Humor & Satire
Aus dem Himmel zu mySTORYs - Baron von Münchhausen über seinen Erdenurlaub

Trotz oder gerade wegen meiner Wahrheitsliebe bin ich im Himmel als Entertainer geduldet.

Der Herrgott kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn ich meine tolldreisten Geschichten erzähle und die Engel, die früher nur abgeklärt gelächelt haben, lachen befreit auf.

Aber ich komme vom Thema ab. Also, ich hatte Erdenurlaub und flog mit vielen guten Ratschlägen auf meiner bunten Kugel zur Erde hernieder. Als erstes besuchte ich myStORYs, dessen Ruhm den Engeln ein tägliches Hosianna entlockt.

Petrus hat mich gewarnt, dass meine Lügen dort von den klugen DichterInnen sofort durchschaut würden und so verzichte ich diesmal darauf.                                                                                  Eigentlich wollte ich ja etwas ganz anderes erleben und landete doch wieder im Paradies (auf Erden). Ja, das fing ja schon mit den bezaubernden Nicks an: Himmelskind und Abendstern, Traumwelten und MysticRose, Schwänchen und Abendschön. So entzückende Namen haben die Engel nicht.

Ja und dann klemmte ich mein Monokel vor mein himmelblaues Auge und begann zu lesen. Was sage ich, lesen, ich versank in mystische Tiefen. So sehr hatten es mir die Reime angetan. Sie erinnerten mich an die romantischen guten alten Zeiten auf Erden: Ihr wisst schon „Herz auf Schmerz, Träume auf Schäume, Engel auf Bengel.

Nicht, dass sie es da oben im Himmel nicht auch könnten. Na ja, sie machen etwas weniger Gebrauch davon, weil eh alles so harmonisch ist. Aber manchmal kann es mein alter Kommilitone Heines Heinrich nicht lassen, der sich mit seinem Charme in den Himmel mogelte und mich an meinen Ruhetagen als Musensohn bei den Engeln vertritt. Kleine Kostprobe gefällig?
 

Heinrich Heine

Das Fräulein stand am Meere

Und seufzte lang und bang,

Es rührte sie so sehre

Der Sonnenuntergang.
 

„Mein Fräulein, sein Sie munter,

Das ist ein altes Stück;

Hier vorne geht sie unter

Und kehrt von hinten zurück.“
 

Die Kommentare in my STORYs sind auch nicht schlecht. Da mischt so ein gewisser Phantasus mit, der ist auch mit Mannasaft und Engelscocktail gewaschen. Aber wenn’s ein bisschen zu bunt wird, dann gibt es so feine Ironiker, wie Rehmanns Horst und Abendschöns Arno. Die verstehen sich auf Selbstironie und Ironie. Der Arno meinte: “Einem alten Fuchs sind manche Trauben einfach zu süß.“ Na, der wird sich schon dran gewöhnen.

Überhaupt ist es in dem irdischen Paradies von mySTORYs viel kurzweiliger als im Himmel. Und was die Nettikette angeht, da sind die Engel auch nicht besser. Im Gegenteil: Ich habe sie durch meine Geschichten schon so verdorben, dass manche den Schalk im Nacken haben. Einer, der „Alles besiegt die Liebe“ gelesen hatte, kniff mir ein Äuglein zu und hauchte: Was die Venus nicht geschafft hat, schaffen wir mit vereinten Kräften, aber platonisch. Seht Ihr, ich wäre noch so gerne ein wenig auf eurer Plattform geblieben, da geht’s nämlich nicht platonisch zu, sondern virtuell. Das finde ich aufregend.

Ich soll euch übrigens alle grüßen von Susanne von Klettenberg, Eugenie von Zitzewitz  und Heinrich Heine, der mit den Reimen so schön spielen kann. Ihm lasse ich das Schlusswort.

Euer Baron und freier Herr von Münchhausen
 

Heinrich Heine

Sie saßen und tranken am Teetisch,
Und sprachen von Liebe viel.
Die Herren waren ästhetisch,
Die Damen von zartem Gefühl.
Die Liebe muss sein platonisch,
Der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch,
Und dennoch seufzet sie: Ach!
Der Domherr öffnet den Mund weit:
Die Liebe sei nicht zu roh,
Sie schadet sonst der Gesundheit.
Das Fräulein lispelt: Wieso?
Die Gräfin spricht wehmütig:
“Die Liebe ist eine Passion!“
Und präsentieret gütig
Die Tasse dem Herrn Baron.
Am Tische war noch ein Plätzchen;
Mein Liebchen, da hast du gefehlt.
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
Von deiner Liebe erzählt.