Freiheit ist das Loslösen von Vorgaben, gesellschaftlichen Zwängen und Werten. Freiheit ist entweder absolut oder unmöglich, denn man müsste nicht nur Frei sein von anderen und ihren Gedanken, sondern auch von den eigenen Gedanken und Gefühlen. Warum verlangt es uns Menschen danach, sich von allem loszulösen, einfach frei zu sein und alles haben zu können, was man immer wollte, einfach so? Der Mensch ist ein Träumer und sehnt sich nach dem, was er nicht hat. Hat er beispielsweise ein Fahrrad, will er einen Sportwagen haben. Hat er nun einen Sportwagen, sehnt er sich wieder danach, sich selbst bewegen zu können. Hat er die langersehnte Freiheit erlangt, wird er wieder
nach Sicherheit streben und seine Freiheit für sie aufgeben, nur um sich erneut nach dieser zurückzusehnen. Also was braucht man um absolut frei sein zu können? Eine Freiheit, die vollkommen unabhängig ist, gibt es nicht. Sie hängt an einzelnen Bedingungen, wie zum Beispiel Ort, Umstände und eigener Überzeugung. Kann man dann überhaupt frei sein? Wir brauchen Nahrung, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Bisher ist es in unserer Gesellschaft kaum möglich, vollkommen frei zu leben. Natürlich könnte man jagen, um sich selbst zu ernähren, aber wo? In Nationalparks ist das Jagen verboten und falls nicht, dann braucht man oft genug eine Erlaubnis dafür. Es steht jemandem, der sich unabhängig ernähren will, also nicht frei, selbst dafür zu sorgen. Auch frei bewegen darf man sich nicht. Man braucht einen Pass und Geld, um zwischen den
Ländern zu reisen, aber auch eine Aufenthaltsgenehmigung oder sogar eine Arbeitserlaubnis. Man muss an dem Ort, an dem man leben möchte gemeldet sein. Ausweise müssen regelmäßig verlängert werden und andere amtliche Angelegenheiten müssen vor Ort geklärt werden können. Wenn man einen Arzt braucht, muss man versichert sein, oder das nötige Geld für die Behandlung aufbringen können. Das gilt allerdings nur für den Einzelfall, würden alle Menschen so leben, wie die Familie Cash in dem Film Captain Fantastic, gäbe es kein Amt mehr. Also würde entweder eine vollkommene Anarchie ausbrechen, oder die Menschheit müsste sich irgendwie anders organisieren. Die Entwicklung wäre unterbrochen, wenn nicht sogar zurückgeworfen, da weder Arbeiter, Wissenschaftler oder Geld da sind. Obwohl Geld kein Problem mehr wäre. Das
Wirtschaftssystem würde zusammen brechen und wir hätten unsere eigene kleine Apokalypse. Wenn man sich frei entscheiden kann, zwischen einem Haus, einer Wohnung oder einem Zelt, dann würde ein entscheidender Großteil der Menschheit wahrscheinlich ein Haus wählen. Aber wer baut neue Häuser? Wer sorgt für die Baustoffe? Und das freiwillig für andere? Um das zu erreichen, müssten die Menschen auf ihr Eigentum, ihren Rang, ihr Geld oder sogar auf ihre Firmen verzichten, doch wer würde das alles so leicht aufgeben? Das einfache Volk mag vielleicht mit diesem Weg einverstanden sein und eine umfassende Freiheit durchsetzen, doch sowohl Politiker als auch Banken- und Firmenchefs werden sich dagegen wehren. Bevor das Geld abgeschafft werden könnte, würden zuvor Bürger zu Dieben werden, weil diese Bewegung vom Volk ausgehen würde und nicht von der Politik.
Damit ist dieser Weg kaum ohne einen Aufstand begehbar. Sollte das Geld doch sofort abgeschafft werden können, würden sich die Reichen wahrscheinlich versuchen zu verschanzen, um ihre Reichtümer zu retten und ihre Welt aufrechtzuhalten. Sie würden sich verkapseln und wären im Endeffekt der Punkt, in dem die allumfassende Freiheit aller Menschen hakt, denn sie sind nicht frei. Sie halten fest und blockieren das Freisein von Allen. Auch Gesetze engen uns ein. Gesetze sind nach unseren heutigen Vorstellungen strukturgebend und sorgen für Ordnung in der Gesellschaft. Sie sind, auch wenn sie uns die Freiheit verwehren, ein wichtiger Punkt für die Sicherheit den Menschen. Wer stellt sicher, dass man nicht von jemandem angegriffen und getötet werde, wenn nicht das Gesetz, nachdem dieser Mensch bestraft werden würde. Wenn dieses Gesetz aufgehoben wird, hält doch einen wahnsinnigen
Mörder nichts mehr davon ab, wahllos zu morden oder andere Verbrechen zu begehen. Niemand würde ihn aufhalten, denn alle Menschen sind frei und niemand darf festgehalten werden. Auch das wäre ein Widerspruch gegen die Freiheit, weil es den Menschen nicht freisteht andere Menschen festzuhalten. Doch auch er würde dann Menschen festhalten, welche dann nicht mehr frei wären. Allein in diesen Gedankengängen, kann man die Schwierigkeit erkennen, die absolute Freiheit zu definieren. Wie also kann eine vollständige Freiheit existieren, wenn nicht alle Menschen frei sein sollten oder können. Wer würde sich die Aufgabe auferlegen die Menschheit aufzuteilen in Würdig-frei-zu-sein und Zu-gefährlich-für-das-freie-Volk? Man kann und darf niemanden zwingen, eine solche Entscheidung zu treffen und doch würde es die Gemeinschaft schließlich selbst tun, für die
Sicherheit. Wenn man vom einen Tag auf den anderen in völliger Freiheit leben würde, gäbe es höchstwahrscheinlich bald diejenigen, die sich nach dem alten Stand der Dinge sehnen, als alles noch geregelt war. Nach ein paar Wochen kollabiert vielleicht alles und man versucht wieder zurück zu dem zu kommen, was man ursprünglich hatte. Entweder es gelingt und man hat als Endprodukt eine Gesellschaft, die die Freiheit einmal gekannt hat und sich nun aufspaltet. Es würde dann diejenigen geben, die die Freiheit genossen haben und sie weiterhin leben möchten und diejenigen, die die Welt zurück in geregelte Bahnen gebracht und die alte Ordnung wieder hergestellt haben. Oder die Rückkehr in die Ordnung gelingt nicht und man lebt in irgendeiner Art von Subkultur, in der entweder das Recht des Stärkeren gilt oder man ungeschriebene Gesetze hat, an die sich jeder freiwillig
hält. In beiden Fällen ist eine Freiheit nicht von Dauer. Ist es also erstrebenswert eine reine Freiheit zu haben? Anarchie ist immer nur eine Übergangsphase. Kein Mensch kann unvorbereitet allein überleben, er ist immer auf andere angewiesen. In einer Kommune kommt es irgendwann zu Meinungsverschiedenheiten und sie löst eventuell sich auf. Und in einer ganzen Zivilisation in Freiheit stellen sich bald von allein Regeln auf und die Freiheit verschwindet unbemerkt. Im letzten Fall ist man vielleicht sogar zufrieden damit, wie es ist, doch frei ist man nicht mehr. Frei kann man allenfalls nur allein sein. Nur eine einzelne Person, die vollkommen unabhängig ist, von anderen Menschen, die sich selbst Waffen zum Jagen baut und Pflanzen anbauen, sich orientieren und sich selbst von allem befreien und heilen kann, kann frei sein. Vielleicht entwickelt sich irgendwann eine neue
Generation, die völlig frei von tödlichen Krankheiten ist, weil ihr Immunsystem stark genug dafür ist. Aber um bis zu dieser Generation überhaupt zu existieren, muss die Menschheit erst einmal ohne Medikamente, Ärzte und Krankenhäuser überleben können. Wenn diese Übergangsphase in die neue Welt geschafft wäre, würde die erste Generation in Freiheit geborener Menschen die Welt von heute nur noch aus Erzählungen kennenlernen und würde maximal die Meinungen anderer über diese Zivilisation mitbekommen. Das heißt es würde von der Umgebung abhängen, in der die Kinder aufwachsen, ob sie viel Wissen übermittelt bekommen, oder nicht. Da es aber auch keine Möglichkeit mehr gibt, gesellschaftlich aufzusteigen, ist der Umfang des Wissens aber höchstens ein Problem in der Kommunikation mit anderen. Vielleicht gibt es noch eine gewisse Zeit das Internet, in dem man sich informieren kann, bis die Kraftwerke
kollabieren, weil sich niemand freiwillig die Mühe macht sie zu warten. Da das aber keine Pflicht mehr ist, zu wissen, ist die Frage, ob sich der Großteil noch mit Geschichte beschäftigen wird, überflüssig. Es könnte sogar darauf hinauslaufen, dass die Historie des Landes in Vergessenheit gerät und all die Fortschritte, die die heutige Zeit mit sich bringt, zunichte gemacht werden. Dann werden vielleicht irgendwann die Nachfolger wieder eine Zivilisation bilden und das, was Freiheit gewesen ist, würde wieder Regeln haben. Aber wollen wir das? Kann ein Mensch tatsächlich mit diesen genannten Umständen frei sein wollen, oder braucht er immer ein Ziel, das ihn antreibt, Regeln, die ihn in der Bahn halten? Und schließlich sind wir Menschen soziale Wesen und auf die Nähe und den Umgang mit anderen angewiesen. Ein Leben in der Gruppe bedeutet also wiederum, dass wir uns an Regeln in dieser Gruppe halten müssen,
da sie sonst nicht funktioniert. Das beginnt bereits bei der kleinsten Gruppe, der Familie. Die absolute Freiheit jedoch bedeutet Einsamkeit und Isolation und führt zu Zwang-, Gedanken- und Rücksichtslosigkeit. Es gibt wahrscheinlich genug Menschen die aktuell der Meinung sind sie würden in absoluter Freiheit leben können, aber die Wahrheit ist doch, dass kaum jemand weiß, wie sich dies wirklich anfühlt. Jeder hat zwar seine eigene Vorstellung von Unabhängigkeit und Freiheit, aber selbst wenn er diese lebt und glaubt frei zu sein, würde er niemals die totale Freiheit wirklich kennen, denn bevor der Mensch tatsächlich vollkommen unabhängig sein kann, kehrt meist seine Sehnsucht nach Gesellschaft zurück und somit er. Freiheit bedeutet die Aufgabe von Träumen, Zielen und Gedanken. Denn wenn diese den Menschen antreiben, kann er nicht wirklich frei
sein, da all seine Handlungen auf dieses Streben ausgelegt sind.
Schlussendlich ist die absolute Freiheit von allem nicht erstrebenswert. Das Erreichen einer gewissen Selbstständigkeit allerdings schon. Man sollte also nicht Freiheit, ein orientierungsloser Schwebezustand, und Selbstständigkeit, ein zielgerichtetes eigenständiges Handeln, verwechseln.
Meiner Meinung nach ist Freiheit oder zumindest das, was man als Freiheit bezeichnet, nur ein anderer Begriff für Selbstständigkeit, weil die absolute Freiheit eigentlich der komplette Verzicht und somit Verlust von allen materiellen sowie immateriellen Werten bedeutet.