Humor & Satire
Unter Verdacht

0
"Es ist gut, wenn jemand aufpasst!"
Veröffentlicht am 18. Oktober 2016, 14 Seiten
Kategorie Humor & Satire
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Es ist gut, wenn jemand aufpasst!

Unter Verdacht

Vorbemerkung

Es kann lästig sein, wenn Nachbarn so neugierig sind. Manchmal aber ist es gut, wenn jemand aufpasst.


(wegen vieler, neuer Abonnenten wieder eingestellt am 28.10.2017)





Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

Internet:

https://www.welpenweste.de

Unter Verdacht

Von unseren Nachbarn wohnen die Steinmeyers direkt neben uns. Sie haben ein schönes Reihenhäuschen und einen recht großen Grund. Größer, als unserer! Aber, na ja. Ich kann nur Eines von mir mit Sicherheit sagen: Ich bin nicht neugierig. Allerdings muss man in der heutigen Zeit schon eine gewisse Aufmerksamkeit an den Tag legen. Sie haben doch auch dauernd die Meldungen gehört. Da gibt es Anschläge, Kindesentführung und alles Mögliche.

Heute früh habe ich schon zu meiner Frau gesagt. "Steinmeyer ist mit zwei großen, blauen Müllsäcken zur Mülltonne gegangen." "Du kannst

doch die Mülltonnen nur von der Terrasse sehen und es hat doch heute früh geregnet."

"Hab nur mal Luft geschnappt. Die waren so groß, die hat er gar nicht in seine Tonne reinkriegen können. Stell Dir vor, um sechs Uhr früh!"

"Na und?"

" Machst du dir da keine Sorgen?"

"Nö! Außerdem wäre es mal gut, wenn du in der Nacht nicht aufstehen würdest, um irgendetwas zu kontrollieren."

"Ich bin bloß aufgestanden, weil jemand geschrien hat. Es war wie ein Heulen! Laut! Und das Samstag Nacht!"

"Ich habe nichts gehört", winkt sie ab. Manchmal ist es mit meiner Frau zum Verzweifeln.

"Und was war um halb sieben Uhr früh? Da hat

er seinen Karli zur Schule gefahren. Das hat er sonst nie getan. Und bis jetzt ist er nicht zurück!"

"Beruf?"

"Der hat doch Schicht! Aber nie am Montagmorgen. Und seine Frau, die Mathilda habe ich auch noch nicht gesehen. Gestern auch nicht. Ich sage Dir, da muss was passiert sein." "Du bist ein misstrauischer Kerl. Ich gehe später mal rüber und frage, ob ich ihr vom Einkauf etwas mitbringen kann", grinst sie verschwörerisch.

"Genau, tue das!"


Die nächsten zwei Stunden konnte ich kaum abwarten. Wenn ich mir vorstelle, dass Mathilda nun aufgetrennt in zwei blauen Müllsäcken in ihrem Blut vor sich hin moderte, dann..

Ich beobachtete aus der Deckung hinter dem Fensterstore. Es geschah nichts und das war nervig. Es musste etwas passiert sein! Ich war mir sicher. Steinmeyer war noch nie von seinem Tages-Rhythmus abgewichen.

„Wann gehst du denn endlich rüber und fragst", donnerte ich ungeduldig.

"Ich gehe ja schon."

"Aber gehe nicht zu nah hin! Vorsicht! Bleibe immer in Sichtweite!"

Sie winkte ab.


Als sie drüben klingelte, presste ich vor lauter Aufregung die Hände um den Feldstecher. Sie sprach mit Jemanden. Immer noch!

"Zieh dich zurück", murmelte ich verzweifelt. Ein Schlüssel wurde übergeben und ein

Briefumschlag. Endlich war meine Gute wieder da. Unbeschadet.

"Was ist", drängelte ich.

"Erzähle!"

"Nichts!"

"Wie, nichts?"

"Es war nur Helga da, die Putzfrau. Die kommt doch immer am Montag. Sie hat nur gebeten, dass wir nach dem Rechten schauen. Karl Steinmeyer würde nämlich für mindestens vier Wochen verreisen. Karibik, oder Kreuzfahrt, oder so."

"Hab ich’s doch gewusst! Der Verbrecher will sich absetzen. Wenn es nicht überhaupt ein Flug nach Argentinien ist, von wegen keiner Auslieferung. Und von Mathilda, der armen Frau,

hast Du nichts gesehen?"

"Nö. Die fahren halt in den Urlaub, was soll‘s?"

"Für vier Wochen? Wer kriegt denn vier Wochen am Stück heutzutage Urlaub? Keiner! Alles ein abgekartetes Spiel. Ich schleiche mich jetzt herüber und sehe in den Müllsäcken nach. Mittags ungefähr kommt die Müllabfuhr. Dann ist es zu spät. Da muss ich vorher Gewissheit haben!"

"Das tust du nicht!"

"Wohl! Das ist meine Pflicht!"


Ich schlich nach draußen, presste mich an der Hecke entlang und wischte durch einen nicht so dicht bewachsenen Durchlass in Nachbars Garten. Die beiden prallen Müllsäcke lagen neben der Tonne. Ich wusste, dass die vielen

Fleischteile nicht in die mickrige Tonne hinein gepasst hätten. In diesem Augenblick musste ausgerechnet die doofe Putzfrau Helga um die Ecke kommen.

"Was machen sie da", herrschte sie mich an. Ich ließ mich nicht einschüchtern.

"Wo ist Frau Steinmeyer, ich meine Mathilda?"

"Im Bett!"

"Im Bett? Ziemlich blass im Gesicht? Regungslos?"

"Ja", lächelte die Helga. "Sie hat etwas zu tief ins Glas geschaut. Ich kann es ihr nicht verdenken."

Das Eine wusste ich: Mathilda war praktisch Abstinenzlerin.

"Und was ist mit dem Jungen? Hat er ihn entführt?" Sie staunte Bauklötze, gab sie vor. Was für eine Schauspielerin.

"Nein, er hat nur etwas Wichtiges in der Stadt zu erledigen.

Da lag die Schule auf dem Weg."


Ich platzte gleich vor soviel Lügenmähr.

Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Helga, die Putze und der Steinmeyer stecken unter einer Decke! Die waren ein heimliches Liebespaar und haben die arme Mathilda um die Ecke gebracht!

Gerade, als ich auf sie zustürzen wollte, da kicherte Helga.

"Fragen sie ihre Frau", flüsterte sie."Ihre Frau hat für das Blumen Gießen und für das nach dem Rechten Sehen eine ganz schöne Anzahlung bekommen." Das haute mich fast um. Meine Frau wird auch

noch in diesen Mordkomplott verwickelt. Sie hat natürlich keine Ahnung, aber wenn das raus kommt. Unbescholtene Nachbarin lässt sich für ihr Schweigen bezahlen. Nicht auszudenken!

Ich raste nach Hause.

Ich hätte vorher doch noch in die Müllsäcke gucken sollen, verdammt!

Aber sie werden verstehen, die Aufregung.

Meine Frau war nicht da!

Sie kam erst drei Stunden später.

Sie hatte Schuhe, Handtasche und ein Sammelsurium aus der besten Parfümerie am Platz erstanden.

"Was war im Briefumschlag?"


"Geld! Für uns."

Ich war entsetzt.

Ich soll’s nicht verraten, aber die Steinmeyers haben am Samstag den Jackpot im Lotto geknackt"









0

Hörbuch

Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

Leser-Statistik
22

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
baesta Wenn mal die Fantasie durchgeht.....und eine herzbrechend komische Situationskomik hast Du dargestellt.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Danke schön!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Ja, ja, wenn halt das menschliche Gehirn mal ans Laufen kommt ...
Herrlich geschrieben, ich hab`s gerne nochmal gelesen.
Liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Ach, das ist wieder eine Deiner absoluten Highlight-Geschichten mit der Günther-typischen Mischung aus Spannung und herrlichem Humor! ;-)
Und dann noch die geniale Pointe! ;-)
Ja, ja, die neugierigen Nachbarn...;-)
Da wünscht man sich direkt, jeder von denen würde so positiv überrascht bzw. geschockt! ;-)
Herzlichen Dank und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Suuuuper ... spannen und unterhaltsam geschrieben,
hat mir sehr gut gefallen.
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Die Nachbarliebe ganz allein,
soll in deinem Herzen sein.. :-)))
Sollte auch mal wieder im Lotto spielen.
GgghG Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Lindenblatt 
Eine bestens unterhaltsame Geschichte, die für einen Krimi geeignet wäre. Ein gesundes Misstrauen ist gar nicht verkehrt, doch sollte man sich davor hüten, nicht in Allem etwas Böses zu sehen.....
Das Cover ist auch Spitze.
LG, Linde
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Haha... so kann ´s gehen wenn man nur das sehen kann, was man sehen will.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
9
0
Senden

148114
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung