Hemmungs-los
Es war nicht so, dass ich es nicht gewollt hätte, nein, so nicht.
Nach einem mir endlos vorkommenden Winter, der Schnee taute langsam und die Frühblüher streckten sich der noch schwachen Sonne entgegen, lechzte mein Körper geradezu nach Wärme. Ich war ausgehungert und mit meinen Kräften am Ende, so kalt war es lange nicht mehr gewesen und es hatte sich hingezogen bis weit in den März hinein.
Doch jetzt Ende Mai nahm die Intensität
der Sonne stetig zu. Meine Batterien konnten sich aufladen. Mit ihren gelben Strahlen flutete sie mir meine Seele. Meine Haut bräunte sich und das Haar hellte eine Nuance auf. Nun strotzte ich vor Energie und Lebensfreude, wie auch an diesem Tag. Leichtigkeit lag in der Luft und Frische, eine Brise erfasste mein Kleid und ich hatte Mühe, es im Zaum zu halten.
Auf dem Weg zum Waldsee genoss ich die Stille. Vorfreude auf das kühle Nass ließ mich einen Schritt schneller gehen. Moment, wer war da am See? Ich erhaschte nur einen Schatten, doch es schien, mir bereits jemand zuvor gekommen zu sein, kannte also auch
diesen herrlichen Flecken Erde. Gut, hier ist Platz für uns beide, dachte ich und ging weiter zum Wasser. Wieder hielt ich Ausschau, denn am Ufer lagen eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt neben ein Paar Turnschuhen. Ach, egal, ich wollte mich einfach nur erfrischen. Also streifte ich mir den Stoff des Kleides über den Kopf und legte es neben die Sachen des Fremden.Auf Zehenspitzen tänzelte ich ins Wasser. Hach, wie wunderbar kühl legte sich Wogen direkt um meinen Körper. Langsam zog ich meine Bahn zur gegenüber liegenden Seite des See´s.
Das Wasser teilte sich zwischen meinen Händen und glitzerte mir in den Augen,
so dass ich diese kurzer Hand schloss und erst nach mehreren langen Zügen wieder öffnete. Am Ufer,auf das ich zu schwamm,saß er nun, der Fremde. Er hatte den Kopf auf seine Arme über die Knie gelegt und schien zu dösen. Sollte ich wirklich aus dem Wasser zu ihm gehen oder wollten wir unsere Ruhe und ich sollte gleich wieder umdrehen? Schließlich siegte die Neugierde. Letztes Nass perlte von meiner Haut, als ich direkt auf ihn zuging. "Ich habe heute gar nicht mit Besuch gerechnet", hörte ich seine tiefe Stimme, ohne, dass er zu mir aufsah. Sein dunkelbraunes Schulter langes Haar kräuselte sich im Nacken.Er hatte einen traumhaft athletischen
Körper und lange, durchtrainierte Beine. Vorsichtig ließ ich mich neben ihm nieder und betrachtete den wolken-verhangenen Himmel, als ich seine suchenden Finger auf meinem Bauch spürte. "Wie schön du bist und du fühlst dich so gut an." Das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden, hielt mich davon ab, aufzustehen. Ich war wie benommen. Mit sanften kreisende Bewegungen, leichtem Druck von den Fingerspitzen her, näherten sich seine Hände meinen Brüsten. Mein Atem ging hörbar schneller und mein Brustkorb hob und senkte sich heftig vor Anspannung. Meine Augen waren bereits geschlossen, als seine Zunge begann, meine Knospen
zu schmecken. Unbändig bäumte ich mich auf. Eine Welle von Gefühlen durch-strömte meinen Körper. Was geschah hier eigentlich gerade? Noch bevor ich diesen Gedanken zu Ende gebracht hatte, wanderte seine Hand zwischen meine Oberschenkel. Allmächtiger, dieses Gefühl war unbeschreiblich. Es über-rannte mich mit einer Heftigkeit, die ich zuvor so nicht kannte. Ich war bereit für ihn und er wusste es. Er entkleidete mich vollends und drang tief in mich ein. Noch nie bin ich vorher so hoch geflogen. Wie eine Ertrinkende klammerte ich mich an ihn und zog seinen kräftigen Körper näher zu mir.In diesem Moment dachte ich nicht, aber
ich fühlte und wie. Seine tiefen Atem-züge waren Musik in meinen Ohren, die mich weit fort trug.
Als ich wieder zu mir kam, fragte ich mich völlig verblüfft, was hier gerade geschehen war. Wer war er und warum habe ich ihn nicht zurückgehalten? Es war ja nicht so, dass ich nicht gewollt hätte, nein, so nicht, doch.. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, als er wortlos aufstand, mich kurz anlächelte und zurück ans andere Ufer schwamm.
Hatte ich das gerade geträumt? Es war
heiß heute, mir war heiß. Am gegenüber liegenden Ufer angekommen. sah ich einen mit Steinen gelegten Schriftzug. Dort stand: Bis Morgen! Es würde mein
Sommer, mein Jahr werden, vielleicht der Beginn einer neuen Liebe.