Kurzgeschichte
Autogrammstunden mit Jesus

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"Autogrammstunden mit Jesus"
Veröffentlicht am 11. Dezember 2016, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Elena Okhremenko - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Im April 1960 erblickte ich die Welt. Bin hier auf der Durchreise, und versuche - einfach gestrickt - mein Bestes zu geben. Leise Musik ist mir lieber als laute Worte ...
Autogrammstunden mit Jesus

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Frohe Weihnachtszeit...








Bild:

http://1234gifs.de/weihnachtsbaum/weihnachtsbaum02.htm

Autogrammstunden mit Jesus

Endlich war die Weihnachtszeit da. Schon seit letztem Sommer liefen die Vorbereitungen bei der grossen Einkaufskette „more and more“. Viele Besprechungen hatten stattgefunden. Dieses Jahr wollte man an Weihnachten alle übertrumpfen. Es genüge nicht mehr, sagte der CEO, dass Nikolaus-Frauen in kurzen Röcken und mit knallroten Lippen im Geschäft die Leute anlächeln würden. Nein, es müsse etwas sein, das noch niemand angeboten hätte. Nach langem Überlegen kam ein vorwitziger, dynamischer Marketing-Aufsteiger auf die blendende Idee:

„Wir machen Autogrammstunden mit Jesus!“ Alle waren sofort begeistert. Ein Bilderbuch-Jesus war schnell gefunden und in der ganzen Stadt wurden Anfang Dezember diese Megaanlässe auf grossen Plakaten publiziert.


Wie erwartet, drängte sich eine riesige Menschenmenge in den Kauftempel. Alles war pompös dekoriert. Hohe Nordmannstannen glitzerten in voller Pracht. Daneben stand ein weiss gedeckter Tisch, auf dem zwei brennende

Kerzen in mit Edelsteinen verzierten Laternen und ein goldener Kelch platziert waren. Am Tisch sass er nun – Jesus, mit langen dunklen Haaren, einem Spitzbart, einem roten Manteltuch und einem Heiligenschein. Genauso, wie ihn jeder seit seiner Kindheit her kannte. Freundlich lächelnd begrüsste er alle, die zu ihm kamen. Direkt vor den Kunden signierte er 10% Einkaufsgutscheine und drücke sie ihnen segnend in die Hände.

Im ganzen Geschäft herrschte Hochbetrieb. Die Kassen klingelten und aus den Lautsprechern erklang das Ave Maria. Den Kaufwilligen wurde es ganz warm ums Herz.


Draussen auf der Strasse sass frierend ein Obdachloser auf einer Wolldecke. Vor sich hatte er einen Becher hingestellt. Daneben brannte eine schlichte Kerze, an der ein Kartonschild mit der Aufschrift „Jesus“ angelehnt war.


Die meisten Leute, die aus dem „more and more“ Center kamen, liefen in Freudenstimmung achtlos am armen Mann vorbei. Einige hatten Mitleid und wollten etwas in den Becher legen. Leider aber hatten sie ihr ganzes Geld schon ausgegeben.


Jesus war zur Autogrammstunde

gekommen - doch niemand hatte ihn erkannt.

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Luap
Im April 1960 erblickte ich die Welt.
Bin hier auf der Durchreise, und versuche - einfach gestrickt - mein Bestes zu geben.
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Schildkroete Ja ich glaube dieses passiert in unserer Zeit häufiger dsa wir Jesus nicht erkennen. Erinnert ein wening an die Geschichte Ein großer Tag für Vater Martin von Leo Tolstoi. Und in der Bibel steht ja auch was ihr den geringsten getan habt, sa habt ihr mir getan und was ihr den geringsten nicht getan habt, das habt auch ihr mir nicht getan. Danke für deine Zeilen.
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Ohne Worte, nur:
Unverkennbar: eine Geschichte aus deiner Feder, eine Geschichte aus deinem Herzen. Favo und lieben Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Annabel Ich denke mal, dass Jesus auch nichts anderes erwartet hat. Guckt uns ja schon eine Weile zu. Wieder mal gern gelesen. Lieben Gruß an dich
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Beim guckt uns ja schon einen Weile zu musste ich schmunzeln... wie recht du hast... ;-)

Liebe Grüsse zurück
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Lieber Paul,
du hat es perfekt auf den Punkt gebracht!
Ich kann dir gar nicht sagen, WIE mich dieser "Weihnachts"-Rummel in den Kauftempeln nervt. Gehe da gar nicht erst hin ...
Bei uns gibt es schon lange keine Geschenkorgien mehr ...

Liebe Grüße in die Adventszeit
schickt dir die ungläubige
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Vielen Dank fleur!
Habe dir das Wort Kauftempel stibitzt und damit den Geschäfts-Palast ersetzt - passt noch viel besser in die Geschichte... ;-)

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Lieber Paul,
gerne schenke ich dir das Wort.
Du weißt ja, dass ich in der DDR groß geworden bin. Sage noch heute "Kaufhalle" zum Supermarkt. Das stimmt schon so. ;-)

Liuebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre ...
Du hast es absolut auf den Punkt gebracht, lieber Paul!
Dankeschön, dass ich die Weihnachtsbäume bestaunen durfte! :-)
Ich wünsche Dir eine schöne Vorweihnachtszeit!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Vielen Dank Kara!
Ja, es wäre zum Lachen wenn es nicht so traurig wäre... ich würde mich nicht wundern, wenn eines Tages wirklich so ein Jesus in einem Einkaufszentrum Gutscheine verteilen würde...
Weihnachtsbäume bestaunen ist halt schon was Schönes da bin ich auch gerne dabei... wenn ich darf... ;-)

Liebe Adventsgrüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue Lieber Paul,
eine schöne Weihnachtsgeschichte, deren Ende überrascht und den Leser zum Wesentlichen führt. Ich blieb mit einem Schmunzeln zurück ...
Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
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