Humor & Satire
Gute Nacht ... -

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"Wer braucht schon ein A?"
Veröffentlicht am 23. Oktober 2016, 8 Seiten
Kategorie Humor & Satire
© Umschlag Bildmaterial: Andrea Minutillo
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Über den Autor:

Ich - eindeutig rot - freiheitsliebend - in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt - nach außen der Fels in der Brandung - die Person, auf die man sich verlassen kann - auch mal anlehnen, kein Problem - ein dunkles samtiges Rot also - richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand - Struktur - Kunstschule Zürich - zahlreiche Ausstellungen in der Region - flippig - flapsig - bunt in mir drin - auch mal ...
Wer braucht schon ein A?

Gute Nacht ... -

Der Tag ist gekommen.

Schon seit einiger Zeit spielten wir in Gedanken durch, ob wir das durchziehen und was wir dazu tragen werden.

Waltraut erzählte uns von einer ehrwürdigen Kiste, die unglaubliche Schätze für unser Vorhaben bereit hält. Es ist kurz vor vier.

Gertrut und Waltraut trudeln ein.

Mit wirklich vielen Kleidungsstücken im Gepäck. „Oh weia!“, sage ich nur lachend bei dem Blick in die riesigen Taschen. Ich zeige Waltraut, wo sie die Sachen hinlegen kann und hole drei Gläser mit Schampus vor. Erstmal ein Schlückchen trinken.

Wir lachen uns schlapp, bei dem Gedanken …

die Gesichter …

wenn wir vor den Türen stehen und brüllen: „Süßes! Sonst gibt´s Saures!“

Wir ollen hässlichen Weiber!

Eigentlich ist das ja den Kindern vorbehalten, doch mit dieser Regel werden wir heute brechen. Gertrut verfügt über ein Leben voller Bühnenerfahrung und kann wirklich hervorragend schminken.

Ich lege munter gruselige Dickebacken-Musik in den CD-Spieler ein.

Den Lautstärkeregler ordentlich hoch gedreht! Waltraut wühlt in den Klamotten. Zugegeben, sie riechen genau so, wie sie den Eindruck erwecken! Staubig und moderig!

Wie geschaffen für dieses Fest.

Bei einem Waschgang wären sie vermutlich zerfallen! Der Raum füllt sich mit dem gruftigen Muff und wieder müssen wir kichern, bei dem Gedanken …

erfreuen uns jetzt schon den gerümpften Nasen. Heben die Gläser und stoßen an. Mein Gesicht wird nun noch blasser gepudert. Dunkle Schatten legt Gertrut unter meine Guckerchen.

Ein Blick in den Spiegel.

Wunderbar.

Nun noch etwas Schwärze unter die Wangenknochen und das Kinn, und jetzt bin ich wirklich zum Gruseln.

Und das Gute ist: Die Falten sind völlig

natürlich, nichts braucht künstlich hinzugefügt werden! „Meine Güte, bin ich hässlich!“, rufe ich und kriege mich kaum ein vor Lachen. Nun ist Waltraut dran und ich beschäftige mich mit der Garderobe. Ich halte ein Spitzennachthemd in die Höhe. Nicht schlecht.

Lächelnd lege ich es zur Seite und tauche noch tiefer in den duftigen Klamottenstapel ein. Mit spitzen Fingern ziehe ich eine knielange Unterhose vor.

So, wie sie vor ca. hundert Jahren von den Damen getragen wurden.

Mit offenem Schritt! Das war sehr praktisch bei Feldarbeiten. So sparte Frau sich das

Hose-runter-ziehen, wenn sie mal musste. Die nehme ich mir unte Umständen. Ich halte das Ding in die Höhe und wir prusten los. „Lass mir bloß was übrig!“, schallt es von Gertrut herüber, während sie Waltraut mit dunklen lila Schatten verziert. Diese sitzt, in staubig grauer Schlabberhose und lummelig zerfleddertem Hemd, vor dem Spiegel und zieht fiese Fratzen.

Nur noch etwas schwarze Zahnfarbe und schon wird ihr Lächeln unvergesslich! Gertrut schnappt sich den schwarzen Frack. Zugegeben!

Er hat bereits bessere Tage gesehen, doch genau das ist ja sein Charme.

Etwas Mehl über die Schulter gestäubt –

herrlich! Noch ein Gläschen Klickerwasser, während wir uns mit dem Toupierkamm den letzten Schliff verpassen. War da nicht gerade etwas?

Wir sehen zur Tür. Die ersten Kinder!

Ein Blick zur Uhr.

Gegen sechs – das war ja klar, dass sie um diese Zeit kommen werden.

Wir gehen zur Tür.

Löschen das Licht.

Gertrut nimmt sich den fünfarmigen Kerzenleuchter.

Ein Blick durch den Spion: Kinder – eine ganze Horde!

Kurz grinsen wir uns listig zu, dann öffnen wir

grimmig die quietschende Tür. Vor uns steht die erschreckte Meute.

Ich strecke meine blasse gichtgeschundene Hand vor und will mir eines der Kinder in billig schlechter Kostümierung greifen.

Nur zum Spaß! Laut schreiend rennen sie weg.

Wir erheben die Schampusgläser:

„Hoch lebe Halloween.“ „Was für Helden!“ Waltraut kann vor Lachen kaum noch die Flüssigkeit balancieren.

Eifrig schnatternd ziehen wir in die Nacht

hinaus …

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Hörbuch

Über den Autor

Frettschen
Ich
- eindeutig rot
- freiheitsliebend
- in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt
- nach außen der Fels in der Brandung
- die Person, auf die man sich verlassen kann
- auch mal anlehnen, kein Problem
- ein dunkles samtiges Rot also
- richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand
- Struktur
- Kunstschule Zürich
- zahlreiche Ausstellungen in der Region
- flippig - flapsig - bunt in mir drin
- auch mal nachdenklich
- manchmal introvertiert
- stets auf der Suche nach Neuem
- in meinem Bereich versteht sich
- Sternzeichen Löwe
- Querdenker und Rebell
- reiße mir die guten Seiten des Alltags unter die Nägel
- manchmal erwische ich auch die weniger Guten,
doch die schüttele ich hastig ab

ich liebe:
- einsame Orte
- den Wind
- das Geklapper der Taue an den Masten
- ob an Fahnen oder Booten, ist mir egal
- die Ruhe im Wald
- der Schutz eines Baumes - wenn man sich darauf einlässt
- das Eintauchen in die Arbeit an der Staffelei
- wenn`s gelingt
- das sichere und untrügliche Gefühl,
etwas Besonderes entstehen zu lassen
- das Spielen mit unserer Sprache
- gutes Essen
- ein unerwartetes Lächeln
- Musik - alle Richtungen
- am besten schön laut
- Tanzen
- Ausdruck
- Profil
...

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Herbsttag Wolltest Du die Geschichte nicht beim Forumbattle 55 einreichen? Ohne A und Thema Vorfreude bestens gelebt. Gruß Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Tja, ich hatte nachgebessert ... und weil ich zu ehrlich bin für diese Welt ... und der Jury nicht das schöne Battle vermiesen wollte ... da wurde es ein Randbeitrag. :)
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Mal ehrlich - auch wenn ich mich jetzt oute,
dieser ganze Halloween Quatsch geht mir sowas von auf den Geist. Am Liebsten würde ich es wie deine Protagonisten machen, mich bös verkleiden und so die Tür öffnen, wenn die kleinen Süßigkeitenterroristen klingeln ... und sie kommen in Horden, jedenfalls bei uns.
Übrigens: Wieder einmal eine richtig superklasse Geschichte!
Liebe Grüße von hexe zu Hexe
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Wir werden diese Phantasiespielerei dieses Jahr umsetzen. Dazu kreieren wir noch ein paar "Leckereien" ... dann werden wir uns "hübsch" zurecht machen - - - natürlich nur um Spaß zu haben - - - wir sind keine Horror-Clowns - - - das ganz bestimmt nicht!
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Schade, dass ich nicht dabei war. Hätte einen wunderbaren Herren mit noblem Lebensstil und Reißzähnen abgegeben.
:-)
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Uuuuuh.... da kriegt man ja richtig Angst,
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Eine tolle Idee - eine humorvolle Geschichte!
Das war Lesespaß!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Gute Idee - wir wohnen so weit draußen, dass bei uns niemand vorbei kommt. Da lohnt sich das Schminken nicht! Grins

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Wolkenstill Tolle Idee, bei uns wohnen auch Gicht und Falten dicht an dicht... Ob ich mal die Nachbarinnen frage? :-)

LG in den Tag
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Was spricht dagegen? Ich denke, diesen Spaß kann man sich gönnen, egal, in welchem Alter :)
Vor langer Zeit - Antworten
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