Eine alte Schlacht wurde wieder entflammt. Der Erbe des Imperiums ist verschollen. Und das Ende scheint gekommen. Während die Anhänger des Herrn der Ordnung das Kaiserreich in die Knie zwingen wird Galren Lahaye von Visionen geplagt, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben. Gejagt von den Kultisten des roten Heiligen, muss er erkennen, dass der der erste Unsterbliche ganz eigene Pläne mit ihm hat. Genauso, wie für den Sohn des Kaisers… Und während Galren noch nach einer
Lösung sucht, scheint der Kampf bereits so gut wie verloren , denn als der Kaiser die Männer Cantons für eine letzte Schlacht Sammelt, kehrt ein weiterer alter Feind zurück. Und grade dieser könnte sich als letzte Rettung erweisen. Doch um welchen Preis? Der Kampf um das Schicksal Cantons wird zu einem um das Schicksal allen Lebens… Währenddessen nimmt auch der Aufruhr unter den Zwergen immer mehr zu. Jetzt wo sie ihr neues Land verloren haben, ohne es je zu sehen, zerbricht der wenige Zusammenhalt zwischen den Häusern immer mehr und der neue König Hadrir Silberstein steht vor der Herausforderung, seine Leute für die
kommende Schlacht zu einen… oder alles zu verlieren.
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Vara. Galren konnte einen Moment kaum glauben, dass sie es tatsächlich bis hierher geschafft hatten. Und nicht nur das, irgendwie hatten sie alle überlebt. Und sie hatten Naria wiedergefunden. Sie standen im Schatten eines der großen Runensteine, die sich auf den Hügeln um die Stadt herum erhoben. Noch immer hielten sich vereinzelte Schneebretter auf den Straßen, in schattigen Senken und unter den dichten zweigen der angrenzenden Wälder. Doch der Wind der ihnen entgegenschlug trug nicht
länger die grimmige Kälte mit sich wie in den letzten Tagen. Der Winter näherte sich unaufhaltsam seinem Ende und unter Eis und Schnee trat totes, gelbes Gras zutage. Und doch war es für Galren in diesem Moment der schönste Anblick seit langem. Einen Augenblick lang lies Galren den Blick lediglich über die Stadt schweifen die in der Morgensonne geradezu friedlich wirkte. Vara glitzerte unter ihnen in der Sonne wie ein kleines Wunder. Noch unberührt von der Zerstörung die die restliche Welt verschlungen hatte leuchteten die Fassaden der weiß getünchten Häuser und die Kupferdächer der Universität. Sie hatten es tatsächlich geschafft,
zumindest bis hier. Naria und Träumer waren etwas hinter ihnen zurück geblieben. Noch war die Gejarn auf eine Stützte angewiesen um sich zu bewegen und auch wenn sie ihnen nach wie vor nicht erzählt hatte, was genau geschehen war… ihre angestrengten Bewegungen und die Narben erzählten genug. Und trotzdem war es ein gutes Gefühl zu wissen, dass sie wieder da war. Selbst sein Misstrauen gegenüber Träumer hatte sich in den letzten Tagen gelegt. Er würde den Mann, der sich nun Aetos nannte, nicht länger aus den Augen lassen, als er musste. Aber wenn er sie hintergehen wollte, wäre das wohl geschehen, bevor
sie in Sichtweite Varas waren. Nach wie vor trug Träumer Atrun über der Schulter auch wenn er Galren die Waffe jetzt wiederholt angeboten hatten. Der Mann war groß und dürr wie ein Skelett, so dass die Klinge in seinen Händen unelegant breit und gestaucht wirkte. Auch das Schwert wieder zu haben war gut. Selbst wenn Galren noch nicht wusste ob er sich noch einmal dazu überwinden könnte, es in die Hand zu nehmen. Zu viel war geschehen, weil er es einmal zum falschen Zeitpunkt geschwungen hatte. Aber das Schwert bedeutete Hoffnung, so klein diese auch war. Sie hatten wieder etwas, mit dem sie
dem Herrn der Ordnung begegnen konnten. Selbst wenn sie noch nicht wussten, wie sie es einsetzen mussten. Aber vielleicht konnte ihnen Träumer damit weiterhelfen. Wenn jemand wissen musste, wie seinem ehemaligen Herrn beizukommen war, dann hoffentlich er. Es sei denn dieses Wissen war mit Ismaiel endgültig gestorben… Darüber jedoch wollte er nicht nachdenken. Dieser Moment hier… gehörte der Hoffnung. Galren zog Elin an sich, als sie den letzten Rest des Hügels erklomm und wirbelte mit ihr herum. Zum ersten Mal seit langem glaubte er wieder, das es noch so etwas wie eine Chance geben könnte. Er küsste
Elin, bevor er sie wieder absetzte und sich zu den anderen umdrehte. Auch Träumer und Naria hatten nun den Gipfel des Hügels erreicht und sahen stumm auf die Stadt zu ihren Füßen hinab. Die Gejarn stützte sich mit einer Hand an den großen Runenstein unter dem sie standen. Symbole in einer toten Sprache prangten auf dem Monolithen. Naria lächelte schwach, während sie sich gegen den Felsen lehnte und einen Moment die Augen schloss. Obwohl es ihr jeden Tag besser ging, war sie immer noch schnell erschöpft und zwang sie dazu, öfter Pausen zu machen. Doch auch wenn ihre Reise dadurch ein paar Tage länger in Anspruch genommen
hatte… es war ein geringer Preis um zu wissen, dass sie wieder in Sicherheit war. Oder so sicher, wie es in diesen Zeiten eben jemand sein konnte. Träumer schlug die Kapuze seines Mantels zurück, als er neben Naria trat und besah sich die steinerne Stehle langsam. ,, Sagt bloß ihr könnt das lesen ?“ , fragte Elin , nachdem sie sich aus Galrens Umarmung befreit hatte. ,,Nein. Aber einige Zeichen kommen mir bekannt vor. Ich denke ich habe sie während meiner Zeit als Archivar in Helike gesehen. Aber fragt mich nicht, was sie bedeuten.“ Seine Stimme war fast so leise wie Narias aber längst nicht
so brüchig. Gedankenverloren streckte er eine Hand, die mit dem Mal, nach dem Felsen aus. Doch berührte er die Oberfläche nie. Als hätte er es sich in der Bewegung anders überlegt, ließ er den Arm wieder sinken und legte stattdessen die gesunde Hand auf den Stein. ,, Stört euch das eigentlich nicht ?“ , fragte Elin und Galren meinte eine Spur Spott darin zu hören. Bisher hatte sich die Gejarn Träumer gegenüber mit ihren Eskapaden noch zurück gehalten. Vielleicht vertraute sie ihm entwischen schlicht mehr. Oder vermutlich war es ihr schlicht egal ob sie Träumer mit Worten verletzte.
,, Es erinnert mich daran, wer ich war.“ Träumer reagierte auf die Frage weder brüskiert noch angegriffen. ,, Und was ich nicht sein will. Ich könnte Handschuhe tragen, falls euch das lieber wäre.“ ,, Und ihr könnte es nicht irgendwie loswerden ?“ Naria stieß sich von dem Felsen ab und kam, auf ihre improvisierte Krücke gestützt, zurück zu ihnen. ,, Würd ich versuchen es zu entfernen, würde ich nur unter Qualen sterben. Ich habe Männer gesehen die… in ihrem Glauben schwankten und die es gewagt haben. Keiner hat
Überlebt.“ ,, Also ich an eurer Stelle würde das Risiko ja eingehen.“ Elins Bemerkung war wohl als Stichelei gemeint, doch Träumer hielt tatsächlich inne, als müsste er darüber nachdenken. Manchmal war Galren sich nicht sicher, das überhaupt im Kopf dieses Mannes vorging. Er war die rechte Hand des roten Heiligen selbst gewesen und doch stand er jetzt mit ihnen hier… ,, Vielleicht wäre das ja tatsächlich das Beste.“ , meinte Träumer schließlich als er sich zu Elin umdrehte. Einen Moment lang standen er und die Gejarn sich gegenüber, Elin mit den Händen in die Hüften gestemmt. Dann jedoch ließ sie
die Arme sinken. Schweigend und sprachlos. Galren hatte bisher nur wenige Male zuvor erlebt, das ihr die Worte fehlten. ,, Ich denke wir sollten uns besser auf den Weg machen.“ , meinte er schließlich und nickte in Richtung Vara. Niemand widersprach ihm und so setzten sie ihren Weg schließlich in Richtung der Tore fort. Das Land um die Stadt selbst war so gut wie verlassen. Lediglich einige wenige, zerlumpte Männer und Frauen hatten sich in Zelten auf dem Weg oder vor den Stadtmauern niedergelassen. Niemand von ihnen schien sich groß für die ungleiche Gruppe Reisender zu interessieren, nur
gelegentlich warf ihnen jemand einen kurzen Blick nach, bevor er sich wieder abwandte. Diese Leute waren Flüchtlinge, jene, die sich aus der fliegenden Stadt oder aus anderen Teilen des Imperiums hierher hatten retten können. Galren erkannte manche, die unter ihren schweren Pelzmänteln die luftigeren Kleider trugen, die man in Erindal bevorzugte, andere waren aufgrund ihrer dunkleren Hautfarbe wohl Bewohner der Gegenden um Lasanta. Rauch schwebte über der Stadt, drang aus Kaminen und stieg auch aus den Straßen auf, wo manche der Flüchtlinge wohl im freien Feuer entfacht hatten. Die Tore waren geschlossen, als sie sich
näherten. Keine Wachen standen davor, doch von den Mauerkronen aus wurden sie bereits misstrauisch beäugt. Ein dutzend oder mehr Gardisten hatten sich auf den Zinnen positioniert und genauso viele Musketenmündungen sahen ihnen entgegen. Und auf einem Stein in der Nähe saß Pfeife rauchend eine Gestalt, die Galren erkannte, flankiert von zwei weiteren. ,,Elin.“ Eden und Cyrus sprachen fast gleichzeitig und genauso schnell waren die beiden Gejarn auch schon bei ihrer Tochter um sie in die Arme zu schließen. Elin ließ die Prozedur gezwungenermaßen über sich ergehen und Galren musste ein Grinsen
unterdrücken, als er ihren gequälten Gesichtsausdruck sah. ,, Sieh mal einer an.“ Erik Flemming erhob sich von seinem Platz auf dem Stein und nahm die Pfeife aus dem Mundwinkel. ,, Ich hatte wirklich nicht gedacht, das wir uns nochmal wiedersehen.“ Warum nur hatte Galren das Gefühl, das dass eine Lüge war? Der alte Arzt war sicher nicht hier, weil er Wache schob. Und er bewegte sich vorsichtig auf sie zu, musterte zuerst ihn, dann Naria und als letztes Träumer, wobei sich seine Züge verdunkelten. ,, Es tut auch gut euch wiederzusehen.“ , meinte
Galren. ,, Sicher…“ Bevor Galren überhaupt wusste was geschah hatte der Mann urplötzlich eine Pistole auf ihn gerichtet. Alle erstarrten wo sie waren. ,, Erik, was soll das ?“ Eden ließ ihre Tochter endlich los und wendete sich zu dem Arzt um. ,, Ich muss sicher gehen.“ , erklärte dieser kühl. ,, Vor allem wenn ihr in seiner Begleitung unterwegs seid.“ Er musste nicht erklären, wen er meinte. Vielleicht wusste keiner von ihnen, wer Träumer war, aber das Mal an seiner Hand sprach für sich. Und es war kaum zu übersehen. ,, Sicher gehen ? Erik… das ist Galren.“
Auch Cyrus konnte nur mehr verwirrt zwischen ihnen hin und her sehen. ,, Ihr könnt ihn gerne erschießen wenn ich euch die Erlaubnis dazu gebe, aber solange er Elin…“ Erik lachte leise, doch sein Gesicht blieb ernst und die Waffe weiter ohne zu zittern auf Galrens Brust gerichtet. ,, Tut mir leid, aber hier geht es nicht um Elin. Sagt mir Galren, seid ihr das wirklich noch? Ihr selbst ?“ ,, Ja. So sicher wie ich mir da sein kann. Erik denkt nach, hätte der Herr der Ordnung mich übernommen… würde ich wirklich hier mit euch diskutieren?“ ,, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht wie die Pläne dieses Monsters aussehen,
aber so wahr mir die Götter helfen, ich werde kein Risiko eingehen. Wenn ihr wirklich Galren seid, wie lautet mein zweiter Vorname. Ich habe ihn euch im roten Tal genannt. Galren sollte sich daran erinnern.“ ,, Erik ? Cyrus sah den Arzt noch verwirrter als zuvor an. ,, Ihr habt gar k…“ ,, Ruhe. Galren ? Ihr solltet die Antwort kennen.“ War der Mann verrückt geworden? Galren konnte nur auf die Waffenmündung vor ihm starren, während er sich das Hirn zermarterte. Was wollte er von ihm hören? ,,Tatsächlich weiß ich sie.“ , meinte er
schließlich. ,, Ihr lügt. Ihr habt mir nie verraten ob oder das ihr einen zweiten Vornamen habt. Ich kenne euch nur als Erik Flemming.“ Einen Moment lang geschah nichts. Dann ließ der alte Arzt die Waffe sinken. ,, Sehr gut. Irgendwie wusste ich dass ihr es seid. Kommt rein.“ Erik gab den Wachen auf der Mauer ein Zeichen und die Tore wurden aufgezogen. Weitere Gardisten warteten bereits auf dem von einem leeren Springbrunnen gekrönten Torplatz und nicht nur das… ,,Naria.“ Galren sah grade noch einen wehenden Federmantel und ein rotes Kleid, bevor Naria auch schon von ihrer Mutter begrüßt. Die ältere Gejarn schien
sichtlich mit sich zu kämpfen, als sie sah wie geschwächt ihre Tochter war. ,, Hallo.“ Nach wie vor klang Narias Stimme hohl und brüchig, diesmal jedoch nicht nur wegen der Entbehrungen der letzten Monate. Vorsichtig nahm sie Relina in den Arm… und weinte. Galren konnte das erstickte Schluchzen zuerst gar nicht einordnen. Es schien so vollkommen gegen das Bild zu gehen, das er sich bisher von Naria gemacht hatte. Und doch da stand sie, oder hing mehr in den Armen ihrer Mutter und ließ den Tränen freien Lauf. Erst hier wurde ihm klar, wie sehr die letzte Zeit sie tatsächlich verändert hatte. Sie alle vielleicht. Aber
niemanden so sehr wie Naria. Und zum ersten Mal seit langer Zeit konnten sie sich wieder so etwas wie sicher fühlen. Er wendete sich ab. Ein dünnes Lächeln spielt um seine Lippen. ,, Ihr hättet mich nicht wirklich erschossen, wenn ich eure Frage falsch beantwortet hätte, oder ?“ , fragte er an Erik gerichtet. ,, Um ehrlich zu sein, ich bezweifle, das euch dann noch eine Kugel aufhalten würde. Wie ihr schon sagtet. Der Herr der Ordnung würde nicht mit uns diskutieren.“ ,,Nein…“ ,, Was ist dir nur passiert ? Und wer seid ihr?“ Relina schien sich endlich
lange genug von ihrer Tochter lösen zu können um sich umzusehen und ihre übrigen Begleiter zu mustern. Insbesondere Träumer, der von Narias Zusammenbruch sichtlich geschockt war und versuchte, dem Blick der älteren Gejarn auszuweichen. Es war seltsam anzusehen, wie sich dieser Mann, der über eine Macht gebot die sonst wenige ihr eigen nennen konnte unter den stummen Anschuldigungen einer Mutter wand.
,, Das ist… eine lange Geschichte.“ , meinte Naria, nach wie vor leise.
EagleWriter Genug durchgemacht dafür hat sie zumindest. lg E:W |
abschuetze ... heute mal ohne dummen Kommentar von mir :) LG von Antje |
EagleWriter Ok ^^ lg E:W |