Fantasy & Horror
Where Eden ends - [Kapitel 2]

0
"Where Eden ends - [Kapitel 2]"
Veröffentlicht am 10. November 2016, 18 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
© Umschlag Bildmaterial: andreiuc88 - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Hallo! Ich bin Germanistikstudentin aus Mittelhessen und angehende Hobby-Autorin :) Ich freue mich darauf, Teil der Community zu werden, tolle Geschichten zu lesen und Tipps und Anregungen von anderen Hobby-Autoren/innen zu bekommen. Ein paar kurze Worte zu mir... Ich bin ein großer Fan von Krimis und Fantasy-Literatur und dabei lebe ich ganz nach dem Motto "old, but gold" :) Ich bin nach wie vor verliebt in Klassiker wie zum Beispiel ...
Where Eden ends - [Kapitel 2]

Where Eden ends - [Kapitel 2]

Der Handel

Ziellos wanderte er durch die Straßen und beobachtete aufmerksam alles Treiben um ihn herum. Schnappte Gesprächsfetzen auf, schaute sich Gesten ab und versuchte zuweilen auch Stand und Alter verschiedener Menschen zu erraten. Es bereitete ihm sogar beinahe Vergnügen. Allmählich lichteten sich jedoch die Straßen und auch die Gegend begann sich stark zu verändern. Neugierig sah er sich zwischen den dicht an dicht stehenden Gebäuden um, deren Fassaden sichtlich unter Wetter und Zeit gelitten hatten. Er kannte sich nicht mit dem

Aufbau und der Struktur von menschlichen Siedlungen aus, aber selbst er konnte in diesem Fall sicher sagen, dass er nicht dort gelandet war, wo er grundsätzlich hatte landen wollen. Mit stutziger Miene blieb er stehen und sah sich ein weiteres Mal in den leergefegten Gassen um, doch es bestand kein Zweifel. Dies war nicht das Vergnügungsviertel der Stadt. Einige unabdingbare Merkmale fehlten eindeutig. Nach kurzem Nachdenken setzte er sich wieder in Bewegung und schlängelte sich weiterhin durch die immer schmaler werdenden Gassen, bis er eine Biegung wiedererkannte, an der er schon einmal

vorbeigekommen war. Das war ganz falsch. Spätestens jetzt sollte er wieder auf einer der großen, parallel verlaufenden Straßen angekommen sein, die ihn zurück zum belebten Stadtkern führen sollten. Dass er sich verlaufen hatte, war gänzlich ausgeschlossen. Es gehörte nicht zu seiner Natur, sich zu verirren. Er verursachte diesen Zustand höchstens bei den Menschen, aber niemals geschah es ihm selbst. Vielleicht war schlichtweg nur seine Wahrnehmung getrübt, da er seit schier endloser Zeit nicht mehr in einer fleischlichen Hülle gesteckt hatte. All diese Eindrücke, die nun plötzlich auf

seinen Geist hereinprasselten. Das ungewohnte Gefühl sichtbar und sogar antastbar zu sein, fixierte seine Aufmerksamkeit vielleicht noch zu stark auf sein direktes Umfeld, sodass er sein Ziel daher immer wieder verfehlte. Er sammelte sich wieder neu und setzte seinen Weg geduldig fort. Wann er ankam, spielte keine Rolle. Das Wann hatte noch nie irgendeine Rolle für ihn gespielt. Wieder jedoch driftete seine Konzentration aus irgendeinem Grund ab und er fand sich plötzlich vor einer stockfinsteren Gasse wieder, in die selbst im Verhältnis zu diesen düsteren Seitenstraßen unnatürlich wenig Licht

drang. Neugierig blinzelte er in die verlockende Dunkelheit, die ihm gerade in seiner momentanen Ratlosigkeit ein sehr heimisches Gefühl gab. Schritt für Schritt trat er in die undurchdringlichen Schatten, ohne auch nur für einen Moment zu hinterfragen, wo sie überhaupt herkamen. Als er vollkommen von der Dunkelheit umschlossen war, schlug etwas in seinem Inneren jäh Alarm. Die Finsternis war seine Wiege. Niemand kannte und beschwor sie so, wie er es tat. In dem Moment, in dem sie ihn vollends umhüllte, wusste er sofort, dass diese nicht echt war. Er war getäuscht worden. Bei der

Verdammnis – das war ein Lockzauber! Abrupt blieb er stehen und richtete seinen Blick auf einen Punkt inmitten der Dunkelheit, an dem sich nun etwas aus den Schatten schälte. Dumpf knallte ein Gegenstand auf den Boden und vertrieb im Bruchteil einer Sekunde die künstlich erschaffene Finsternis, die ihn tatsächlich zu täuschen vermocht hatte. Zurück blieb ein in lange Gewänder gehüllter Greis, der ihn aus kleinen, trüben Augen anfunkelte. In seinen verhärmten Zügen verbarg sich bereits eine stumme Drohung, ehe er überhaupt den Mund geöffnet hatte. Die gebeugte Haltung und die zitternden Hände des alten Magiers mochten eine Farce sein,

um ihn ein weiteres Mal nur das glauben zu lassen, was er mit seinen menschlichen Augen sah. Das einzige an ihm, was nicht zu Täuschen imstande war, war der pechschwarze Fleck an seinem Daumen, dessen Anblick sich ihm nahezu aufdrängte. Ein Ascalon Stein? Er verstand nun, was hier vorging. Von allen Städten dieses Reiches, hatte er ausgerechnet die eine ausgewählt, in der sich ein Großmeister zur Ruhe gesetzt hatte. Ein alter Meister mit dem einzigen Artefakt auf der Welt, das jetzt noch in der Lage gewesen war, alle seine Pläne zu durchkreuzen. Das Schicksal hatte sich diesmal einen

besonders üblen Scherz mit ihm erlaubt. Ein letztes Mal sollte er also noch Schande über seine Rasse bringen, ehe sie mit ihm ein für alle Male unterging. Mit ausdrucksloser Miene sah er zu, wie der Zauberer mit einer erhabenen Geste seine Kapuze zurückschob und ihm mit barschem Ton mitteilte, was er bereits wusste. Wo war er schon willkommen? Es war vorbei für ihn. Ende. Er lächelte nur bitter und verwies auf den schmutzigen, trostlosen Ort, an dem sie sich befanden. „Und dennoch hast du mich hierher eingeladen, Magier“, antwortete er mit süffisantem Ton und teilte dem grimmigen Zauberer

unmissverständlich mit, dass er genau wusste, was ihn in diesen Hinterhalt gelockt hatte. Der alte Magier sollte ruhig wissen, dass er es ebenso mit einem erfahrenen Diener der Finsternis zu tun hatte. Die menschliche Gestalt, mit er ihm gegenüberstand, mochte den Zauberer leicht dazu verleiten, ihn für einen Tölpel zu halten. Ein Ruf, den er nicht mehr länger aushielt. Schon ewig war er als Außenseiter verspottet worden, obwohl er seinen Brüdern und Schwestern in nichts nachstand. Er hatte nur lieber beobachtet, anstatt zu vernichten. Tief atmete er die kühle Luft ein und fand schließlich trotz des

unausweichlichen Kampfes Ruhe in sich selbst. Zum Plaudern hatte ihn der alte Magier wohl kaum in diese abgelegene Sackgasse geführt. Es war absehbar, wie diese Begegnung enden würde. Er wusste zumindest, wie sie meistens endeten. Vielleicht war es sogar gut so. Vielleicht war seine Zeit auf Erden tatsächlich vorbei und dies war seine letzte Chance, sie als das zu verlassen, was er wirklich war. Und vielleicht verhöhnte ihn das Schicksal dieses eine Mal doch nicht, sondern bewahrte ihn vor seiner letzten Fehlentscheidung. Nämlich der, aufzugeben und sein Dasein als Dämon hinter sich zu lassen,

um ein erniedrigendes Leben unter Menschen zu führen – sein letzter Verrat an seiner so stolzen Art. „Ich gebe dir eine einmalige Möglichkeit, diese Stadt lebend zu verlassen“, zischte der Magier und hustete trocken, als er sich mühsam an seinem Stab hochzog und zu voller Größe aufrichtete. Die Schatten, die noch immer in den Ecken lungerten, begannen unruhig auf und ab zu schweben. „Ein Handel“. Der Dämon hob verdutzt die Brauen und grinste schief. Ein Handel? Der Greis meinte wohl vielmehr eine Forderung. Niemand kam auf die absurde Idee, einem Dämon einen Handel

vorzuschlagen. Es war eine ihrer Spezialitäten, die Wahrheit zu verdrehen und amüsiert dabei zuzusehen, wie wie die Menschen daran scheiterten, sie wieder richtig zusammenzusetzen. Wirklich miserable Vertragspartner. „Sprich“, meinte er dennoch neugierig und bedeutete dem Magier, dass er seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit hatte. „Ich bin Großmeister Karym Salivan“, setzte der Zauberer mit steinerner Miene an. „In diesem Land gibt es nur noch eine Handvoll Magier, die sich mit mir messen können. Du hättest keine Chance, mich im Kampf zu besiegen“. Der Dämon blickte den Zauberer weiterhin erwartungsvoll an und runzelte

schließlich die Stirn, als dieser es bei seinen selbstgefälligen Worten beließ. „Und der Handel?“ fragte er schließlich unbeeindruckt in das angespannte Schweigen. „Gib mir deinen Namen und ich verschone dich“, erwiderte Salivan mit gedämpfter Stimme und ließ seinen Stab los, um die Hände vor dem Körper zu falten. Der Stab blieb dennoch gerade an seiner Seite stehen, ohne auch nur zu wackeln. „Das ist alles?“ murmelte der Dämon und schloss kurz die Augen, als wäre er erleichtert. „Machst du dich über mich lustig, Großmeister?“ Das letzte Wort spie er verächtlich

aus. „Welchen Anlass hätte ich?“ entgegnete Salivan und versuchte die Körpersprache des Dämons zu deuten. „Ich weiß genau, welchen Wert mein Name hat. Und zwar sehr genau“, raunte dieser verärgert und ignorierte den Einwand des Magiers. „Sobald ich dir den Rücken zugekehrt habe, schreibst du ihn irgendwo nieder und befiehlst mich zurück ins Jenseits. Du beleidigst mich, in dem du nur davon ausgehst, ich könnte auf diese billige List hereinfallen“. Salivan senkte hastig den Blick, um zu verbergen, wie sehr ihn die Tatsache erschreckte, dass dieser Dämon den

exakten Ritus kannte. Es war ein gepflegtes Geheimnis seiner Gilde, wie einfach ein Dämon auszulöschen war, sobald man erst einmal seinen Namen kannte. Ihn zu erfahren, war der eigentliche Kampf. Jeder Dämonen hüteten ihn sorgfältig. Er war das Medium aus der er seine Macht bezog und diese stolzen Kreaturen ließen nur ungern zu, dass jemand anderes als sie selbst aus ihrer Quelle schöpfte. Nicht viele wussten überhaupt, wie schnell ihr Name auch zu ihrer Todesfalle werden konnte. Den meisten Dämonen, die bis zum heutigen Tage ausgelöscht wurden, war genau dieses Unwissen zum Verhängnis geworden. Hätten alle diese

mächtigen Wesen von der besonderen Schwere ihrer Schwachstelle gewusst, wäre es vermutlich unmöglich gewesen, sie bis zu diesem Grade auszurotten. Warum aber kannte dieser eine sogar den genauen Ritus? Hatte er etwa einen anderen Magier getötet und war an dessen Wissen gelangt? Ganz gleich, welches Unglück geschehen sein musste, dass dieser Dämon an das Wissen über einen geheimen Ritus gelangt war, es durfte kein weiteres Mal passieren. Wenn dieser Dämon auch noch in den Besitz seiner Schriften, Briefe und Artefakte kam, wäre er vielleicht irgendwann nicht einmal mehr mit Magie zu besiegen.

Salivan spürte wie sein altes Herz in seinem Brustkorb raste. Er verfluchte sich dafür, dass er in seiner Selbstgefälligkeit davon abgesehen hatte, den Gilderrat über das Auftauchen eine Dämons zu informieren. Solange er nichts meldete, würde der Rat weiterhin glauben, die Dämonen seien vollständig ausgelöscht. Noch ein Grund, weshalb er auf keinen Fall hier sterben durfte.

0

Hörbuch

Über den Autor

Whisperwind
Hallo!
Ich bin Germanistikstudentin aus Mittelhessen und angehende Hobby-Autorin :)
Ich freue mich darauf, Teil der Community zu werden, tolle Geschichten zu lesen und Tipps und Anregungen von anderen Hobby-Autoren/innen zu bekommen.

Ein paar kurze Worte zu mir...
Ich bin ein großer Fan von Krimis und Fantasy-Literatur und dabei lebe ich ganz nach dem Motto "old, but gold" :) Ich bin nach wie vor verliebt in Klassiker wie zum Beispiel die Sherlock Holmes Romane, die Herr der Ringe Trilogie und Harry Potter.

Neben meinem Studium bin ich ehrenamtlich engagiert, habe ein paar kleine Nebenjobs, schaue unglaublich gerne Serien, lese viel und aktuell schreibe ich auch wieder selbst :)

Liebe Grüße!
Whisperwind

Leser-Statistik
9

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Terazuma Hi Whisperwind!
Also, dieser Dämon scheint zwar der letzte zu sein, ist aber ein ganz ausgefuchster!^^
Da hat sich der Magier wirklich zutiefst überschätzt. Er ist zwar in keine Falle gestolpert, aber seine Überheblichkeit könnte ihn dennoch Kopf und Kragen kosten.^^
LG Tera
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Ich glaube ja nicht,das einer der beiden so bald stirbt ^^ Trotzdem gibt das Kapitel einen interessanten EInblick. mir scheint so viel stärker als Dämonen sind die Zauberer gar nicht... sie haben nur das Glück eine nette Methode zu deren Beseitigung gefunden zu haben. Und das bedeutet für Salivan, das es vielleicht tatsächlich er ist, der hier in der Patsche steckt.^^
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
Whisperwind Hey!
Ja, damit liegst du sehr richtig :) Das richtige know-how macht eben den Unterschied ;)

Viele Liebe Grüße!
Whisperwind
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
3
0
Senden

148732
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung