Beschreibung
Die neuen Lügengeschichten des Baron von Münchhausen (erzählt von Ekkehart Mittelberg) gehen frei mit Zeit und Raum um.
Persönliche und namentliche Ähnlichkeiten sowie Übereinstimmungen mit lebenden Personen und real existierenden Orten sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.
Eugenie von Zitzewitz hatte zum Contretanz geladen.
Ich war dabei und kregel wie zu meiner besten Jugendzeit ließ ich meine silbernen Schnallenschuhe blitzen. Der Zeremonienmeister hatte die Herren auf die eine und die Damen auf die andere Seite des Saals postiert. Eugenie hatte mich als nächsten Tänzer auf ihrem Kärtchen notiert und sah mir schmachtend entgegen. Ich stürmte voller Sehnsucht auf sie zu wie damals, als ich im Handstreich die Düppeler Schanzen eroberte. Gerade hatte ich einen kühnen Ausfallschritt gemacht, als Eugenie, mich verklärt anblickend, über meinen Schnallenschuh stolperte. Schon im Fallen suchte sie Halt an meiner Perücke, die mächtig stäubte, bevor mein frischgewichster Kahlkopf im Kerzenschimmer aufleuchtete.
Die Perücke ist natürlich perdu. Ich werde sie meinem Küster bringen, damit seine Katze drin jungt. So werde ich Hagestolz doch wenigstens zu irgendeiner Fortpflanzung beitragen.
Doch was am meisten mich entsetzt, das Allerschlimmste kam zuletzt. Verschämt entfloh ich dem Fest und wollte meine Hunde losbinden. Die starrten wie gebannt auf meine Glatze, wohl fürchtend, ich sei der verwegene Jäger von Lützow und wolle sie einfangen.
Aber ich lass es mich nicht verdrießen. Habe in Venedig noch rechzeitig für das nächste Damenkränzchen eine neue Perücke mit Goldschimmer bestellt. In deren Aura wird Eugenie endlich schmelzen. Es wird natürlich ein bisschen dauern, bis die Rarität in Münchhausen eingetroffen ist. Bis dahin lautet meine Visitenkarte „ Freiherr von und bloß der Perücke".