Schnurri
Es war an einem kalt regnerischen Herbsttag
damals mit einem Freund fuhr ich mit dem Auto
auf einen gemeinsamen Besuch. Der kühle Wind
blies den Regen auf die Windschutzscheibe -
unermüdlichen verrichteten die
Scheibenwischer
ihren Dienst.
Der Radio lief wir unterhielten uns
und ich beobachtete neben her
die Etappenumgebung.
Auf einmal nahm ich an einem langen
Grünstreifen mit Büschen dahinter gedehnte Lechanlagen -
eine Bewegung wahr.
„Dieter“ rief ich aus
„Du musst sofort
anhalten!“
Dieter wenig entzückt über meine verblüffende
Entscheidung gab äußerst gutmütig nach.
Parkte zügig rechts ran, ich lief
trotz des graukalten Nasses ein paar Schritte
zurück und ja da lag feucht, ängstlich und
alleine ein ganz kleines Katzenkind.
Passte fein in meine Handfläche hinein.
Sah mich mit großen fragenden Augen an.
Zuerst kam eine riesige Welle Wut in mir hoch -
wie konnte jemand ein Tier aussetzen!
Noch dazu so klein und wehrlos!
Alle anderen Autos fuhren weiter -
ohne einen Wimpernschlag
davon wahrzunehmen.
Sanft begann ich dieses hilflose
miauende Etwas
zu streicheln.
Leise beruhigte meine Stimme
es.
Sein Herz schien groß zu sein so klopfte es
an die Handinnenseite.
Zurück im Auto besah sich Dieter das
Ergebnis meines Ausruf-Wunsches.
Auch er war betroffen das so ein winziges
Katzenkind ausgesetzt worden war.
Zunächst fuhren wir zum verabredeten Besuch -
unterhielten diskutierten wogen ab.
Denn wohin sollten wir mit diesem süßen
aber pflegebedürftigen Etwas…
Kurze Zeit später gab ich meinem Impuls nach
und rief Zuhause bei meinen Eltern an.
„Bitte können wir nicht wenigstens vorübergehend….???“
mit bittenden Augen fragte ich sie.
Mein Paps war nicht sehr angetan.
„Das kenne ich doch schon von Dir,
am Schluss bleibt sie dann doch.
Du weißt ich möchte keine Tiere mehr!“
Das Kätzchen sah mich verzweifelt an,
miaute in den Telefonhörer
hinein und ich meinte zu Paps:
„Wenn Du dieses kleine Kätzchen sehen könntest,
wüsstest Du das wir es da nicht hätten
alleine lassen können.
Bei den kühlen Temperaturen wäre es wohl
ohne Essen und Trinken sowie Wärme
gestorben.“
Nach einigem hin und her zwischen
den Eltern und mir,
durfte ich meinen „Fund“ Zuhause vorstellen.
Dieter war sehr erleichtert und so fuhren wir
schnell heim, bevor sie es sich anders überlegten.
Meine Eltern betrachteten interessiert
die neue Mitbewohnerin.
Sie waren erschüttert das jemand
dazu fähig war
dieses süße Kätzchen einfach allein
am fremden Ort
zurück zu lassen.
Die Katze fühlte sich gleich wohl bei uns
und begann, nachdem sie jeden genau
ins Visier genommen
hatte zufrieden an zu schnurren.
So kam Schnurri zu ihrem Namen.
Wir ließen uns einiges einfallen -
um sie gesund hochzupäppeln und vertrauensvoll
heranwachsen lassen zu können.
Paps der im ersten Moment dagegen war -
sprang am meisten.
Ein kleines Schnurren und zack
holte er Milch, öffnete die Terrassentüre
oder streichelte sie.
Am Frühstückstisch bekam zuerst sie
was dann wir beide…
Schnurri ängstigte sich stets vor Autos,
da wir in einer Privatstraße wohnten
fühlte sie sich
sicher.
Die Nachbarschaft mochte diese Katze sehr
und bald stellte sich auch ein hübscher
Perserkater ein der ihr treuer Verehrer wurde.
Viele lustige bunte gefühlvolle Momente
wie Erlebnisschätze
erlebten wir mit ihr.
Sie nahm einen wunderbaren Platz in
unseren Herzen ein -
der wunderbar glücklich glänzte.
Als unsere vierpfotige Freundin einmal
nicht nach Hause kam, sorgten wir uns sofort.
Wir riefen doch sie kam nicht wie sonst…
Wir suchten die Umgebung ab
fragten die Nachbarn.
Nichts.
Die Tischgespräche wurden stiller -
beim kleinsten Geräusch sprangen
wir zur
Türe
in der starken Hoffnung dass
sie da stand.
Doch nichts dergleichen geschah.
Selbst nachts schliefen wir mit einem
halbwachen Auge -
um sie ja nicht zu überhören.
Als Mutti beim Metzger war sprach dieser sie an -
ob sie wisse das in der Einfahrt
unserer Privatstraße
ein Auto widerrechtlich umgedreht habe
und dabei eine Katze so schwer verletzte
dass die Polizei sie erschießen musste
und mit nahm.
Vollkommen aufgelöst kam Mutti
nach Hause -
sie hatte im Metzgerladen die Ware
liegen gelassen -
doch das war unwichtig.
Paps sprang sofort in sein Auto hinein -
wir mit und fuhren unverzüglich
zur Polizeistation
im anderen Stadtteil.
Mutti und ich gingen unsicher hinein -
zückten unser Schnurrifoto
- mit aller Hoffnung das es anders ist -
doch der Polizist klärte uns auf -
was genau geschehen war
und ja es war unsere alles geliebte Schnurri
die Tod war.
Schwere traurige Schritte gingen
aus der Wache heraus -
Tränen überströmte Gesichter
näherten sich Paps roten Passat
und er verlor seine Gesichtsfarbe.
Blass und sehr still machten
wir uns auf den
Heimweg.
Noch lange kam Timmy ihr Katzenverehrer
in unseren Garten manchmal
sogar mutig bis zur Terrassentüre,
ob sie vielleicht nicht doch da wäre.
Enttäuschte große Katzenaugen
gingen mit langsam schweren Schritten zurück.
Wir Menschen empfanden lange Zeit
Trauer wie bewusste Dankbarkeit,
für eine so besonders innige Begegnungszeit
- die in unseren Seelenherzen stetig
sonnigen Gegenwartswind erlebt.
Loraine
2016