Selbstverlust
Sie öffnete langsam ihre Augen. Die auseinander gleitenden Augenlider ließen einen horizontalen Lichtstrahl hindurch scheinen welcher kontinuierlich breiter wurde. Das Licht blendete sie bis ihre Pupillen nach kurzer eit damit begannen die Überbelichtung auszugleichen. Bemerkbar machte sich dies dadurch, das dass Licht immer dunkler wurde. Nach einigen Sekunden begann sie undefinierbare Umrisse, kurze eit später leichte Kontraste, zu erkennen.
Kurze eit später erkannte sie, das es sich dabei um Bäume handelte welche sie von unten betrachtete.
Sie selbst lag auf dem Boden. Diese Tatsache wurde ihr bewusst, nachdem sie ihren Kopf anhob und sich umschaute. uerst blickte sie auf ihren Körper welcher auf einer Wiese lag. Danach wandte sie den Kopf nach Rechts und anschließend nach Links. Dadurch wurde ihr klar, das sie in einem Park unter einem Baum lag. Das helle Licht kam von der Sonne, welche hoch an einem Wolkenlosen Himmel stand und die gesamte Szenerie in ein warmes Licht tauchte und sie gleichzeitig angenehm erwärmte. Der Schluss lag nahe, das gerade Sommer war und es war Mittag. Langsam stand sie auf und versuchte sich zu orientieren.
Wo sie war wusste sie nicht, genauso wenig wie sie hier her gekommen war.
Sie versuchte sich zu erinnern, jedoch ohne Erfolg. ögernd begann sie los zu laufen. Wohin wusste sie nicht. Alles war ihr fremd, was durch Angst ergänzt wurde nachdem sie den Park verlassen hatte und an einer stark befahrenen Straße landete, mitten in einer Stadt. Verzweifelt versuchte sie sich an irgend etwas zu erinnern, ihren Wohnort, ihr Haus oder Wohnung, ihre Familie, zuletzt versuchte sie sich an ihre eigene Identität zu erinnern. Sie konnte dann einfach zur Polizei oder, besser, in ein Krankenhaus gehen. Die würden ihr sicher weiterhelfen können.
Den Gedanken diesen Schritt zu unternehmen ohne ihre Identität Preis zu geben hatte sie bereits verworfen. u groß die Angst man würde sie als illegale Immigrantin Abschieben oder vermuten sie sei eine Verbrecherin und sie einsperren. Die Hoffnung keimte in ihr auf, sie würde sich erinnern wenn sie durch diese fremde Stadt gehen würde. Es war alles verwirrend. Sie konnte sich an alles erinnern. Alles Wissen welches sie in ihrem Leben, von dem sie nicht wusste wie lange es bis zum jetzigen eitpunkt gewesen war, stand ihr zur Verfügung. Das einzige bei dem das Bild vor ihrem inneren Auge schwarz blieb, war bei sämtlichen Erinnerungen, welche
sie betraf. So machte sie sich auf den Weg um ihr verlorenes Selbst wiederzufinden.
1. Die Panik in ihr wuchs exponentiell an, während sie durch dieses Gewirr aus Straßen irrte. Alles war ihr fremd, obwohl sie hier schon einmal gewesen sein musste, den ab und zu wurde sie von anderen Personen gegrüßt. Das intelligenteste war es einfach zurück zu grüßen. Sie hatte sich erhofft, das sobald die entsprechenden Trigger auftreten würden, würde sie sich wieder an etwas erinnern können. Im besten Fall würde
das alles sein, im ungünstigsten Fall nur isolierte Inhalte, doch alles war besser als nichts. Jedoch war der Fall sogar noch ungünstiger als der von ihr angenommene ungünstigste Fall.
Sie erinnerte sich an rein gar nichts.
Die ersten weifel machten sich breit und sie fragte sich was passieren würde, würde sie sich nie wieder an ihre Geschichte erinnern können. Würde sie dazu verdammt sein ihr restliches Leben iellos umher zu irren? Das war ausgeschlossen. Irgendjemand musste sie vermissen und nach ihr suchen und suchen lassen. Es sei den, sie war alleine.
"Guten Tag," ihr Gedankenkreis wurde
unterbrochen. Erst jetzt bemerkte sie, das vor ihr ein Mann stand, gegen den sie fast gelaufen wäre. Dieser hielt ihr ein Plastikkarte ins Gesicht. Als ihr Blick auf den Träger des Armes fiel, erkannte sie an der Uniform, das es sich bei der Person um einen Polizisten handelte. "Allgemeine Personenkontrolle. Würden sie mir bitte ihren Ausweis zeigen?" Wie konnte sie bis jetzt nicht auf so etwas subtiles kommen wie ihr Ausweis. Alle Antworten auf die Fragen die sie hatte standen praktischerweise auf einer Plastikkarte, welche sich in ihrer Geldbörse befinden musste welche sich wiederum in einer ihrer Taschen befand.
Viele Möglichkeiten gab es dabei nicht, ihre Jeans hatte nur vier Taschen, zwei vorne und zwei hinten. uerst glitten ihre Hände in die beiden hinteren Taschen, welche sich als leer erwiesen. Es gab nur noch zwei Möglichkeiten, welche sie dank zur Verfügung stehender zwei Hände, gleichzeitig überprüfen konnten. Beim hinein gleiten ihrer Hände in die Tasche nahmen ihre Hände die Berührung mit dem Portemonnaie bereits vorweg, an beiden Hände spürte sie das gesuchte Objekt. Vorfreude durchflutete ihren Körper.Der Spuk würde in den kommenden Minuten sein Ende finden.
Umso größer war ihre tiefe
Enttäuschung, als die Fingerspitzen beider Finger auf den Boden der Tasche stießen und das, von ihrem Gehirn vorweggenommene, Gefühl der Berührung mit dem erhofften Objekt, zeitgleich aus allen Fingerspitzen verschwand. "Entschuldigen sie," begann sie zu stammeln. "Ich muss meine Brieftasche zu hause
liegen gelassen haben." Der Beamte begann mitfühlend zu lächeln. " Kein Grund zur Sorge, sie müssen ihren Ausweis nicht bei sich führen. Aber sagen sie mal, wo ist ihr uhause? Und wo kommen sie her? Von der Arbeit?"
Ihr Herz begann zu rasen, während ihr binnen Sekunden so heiß wurde das sie
das Gefühl hatte sie würde gleich entflammen. Sie merkte wie sie begann zu schwitzen. Sie versuchte sich etwas zusammen zu dichten, scheiterte aber an den fehlenden Ortskenntnissen. Sie wusste nicht einmal den Namen der Stadt in der sie sich befand. Der blick des Polizisten wurde langsam misstrauischer. Sie brauchte zu lang um zu überlegen und so begann sie zu sprechen während sie sich eine Geschichte ausdachte. Da sie unter Hochspannung stand mit einem gefühlten Puls im ahlenbereich um die zweihundert, brachte sie nur unverständliches Gestammel heraus. Die Temperatur stieg unaufhaltsam an und sie
spürte wie ihr der Schweiß nun im Strom den Körper hinunter floss. Das gleiche passierte auch, für jedermann gut sichtbar, auf ihrem Gesicht.
Das ratlose Gesicht des Uniformierten wirkten da nicht besonders heilsam. Plötzlich war ein kurzes ucken in seinen Gesichtszügen zu vernehmen, wonach diese wieder einen annähernd neutralen Ausdruck widerspiegelten. "Wo wohnen sie?" Sie schüttelte den Kopf. "Sind sie obdachlos?" diese Frage kam nach einem ögern. Sie überlegt kurz ob sie nicken und die Vermutung ihrer Obdachlosigkeit bestätigen sollte oder ob sie die Wahrheit sagen sollte.
Am Ende siegte ein Gedanke über die
Angst. Nämlich der das sie, wie jeder andere Mensch auch, irgend eine Art von sozialen Netzwerk haben musste. Und je nach dem wie lange sie nun schon abwesend war hatte eventuell schon jemand eine Vermisstenanzeige gestellt und zwar bei der Polizei.
Mit Herz rasen, abartig schwitzend und mit stammelnden und wir durcheinander gewürfelten Worten versuchte sie ihre Lage zu erklären. Der Polizist unterbrach sie durch Worte und indem er sie mit dem linken Arm von der rechten Seite unter beide Achseln hindurch griff und mit dem anderen Arm ihren rechten Arm um seinen Hals legt. So begleitete er sie zu einer nahe
gelegenen Bank, legt sie, den Rücken nach unten auf selbige und schob ihr seine Mütze als Kopfkissen unter den Kopf. Anschließend drehte er sich um, holte ein Funkgerät von seinem Gürtel, an dem es offensichtlich mit einem Klipp befestigt war, um im nächsten Augenblick in das besagte Funkgerät in ruhiger Stimme zu sprechen. Er sprach recht leise. Aber trotz seines Versuches sie nicht hören zu lassen was er sprach, verstand sie jedes Wort. " entrale von Polizeihauptmann Krieger! Ich habe hier eine stark verwirrte weibliche Person. Sehr wahrscheinlich unter Drogeneinfluss. Ich benötige hier einen Rettungswagen und eine Kollegin um sie
auf eventuell noch in ihrem Besitz befindliche Betäubungsmittel zu finden."
2. Die gerufene Polizistin konnte zwar keine Drogen bei ihr finden. Der Verdacht eines Drogen Deliriums war dadurch jedoch nicht ausgeräumt. Schlussendlich landete sie auf einer geschlossenen Entgiftungsstation einer psychiatrischen Klinik. Auf dieser sollte sie so lange verbleiben, bis in ihrem Urin keine Rückstände von Drogen mehr zu finden wären.
Als wenige Stunden nach ihrer Ankunft auf der Station der Betäubungsmittel, der
an einer Urinprobe durchgeführt wurde die gleich nach ihrer Ankunft entnommen wurde, negativ ausfiel hatte sie bereits mit einem Psychiater gesprochen. Der Psychiater fand keinerlei Anzeichen, die auf den Konsum von Drogen hinwiesen. Eine Diagnose, die später durch sichere Diagnosemethoden bestätigt wurde. Kurz darauf wurde sie in eine medizinische Klinik verlegt mit der Diagnose Amnesie ungeklärter Ursache.
3. Bereits wenige Stunden, nachdem sie in der medizinischen Klinik aufgenommen wurde, stellte sie fest das sie mit ihrer Annahme in Bezug auf eine ihr geltenden
Vermisstenanzeige, recht hatte.
Nachdem die Untersuchungen wie Magnetresonanztomographie, einer Computertomographie und Positronen Emissions- Tomographie komponierten Bildgebung sowie ein EEG zur Aufzeichnung ihrer Hirnströme, passierte es. Nach dieser Kaskade an Untersuchungen lag sie in ihrem immer als die Tür aufging und zwei kleine Junge rein gerannt kamen. Mit vor Freude leuchtenden Augen und den ebenso freudigen Rufen "Mama, Mama". Den Kinder folgend kam ein Mann Mitte 20 herein. Auch auf seinem Gesicht stand das Gefühl der grenzenlose Freude unverkennbar geschrieben.
Die Kinder waren bereits auf ihr Bett gesprungen und umarmten sie stürmisch. Auch der Mann stand nun neben ihrem Bett und umarmte sie, während wie ein Wasserfall Worte aus seinem Mund flossen, mit denen er versuchte Auszudrücken wie sehr er sie vermisst hatte, wie groß seine Sorgen u, sie waren und das es der glücklichste Moment seines Lebens war sie wieder gefunden zu haben.
Wie sie hier erfahren hatte lautete ihr Name Stephenie. In diesem Moment hatte sie zweierlei Gefühle. um einen eine tiefe Trauer darüber, das diese drei Menschen die offensichtlich aus ihrem Mann und ihren zwei kleinen Söhnen
bestand, sie unglaublich liebten, während sie keine Ahnung hatte, wer diese für sie fremde Menschen seien. Gleichzeitig wurde sie hier gerade von drei wildfremden Menschen umarmt wurde, was
in ihr ein starkes Gefühl des Unbehagens auslöste. Die Tatsache, das diese Menschen zu ihrer geliebten Familie, auch wenn im Moment nur die drei sie liebten, und sie eine Umarmung von diesen Menschen Unbehagen auslöste verstärkte ihre bereits tiefe Trauer noch zusätzlich und rief dazu noch ein Gefühl der Ohnmacht herbei. Der Mann bemerkte das, den er löste die Umarmung, schaute sie mit entsetzten
Gesichtsausdruck an und stellte dann die Frage die sie schon befürchtet hatte. "Schatz! Was ist los? Mir kommt es vor als würdest du uns nicht wiedererkennen. "
Sie wollte gerade antworten, da ging die immertür auf und ihre Rettung kam in Form des Stationsarztes herein.
Darauf stellte der Mann die selbe Frage an den Mediziner.
Dieser hielt kurz inne. Offensichtlich zählte selbst der erfahrene Arzt diese Situation zu den schwierigen. "Hören sie mir genau zu," begann er zu sprechen, "Ich will ehrlich zu ihnen sein. Ihre Frau leidet an einer sogenannten Autobiographischen Amnesie. Das heißt
während ihr Weltwissen oder Fachwissen noch verfügbar ist, hat sie alles was mit ihr selbst zu tun hat, vergessen. Sie weiß nicht wer sie sind. Wir haben durch diverse Bildgebenden Verfahren versucht abzuklären ob die Ursache eine organische, vor allem eine des Gehirns, ist. Auch eine eventuelle Vergiftung haben wir mit Hilfe eines tox screen versucht abzuklären. Alles jedoch ohne Erfolg. Das lässt nur eine Schlussfolgerung zu. Die Amnesie wurde durch einen schweren psychischen Schock ausgelöst.
Wir können leider nichts tun. Am besten ist es unserer Meinung, sie nehmen sie mit nach Hause und
integrieren sie in ihren Tagesablauf. Wenn alles gut verläuft, wird sie sich früher oder später wieder erinnern. Langsam Szene für Szene. Allerdings sollten sie sich auch darauf vorbereiten, das ihre Erinnerung nicht mehr wiederkehrt.
Die Forschungen auf dem Gebiet der Amnesie sind leider sehr dürftig, wodurch wir nicht sagen können ob man den Prozess der Rückkehr der Erinnerungen beschleunigen kann und wenn ja wie."
Der Mann und Stephenie brachen zeitgleich in Tränen aus, während die beiden Söhne komplett stumm und regungslos vor ohnmächtigen Schocks
auf dem Boden saßen und das ganze mit unglaubwürdigen Augen beobachteten. Auch sie hatten Tränen in den Augen.
Währenddessen trat der Mann wieder zu der im Bett liegenden Frau, umarmte sie im, er noch weinend und schluchzte "Schatz, wir schaffen das. Wir stehen das gemeinsam durch. Ich liebe dich."
Epilog
Die folgenden Monate waren intensiv mit Psychoanalyse, Psychotherapie endlose Fahrten an alle Orte an denen sie mal waren und endlose Unterhaltungen mit dem iel die Erinnerung, die an einem tiefen Ort in
ihrer Seele verbannt wurde, wieder ins Bewusstsein zu befördern.
Nach eine, Jahr wechselten sie die Strategie. Anstatt sich zu stark darauf zu konzentrieren die Erinnerungenunh6 wieder zu wecken, begannen sie nun neue zu schaffen.
Auch wenn für sie viele wunderbare Momente fehlten, ermöglichte dieses Ereignis ihr, ihr Leben in der Gegenwart und der ukunft unabhängig von ihren nicht mehr vorhandenen Erinnerungen an die Vergangenheit, zu planen.
Ihr restliches Leben jedoch würde es ihr nie gelingen sich an etwas vor der Amnesie zu erinnern.