Kurzgeschichte
Abzocke

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"Abzocke"
Veröffentlicht am 05. November 2016, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Abzocke

Abzocke

Vorbemerkung

Bei dieser Geschichte waren wieder fünf Schlagworte vorgegeben.


Wolkenkratzer, Gänseblümchen, Panda, Hammer, Windrad;




Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: Monika Heisig

Abzocke

Anton Würfelhuber war zum ersten Mal in der Stadt. Sein etwas angerosteter Fiat Panda hatte ihn zuverlässig zu dem Hochhaus gebracht. Er hatte sogar einen Parkplatz ergattern können. Zwergschnauzhündchen „Gänseblümchen“ musste im Auto warten. „Bin gleich wieder da, meine Gute. Du kannst ja derweil mit deinem Panda Stofftier spielen.“

Gänseblümchen schickte ein vertrauensvolles Wau.

Nun stand Anton in der Eingangshalle des Wolkenkratzers. An der Rezeption, die von einem jungen Ding regiert wurde, deren bunte

Nägel Anton gleich aufgefallen waren, wartete er. „Herr Wandrascheck holt sie gleich ab.“

Kurz darauf erschien ein geschniegelter Mann mit Seidenkrawatte.

„Herr Würfelhuber, wie ich annehme?“

Anton nickte.

Wandrascheck fragte eigentlich nur pro Forma. Deplatzierter, als Anton in seinem Blaumann, der vor allem ausgebleicht und grau wirkte und außerdem mit mehreren Flecken versehen war, konnte man gar nicht sein.

„Kommen sie doch bitte mit. Haben sie gut her gefunden?“

„Es ging.“

„Na ja, mit dem Navi ist es doch leichter.“

„Mit Nav-was?“

„Schon gut“, hüstelte Wandraschek. Er hatte es offensichtlich mit einem tumben Dorftrottel zu tun.

"Wird einfach werden", dachte er.

Sie fuhren in den 27 Stock hinauf. Durch ein paar Gänge gelangten sie in ein großzügiges, weitläufiges Büro.

„Dies ist Direktor Feinbein“, stellte Wandrascheck vor.

„Wie ich mich freue“, säuselte der Direktor jovial. „Nehmen sie doch Platz. Wie sie wissen, es geht um ihre Stromversorgung.“ „Brauch‘ ich nicht! Ich hab‘ ein Windrad. Das reicht.“ „Sie meinen das reicht?“ „Freilich!“ „Aber sie haben doch Kühlschrank,

Waschmaschine, usw.. Und Biogas produzieren sie auch nicht. Keinen Raps-, keinen Maisanbau!“ "

"Brauch‘ ich nicht! Ich sammle doch keine natürlichen Abgase! Ich habe doch nur wenige Tiere, die mir reichen.“

„Herr Würfelhuber." Der Direktor blieb geduldig. "Wir als großes Stromunternehmen sind bestrebt jeden zu versorgen.“

„Ich bin Selbstversorger. Meine Ellie gibt Milch, Miss Marple und ihre Freundinnen versorgen mich mit Eiern.“ „Miss Marple?“ „Sie ist eine Henne, eine englische Orpington-Henne. Daher ihr Name Miss Marple.“

„Nun gut, Herr Würfelhuber“, fuhr der Direktor Feinbein indigniert fort. „Sie müssen an das Stromnetz angeschlossen werden.

Das ist Pflicht! Der Anschluss vom Verteiler bis zu ihrem Hof ist natürlich nicht kostenfrei. Da kämen, weil wir bei Ihnen einen Rabatt gewähren, nur ca. 20.000 € auf sie zu.“

„Wieso? Ich brauch‘ keinen Strom von außerhalb.“

„Es ist aber ihre Pflicht.“

„Ich weiß von nix. Ich habe mein großes Windrad, meine Wassermühle und gut ist’s. Das Wasserrad treibt meinen Hammer in der Schmiede an. Ich repariere nämlich alles selber. Gras für Heu kann ich ernten. Da hilft mir Ellie.“

„Ellie, ihre Frau?“

„Nein, mein Pferd. Ich baue Gemüse an, Obst, und Stier Alois sorgt für Nachwuchs. Dann habe noch Esmeralda, die Sau und..“

„Ja, ja, schon gut, aber sie brauchen eine Stromversorgung. Sie müssen nur hier unterschreiben. Wir hatten sie doch schon so oft angeschrieben.“

„Ich unterschreibe nichts!“

„Seien sie doch nicht so unvernünftig. Sie unterschreiben jetzt!“ Wandrascheck platzte der Kragen. Dieser miese kleine Hinterwäldler konnte einen zur Weißglut treiben.

„Sonst können sie uns kennenlernen!“

"Wenn sie mir blöde kommen, dann fällt der Hammer, sie Angeber. Und jetzt muss ich zurück zu meinen Tieren, zu meinem Hof. Das ist hier sinnlos“

Anton ließ die vornehmen, arroganten Herren einfach stehen. Er fuhr wieder

hinunter und fühlte sich viel wohler. Endlich wieder ebenerdig. Solche widerlichen Wolkenkratzer waren ihm einfach unheimlich.


Gänseblümchen mit dem Panda Stofftier begrüßten ihn freudig und der Fiat Panda tuckerte ihn brav wieder zu seinem einsamen Gehöft.

„Die können mich mal, Gänseblümchen. Die haben doch wohl nicht alle Tassen im Schrank, diese Halsabschneider!“


Inzwischen wabberte der Raum von Direktor Feinbein vor Zorn.

„Dem werden wir schon zeigen, wo der Hammer hängt“, grummelte Wandrascheck. „Täuschen sie sich da nicht“, stieß der

Direktor zwischen den Zähnen hervor. „Der ist wirklich unabhängig. Hat sogar Solarpanelen auf dem Dach. Das ganze Land drum herum gehört ihm und leider ist er auch noch finanziell ausgepolstert, so dass wir ihn gar nicht erpressen können. Irgendeine Erbschaft.“

„Verflixt nochmal.“

"Die Bank hat es mit dem störrischen Esel auch schon versucht. Sie wollten ihm Aktien unterjubeln. Vergebens!"

"Solche hirnlosen Deppen können einem das Leben zur Hölle machen!"

"Wem sagen sie das."

Und so blieben Gänseblümchen, Miss Marple und all die anderen Tiere unbehelligt und

lebten glücklich und zufrieden. Die Stromanbieter konnten den störrischen Anton Würfelhuber einfach nicht abzocken.


Ich bedauere den Direktor und Co nicht.

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Hörbuch

Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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KaraList Recht so, Würfelhuber! Hast es ihnen gezeigt, den Halsabschneidern!
Alltags- und Geschäftsgebaren humorvoll verpackt!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Transzendente, exorbitante Ausführung
zur Neuregulierung des Strommarktes,
unter Berücksichtigung der notleidenden
Erzeugerindustrie, der wir doch nach
Ausfall ihrer Milliardengewinne, so gerne
unter die Arme greifen wollen….

Hochvoltarische Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ha, ich bin in vielen Sachen genau so störrisch, wie das liebe Bäuerlein.. und abzocken lass ich mich schon mal gar nicht.. Strom habe ich natürlich, weil ich weder Haus noch Grundstück mein Eigen nennen darf.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Wieder einmalig beschrieben (schmunzel) doch im Grunde sehe ich es auch so von den diversen Lieferanten unabhängig zu werden! Leider geht das nicht in der Stadt!
Wenn viele so handeln würden, sehe die Welt anders aus
liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Und wieder hast Du aus fünf überhaupt nicht zusammenpassenden Begriffen einen absoluten Kracher gezaubert!
Und die Namen wieder - köstlich! ;-)
Anton Würfelhuber ist jetzt mein persönlicher Held des Tages und ich wünschte, wir alle wären so wunderbar unabhängig und könnten es diesen Verbrechern so herrlich zeigen!
Keine Frage, wer die hirnlosen Deppen wirklich sind - und ich bin sicher, das Happy End hat ihnen sicher so richtig weh getan! Gut so! ;-)
Ach, wenn wir doch nur alle wie Anton leben könnten!
Ganz, ganz vielen herzlichen Dank und ganz liebe Grüße,
Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Hast Du früher eigentlich "MAD"-Heftl gelesen? Zwecks dem Herrn
"Feinbein"?
Eine tolle Geschichte und ich wünschte, es gäbe mehr "Würfelhubers" ...
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Klar! Mad - bei den Comics von "Don Martin" haben wir uns damals halb tot gelacht!
Liebe Grüße von uns Beiden
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Newcomer Endlich ist mal einer aufgestanden, und zeigt es den Konzernbossen so richtig was Sache ist! Aber wie wehrt er sich gegen die Steuereintreiber vom Finanzamt? Vielleicht erfahre ich das ja noch!
Liebe Grüße von Marko
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Bei solchen Steuertricks bitte den Steuerberater konsultieren! :-)
Grüße
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift lacht*
"Abzocke..."
Auch wenn man Heu eigentlich nicht ernten kann,
so bleibt es dennoch eine humorvolle
und überzeugende Geschichte, die darin gipfelt,
es diesen drögen Fatzkes da oben
mal so richtig geben zu wollen... ...grinst*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
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