Männer haben's eigentlich ziemlich schwer, wenn's darum geht... Nun, Klopapier zu kaufen. Warum? Ganz einfach: Frauen wird ganz selbstverständlich die Verwaltung des Haushalts zugeschrieben. Da kann sie schon mal losziehen, um Nachschub an Toilettenpapier zu besorgen, damit Mann (und sie selbst) sich nicht plötzlich unbewaffnet auf dem Lokus wiederfindet. Denn das könnte ein schmutziges Geschäft werden, wie wir alle uns sicher sehr gut vorstellen können. So stromert das schönere Geschlecht dann eben in den nächsten Schlecker oder jedes andere beliebige Geschäft mit riesiger Wischpapierauswahl, nutzt sein besser ausgeprägtes mikroökonomisches sowie haptisches Verständnis und greift zum Klopapier mit dem maximalen Flauschfaktor zum minimalen Preis, um das größtmögliche sanitäre Wohlbefinden auf dem stillen Örtchen zu garantieren. Kein Problem soweit.
Die in dieser Hinsicht zugegebenermaßen ungleich plumperen männlichen Herren der Schöpfung haben es da bei weitem problematischer. Das fängt schon beim Wählen der geeigneten Sorte an. Nicht nur, dass wir mit der viel zu großen Auswahl, deren Unterschiede wir höchstens anhand der Papierlagenanzahl ausmachen können, völlig überfordert sind, zusätzlich überkommt den echten (!) Mann auch eine Art Unwohlsein in dieser ominösen Abteilung. Ist ein wenig, als müsste man allein Damenunterwäsche für die Angebetete aussuchen. Denn es ist völlig klar, dass mindestens drei Lagen vorhanden sein müssen, schließlich mögen auch wir es weich. Aber das kommuniziert man einfach nicht nach außen, so wie man nicht darüber spricht, dass Frauen überhaupt etwas mit Toilettenpapier anfangen können. Richtigen Männern ist der bereits genannte Wohlfühlfaktor nämlich sowas von egal. Der echte Kerl braucht als Werkzeug nichts anderes als ein Stück Schleifpapier, doppelseitig benutzbar, das nach Verwendung einfach mit der Hand gereinigt wird. Die blumige Wahrheit dahinter sieht jedoch leider ganz anders aus.
Haben wir uns dann doch entschieden, bei aller Hektik und Tunnelblick dabei natürlich die teuerste Sorte gewählt, während direkt daneben ein gleichwertiges Dutzend Rollen zum halben Preis gelegen hat, heißt es schnell hinfort aus dieser unheiligen Zone - dabei Augen immer geradeaus. Ein zusätzlich einstudiertes Siegerlächeln suggeriert, dass uns die lässig unterm Arm getragene Packung Klopapier sowas von sexy macht - schließlich sind wir uns nicht zu fein, der werten Dame daheim ein wenig Arbeit abzunehmen. Hinter dem aufgesetzten Grinsen denkt der Mann von Welt allerdings etwas ganz anderes: Musste es unbedingt das Zwölferpack sein? Jetzt glaubt doch jeder, ich hätte einen unglaublich produktiven Darm. Nur nicht zu schnell laufen! Das sieht sonst so aus, als würde ich sofort nach Hause rennen, um die erste Rolle einzuweihen. Nicht vergessen, locker schlendern! Schlennnnnnnndern!!!
Bei aller Trottligkeit mögen wir vielleicht unbeholfen wirken, aber eines sind wir ganz sicher nicht: dumm! Schon die Geschichte hat uns gelehrt: Die größten Strategen waren Männer, die größten Mathematiker sowieso und überhaupt. Dieser Vorteil an Taktik und Berechnung veranlasst uns in der jetzigen Situation instinktiv dazu, niemals den größtmöglichen Fehler zu begehen: uns NUR mit dem Toilettenpapier an die Kasse zu stellen. Frauen können das bedenkenlos tun, scheinen doch schon ihre routiniert dreinblickenden Augen zu sagen, dass sie einfach vergessen hatten, das Toilettenpapier auf den Einkaufszettel zu schreiben und deswegen noch mal schnell zurück ins Geschäft gelaufen sind. Der Mann dagegen muss dafür sorgen, dass er zusätzlich zum Toilettenpapier einen möglichst geplant wirkenden, zusätzlichen Korb voll Waren im Anschlag hat. Also NICHT nur einen Sixpack Bier! Sehr gut eignen sich dagegen beispielsweise ein paar Dosen unterschiedlicher Eintöpfe für Notfälle, für's regelmäßige Frühstück zwei Packungen Milch und gesundes Müsli, zum Abend Brot, Butter, Käse, Wurst. Nahrungsmittel wie Kidneybohnen und Linsensuppe sind dagegen wieder eher weniger geeignet. Ach ja, außerdem kommt eine intellektuell wirkende Illustrierte immer gut - die Neon oder was Vergleichbares.
Denn NUR ein Mann und sein Klopapier - das wäre eine Steilvorlage für all die hinter uns wartenden Kunden, sofort zu glauben, sie wüssten, wie unsere letzte halbe Stunde ausgesehen haben muss: Mit der ausgebreiteten Tageszeitung hatten wir es uns auf dem Ort des häuslichen Friedens gemütlich gemacht, der "Dinge" harrend, die da kommen mochten. Und dann, als wir gerade instinktiv zum Rollenhalter griffen, der Super-GAU: Da hing nur noch die verhasste Papprolle! Mit runtergelassener Hose staksten wir dann erst mal wie ein Königspinguin in die Küche zur rettenden Küchenrolle, doch auch die haben wir natürlich vergessen zu kaufen. Also ab zurück ins Bad zur weiteren Projektplanung. Und dann, bereits am Rand der Verzweiflung, erblickten wir die rettende Tageszeitung... Nein, da möchte man niemandem mehr in die Augen sehen. Eine Vorteilstube Hämorrhoidensalbe zu kaufen kann nicht schlimmer sein.
Haben wir dann aber endlich erfolgreich die Kasse passiert, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Nach den ersten eigenen Klopapierkäufen denkt der männliche Proband noch, ihm stünde nun ein Spießrutenlauf bevor, und jeder würde darauf schauen, wie er sichtlich unsicher mit dem Toiletten-Zwölfer durch die Fußgängerzone hetzt - ein wenig so, als müsste er splitterfasernackt, nur mit den Händen vorm Gemächt nach Hause rennen. Aber bald schon kommt Routine in die Sache, und wir stellen fest, dass wir im alltäglichen Straßenbetrieb keineswegs auffallen wie ein bunter Hund. Und außerdem haben wir ja unseren antrainierten Pseudo-Schutzeinkauf dabei. So wirkt alles vollkommen perfekt geplant - und schließlich ist die Papiergrundlage für's große Geschäft ja auch die natürlichste Sache der Welt. Irgendwann haben wir dieses Defizit der Frau gegenüber dann sogar komplett kompensiert, und keine Papprolle am Toilettenpapierhalter kann uns mehr schocken - es sei denn, wir haben wirklich nicht aufgepasst und das ausgerechnet an einem Tag, an dem keine Zeitung im Briefkasten lag...