Biografien & Erinnerungen
Aufgeregte Herzen

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"ganz aufgeregt"
Veröffentlicht am 17. November 2016, 12 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich - eindeutig rot - freiheitsliebend - in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt - nach außen der Fels in der Brandung - die Person, auf die man sich verlassen kann - auch mal anlehnen, kein Problem - ein dunkles samtiges Rot also - richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand - Struktur - Kunstschule Zürich - zahlreiche Ausstellungen in der Region - flippig - flapsig - bunt in mir drin - auch mal ...
ganz aufgeregt

Aufgeregte Herzen

Ganz aufgeregt. Ich war ganz aufgeregt. Nahm aufgeregt den Transporter ein. Diesen Kleintransporter mit dem Hab und dem Gut und allem. Mit den Schnittchen, dem Fotoapparat und dem Fahrrad. Ein Auto hatte ich von nun an nicht mehr. Mit meiner Kunst. Kunstvoll verpackt – gleich rohen Eiern. Mit den wichtigsten Bildern meines Sohnes, ein paar Erinnerungsstücken und auch ein wenig Leid in den Ecken. Ein Kleintransporter mit dem Allernötigsten. Gemietet für einen Tag und eine Nacht. Die Scheiben heruntergedreht, fauchte mir der Wind der Freiheit durch die Haare.

Queen of the Road. Ja! So fühlte ich mich. Von oben überblickte ich die Straße. Die Seitenspiegel ständig im Blick. Entspannt, gespannt, überspanntes Herz. Aufgeregt und ungeduldig. Brauste ich über die Autobahn. Kilometer für Kilometer. Ohne Navigation. Die hatte ich stehenlassen. Ausversehen. Vergessen. Vor lauter … Hast du daran gedacht? Und pack dies noch schnell ein. Und ein Lunchpaket von Papi noch dazu. Kleine Tomaten hüpften in meinen Mund. Ich ließ sie mir munden.

Trunken vor Hoffnungen.

Entledigt allen Wenn und Abers. One-Way-Ticket. An den Raststätten überprüfte ich die SMS-Nachrichten. Wo bist du jetzt? Wann kommst du? Wie lange brauchst du noch? Ich fuhr und fuhr. Und irgendwann. Ja, irgendwann hätte ich ein Navigationssystem gut brauchen können … Ich griff zum Handy. Ich war schon ganz nah. Er erklärte mir den Weg. Ich verstand jedes zweite Wort.

Immerhin.

Ein bisschen zu aufgeregt, ein bisschen zu

heiß, ein kleines bisschen müde. Und ganz viel fremd. Fremde Straßennamen. Fremde Orte. Fremde. Ich riss mich zusammen. Nur noch ein bisschen. Ein kleines Stück. Entlang einer Allee. Und dann … Dann durfte ich ankommen. Vielleicht. Wer wusste schon, was morgen war? Ich nicht. Und er nicht.

Ein Abenteuer.

Wir hatten uns darauf eingelassen.

Riesenhaft und unüberschaubar. Freier Fall. WG oder was auch immer. Ankommen. Zuerst musste ich ankommen. Ich bog in die Straße ein. Ach …, wie mir das gefiel! Diese alten Kastanienbäume. Ich hatte eine ganz andere Vorstellung in meinem Kopf. Zusammengeschustert aus Phantasie. Aber auf die Wirklichkeit … Wäre ich niemals gekommen. Wirklich. Dieser Moment war alles andere als wirklich.

Unwirklich.

Eine alte Frau auf einer Bank.

Sitzend.

Den Schatten genießend. Ganz für sich. Ansonsten. Niemand auf der Straße. Kein Mensch. Kein Hund. Ich hielt den Transporter an. Stieg aus. Streckte alle Glieder. Und lief dann zu ihr rüber. Die Frau sah mich neugierig an. Ich fragte sie nach Andreas Hanke oder eben Andyhank. „Dea is bestümmt im Jarten“

Meinte sie.

Zeigte mir, wo ich hinmusste. Ich war vielleicht 20 Meter entfernt.

Die Frau war Andys direkte Nachbarin. Mein Herz tanzte. Ich war da. Ob angekommen oder nicht, interessierte gerade nicht im geringsten. Ich stellte den Transporter ordentlich ab. Stieg aus. Rappelte nochmals an der Tür, ob der Wagen auch zu war. Und dann suchte ich den Eingang zum Garten. Es war ein Durchgang. Ein Durchgang in eine andere Welt. In ein anderes Leben.

Grün und sonnendurchflutet.

Vor mir. Dieser große Mann im Adamskostüm.

So ist er und verstellt sich niemals. Augen zu und durch. Ab ins kalte Wasser. Braungebrannt und strahlend. Und Nackt. Gut so. Dachte ich mir. Ich selbst mag das auch. Wenn die Temperaturen stimmen. Und an diesem Abend stimmten sie. Definitiv. Doch weil bereits früher Abend war, ließ ich meinen Körper eingehüllt. Fühlte mich alles andere als frisch.

Durch.

Durch und durch. Durch und durch aufgeregt und ermattet

zugleich.

Durch und durch verstaubt und verschwitzt von der Fahrt. Dem stetigen Fahrtwind auf meiner Haut. Ein Pelz aus Straßenstaub und flirrender Hitzeluft. Den Mücken gefiel das ausgezeichnet. Sie empfingen mich genießerisch. Hinterließen gerötete Beulenbahnen. Ihr Nachwuchs war also versorgt. Wir plauderten und lachten. Und langsam wurde es dunkel. Im Dämmerlicht entleerten wir eilig den Transporter.

Andys Stirn zog tiefe Falten beim Anblick.

Beim Anblick der vielen Kartons und … Bilder über Bilder.

Tja. Das würde eng werden, so dachte er sich. Erstmal alles rein. Erstmal. Das war unser Zauberwort. Wir waren die Erstmalisten Und sind es ein wenig immer noch. In der Dunkelheit war erstmal alles – schlecht und recht – verstaut. Und wir gingen in den Garten zurück. Nahmen Platz auf der massiven Hollywood-Schaukel. Sachte schaukelnd. Leises Quietschen.

Arm an Arm.

Ganz nah. Und doch ganz vorsichtig.

Wir ließen den Tag verklingen. Obwohl er sicher nie verklingen wird. Ganz und gar. Ganz und gar nicht. Er sprach von seinem Herzen. So aufgeregt. Wild und laut pochte es in seiner Brust. Es ging mir nicht anders. So sahen wir gemeinsam in die Weite des Himmels. Sahen den Flugzeugen nach. Sehr behutsam legte er seinen Arm um meine Schulter. Unter dem sternklaren Himmel.

Mit klopfenden Herzen.

Ganz aufgeregt. Aufgeregte Herzen.

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Hörbuch

Über den Autor

Frettschen
Ich
- eindeutig rot
- freiheitsliebend
- in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt
- nach außen der Fels in der Brandung
- die Person, auf die man sich verlassen kann
- auch mal anlehnen, kein Problem
- ein dunkles samtiges Rot also
- richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand
- Struktur
- Kunstschule Zürich
- zahlreiche Ausstellungen in der Region
- flippig - flapsig - bunt in mir drin
- auch mal nachdenklich
- manchmal introvertiert
- stets auf der Suche nach Neuem
- in meinem Bereich versteht sich
- Sternzeichen Löwe
- Querdenker und Rebell
- reiße mir die guten Seiten des Alltags unter die Nägel
- manchmal erwische ich auch die weniger Guten,
doch die schüttele ich hastig ab

ich liebe:
- einsame Orte
- den Wind
- das Geklapper der Taue an den Masten
- ob an Fahnen oder Booten, ist mir egal
- die Ruhe im Wald
- der Schutz eines Baumes - wenn man sich darauf einlässt
- das Eintauchen in die Arbeit an der Staffelei
- wenn`s gelingt
- das sichere und untrügliche Gefühl,
etwas Besonderes entstehen zu lassen
- das Spielen mit unserer Sprache
- gutes Essen
- ein unerwartetes Lächeln
- Musik - alle Richtungen
- am besten schön laut
- Tanzen
- Ausdruck
- Profil
...

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Magnolie 
So wundervoll beschrieben, so dass mir das Herz aufgeht ...
Herzlichst
Manu
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Erstmalisten - eine tolle Worterfindung. Das muss ich mir merken, Andrea!

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Endlich angekommen und dann regnete es sicher Sterne...
Da wäre ich aber auch äußerst aufgeregt... Schöne Geschichte. Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Klasse geschrieben!
Und eure / deine Geschichte mag ich ja eh.
Lieben Gruß
Sabine

Rennt der Typ echt immer nackig rum? Erschreckt er damit nicht den Postboten und andere Dienstleister?
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Vorzugsweise gern ... ;)
Wenn es die Temperaturen erlauben ...
Und den Postmann - den empfange ich :D
Vor langer Zeit - Antworten
Wolkenstill Das mag ich! Dieses Tempo in den Zeilen.
Diese Stärke zwischen den Worten und diese Erlebnisse in jedem einzelnen Buchstaben!

LG in den Abend
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Herzlichst Dankeschön
... und ich liebe es so zu schreiben.
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Aufgeregte Herzen..."
Schon nach den ersten paar Zeilen wusste ich Bescheid,
denn dass Du diese Reise mit einem One-Way-Ticket
gemacht hattest war ja für die Leser von mS
schließlich längst kein Geheimnis mehr... ...smile*
Sehr gerne gelesen...
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Stimmt - allseits bekannt.
Trotz der Jahre, die inzwischen vergangen sind, bin ich immer noch im Verarbeitungsmodus. Ab und an kommt alles hoch - was immer auch die Auslöser sein mögen. Und dann muss es raus. Erst wollte ich es nur für mich schreiben, aber dann fand ich es doch irgendwie - - - veröffentlichswürdig ;)
Dank dir für´s Lesen und das ♥ und der Fehler ist schon ausradiert.
Vor langer Zeit - Antworten
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