Biografien & Erinnerungen
Leihwagen

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"Leihwagen"
Veröffentlicht am 05. Oktober 2016, 14 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Über den Autor:

Ich genieße das Leben im Allgemeinen und meines im Besonderen. Man darf sich selbst nicht so ernst nehmen und schon ist alles leicht. Glücklich sein ist für mich eine Emotion, die zu meinem Leben gehört.
Leihwagen

Leihwagen

Der kaffee ist fertig

Letzte Woche hatten wir Frauen-Motorradstammtisch. Ingrid erzählte von ihrem Versuch, ein Auto zu leihen, als sie noch nicht in Hamburg wohnte. Sie wollte eine liebe Freundin besuchen. Mit Bus und Bahn zu umstaändlich.



Sie buchte also telefonisch einen Leihwagen und fuhr mit dem Bus zum Stellplatz, auf dem das Auto stand. Ingrid hielt ihre Chipkarte vor das Autofenster, um in das Fahrzeug zu gelangen. Pling, ging die Autotür auf. Ja, die Technik ist schon etwas tolles.


Sie stieg ein, legte ihr Navigationsgerät in die Mittelkonsole und öffnete das Handschuhfach, um erstmal in der Gebrauchsanleitung zu lesen. wie das Auto funktioniert.

Als erstes stand dort in der Anleitung für Mietfahrzeuge: Bitte stellen Sie das Fahrzeug nach dem Verlassen mit mindestens einen viertelvollen Tank ab. Nun gut, dachte Ingrid, also erstmal tanken fahren. Was tanke ich denn? Auf der Tankkarte stand: "Diesel tanken Sie bei...und dann wurden einige Tankstellen genannt. Prima, also los, Diesel tanken.



Sie nahm die Tankkarte und las auf dem Schlüsselanhänger: Benzin tanken Sei bei ....und wieder wurden einige Tankstellen genannt. "Hmmm, was nun? Diesel oder Benzin?

Sie schnappte ´sich ihr Handy und rief die Hotline an. "Ja, Moment, ich schaue mal in die Anleitung, welcher Kraftstoff hier getankt werden muss. Diesel". meinte die Dame am Telefon,nachdem sie auch noch einen Kollegen gefragt hatte. Ingrid bedankte sich und las nun weiter in der Anleitung, in der übrigens immer nur die Rede war von Kraftstoff.

Das nützt nicht wirklich viel.

Nehmen Sie den Schlüssel aus dem quadratischen Plättchen, das sich im Handschuhfach befindet. Nach fünf Minuten hatte sie ein Plättchen gefunden. "Mhh, wo soll sich jetzt der Schlüssel befinden?" Nach weiteren zehn Minuten hatte sie den kleinen Nippel an dem Plättchen gefunden, den man drücken musste, um den Schlüssel zu bekommen. Ingrid war happy.

Sie suchte also um das Lenkrad herum das zum Schlüssel gehörende Schlüsselloch, fand aber nichts. Langsam begann die Zeit auch zu

drängeln. Sie wollte zum Kaffee bei der Freundin sein. Entnervt rief Ingrid die Hotline an.


"Wo ist das Schloss?" - "Am Lenkrad", sagte die nette Dame am Telefon und dafür hätte Ingrid sie am liebsten durch die Telefonleitung gezogen. - "Am Lenkrad ist nichts", zischte sie "Ja, dann gibt es in der Mittelkonsole einen Startknopf. Drücken Sie den". -


Stimmt, überrrascht sah Ingrd auf den Startknopf. Hatte sie bis jetzt auf dem Mond gelebt? Wieso gibt es in Autos jetzt einen Startknopf? Ingrid stellte Ihre Füße auf Kupplung und Bremse und

drückte den Startknopf, immer noch einen Schlüssel in der linken Hand haltend. Nichts tat sich.


"Ich habe hier einen Schlüssel in der Hand. Der muss doch einen Zweck erfüllen. Das Auto sagt nichts" Ingrids Stimme klang nicht mehr nett. Die immer noch nette Stimme am anderen Ende der Leitung meinte dann, sie fragt mal ihren Kollegen. Dauerte etwas über eine Minute, um dann mitzuteilen, dass si nicht helfen kann.


Wutenbrannt storniere Ingrid den Mietvertrag und kaum gesagt, war ihr

Handyguthaben verbraucht.

Sie stieg aus und machte die Tür des Wagens zu. Nun hatte sie leider kein Guthaben mehr, um die Freundin zu unterrichten, dass sie erst in zwei Stunden bei ihr sein würde. Genau in dem Moment rief sie aber an. "Wo bist du denn, Kaffee wird kalt." Ich fahr jetzt gerade los zu dir, mit Bus und Bahn. Thermokanne ist angesagt." "Okay, meinte die Freundin, wir halten den Kaffee warm. Bis nachher meine Süße".


Ingrid fuhr los und hatte schon die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht,

als ihr einfiel, dass das Navigationsgerät noch im Auto lag. Panisch nahm sie den Zug zurück. Nun musste die Freundin den Kuchen doch allein essen. Die Zeit wurde zu knapp.


Beim Auto angekommen, hielt Ingrid wieder die Chipkarte vor das Fenster, aber - der Auftrag war storniert worden. Die Tür ging nicht auf.

Ingrids Nerven! Sie lief zur Tankstelle und fragte, ob sie telefonieren dürfte Notfall. Tankstellen lassen nicht telefonieren. Die Polizei würden sie für sie holen oder den Notarzt, falls sie

gleich tot umfallen würde. Den Gefallen tat sie ihnen nicht.

Stattdessen fragte sie einen Passanten, wo denn hier eine Telefonzelle sei. Er wusste es. Ein wissender Mensch! Ja, aber was wollen Telefonzellen heute haben? Eine Telefonkarte. Ingrid kam sich vor, als wäre sie in einem schlechten Traum gefangen. Nun gut, die Polizei. Die lassen gewiss telefonieren. Sie fragte einen Passanten, wo hier die nächste Polizeiwache sei. Zwei Stationen mit der U-Bahn. Wo bleibt denn da die Bürgernähe?


Ingrids Blutdruck stieg. Dann fiel ihr

ein, dass ein Freund hier in der Nähe wohnt. Sie lief zu seiner Wohnung. Er war nicht zu Hause. Klar. Wäre auch zu schön gewesen.

Also wieder Richtung Bahn. Da sah Ingrid die Rettung- einen Kiosk. "Ich muss telefonieren. Notfall", rief sie , kaum dass sie den Laden betreten hatte. Der Kioskbesitzer sah sie nur an und überrreichte wortlos sein Handy.- "Ich weiß nicht", meinte Ingrid, " wie ich ausgesehen hatte. Es schien ihn jedenfalls zu beeindrucken".

Sie erklärte der Autohotline, dass sie ihr Navi brauchte, das noch im Auto lag.

"Eine Viertelstunde kann ich sie freischalten", meinte die Dame am Telefon gönnerhaft. Egal, Ingrid rannte los. Marathonläufer schaffen das. Mit hängender Zunge kam sie beim Auto an und hielt mit ausgestreckten Arm die Karte ans Fenster. Klick, die Tür ging auf. Sie drückte erleichtert ihr Navi an sich, stieg sofort wieder aus und schloss die Autotür.


In dem Moment rief die Freundin an. "Wo bist du jetzt gerade? Wir holen dich vom Bus ab, wenn du willst" - "Ich bin wieder zu Hause, sagte Ingrid traurig, "nun ja, fast. Das klappt heute nicht. Ich könnte nur kurz Hallo sagen und müsste

ja dann gleich wieder zurück fahren. Tut mir so leid.Ich hatte mich sehr auf diesen Besuch gefreut. Schade.

Später telefonierte sie mit ihrem Sohn, der erklärte, dass sie nur in den Tankdeckel hätte gucken müssen, um die Art des Kraftstoffs zu ermitteln Die Sache mit Schlüssel und Startknopf hat er auch noch erklärt..

"Ich kauf mir wieder ein Auto. Wahrscheinlich wird es alt sein und nur mit Schlüssel. Ich kann mit der modernen Technik nichts anfangen".

Beim Erzählen der Leihwagengeschichte belehrte uns Babette lachend


 "Aha", meinte sie "Du hast also der Dame an der Hotline erzählt, du sitzt in einem Opel? Die Marke, die du dir gemietet hast, hat aber Toyota gebaut. Es gibt keinen Opel Corolla, liebste Ingrid".

Wir haben jetzt eine Geschichte, die könnte auch die Überschrift tragen: Sitzen zwei Blonde am Telefon....die eine liest in einem Opelhandbuch, während die andere in einem Toyota sitzt....

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Hörbuch

Über den Autor

Annabel
Ich genieße das Leben im Allgemeinen und meines im Besonderen. Man darf sich selbst nicht so ernst nehmen und schon ist alles leicht. Glücklich sein ist für mich eine Emotion, die zu meinem Leben gehört.

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GertraudW 
Ich hab`s grinsend und Kopfschüttelnd gelesen - und bei dem
überraschenden Ende lauthals gelacht.
Da haben sich aber zwei Spezialistinnen "gefunden" ... grins*.
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Annabel Danke Gertraud - der lange Text. Ich hoffe, dein Besuch beim Augenarzt hat nur Gutes gebracht. Danke für deinen lieben Kommentar, herzlichen Gruß
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Übrigens, ein ganz ♥liches Dankeschön für Deine Talerchen
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Liebe Annabel,
danke Dir für Dein Interesse, aber maximal 18, 20 Seiten kann ich
schon (noch) ohne Probleme lesen - und diese Geschichte war ja
sooo unterhaltsam geschrieben.
Die Nachricht, die ich in der Augenklinik erhalten habe, hat mich
nicht direkt "erheitert": Linkes Auge 30%, rechtes Auge nur noch
16% Sehkraft ... Eine OP, die sowieso mit erheblichen Risiken
verbunden wäre, würde mir - wenn überhaupt - höchstens 10%
mehr Sehkraft bringen. Außerdem würde das bedeuten, dass ich
alles NOCH deutlicher krumm und bucklig sehen würde - und das
muss ich wirklich nicht haben. Also bleibt vorerst alles beim Alten.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Biggi11 Hölle, da ist aber alles schief gelaufen :-))))
Warum ist Ingrid nicht mit dem Moped gefahren?
LG Biggi 11
Vor langer Zeit - Antworten
Biggi11 Hölle, da ist aber alles schief gelaufen :-))))
Warum ist Ingrid nicht mit dem Moped gefahren?
LG Biggi 11
Vor langer Zeit - Antworten
Annabel Schlechtes Wetter liebe Biggi. Wir sind doch alle nur "Schönwetterfahrerinnen". Macht mehr Spaß. Danke für deinen Kommentar und einen schönen Abend
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Eine sehr gelungene Geschichte (habe einmal ähnliches erlebt mit einem Leihauto, deshalb musste ich schmunzeln).
Herzlichst
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
Annabel Eigenes Auto ist doch manchmal besser. Danke für deine Lesezeit. Lieben Gruß an dich
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Böse Zungen würden behaupten, Frauen und Technik, aber nicht ich, ich kann das verstehen und nachempfinden. Viel zu kompliziert die Autos heutzutage. LG auch an Ingrid,unbekannter Weise, von Marina
Vor langer Zeit - Antworten
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