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Es war des Nachts in Cimpletown. Ich war zu spät aufgebrochen und nun stand ich vor dieser alten Burg. Vielleicht war es auch ein altes Schloss, ich bin mir da nicht mehr so sicher oder war es damals nicht. In jedem Fall, war ich Müde und betätigte deshalb den Türöffner vorsichtig. Das hieß, ich klopfte etwas zaghaft mit dem Eisenring an die Eichentür, die sich vor mir kurz darauf auftat.
Nicht viel war zu sehen. Eine große Halle in die ich schritt, ich war allein.
Wer aber hatte die Türe geöffnet? Diese Frage stand
noch.
Plötzlich fiel ein wenig Steinstaub von der Decke und kurz darauf konnte ich, als ich nach der Decke schaute, im Dunkel der Deckenstützbalken etwas erkennen. Es war ein Wasserspeier.
Dieser jedoch regte sich natürlich nicht und seine merkwürdige Fratze saß ruhig unter der Decke bis er sich zu bewegen begann. Wie konnte das sein? Ein Gargoyle der auf allen vieren über den Deckenbalken lief. Genug, nicht nur das! Er schnitt mir Grimassen entgegen und hüpfte dann von oben vor meine Füße. ,,Willkommen, willkommen in Castle", sagte er.
Ich konnte nichts sagen, zumindest nicht
in klaren Worten, einzig ein fragendes: ,,In Castle?" kam über meine zitternden Lippen. ,,Keine Angst sagte der Wasserspeier, es wir dir hier nichts passieren, zumindest nichts schlechtes oder gefährliches." Aber das glaubte ich nicht auf Anhieb.
,,Ich tue dir bestimmt nichtsˮ, sagte der Wasserspeier und hüpfte und schwebte mit seinen Schwingen zurück auf seinen Platz auf dem Stützbalken.
Er saß dort seelenruhig und ich ahnte nun nicht mehr was da noch kommen würde. Doch es kam sogleich. In Gestalt einer alten Frau stand plötzlich ein Mensch vor mir - eine Kammerzofe oder Haushälterin der Kleidung nach zu
Urteilen. Sie lächelte mich mild an und die Laterne in ihrer linken Hand wedelte etwas und leuchtete den Saal aus als sie mir die Hand reichte.
,,Guten Abend mein junger Fremder in Castleˮ, sagte sie ebenfalls. Dann jedoch als ich ihre Hand berührte zerfiel sie vor meinen Augen zu grauem Staub und die Laterne landete auf dem Boden vor mir. Ich hub sie auf und wunderte mich nun erst recht über alles. Was sollte all das und war das eben passiert? Ich nahm die Laterne in die rechte Hand und wedelte damit leichten Schwenkens durch den Raum. Das war wirklich eine Burg - also ein Castle.
Die Mauern waren hart und fest, die
Steine alt und verwittert. In grauen Tönen bildeten sie eine kalte Wand. Ich schritt hinzu und befühlte sie. Es war real.
Willst du hier bleiben? Kam eine bekannte Stimme von oben. Ich wusste es nicht. Der Wasserspeier regte sich wieder. Aber wohin sollte ich auch, draußen peitschte der Regen und wäre das nicht genug war es finstere Nacht inzwischen. Ich beschloss noch abzuwarten. Der Wasserspeier aber war nicht so geduldig und hakte mit einem: ,,Was ist nun?ˮ nach.
,,Es ist dunkel, ich bin fremd hier und dies die einzig mögliche Bleibeˮ, rief ich zögerlich
hinauf.
,,Das ist es - in der Tatˮ, kam die rasche Antwort von oben.
,,Du darfst hier bleibenˮ.
,,Dankeˮ, sagte ich nach oben - meinte aber nicht wirklich was ich sagte.
,,Wo bin ich?ˮ, fragte ich.
,,Du bist in Castle und Castle das bist du nunˮ.
,,Jeder der hier bleibt, gleich wie lang, wird ein Teil von dem was wir Castle nennenˮ, erklärte der Wasserspeier. Ich war verwirrt.
,,Heißt das ich werde auch gleich zu einem Häufchen Staub zerfallen?, fragte ich.
,,Nein, das heißt das du etwas besonderes
nun bistˮ.
,,Du bist nun ein Teil von Castle und damit steht dir ein interessanter Weg bevorˮ, sagte plötzlich eine Fremde Stimme.
Die Stimme kam von einer kleinen Maus die mir auf die Schuhoberseite sprang. ,,Ich bin Fink, das ist Spie der Wasserspeier da oben und das vorher war Mile die Hausbegrüßerin. Sie ist nicht sehr ... äääh sie ist anders eben - wie alle hier. Oder sagen wir - was besonderesˮ.
Die Maus sprang wieder von meinem Fuß, es fiel ihr wohl nichts mehr zu sagen ein oder sie hatte Angst vor Schuhgröße Sechsundvierzig. Sie saß nun
vor mir und erklärte mir die Sache nun weiter.
,,Castle ist ein besonderer Ort, einer an den man geht ohne wieder zu gehen wie man kommtˮ.
,,In deinem Fall kommst du Müde vielleicht und gehst ...ˮ. ,,Wach, vervollständigte ich ihren Satzˮ.
,,Nein, oder doch, aber nicht nur das. Du bist nun mehr. Du bist nun nicht mehr der Selbeˮ.
Die Eingangstür ging auf und Licht fiel herein, ich schritt ihm entgegen.
Plötzlich erwachte ich.
Es war noch Nacht. Ich konnte noch einige Sterne am Himmel sehen.
Was für ein seltsamer Traum dachte ich. Ich setzte mich auf.
Castle. Hmm.
Es war wohl ein Traum gewesen, und vom Fensterbrett sprang derweil eine kleine Maus ungesehen ins nächste Beet unter dem Zimmerfenster um Nachhaus zu kommen.