Vorbemerkung
Kaum Einer kann mit dem Begriff "Harpie" etwas anfangen.
Es handelt sich um einen Vogel, aber was für Einem!
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: G.v.Tetzeli
Die Harpie
In der griechischen Mythologie gibt es die Harpyien. Sie sind Mischwesen aus Frau und Flügeln. Sie zischen in der Luft herum und sollen dabei schnell wie der Wind sein. Sie haben recht unangenehme Aufgaben. Einerseits lungern sie in Höhlen auf Kreta herum, andererseits müssen sie die Toten in den Tartaros (Unterwelt) tragen. Ab und an haben sie auch Leute zu töten, die dem Gottvater Zeus ein Dorn im Auge geworden sind. Rachewesen.
Wir befassen uns hier aber mit dem Vogel, der Harpie (Harpia harpyja). Sie ist der stärkste Raubvogel der Welt. Die Art ist
monotypisch also die einzige, die in der Natur vorkommt. Sie wird bis zu 1,10 Meter lang und die Flügelspannweite erreicht sogar etwas über 2 Meter. Mit 4 bis fast 5 Kilo hat sie ein ordentliches Gewicht.
Der Größte vergleichbare Raubvogel ist der Seeadler, der bis zu 7 Kg auf die Waage bringt und über eine Flügelspannweite von 2,5 Meter verfügt. Betrachtet man allerdings die Muskeln, die Krallen und welches Gewicht transportiert werden kann, da schlägt die Harpie alles!
Außerdem ist sie für ein Vogel dieser Größe unglaublich wendig. Sie kommt von Mexico bis Brasilien, Argentinien vor. Sie bewohnt die Regenwälder und benötigt ein riesiges Jagdgebiet.
Ihre Beute ist beachtlich. Besonders beliebte Leckereien stellen Affen und Faultiere dar.
(Ist die Harpie erregt stellt sie die Kopffedern auf)
Man bedenke, dass ein Faultier bis zu 11 Kg wiegen kann! Dass sie ein Flugkünstler ist, sagte ich schon. Wie wollen sie sonst einen Affen aus dem Geäst "pflücken". Der Affe ist ja auch nicht langsam unterwegs. Ansonsten wird alles erbeutet, das genügend Fleisch verspricht.
(Aufnahme der Harpie im Flug, Panama)
Dazu gehören größere Vögel, Schlangen, Echsen.
Ihr Nest baut sie in riesigen Höhen, in den Kronen dominanter Baumriesen.
(Krallenvergleich: L. Hapyie, Steinadler,dann Weißkopfseeadler; Rotschwanzbussard)
Es ist das größte und schwerste Nest der
Vogelwelt. Es kann bis zu 1,20 Meter hoch werden und hat einen Durchmesser von bis zu 1,5 Metern.
Leider wird immer nur ein einziger Jungvogel
aufgezogen, der von dem Weibchen 70 Tage lang betreut und beschützt wird.
Das Männchen sorgt für den gedeckten Tisch. Da schleppt der Altvogel durchaus einmal auch einen Nasenbären an. Weniger erfreulich finden die Menschen, wenn plötzlich
ein "Haustier" fehlt.
Nach diesen 70 Tagen jagt das Weibchen ebenfalls.
Sechs Monate braucht es, bis das Junge flügge geworden ist und erst nach weiteren sechs bis acht Monaten wird es selbstständig.
Die geringe Nachwuchsrate und das Abholzen des Regenwaldes dezimieren diese außerordentlichen, prächtigen, einzigartigen Greifvögel und ich befürchte, dass ihr Aussterben nicht mehr aufzuhalten ist.
Da sie ein so außerordentlicher Vogel ist, wird sie außerdem von Wilderern bejagt. Da helfen auch die strengsten Schutzgesetze
nichts.
Habgier kennt keine Grenzen.