lebe. Da pfeif ich drauf und koch nicht
weiter! Schon steht ihr selbst im Küchendreck, und ihr allein putzt ihn nun weg. Ihr ward doch so schlau, jetzt wisst ihr jedoch, Der Beste war nun mal der Koch. Ich aber spucke in die Pfanne und häng mich auf an einer Tanne. Dabei hätte ich so gern einen Stern, nur einen Stern. Chor der Tellerwäscherinennen: Das wäre wirklich eine Panne. Doch werden Engel unsres Herrn den Koch von seinem Galgen
zerrn. Drauf fliegt er zu dem hellsten Stern und hat dort seinen Engel gern. Dj Dieter; Ein Stern, der deinen Namen t
>
Alle Rechte der in diesem Buch enthaltenen Beiträge liegen alleine bei den Autoren
Herauskopieren Vervielfältigen und Verteilen ist nicht gestattet und wird geahndet
Kornblume Engel, Bengel, Teufelei, von allen was dabei.Das Lesen hat mir Spaß gemacht. Habe die 104 Seiten mit Vergnügen gelesen und nicht nur überflogen oder schnell verblättert. Himmelblaue Engelsgrüße schickt die Kornblume, die allen ein schönes Weihnachtsfest und besinnlche Tage zwischen den rauhen Nächten wünscht. |
wortverkoster Vielen Dank liebe Kornblume, freut uns alle und ich werde es weiter geben :) |