Wer ist hier schlau?
Ein Bär schleckt an der Honigwabe,
ist sie ihm doch besond´re Labe,
Geduld führte zu diesem Ziel,
auch wenn das Lernen oft zuviel.
Die Mutter sich viel Mühe gab,
mit Hingabe ihr Kind umwarb,
sie lehrte wie Gefahr umgangen,
half ihm Ersehntes zu erlangen.
Sie schützte, was ihr anvertraut,
nahm ernst ihr Kind, das manchmal laut,
mit Murren ihre Nerven reizte
und oftmals mit Verständnis geizte.
Doch letzlich war es lernbereit,
Erfolge kamen mit der Zeit,
Zufriedenheit war beider Lohn,
nur Meister Fuchs war voller Hohn.
"Was soll das Lernen mir denn taugen",
rief er mit falschen, schmalen Augen.
"Bin von Geburt schon schlau genug,
gerissen, und auch mächtig klug."
Sein Blick ruht auf dem leck´ren Süß,
nicht hilfreich seine schnellen Füß´,
und flinker Geist, der nicht gelenkt,
ein Labyrinth ganz schnell verkennt.
Nun greint er, hadert mit der Welt
weil kein Gedanke ihn erhellt,
hätt´ auf die Mutter er gehört,
auch wenn ein mahnend Wort oft stört.
Der Bär streicht wohlig seinen Bauch,
ach, könnte das der Fuchs nur auch,
doch ihn erfüllt nur neidvoll Beben,
wie ungerecht ist doch das Leben.
©KaraList 11/2016