Kurzgeschichte
Waldgedanken - Autoren-Challenge 13

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"Es knistert, knarrzt und knarrt"
Veröffentlicht am 02. November 2016, 20 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Andrea Minutillo
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich - eindeutig rot - freiheitsliebend - in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt - nach außen der Fels in der Brandung - die Person, auf die man sich verlassen kann - auch mal anlehnen, kein Problem - ein dunkles samtiges Rot also - richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand - Struktur - Kunstschule Zürich - zahlreiche Ausstellungen in der Region - flippig - flapsig - bunt in mir drin - auch mal ...
Es knistert, knarrzt und knarrt

Waldgedanken - Autoren-Challenge 13

Sonntagsstimmung. Zeit zum Zeitvertreiben. Lächelnd schlupfe ich in Schuh und Mantel. Mache mich bereit. Die Sonne bereitet ihrem Namenstag alle Ehren. Mich erwarten Teppiche aus buntem Laub. Frisch und unverbraucht die Luft. Ein Tag zum Ausschreiten. Um diese Zeit. Bratendüfte ziehen um die Häuser. Ich bin früher dran als alle anderen. Sie schwelgen vermutlich über duftenden Tellern.



Vorfreude auf einen Wald ganz für mich. Einen Sonnenwald ganz für mich. Die Pferde tragen bereits ihr wolliges Winterkleid. Neugierig sehen sie mir zu, wie ich ein Foto vom Himmel knipse. Freudig lächelnd. Winke ihnen zu. Und ziehe weiter.

Weiter zu unserem schönen Sonnenwald.

Kann nicht sagen, warum. Mein letzter Besuch liegt schon ein Weilchen zurück. Und dann. Trete ich ein.





In die sonnendurchflutete Dunkelheit. Baumriesen, die Geschichten erzählen. Auf ihre ganz spezielle Weise. Umgeknicktes. Moosiges.






Und schon einige Blätter zu meinen Füßen. Ich stocke. Halte inne.






Schüttele gedankenverloren meinen Kopf. Ein Müllsack. Wer trägt seinen Müll so weit? Gewöhnlich holen ihn die freundlichen Männer direkt Zuhause ab. Nicht weit davon ein zweiter Sack. Ich überlege an einem Proletenwort, ohne Tiernamen zu verwenden.


Mir fällt nur „Idioten“ ein. Und diese Idioten stören mein Sonntagsgefühl. Sehr erheblich! Ein dritter Sack! Man hat sich nicht mal die Mühe gemacht, ihn ein wenig zu verstecken. Seine Platzierung, direkt auf dem Weg.


Ich könnte … Könnte ich? Mit einem mal. Wird mir seltsam zumute. Ich grübele. Grübele über den Inhalt. War wirklich die Tonne voll? Das kann doch kein Grund sein, seinen Abfall so weit zu verschleppen.



Lebloser Inhalt.

Totenschädel am Wegesrand. Wo bin ich hier? Was geschieht hier? Gedankenwirrwarr. Die Sonne erreicht mich kaum mehr. Dieser Unrat hat sich in meine Gedanken gezwängt. Was, wenn … ?

Ein seltsames Band. Fesseln in unschuldigem Weiß. Unruhe bahnt sich ihren Weg meinen Rücken hinauf. Übermächtig.

Ohnmächtig. Die Bäume knarzen und knacken.




Plötzlich sind dies keine heimeligen Geräusche mehr.

So habe ich sie nie gehört. Ist da wer? Beobachtet mich jemand? Blutgetränktes Licht.




Ich kann es dennoch nicht lassen. Muss der Müllfrage auf den Grund gehen! Mache kehrt. Will unbeirrt Klarheit schaffen. Brauche ja nicht alle drei untersuchen. Der, auf dem Weg, würde sicher reichen. Um zu wissen … Ein Rascheln schräg hinter mir. Ich halte inne. Augen tasten Konturen. Nichts. - - - Weiter. Habe den großen Sack fast erreicht. Will ihn antippen. Mit der Fußspitze.


Ekel überfällt mich. Was, wenn es sich weich und fleischig anfühlt? Knack. Ich fahre herum. Starre auf den leeren Weg. Eilig ziehe ich los. Ohne Klarheit.

Mir bleibt nicht die Zeit!


Wer weiß, was sonst passiert! Vielleicht lande ich selbst in einem Sack!

Einem Sack aus staubblauem Plastik.

Und niemand würde mich finden. Weil er zugezogen wurde. Mit einer gelben Zugschnur. Und dann läge ich ebenfalls auf dem Weg. Als vierter Sack!

Eilig mache ich mich davon. Eilig der Sonne entgegen. Am Licht – am See – grübele ich nach. Den Dingen. Die passieren.

In meiner Phantasie. Lachhaft. Ich Zwerg. Ziehe Heim. Ein wenig aus der Puste.

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Hörbuch

Über den Autor

Frettschen
Ich
- eindeutig rot
- freiheitsliebend
- in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt
- nach außen der Fels in der Brandung
- die Person, auf die man sich verlassen kann
- auch mal anlehnen, kein Problem
- ein dunkles samtiges Rot also
- richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand
- Struktur
- Kunstschule Zürich
- zahlreiche Ausstellungen in der Region
- flippig - flapsig - bunt in mir drin
- auch mal nachdenklich
- manchmal introvertiert
- stets auf der Suche nach Neuem
- in meinem Bereich versteht sich
- Sternzeichen Löwe
- Querdenker und Rebell
- reiße mir die guten Seiten des Alltags unter die Nägel
- manchmal erwische ich auch die weniger Guten,
doch die schüttele ich hastig ab

ich liebe:
- einsame Orte
- den Wind
- das Geklapper der Taue an den Masten
- ob an Fahnen oder Booten, ist mir egal
- die Ruhe im Wald
- der Schutz eines Baumes - wenn man sich darauf einlässt
- das Eintauchen in die Arbeit an der Staffelei
- wenn`s gelingt
- das sichere und untrügliche Gefühl,
etwas Besonderes entstehen zu lassen
- das Spielen mit unserer Sprache
- gutes Essen
- ein unerwartetes Lächeln
- Musik - alle Richtungen
- am besten schön laut
- Tanzen
- Ausdruck
- Profil
...

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Lessa Hehe, ich kenne das, allerdings mehr mit Neugier und Gedankenspielen vermischt als mit Angst und Ekel. Ich schaue auch nie nach, aber meistens eher, weil ich zu faul bin.
Dafür bin ich Krimi-Fan und male mir schon mal gerne aus, was wohl ein Einsatzteam aus meinen Stehrümchen, Büchern und Dateien über mein Leben "herausfinden" würde und wie die Beurteilung ausfiele. "Freak", vermutlich.

Sehr schön nachvollziehbar geschrieben ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Tja, dann habe ich wohl alles richtig gemacht ...
Wenn du den Text für bare Münze nimmst - - - hihi - - - da freu ich mich drüber :)
Denn:
Natürlich ist alles erstunken und erlogen - oder schlichtweg ausgedacht. Nun, die Säcke waren ungelogen echt. Allerdings hatte ich nicht die Spur von Angst und Ekel. Aber auch nicht die geringste Lust, in anderleuts Müll zu wühlen ...
Ich habe es nur geschrieben - als Geschichte. Und scheinbar ist es mir ganz gut gelungen.
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Du Zwerg ... :D
Schon interessant, was einem so durch den Kopf gehen kann, bei Konfrontationen mit Dingen, die so gar nicht ins Bild passen mögen. Das ist mit allen Dingen so. Nur kann nicht jeder was draus machen. Du und ich schon. Vor allem die Kleinigkeiten sind es, über die viele Augen inzwischen hinwegsehen, weil es schon "normal" ist, bemerkt zu werden. Sehen, speichern, nächstes Bild. Nur wenige machen sich da einen Kopp drum. Was du, liebes Frettschen, hier supi demonstriert hast! :)
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Hier passt alles. Phantastische Bilder, passend zu einer spannenden Geschichte, die den Leser erwartungsvoll die nächste Seite aufschlagen lässt, obwohl er nicht wirklich wissen will, welche unangehme Überrraschung ihn vielleicht erwartet. Endlich ein Aufatmen, Sonnenlicht umfängt die Protagonistin ... und zurück bleibt ein verdientes Schimpfwort, das den Waldfrevlern galt.
Für diese gut geschriebene Story gibt´s ein Herzchen! :-)
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Magnolie 
Uuuiiihh, wie gruselig. Super verfasst.
Herzlichst
Manu
Vor langer Zeit - Antworten
Shehera Das war unheimlich! Ich hab richtig innerlich gedacht "Bloß weg da!"
Ganz toll geschrieben...du hast richtig gut rübergebracht, dass ein Wald nicht nur wunderschön, sondern manchmal auch ein bisschen "gruselig" sein kann :-)

Liebe Grüße
Shehera
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Ja, es sind in der Tat solche Sätze wie "Augen tasten Konturen", die diese Geschichte so "speziell" macht. Inhaltlich total nachvollziehbar, wobei die durchgehende Illustration deine Worte noch irrsinnig verstärkt, den Leser mitnimmt und das Ganze auf die Spitze treibt. Ich hatte Angst, Deine Neugier würde Deine Furcht besiegen!!!
Ein klasse Beitrag!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Igittigitt! Würde ich nie machen!
Das wäre mir viel zu gruselig. Ein Held bin ich ausschließlich beim Schreiben - - - ansonsten - ja, manchmal packt mich ein gewisser Irrsinn, aber mit Mut hat der nichts zu tun ...
Herr Irrsinn - ja, der wäre ebenfalls eine Geschichte wert :)
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Richtig klasse, Frettschen, Daumen hoch!
Die tollen Fotos und der Text passen perfekt.
Diese blauen Müllsäcke kenne ich zur Genüge von meinen Spaziergängen am Stadtrand mit meinem ehemaligen Pflegedackel Bruno. Den musste ich immer ganz kurz halten, weil er wie verrückt zu denen hin wollte ... Keine Ahnung, was da drin war ... Möchte ich auch nicht wissen!
Aber eine riesengroße Sauerei ist es auf jeden Fall!

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Dito ...
Ich freu mich, dass dir meine kleine Geschichte gefallen hat :)
Vor langer Zeit - Antworten
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