Freddy
Es war einmal im tiefen Wald, da wohnte eine Hexe. Hexen mögen die Abgeschiedenheit. Sie bewohnte ein kleines, natürlich windschiefes Hexenhaus. Die Hexe hieß Floxinie. Natürlich war der schwarze Rabe Kork ihr ständiger Begleiter und auch der schwarze Kater Duburax strich immer um ihre Beine herum. Außerdem hatte sie den aufgeweckten Hund Felix, Gänse und Hühner. Sie hatte aber noch etwas ganz Besonderes, nämlich eine Scheune, die direkt neben ihrem Häuschen lag. Diese Scheune hatte ein Obergeschoss und Floxinie liebte es von oben herab in das Heu zu springen. Da stiebte das Streu und die Hexe jauchzte vor Glück. Ein
Bauer konnte das wahrscheinlich nicht gut heißen. Wenn das Heu nach einer gewissen Zeit zusammengefallen war, zauberte sie einfach einen frischen Berg. Eines aber ärgerte sie. Gerade, als sie springen wollte, da jagten sich unten im Heu ihre Freunde gegenseitig. Felix jagte den Kater Duburax und der Kater jagte Freddy.
Ach ja, Freddy! Freddy war die Scheunenmaus. Sie durfte in keiner Scheune fehlen.
Floxinie wurde es zu bunt. „Kommt mal hierher“, rief sie zornig. „So geht das nicht weiter. Schaut euch doch mal die Gänse an. Sie sind friedlich. Und ihr?“ Die Glücks-Gans Pauline schnatterte: „Wir sind eben brav.“
"Und was ist mit euch?" Floxinie stemmte die
Fäuste in die Hüfte.
"Ständig jagt ihr euch gegenseitig und macht
(Duburax)
euch das Leben schwer. Das ist eure Sache,
wenn ihr so unvernünftig seid. Aber wenn ihr mir meine Freude am Heu-springen versaut, dann werde ich ärgerlich!“
Sie schaute ihre drei Übeltäter sehr, sehr streng an. Felix ließ die Hundeohren hängen, der Kater Duburax schleckte verlegen an seiner Pfote herum und Freddy duckte sich. „Wahrscheinlich werde ich wieder der Dumme sein“, dachte Freddy, die Maus. „Ich bin ja auch der Kleinste.“
Der kluge Rabe Kork saß auf der Schulter von Floxinie und hüstelte.
„Wie wäre es denn mit einem Wettkampf?“ Die Hexe war Feuer und Flamme.
„Genau Kork, du hast es! Wir machen ein Wettrennen. Wer Sieger ist, der darf sich etwas wünschen. Er darf sich aussuchen, wer
jemanden nicht mehr jagen darf.“
(Kork)
Der Rabe neigte den Kopf. „So ganz geholfen
ist damit dr Jagd nicht“, meinte er. „Da bleiben immer noch zwei, die sich verfolgen können.“ „Papperlapapp“, sprach die Hexe. „Zu sehr möchte ich auch nicht in die Natur eingreifen. Außerdem macht es mir einen Heiden Spaß bei dem Wettbewerb zuzuschauen. Am nächsten Morgen, gleich in der Frühe, da geht es los“, freute sich Floxinie. „Und du, Kork", ordnete sie an, "bist der Oberschiedsrichter. Die Wettkämpfer müssen bis zum Malstein an der Quelle laufen und wieder zurück. Wer als erster wieder da ist, der hat gewonnen. Kork, du achtest darauf, dass sie auch am Malstein anschlagen und nicht schon vorher umkehren!"
So war es beschlossen.
(Freddy)
Am Abend vor dem großen Tag, da saß Freddymaus neben der Gans Pauline unter
ihren Federn und weinte. „Gegen die Beiden schnellen Läufer habe ich doch gar keine Chance. Das ist ungerecht!“
Pauline versuchte zu trösten, aber es half nichts.
Da kam der Glücks-Gans ein Gedanke.
„Wie wäre es, wenn Du den Hexenbesen Koburan benützt? Er steht hier in der Ecke der Scheune. Floxinie wird schon nichts dagegen haben. Da fliegst Du allen Anderen davon. Mutig musst Du natürlich schon sein.“
„Das nützt nichts“, seufzte Freddy. „Da brauche ich ja einen Zauberspruch.“
„Der Zauberspruch ist nicht so wichtig“, erklärte Pauline. „Wichtig ist nur, dass du vorher dreimal mit der Hand über den Besenstil reibst. Ich habe es nämlich
beobachtet. Dann sagst Du, was Du von Koburan willst. Es muss sich aber reimen!"
(Pauline)
„Wirklich?“ Freddy schöpfte Hoffnung. Pauline
klimperte mit einem Auge.
„Wird schon schief gehen.“
Am nächsten Morgen war alles bereit für das große Rennen. Felix, Duburax und Freddy standen in der Scheune an der Startlinie.
Die Hexe Floxinie klatschte in die Hände und los ging es.
Der Rabe Korb flog mit und Floxinie stürzte nach draußen, um den Läufern nachzusehen.
"Jetzt", schnatterte Pauline.
Niemand hatte auf den kleinen Freddy geachtet. Freddy sprang auf den Besenstil und strich dreimal mit der Pfote über die Stange.
Besen, Besen
Koburan,
schalte deinen Motor an,
bring mich zu der Quelle,
Mache fix und auf der Stelle
Es tat sich nichts und Freddy schaute verzweifelt.
"Nimm deinen Schwanz", rief Pauline, "da kannst Du besser reiben, als mit deinen kleinen Pfötchen."
Freddy rieb dreimal, wie geheißen.
Besen, Besen Koburan,
schalte deinen Motor an,
bring mich zu der Quelle,
Mache fix und auf der Stelle
Und hui, erhob sich der Besen in die Luft, schoss aus der Scheune heraus.
Koburan trug Freddy über die Baumwipfel hinweg direkt auf die Quelle zu.
Aber der Besen merkte recht schnell, dass der Schenkeldruck fehlte. Freddy hatte ja auch keinen Besen-Führerschein. Es war also kein Wunder, dass Koburan zu bocken anfing. Er schüttelte, flog Kurven. Freddy konnte sich nur noch an den kleinen Pfötchen halten. Der Besen verlor nun endgültig die Kontrolle. Er stürzte zu Boden. Zum Glück waren sie schon am Malstein angekommen und Freddy fiel in das Wasser der Quelle. Der Besen aber ratterte durch eine Tanne und blieb bis auf ein paar Kratzer am Boden liegen. Der Rabe Kork
hatte alles im Flug beobachtet und sah nun, wie Felix, der schnelle Hund am Malstein ankam.
(Felix)
Da erblickte Hund Felix, wie Mäuschen Freddy, die Maus, völlig ausgelaugt und nass am Boden lag. Natürlich hatte Freddy auch einige blaue Flecken. Felix nahm die Maus auf den Rücken, um ihn durch die Hexe versorgen zu lassen. Dann machte er sich auf den Rückweg. Einige Zeit später erst, da erreichte Duburax, der Kater den Malstein. Korb flog zurück und erstattete Floxinie Bericht. „Bald müssten sie ankommen“, meinte er. Die Hexe war ganz aufgeregt. Und tatsächlich, bald darauf kam Felix mit Freddy auf dem Rücken angelaufen. Sieg!
Auch Duburax erreichte schließlich mit hechelnder Zunge das Ziel. Und siehe da, Felix gratulierte Duburax, der noch völlig aus der Puste war, zum dritten Platz. Der
Oberschiedsrichter Korb verkündete das Ergebnis: "Es gibt nun zwei Sieger.
(Floxinie)
Felix und Freddy haben Gold gewonnen und
der Silberpokal gehört Duburax.
Beide, Felix und unser Freddy sind gleichzeitig angekommen.“
Freddy wünschte sich natürlich, dass ihn Duburax nicht mehr jagen durfte.
"Und was soll ich mir wünschen", fragte Felix. "Ich, als Hund werde doch von niemandem gejagt?"
"Du musst jemanden nennen, der nicht mehr gejagt werden darf", mahnte Kork streng. "Also gut", fügte sich Felix. "Auch Duburax darf nicht mehr gejagt werden."
"Seht ihr", sprach die gute Hexe Floxinie.
"Wenn man sich gegenseitig hilft und zusammenhält, geht alles viel besser!" Diesmal machte auch Duburax einen Buckel vor Wohlgefallen, schnurrte und bedankte sich
bei Felix.
Die Hexe vergaß auch Koburan nicht. Sie schnippte und zauberte ihren Besen wieder herbei, streichelte ihn und sagte:
„Fein gemacht!“
Freddy gab sie einen Rat:
„Du warst sehr mutig, aber ich sage dir für die Zukunft: Schuster, bleib bei deinen Leisten!“
Kork legte den Schnabel schief und schüttelte sein Gefieder. "Überlasse das Fliegen lieber Anderen!"
Alle lachten und auch die Glücks-Gans Pauline freute sich.
Jetzt war die Hexe Floxinie glücklich über den Spaß, den sie gehabt hatte.
Und sie war genauso glücklich über den
Frieden, der nun einkehren würde.
Deshalb sprang sie gleich zehn Mal hintereinander von oben in das Heu.
.
Heißa. Juchee!