„Was ist so wichtig Herr Binder?“
„Verschiedenes. Zum ersten: Die Autos wurden untersucht. Es ist wirklich jemand in Herrn Jennis Auto gefahren. Er muss etwa 50 km/h gefahren sein. Und das Zweite ist: Sie hatten mich gebeten alles über Herr und Frau Jenni herauszufinden“, sagte Herr Binder. „Ich bin auf eine wichtige Information gestossen.“
Herr Binder machte eine Pause, um die Spannung zu steigern. „Herr und Frau Jenni hatten noch einen zweiten Sohn.“
„Was geschah mit ihm?“ fragte Herr Otte. Er schien nicht erstaunt zu sein.
„Er ist mit elf Jahren umgekommen. Daniel war damals erst fünf.“
„Wie starb er?“„Er sprang von einer Brücke...“
„Sie wollen mir doch nicht etwa sagen, ein elf Jahre alter Junge wollte sich absichtlich das Leben nehmen und sprang von einer Brücke.“
„Nein, das kann ich mir ebenso wenig vorstellen, wie Sie. Aber vor sechs Jahren wurde der Fall als Selbstmord abgeschlossen.“„Wie hiess er?“
„Remo. Und sie sollten noch wissen, dass Herr und Frau Jenni vor sieben Jahren angeklagt worden waren. Ihnen wurde angedroht das Sorgerecht zu entziehen, weil Sie angeblich ihre Kinder geschlagen haben. Sie wurden jedoch von jeglicher Schuld frei gesprochen.“„Wie kamen sie aus diesen Beschuldigungen heraus?“
„Sie untersuchten die Kinder. Es waren keine blauen Flecken oder sonstige Verletzungen zu entdecken. Auch eine Kinderpsychologin hörte die Kinder an und kam zu dem Schluss, dass es Remo und Daniel gut ging.“
„Danke Herr Binder. Suchen Sie weiter. Bin gespannt, was sie uns noch alles verschweigen.“
Als Herr Otte wieder zu den anderen stiess, lag das Ehepaar in den Armen und Frau Jenni hatte schon das vierte Taschentuch in der Hand.„Warum haben sie nicht gesagt, dass Daniel kein Einzelkind war?“ fragte Herr Otte, als er sich neben Frau Leidi gesetzt hatte.Das Ehepaar versteifte sich und schaute ihn geschockt an.
„Sie müssen verstehen“, begann Herr Jenni stotternd. „Es ist nicht leicht für uns, darüber zu sprechen.“
Herr Otte wollte gerade etwas fragen, als die Melodie von „The final countdown“ aus dem auf dem Tisch liegenden Handy ertönte.Frau Jenni hielt den Atem an. Ihr Mann atmete einem tief durch und nahm sein Handy ab.
„Jenni.“
„Hallo“, meldete sich eine Stimme, dann war es einen Moment ruhig. „1 Million Franken in einem Plastikbeutel. Treffpunkt auf der Hollenbrücke. Sie haben eine halbe Stunde Zeit. Keine Tricks!“Ein Klicken war zu hören und das Freizeichen setzte ein.
„Habt ihr ihn?“ fragte Herr Otte die Polizisten, die den Entführer orten sollten.
„Ja, aber er hat aus einer Telefonzelle angerufen.“
„Wo?“
„Ganz in der Nähe der Unfallstelle.“
„Wie heisst die Strasse?“ wollte Herr Otte wissen.„Buchstrasse.“„Können Sie das Geld in so kurzer Zeit auftreiben“, wandte sich Herr Otte an Herr Jenni.„Ja. Wenn ich alles von den Konten abhebe, werde ich es beschaffen können“, sagte Herr Jenni nach kurzem überlegen. „Bekomme ich das Geld wieder?“
„Sie sagten doch, Sie wären nicht reich“, sagte Simon skeptisch.
„Sind wir nicht“, entgegnete Herr Jenni. „Wir machten vor kurzem eine Erbschaft von meinen Eltern.“
Herr Otte staunte. Herr Jenni, hatte ihnen zuvor versichert zum Mittelstand zu gehören und nun konnte er durch eine Erbschaft ohne weiteres 1 Million von seinen Konten abheben. Der Entführer musste das ohne Zweifel gewusst haben.„Wie lange brauchen Sie dazu?“
„Es sollte nicht allzu lange dauern, wenn Sie mich auf die Bank begleiten.“
„Gut. Sie können das Geld während der Fahrt zur Hollenbrücke besorgen.Ihre Frau kann Sie leider nicht begleiten. Es ist das Beste, wenn Sie hier wartet.“Frau Jenni wollte protestieren, aber Herr Otte war schneller.
„Die Polizei und das Einsatzkommando werden bereit stehen, um ihren Sohn und Sie in Sicherheit zu bringen. Wir werden ihren Sohn da raus bringen. Aber vorher möchte ich gerne mehr von dem Unfall vor sechs Jahren wissen. Es könnte sehr wichtig sein.“Herr Otte gab einem der Polizisten, der den Entführer geortet hatte ein Zeichen, dass er alles organisieren sollte.„Es war kein Unfall“, sagte Herr Jenni überzeugt. „Alle sagten er habe sich umgebracht. Mein Gott, er war erst elf. Im ging es gut. Er war glücklich. Ein normales Kind eben.“
„Konnten Sie die Stimme erkennen?“Sie verneinten.Tränen liefen Frau Jennis Wangen hinunter. Herr Begert reichte ihr eine Schachtel Taschentücher. Dankbar nahm sie eines.„Sie denken, dass Remo umgebracht wurde. Haben sie eine Ahnung von wem?“„Nein“, hauchte Frau Jenni und weinte stärker.„Ich denke es reicht“, wehrte ihr Mann ab.
„Ja, denke ich ebenfalls“, stimmte Herr Otte zu. „Wir müssen los.“
Fortsetzung folgt...