Alles war wie immer. Wir saßen in unserem Lieblingscafé, an unserem Stammtisch auf der Terrasse, die einem wunderschönen Ausblick auf den angrenzenden Stadtpark bot. Die Kellner hier kannten uns gut und wir waren mittlerweile alle bei „du“. Das Café war unser Zuhause geworden, wenn wir irgendwo außerhalb Zuflucht suchen wollten. Wir grinsten einer großbusigen, blonden Kellnerin zu und sie nickte. Das reichte für
uns um zu bestellen. Alle hier wussten, was wir gerne tranken. Wir gehörten schon zum Inventar. Im Hintergrund plätscherte ein Brunnen, der unser zweiter Lieblingsort in dieser Stadt war. Unter der vier großen Engelstaturen, den Schutzheiligen der Stadt, fühlten wir uns wohl und beschützt. In Sinar einen Ort der Ruhe zu haben, war fast genauso selten wie ein Sechser im Lotto. Breit Grinsend kam Lilie, die blonde Kellnerin mit den riesigen Brüsten, auf uns zu und stellte unsere Getränke
vor uns auf den Tisch. „Hallo Mädels“, ihre Zähne strahlten in der Sonne und ihre blauen Augen leuchteten. Mit sanfter Stimme fuhr sie fort: „Für Valerie gibt es ihren Caramel Frappuccino und Amber bekommt eine Cola mit Eis“ „Danke“, murmelten meine beiden Freundinnen, bevor Lilie, Cynthia und mir unsere Getränke reichte. „Für Cynthia habe ich ihren Eiskaffee und für dich gibt es einen Bubble Tea mit Erdbeertopic“ „Merci sœur“, bedanke sich Cynthia höflich. Als Lilie um die Ecke gebogen war,
steckten wir unsere Köpfe zusammen und sahen uns erwartungsvoll an. „Okay Mädels“, fing ich feierlich an zu erzählen, „Was gibt es an diesem schönen Herbsttag neues?“ „Nun“, sagte Valerie und schob sich eine ihrer blonden Strähnen hinters Ohr. Eine Angewohnheit, die sie immer tat, wenn sie etwas Wichtiges zu erzählen hatte. „Julie ist auf einer Pornoseite zu sehen“ Meine Augen wurden größer, als die Worte in meinen Kopf ankamen. Julie? Das konnte nicht sein. Sie war immer ein sehr
unscheinbares Mädchen, mit sehr strengen katholischen Eltern, das immer ganz hinten in der Klasse saß und mit niemanden sprach. Ich beobachtete Val dabei, wie sie hastig etwas in ihr iPhone tippte und es uns dann vor die Nase hielt. Gespannt sahen wir, wie ein Video geladen wurde, welches den Titel „Fall eines Engels“ trug. Als das Video geladen hatte, sahen wir einen dunklen Keller, der nur in einer Ecke beleuchtet war, da wo eine Streckbank stand. Darauf gefesselt war eine uns sehr
bekannte Mitschülerin, mit verbundenen Augen, einem knappen weißen Kleid und zu unserer Überraschung, offenen Haaren, statt ihren beiden geflochtenen Zöpfe, die sie sonst immer trug. Auf den Boden vor ihr lagen weiße Flügel, die mit Blut befleckt waren. Julies Beine waren gespreizt und ihre Arme waren hinter ihrem Kopf zusammengebunden. Ich zog die Luft scharf ein, als ich die ganzen Wunden sah. Tiefe rote Streifen verliefen über ihren ganzen Körper. Anscheinend hatte man sie
ausgepeitscht, oder so was. Nachdem sie einige Momente so verharrt hatte, ohne auch nur ein Geräusch zu machen, kam eine zweite Person in den Raum. Die Person war komplett vermummt, aber vom Körperbau her nahm ich an, dass es ein Mann war. Er hielt eine Peitsche in der Hand und ohne lange darauf zu warten fing er an sie damit auszupeitschen. Sie machte immer noch keinen einzigen Laut, auch nicht dann als er ihr ein Glätteisen in die Vagina schob und sie anschließend mit seinem eigenen Schwanz fickte.
Irgendwann ging das Video ins Schwarze über, nachdem der Typ sie mit seinem Sperma bedeckt hatte. Cynthia und ich verzogen angewidert das Gesicht, während Amber gelangweilt die Augen verdrehte und Val achselzuckend ihr iPhone wieder in die Tasche ihres Blazers fallen ließ. „Oh Gott“, krächzte ich und sah Valerie und Amber an, die sich wieder ihren Getränken gewidmet hatten, während Cynthia und ich das Gezeigte noch nicht verarbeitet hatten, „ Eure Herkunft in allen Ehren, aber
kann euch denn nichts mehr erschüttern?“ Valerie sah mich unbeeindruckt an: „Sarah. Mein Vater hat einen Typen in unserer Küche erschossen, da war ich gerade drei. Mit fünf hat man mir das Schießen beigebracht und…“ „Und mit zwölf hast du selbst jemanden umgebracht, wir Wissens, Prinzessin“, beendete Amber Valeries Erklärung. „Ihr sagt das, als ob es das normalste auf der Welt wäre“, ich sah die beiden eindringlich an. Auch wenn ich sie schon eine ganze Weile kannte, konnte ich mich nicht an
ihren Lebensstil gewöhnen. „Wer bin ich?“, Valerie formulierte ihre Frage mehr wie eine Tatsache. Ich verdrehte die Augen:“ Die Tochter eines Mafiabosses?“ „Genau“, sie nickte mir zu, „Und was ist sie?“ „Der Boss einer Straßengang?“ „Richtig“, Val sah mich mit einen Blick an, den ich das letzte Mal bei meiner Grundschullehrerin gesehen hatte, als ich zum ersten Mal erfolgreich schriftlich Geteilt hatte. „Also glaubst du nicht, wir haben nicht schon größere Scheiße gesehen?“ „Ich glaube
schon“, ich seufzte und sah mich hilfesuchend nach den anderen beiden um. Amber grinste mich belustigt an und Cynthia war in ihr iPhone vertieft. „Außerdem“, Amber zwinkerte mich an, „ist doch nur Sex“ „Wenn sie es denn geil findet?“, fügte Valerie noch hinzu. „Stille Wasser sind eben tief“, Cynthia sah von ihrem Smartphone auf, nachdem sie sich anscheinend wieder beruhigt hatte. Ich nahm einen großen Schluck von meinem Bubble Tea und hoffte, dass er die gleiche beruhigende Wirkung auf mich
hatte wie der Wodka, den Valerie uns immer mitbrachte. Leider tat der Tee dies nicht, aber mein Körper fühlte sich etwas besser an. Schwarzer Tee mit Milch und Erdbeere war mein Lieblingsgetränk. „Mal abgesehen von den Geschichten aus der Gruft, gibt es noch andere Neuigkeiten?“, ich sah Cynthia an und hoffte, dass sie noch etwas anderes zu erzählen hatte. Cynthia nahm sich eine Zigarette aus Ambers Schachtel und sah uns mit ihren grünen, dunkel geschminkten, Augen an:
„Ich hätte da tatsächlich was Wichtiges“ „Und was?“, Amber legte den Kopf schief, „Welcher Fingernagel ist diesmal abgebrochen?“ „Was? Nein. Nicht das“, Cynthia hob abwehrend die Hände, „Ich brauche eure Hilfe“ „Wobei?“, fragte ich neugierig. „Na bei was wohl. Sie will, dass wir sie wieder in einen dieser super teuren Clubs begleiten“, Amber streckte sich und grinste Cynthia auffordernd an, „Oder doch lieber wieder ins Nagelstudio?“ Cynthia seufzte und warf Amber mit einem Stück Keks ab: „Nein du
Idiot. Ich brauche eure Gesellschaft für die Gala nächsten Samstag“ „Oh klar“, mischte Valerie sich in das Gespräch mit ein und ich sah wie ihre Augen funkelten. Amber hingegen verdrehte die Augen und ich konnte sie gut verstehen. Ich fand die Abendveranstaltungen der LeGrow Familie genauso interessant wie Matheunterricht. Alle paar Monate oder wenn sie mal Lust hatten luden die LeGrows alle wichtigen Personen von Meruvi ein, die sich dann einen ganzen Abend bei den besten
Speisen und Getränken, beweisen konnten wie toll und schön sie waren. Es war das perfekte Puppentheater und weil Cynthia als eines der Kinder des Konzernbosses natürlich anwesend sein musste, zog sie uns regelmäßig damit rein. Ich biss mir auf die Lippen, ich konnte mir schon ganz genau vorstellen wie der Abend ablaufen wird. Amber und ich würden uns an unseren zugeteilten Tisch betrinken, während Cynthia die meiste Zeit grinsend neben ihren Vater stehen musste und Valerie sich mit den
älteren Anzugstypen unterhielt. Bei den Gedanken konnte ich schon kotzen vor Vorfreude. Ich warf einen Blick auf Amber die ebenso begeistert wie ich guckte. Ich war mir sicher, dass sie sich gerade das Gleiche dachte. „Mein Daddy lädt am Samstag wieder seine Freunde ein“, Cynthias Stimme wirkte gelangweilt und sie zündete sich eine weitere Zigarette an, „Bitte kommt mit, ohne euch sterbe ich vor Langweile“ „Ich dachte du, magst diese Galas?“ „Na ja. Ich muss sie mögen“, Cynthia leerte ihr Glas
und griff nach Valeries Keks. Ohne zu Fragen schob sie den Keks in ihren Mund und sah in die Runde: „Also bitte kommt ihr?“ „Also ich komme am Samstag auf jeden Fall.“, verkündete Valerie begeistert. Im Gegensatz zu uns liebte Valerie aus irgendwelchen Gründen diese Galas. Amber und ich warfen uns einen hilflosen Blick zu und seufzten dann: „Wir werden dich auch - mal wieder - begleiten“ Cynthias Gesicht hellte sich ein bisschen auf: „Ihr seid die besten“ „Dann brauchen wir jetzt aber auch neue
Kleider“, Valerie sah uns anfordernd an, „Also kommt ihr?“ Cynthia sah sie lächelnd an, auch Ambers Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ich grinste sie an: „Klar doch Prinzessin“