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Phylli war eine besonders große Waldameise, und besonders stark, im Wald vom Tal.
So war es nicht weiter verwunderlich das er eines Tages in einer Walnussschale den Fluss hinunter segelte. Was er dabei erlebte und wie es ihm erging. Das sei hier aufgeschrieben und kurz notiert.
Phylli war am Waldbach, seit Tagen nagelte er mit allen sechs Beinen an einem Schiff herum das er aus einer alten stabilen Walnussschale, einem Kaugummi und einem Zahnstocher gebaut hatte. Als Beflaggung diente ihm am
Zahnstochermast neben einem großen Lorbeerblatt ein kleines Piratenoumblem das wohl von einer Halloweenluftschlange herrührte und das Schiff damit als Piratenschiff auswies. In nur wenigen Tagen hatte er den Mast aufgerichtet und die Segel befestigt und heute nach einer guten Woche war es fast fertig zu Wasser gelassen zu werden. Am nächsten Tag sollte es soweit sein. Er sann schon auf Abenteuer und erhoffte sich bis zum Meer zu kommen.
So war es.
Am nächsten Tag, er war früh aufgestanden - es hielt ihn irgendwie nichts mehr im Bett und die gespannte Erwartungshaltung und Vorfreude lies
ihm keine Ruhe. Eben wie es so vor einem großen Abenteuer ist oder sein kann.
Er ging nachdem er noch ein kleines Bündel mit Nektar gepackt hatte raschen Fußes und stolz zum Bach. Ich erinnere mich noch das er eine Menge Stöckchen unter die Nussschale legte und bald schon, als sie langsam ins Rollen kam und daraufhin ins nahe Wasser rutschte saß Phylli darin. Mit einem vagemutigen Sprung war er aufgesprungen und nun ging die Reise los.
Stunden war es nun her das er in der Nussschale auf dem Bachlauf schwamm und es war einfach herrlich für ihn.
Phylli war in seinem Element. Abenteuer die hatten ihn immer leicht erfasst. Sei es ein anderer Ameisenhaufen oder die Suche nach Nahrung im düstersten Teil des Waldes. Er war dafür geboren und einfach zu haben. Nun aber stand ihm das Größte bisher noch bevor.
Die Fahrt gefiel ihm, ging es doch schleunigst wie geplant voran. Gelegentlich Stieß er sich vom nahenden Ufer ab um im Bach und am fließen zu bleiben. Es funktionierte alles prima.
Es wäre aber nicht besagtes Abenteuer gewesen wenn nicht bald darauf ein Strudel sein kleines Boot erfasst hätte und ihn langsam Abwärts zog. Er hatte ihn nicht gesehen und war blindlings
darauf zugesegelt. Ohhjeeh, nun war Hilfe von Nöten und die Angst groß, sowie Schnelligkeit gefragt und guter Rat teuer. Phylli jedoch, er überlegte nicht lang und drehte sein Segel als ihn der Strudel schon beinahe erfasst hatte nach links, blieb ruhig und die Sache ward gerade noch umsegelt. Er kam aus dem Sog heraus und weiter ging die Fahrt. Ruhig wieder auf dem Bach, beobachtete er das nahende Gewässer nun ganz genau. Das hatte er aus der Sache gelernt. Da, da ward noch ein kleiner Strudel. Kurz abgedreht und die Sache war umschifft. ,,Hoffentlich blieb es nun soˮ, dachte Phylli einen Moment kurz laut vor sich hin. Dann aber stieß er
schon wieder an einem Randstück des Baches an und das rechtzeitige Abstoßen daran tat wieder Not.
Nun war es wieder etwas ruhiger geworden. Den Bach abwärts aber mündete der Lauf letztlich aber in einen Fluss und dort wurde es dann wirklich gefährlich. Stunden vergingen wie Minuten. Es wurde Mittag als er am Fluss ankam. Mit einem schnellen schwupp im Bachlaufende schwamm er in den Fluss hinein und hier war das Wasser nicht mehr so ruhig wie bisher gewohnt. Auf und nieder schwappte das Wasser und letztlich wurde es auch Phylli zu gefährlich. Sein Schiffchen war für solche Gewässer nicht ausgelegt und
wäre er nicht rechtzeitig am Ufer auf eine Wurzel im Wasser gesprungen er hätte es wohl nicht mehr geschafft von seiner Fahrt zu erzählen. So ging kurz darauf sein Piratenschiff unter und mit ihm der Traum das Meer zu sehen. Aber wozu Meer sehen wenn er so viel spannendes nun erlebt hatte? Keine lebende Ameise im Wald konnte sich damit, was er erlebt hatte, messen; das wurde ihm nach einem kleinen Anflug von Frust bewusst. So war es vielleicht am besten; und das Meer - nun hinaus wäre er vielleicht gekommen. Aber wieder zurück? Er wurde wieder fröhlicher. Ja, das wäre auch nicht die Lösung und vielleicht gar nicht so gut
gewesen. Er zog wieder nach Hause. War es auch ein langer Weg zurück. Er ging ihn gern. Er rückte seinen Panzer zurecht und nun galt es sein Abenteuer zu erzählen wem er auch begegnete. Ich war einer davon,
Fil - Fil Grashüpfer mein Name. Er tat es. Sei es auch ein kleines Abenteuer vielleicht, es ist ein großes gewesen für eine Ameise; und die schönsten Abenteuer sind doch die von denen der Held noch selbst erzählen kann. So finde ich zumindest. Oder nicht?
Donnerstag, den 06.10.2016
Fil Grashüpfer