Teilweise nüchtern
Heute ist gut,
morgen ist gut.
Irgendeine Amsel stirbt
vor meinem Fenster.
Einfach so.
Sie ist autark.
Wie ich.
Weißt du,
ich wäre gerne Indianer geworden,
oder Zeitungsbote.
Letztendlich irgendwas
Beschreibbares.
Nichts von Dauer,
nichts von Interesse.
Heute ist gut,
morgen ist gut.
Meine Mutter ist tot.
Sie ist nicht alt geworden.
Nur ein paar Jahre über
dem, was man für erträglich hält.
Mein Vater lebt.
Irgendwo in Berlin.
Ein Sterbender ohne Reue.
Teilweise nüchtern.
Zu Weihnachten hat er geschrieben:
Sohn, du bist okay,
lass dich mal sehen.
Auf so einer Karte.
So eine mit einem
Weihnachtsmann,
der in einen Kamin klettert.
Ein alter suizider Weihnachtsmann,
ohne Freunde.
Wie ich.
Heute ist gut.
Morgen ist gut.
Ich lebe.
Nimm es zur Kenntnis.
Mehr nicht.