Romane & Erzählungen
DIE BESTIE - Roman - 20 Verfolgung in der Dunkelheit I

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"Wer ist da?"
Veröffentlicht am 27. Oktober 2016, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Zweifler, Pessimist, Misanthrop ... ... ungefähr so: "Nein, nein, ich habe nicht bewundernswert gesagt, ich sagte, ich bin außergewöhnlich. Das was ich tue, das was dir so viel bedeutet ... du meinst, ich tue es, weil ich ein guter Mensch bin? Ich tue es, weil es zu schmerzhaft wäre, es nicht zu tun. (...) Weißt du, es tut weh (...), alles das! Alles was ich sehe, alles was ich höre, rieche, berühre, die Schlussfolgerungen, die ich ...
Wer ist da?

DIE BESTIE - Roman - 20 Verfolgung in der Dunkelheit I

Was bisher geschah ...

1768. Seit zwei Jahren geht in der Grafschaft Werrentheim eine Bestie um, tötet wahllos Menschen. Der König beauftragt Erik von Berensiel, dass er dem mörderischen Treiben ein Ende setzt. Der Empfang beim Grafen ist wenig freundlich.Von Doktor Himmelblau bekommt Erik einige Papiere. Es gelingt ihm, den Vater des ersten Opfers zu retten, doch von dem kann er nichts erfahren. Er lernt die Tochter des Grafen und dessen Sohn näher kennen, wird mit einer seltsamen alten Frau konfrontiert. Dann kommt ihm eine Erkenntnis: Die Bestie ist ein Mensch! Sie schlägt wieder zu. Nur mit Mühe befreit er die seltsame Frau aus den Lynchhänden eines Mob,bespricht sich danach mit Moritz von Werrentheim und dem Strohkarl. Eine Erkundung des Hexenwaldes bringt nichts Neues zutage.

20 Verfolgung in der Dunkelheit I




Als Erik in seine Kammer zurückkehrte, fühlte er sich so ermattet, als hätte er den ganzen Tag lang schwere Arbeit verrichtet. Der wirkliche Grund war hingegen, dass er sich des Gefühls nicht erwehren konnte, wenig herausgefunden und gar nichts erreicht hatte. Darum verspürte er auch keinen Hunger oder das Bedürfnis nach menschlicher Gesellschaft. Mit hängendem Kopf ging er zu dem Schreibtisch und wollte sich ein weiteres Mal die Berichte vornehmen, doch er setzte sich noch nicht einmal hin, winkte ab und legte sich so wie er war auf sein Bett - nur seiner Waffen entledigte er sich - und war auch sogleich eingeschlafen. Die letzten Sonnenstrahlen des vergehenden Tages

erreichten ihn schon nicht mehr.

Der Schlaf, der einen aus Erschöpfung überkommt, ist oft ein seltsamer. Traumlos ist er und zuweilen scheint er ein Vorbote auf das zu sein, was einem im Tode erwartet. Jedoch hält er selten die ganze Nacht lang an, weil ihm die natürliche Erholsamkeit fehlt, er einen nur von schwersten Lasten zu befreien, nicht jedoch zu erfrischen vermag.

Ebenso erging es Erik in dieser Nacht. Irgendwann erwachte er, auf dem Bauch liegend, mit geöffnetem Mund und einem feuchten Fleck auf dem Kopfkissen neben sich. Ohne den Kopf zu drehen schielte er zum Fenster, zu dem ein fast voller Mond hineinschien. Mit einem leisen Stöhnen drehte er sich um. Die Arme taten ihm weh, warum auf immer und am liebsten hätte er ...

Ein Schatten beugte sich über ihn!

Für einen Augenblick spürte er einen heißen Atem auf seinem Gesicht, hörte den anderen

rasselnd Luftholen. Dann sprang der Schatten zur Tür und war aus der Kammer verschwunden. Erik brauchte nicht lange, richtete sich auf und er war sich sofort darüber im Klaren, dass ihm keine Zeit blieb, um nach seinen Waffen zu greifen. Durch die Tür stürzte er auf den Gang, blickte schnell nach rechts und nach links und sah dort den Schatten hinter einer Ecke verschwinden. Zornig beschleunigte er. Sein Inneres begann zu kochen. Das Schloss der Grafen von Werrentheim war nicht nur von Außen über die Jahrhunderte oft umgebaut worden, auch im Inneren hatten die unterschiedlichen Bauherren ihren verschiedenen Geschmäckern freien Lauf gelassen. Das hatte dazu geführt, dass es mehr Ecken und Kurven als gerade Gänge gab. So war der Schatten zwar aus Erik Blickfeld verschwunden, allerdings hörte er noch Schritte vor sich. Wen er da jagte, lief nach oben, nach rechts, nach rechts, wieder nach unten, nach

oben. Dabei zögerte er nicht einmal. 'Der kennt sich im Schloss aus' dachte Erik einen heißen Gedanken und obwohl er so schnell rannte, wie es seine Füße und die Kurven und Ecken zuließen, machte er nur wenig Boden gut.

Er erreichte eine Empore über einer lange nicht genutzten Halle, zu der links und rechts zwei Treppen - jeweils einem liegenden Z gleich - hinabführten. Über die linke huschte der Schatten. Erik nahm einen anderen Weg. Er lief auf die Brüstung der Empore zu und flankte über sie. Nach einem kurzen Flug landete er auf einem Absatz vor dem Schatten. Doch die Landung war hart gewesen, er hatte in die Knie gehen müssen. Er verspürte den Stoß bis in den Rücken. Und da war der Schatten auch schon heran - wieder war da dieser rasselnde Atem - und stieß mit aller Kraft gegen ihn. Erik verlor das Gleichgewicht, landete auf dem Rücken und schlitterte ein Stück weit auf dem glatten Steinboden zur Seite. Der Schatten eilte die

restlichen Treppenstufen in die Halle hinunter. Dabei kicherte er. So schnell er nur konnte, sprang Erik auf. Doch da hörte er auch schon das Öffnen und Schließen einer Tür und nach diesem Schlag war Stille.

Verärgert ob seiner Ungeschicklichkeit lief jetzt auch endlich Erik die Treppen hinunter. Das Tappen seiner eigenen Füße schien ihn zu verhöhnen. Dann hatte er die Treppe hinter sich gelassen. Durch mehrere Oberlichter viel nur wenig Licht in die Halle, auf deren Boden er nun stand. Doch eines konnte er erkennen. Da war nur eine Tür! Langsam ging er auf sie zu. Er spannte alle Muskeln an, um auf jede Attacke gefasst zu sein, dann griff er nach der Klinke. Die knarrte und die Tür quietschte leise. Direkt hinter ihr stand niemand, also schlüpfte er in den Raum. Hier gab es einige Fenster und durch jene auf der linken Seite viel das matten Mondlicht ein. Gut zwei Dutzend Schatten mit Schwertern und Piken erwartete

Erik, standen in Reih und Glied und warteten nur auf den letzten Befehl, um sich auf den Eindringling zu stürzen. Dass sie sich nicht bewegten, machte sie nicht weniger bedrohlich. Es war die Stille vor dem Angriff. Erik hob die Hände zum Schutz, bis er begriff, dass die Schatten nur leere Rüstungen waren, die man hier wohl aufgestellt hatte, weil in der Rüstkammer keinen Platz mehr für sie war. Beinahe hätte er laut losgelacht, bis im klar war, dass hier noch ein anderer Schatten sein musste.

Oder nicht?

Auf leisen Sohlen schlich er zum anderen Ende des Raums. Dort gab es keine Tür. Der, hinter dem er her war, musste noch hier sein! Die Anspannung kam zurück, der Zorn flackerte wieder auf und er ballte die Fäuste. Vorsichtig näherte er sich der ersten Rüstung und versuchte in der mondbeschienen Nacht so viel zu erkennen, wie er nur konnte. Doch dieser

Eisenmann, gefertigt vor Jahrhunderten, stand einfach nur da und hatte nicht vor, sich zu bewegen. Dasselbe galt auch für die beiden danach. Die nächste war ein wenig krumm, doch mehr als einen Schatten konnte Erik nicht erkennen. Er wollte sich schon dem daneben zuwenden, als die eiserne Kampftracht zum Leben erwachte. Sie stürzte auf Erik und zwang ihn zu Boden. Der Schatten, der unsichtbar hinter ihr gestanden hatte, kicherte, sprang über seinen mit Rüstungsteilen kämpfenden Verfolger und lief zu Tür. Wieder war über das Scheppern des Eisens jenes Rasseln zu vernehmen. Es dauerte eine Weile, bis Erik sich von all dem Metall befreit hatte, das ihm einige blaue Flecken eingebracht hatten. Sein Zorn wuchs weiter an, doch davon kam er auch nicht schneller zur Tür. Dort angekommen, starrte er in die leere Halle. Neben den Treppen zu seiner

Rechten, über die er hierher gelangt war, gab es noch ein Stiegenhaus zu seiner Linken. Dieses hatte er anfangs übersehen. Wohin war der Schatten geflüchtet? Da fiel Erik ein, dass jener sich hier scheinbar auskannte. Und darum würde ihn verwirrt zurücklassen wollen. Ohne weiter zu zögern wandte er sich nach rechts. Er hatte gerade die erste Treppe hinter sich gebracht, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, als er ein ärgerliches Grunzen hörte, dass von der Empore kam. Seine Entscheidung war goldrichtig gewesen.

Der Vorsprung des Schattens war nicht groß, aber groß genug, dass er immer wieder außer Sicht kam. Doch bisher hatten sich Jäger und Verfolgter im unbewohnten Teil des Schlosses ihr Duell geliefert. Auf den Steinböden hatte Erik immer auch die Schritte des anderen vernehmen können. Das änderte sich nun. Sie kamen in den bewohnten Teil und hier waren in allen Gängen Teppiche verlegt. Natürlich

flüchtete der Schatten nicht lautlos. Allerdings übertönte nun Eriks eigener Atem alles andere.

Zwei Mal glaubte er, seine Beute aus den Augen und Ohren verloren zu haben, doch jedes Mal fand er wieder, was er verfolgte. Kurz kam ihm der Gedanke, dass der Schatten ihn immer wieder herankommen ließ, doch das war natürlich Unfug, denn Erik würde ihn, wenn er ihn einmal erreicht hatte, mächtig verdreschen, wer immer das auch war. Der würde sich wundern.

Er bremste ab um die nächste Kurve zu nehmen und erkannte am anderen Ende des Ganges, vielleicht vierzig Schritte vor sich, den Schatten, wie er seinerseits um eine Ecke bog. Da überkam Erik große Furcht, denn er wusste, dass Amarant dort ihre Räume hatte. War dem nicht alles zuzutrauen?

Noch einmal rannte er so schnell er konnte, wollte die nächste Kurve nehmen, war jedoch zu eifrig unterwegs, prallte gegen eine Wand und

landete auf dem Boden. Nun schmerzte sein Arm wirklich und nur mit Mühe konnte er sich aufrappeln. Doch er biss auf die Zähne und lief weiter. Am Ende gabelte sich dieser Gang in zwei weiter. Erik blieb stehen, schaute und lauschte. Doch er konnte gar nichts ausmachen oder vernehmen. Auf gut Glück wandte er sich nach rechts, wusste jedoch sogleich, dass das ein Fehler war. Also drehte er um, erreichte so ein weiteres Stiegenhaus und eilte es hinunter. Er kam ihn die Empfangshalle. Hier war alles ruhig und die Türen waren verschlossen. Der Schatten war entkommen!


Schwer atmend erklomm Erik die Treppen. Sein Körper beschwerte sich. Die Jagd hatte ihre Spuren hinterlassen. Doch am meisten schmerzte ihn, dass er den Schatten nicht hatte erlegen können. Langsam und müde einen Fuß vor den anderen setzend, machte er einen Umweg und ging

zurück zu Amarants Räumen. Er legte ein Ohr an ihre Tür, konnte jedoch kein Geräusch vernehmen. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er sie wecken sollte. Zu gerne hätte er es gehabt, dass sie sich um ihn kümmerte, doch er entschied sich dagegen. Denn wenn er ehrlich war, verlangte es ihm nicht nach ihrem roten Feuerkopf, sondern nur nach seinem Bett. Für diese Nacht hatte er genug.




- Fortsetzung folgt -

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Hörbuch

Über den Autor

ArnVonReinhard
Zweifler, Pessimist, Misanthrop ...

... ungefähr so:

"Nein, nein, ich habe nicht bewundernswert gesagt, ich sagte, ich bin außergewöhnlich. Das was ich tue, das was dir so viel bedeutet ... du meinst, ich tue es, weil ich ein guter Mensch bin? Ich tue es, weil es zu schmerzhaft wäre, es nicht zu tun. (...) Weißt du, es tut weh (...), alles das! Alles was ich sehe, alles was ich höre, rieche, berühre, die Schlussfolgerungen, die ich imstande bin zu ziehen, die Dinge, die sich mir offenbaren ... die Hässlichkeit. Meine Arbeit fokussiert mich. Das hilft. Du sagst, ich benutze meine Gaben. Ich sage, ich geh nur mit ihnen um."
(Sherlock Holmes; In: Elemantary)


Fantasy- und Schauergeschichten sind mein Ding, weil sich darin alles Menschliche verarbeiten lässt.
Und ob ich es will oder nicht, auch das Thema "Freundschaft" taucht immer wieder auf.
Aphorismen.
Ein weiterer großer Bereich, mit dem ich mich beschäftige, in Erzählungen und Nonfiction, ist das Thema Krieg.

Arn von Reinhard ist EU-Skeptikerkritiker und Medienkritikerskeptiker.


foto by and with permission of Evelyne Steenberghe from vlien.net

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Herbsttag Ein kichernder Schatten, der sich im Gang auskennt? Ob er wohl auch rote Haare hat? IvB
Vor langer Zeit - Antworten
ArnVonReinhard Wer zuletzt kichert, kichert am besten!
;-)

LG
AvR
Vor langer Zeit - Antworten
Wolkenstill Ui
Es bleibt spannend
Auf in den Tag
LG
Vor langer Zeit - Antworten
ArnVonReinhard Im Dunkeln ist eben nicht nur gut munkeln ...

LG
AvR
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