Eine alte Schlacht wurde wieder entflammt. Der Erbe des Imperiums ist verschollen. Und das Ende scheint gekommen. Während die Anhänger des Herrn der Ordnung das Kaiserreich in die Knie zwingen wird Galren Lahaye von Visionen geplagt, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben. Gejagt von den Kultisten des roten Heiligen, muss er erkennen, dass der der erste Unsterbliche ganz eigene Pläne mit ihm hat. Genauso, wie für den Sohn des Kaisers…
Und während Galren noch nach einer Lösung sucht, scheint der Kampf bereits so gut wie verloren , denn als der Kaiser die Männer Cantons für eine letzte Schlacht Sammelt, kehrt ein weiterer alter Feind zurück. Und grade dieser könnte sich als letzte Rettung erweisen. Doch um welchen Preis? Der Kampf um das Schicksal Cantons wird zu einem um das Schicksal allen Lebens… Währenddessen nimmt auch der Aufruhr unter den Zwergen immer mehr zu. Jetzt wo sie ihr neues Land verloren haben, ohne es je zu sehen, zerbricht der wenige Zusammenhalt zwischen den Häusern immer mehr und der neue König Hadrir Silberstein steht vor der
Herausforderung, seine Leute für die kommende Schlacht zu einen… oder alles zu verlieren.
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Keiner der beiden Posten machte Anstalten, bei Seite zu treten, ließen allerdings wenigstens die Gewehre sinken. ,,Der Heilige erwartet mich.“ , erklärte Träumer ruhig. ,, Ich denke das wisst ihr genau so gut wie ich. Trete bei Seite.“ ,, Er erwartet eure Rückkehr, seid ihr das Tal betreten habt, das stimmt. Und er weiß, wen ihr dabei habt. Und wie gefährlich sie ist.“ ,,Gefährlich ?“ Träumer schien genau das gleiche zu denken wie sie selbst. Für einen Menschen sicher ja. Aber im
Vergleich zu ihm oder seinem Herrn sah die Sache leider bereits völlig anders aus. Das war ein Vorwand. Nur für was ? Naria spannte sich innerlich erneut an obwohl sie versuchte nach außen eine ruhige Mine zu bewahren. Sie war nicht hier um sich bereits von diesen Zwei einschüchtern zu lassen, wenn sie darauf abzielten. ,, Wir haben unsere Anweisungen.“ , erwiderte der erste Posten lediglich und schien nun zum ersten Mal einen Hauch von Unsicherheit zu zeigen. Träumer stand weit über ihm, sowohl im Rang als auch was seine Fähigkeiten anging. ,, Keine Kleidung. Das war sein Befehl. Niemand soll dort Waffen
hineinschmuggeln.“ Er nickte in Richtung Tür wohl schon alleine um Naria dabei nicht ansehen zu müssen. Immerhin wusste sie jetzt woran sie war, dachte die Gejarn. Der rote Heilige hatte die Absicht sie zu beschämen bevor sie sich überhaupt gegenüberstanden. Oder vielleicht ging es dabei auch nur nebensächlich um sie selbst. Träumer setzte zu einem Protest an, doch eher er dazu kam, die Stimme ganz zu heben, begann sie schlicht so schnell wie möglich ihre Sachen abzulegen und drückte den ganzen Stapel schließlich schlicht einem der verdutzten Wächter in die Hand, bevor sie mit hoch erhobenem Kopf an ihnen vorbei trat. Keiner wagte
es noch sie aufzuhalten und Träumer folgte ihr nur, murmelte irgendeine Entschuldigung, während Naria bereits die Tür aufzog. Sie würde frühe genug sterben. Dann hätte ohnehin nichts hiervon noch eine Bedeutung… So leicht ließ sie sich sicher nicht beugen. Der Raum den sie betrat war fast genau so düster wie die Gänge um die Eingangshall des Tempels herum. Nur ein halbes Dutzend Kerzen flackerten im Luftzug, als sie eintrat und tauchten die Kammer in einen dunklen, rötlichen Schein. Die Möbel warfen lange Schatten die über die Wände hinauf zur Decke zu kriechen schienen und wann immer die Kerzenflammen sich verschoben schienen
sie kurz zum Leben zu erwachen. Träumer folgte ihr langsam und hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. Sie hätte ihn am liebsten gefragt ob er etwa nicht damit gerechnet hatte, ob er nicht darüber nachgedacht hatte, was sie ihm zu sagen versucht. Dass er sie wenigstens ansehen könnte. Und doch wollte ihr nichts davon über die Lippen kommen. War es seine Schuld? Ja. Aber schuld sein und Schuldig sein… waren das am Ende doch zwei verschiedene Dinge? Die Einrichtung des Raums war erstaunlich schlicht gehalten. Die Möbel, ein großer Esstisch, Stühle ein paar Schränke und Anrichten auf denen die Kerzen standen waren allesamt aus
grobem Holz gefertigt. Es gab eine Schale mit Obst und eine einzelne, halb leere Weinkaraffe, deren Inhalt bereits einen Geruch nach Essig verströmte. Einige Bücher standen oder Lagen in halb leeren Regalen, die sich an der Wand mit der Tür befanden. Ansonsten gab es weder Schlaf noch weitere Sitz-Gelegenheiten wie sie feststellte. Und es führte ihr nur vor Augen, mit wem sie es hier zu tun hatte. Der rote Heilige wurde nicht von der Gier nach Macht getrieben. Nicht wie ein Andre de Immerson. Nicht wie so viele andere. Nein. Das einzige, was diesem Mann etwas bedeutete, war sein Wunsch nach Rache. Und vielleicht hatte er sich mittlerweile
tatsächlich selbst davon überzeugt, dass sein Kreuzzug ein gerechter war, das alles was er tat irgendwie einem höheren Wohl diente… Der Gedanke allein jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Was war gefährlicher als ein Mann, der vollkommen davon überzeugt war, im Recht zu sein? ,, Ich sehe ihr seit zurück.“ Die Stimme kam aus der Dunkelheit, irgendwo vom anderen Ende des Tisches. Das einzige was Naria von ihm außer Umrissen erkennen konnte, waren ein paar glühende, rote Augen. Das Feuer darin jedoch strahlte weder Wärme noch Licht ab, wenn dann ließ es seine Umgebung eher noch düsterer wirken. Der rote
Heilige erhob sich langsam. Der Stuhl auf dem er gesessen hatte, knarzte, während er schließlich ins Licht der Kerzen trat. Es war lange her, das sie sich zum letzten Mal Persönlich gegenüber gestanden hatten. Und doch hatte sich seit dem scheinbar nichts verändert. Und dann sah sie es. An der Wand hinter ihm, wo er zuvor noch gesessen hatte, lehnte das Schwert. Atruns Kline glitzerte wie Mondlicht selbst in der Dunkelheit, hell weiß und kristallin und was sie in diesem Moment darum geben würde, ihre Finger um das Heft zu schließen um es dem roten heiligen in die Brust zu rammen. Wenn es eine Waffe gab, die dieses… Ding
vernichten konnte, dann war es diese. Und doch behielt er sie hier in seiner Nähe? Obwohl er sie erwartete? War er schlicht zu selbstsicher oder steckte mehr dahinter? Naria sah hilfesuchend zu Träumer. Dieser jedoch schüttelte nur unmerklich den Kopf. Wollte er seinen Herrn immer noch schützen oder glaubte er schlicht nicht, dass sie Erfolg haben könnte? Immerhin war die Waffe sowieso außer Reichweite. Der rote Heilige stand ihr im Weg und selbst wenn sie es wagen würde über den Tisch zu springen wäre sie wohl tot, bevor sie zwei Schritte gemacht hätte. ,, Ihr seid entlassen, Träumer.“ , sagte
der Heilige schließlich. Naria rechnete einen Moment fest damit, dass er protestieren würde, doch Träumer drehte sich lediglich um. Nicht jedoch ohne ihr einen letzten, stummen Blick zuzuwerfen. Aber es brauchte auch keine Worte, damit sie wusste was er ihr sagen wollte. Tu einfach was er sagt, halt den Kopf unten und mach nichts Dummes. Überleb das hier einfach nur… Bitte… Und wieso sollte ich das tun? , dachte Naria. Ihr Schicksal war so oder so besiegelt. Der einzige der das nicht einsehen wollte, war Träumer. Und deshalb hatte er sie überhaupt erst hierher gebracht. Für ihn war es zu spät für Zweifel. Und wäre die Tür nicht in
diesem Moment hinter ihm ins Schloss gefallen, sie hätte es ihm auch hinterher gerufen. Er hatte seine Wahl getroffen, als er sie hierher brachte. ,, Wollt ihr euch nicht setzen ?“ Die Stimme des roten Heiligen holte sie zurück in die Realität. Träumer konnte immerhin gehen wenn er wollte. Sie… hatte diese Freiheit nicht. Langsam drehte sie sich um. Betont langsam musterte ihr Gegenüber sie . Naria konnte seinen Blick beinahe physisch auf ihrem Körper spüren, trotzdem blieb sie stehen wo sie war, verschränkte lediglich die Arme vor der Brust und wartete ab. ,, Können wir gleich zu dem Teil übergehen wo ihr mich verhört oder tötet
? Ich habe wirklich noch anderes zu tun, heute… “ Sie gab sich alle Mühe möglichst gelangweilt zu klingen. Vielleicht gelang es ihr ihn zu provozieren. Wenn dieser Mann eines nicht hatte, dann Geduld. Seltsam, wie klar ihr Verstand bei all dem blieb, dachte Naria und fühlte zumindest einen entfernten Anflug von Stolz dabei. Sie stand hier vor dem vielleicht gefährlichsten Wesen das die Welt je gesehen hatte. Nackt und ohne auf Hilfe hoffen zu können. Aber sie strauchelte nicht. Vielleicht konnte sie ihn wirklich irgendwie zu einem unbedachten Schritt provozieren. Irgendwie, irgendwann würde er alles erfahren, was er von ihr
wissen wollte, da hatte sie sich nie Illusionen gemacht. Es sei denn er tötete sie bevor es so weit kam… ,, Aber, aber…“ Seine Stimme klang fast freundlich. So freundlich wie dieser Mann eben sein konnte, den so etwas wie wirkliche Zuneigung hatte er wohl schon vor langer Zeit verlernt. Und wenn nicht hatte sein Gott die letzten Überreste davon ausgebrannt. ,, Ihr wisst das nichts davon nötig ist. Also warum tut ihr so, als sei das meine Wahl? Euch muss klar sein, das ich bekomme was ich will. Die Frage ist nur, wie lange es dauert. Also warum wollt ihr euch das antun? Die Wahl liegt doch bei euch. Sagt mir was ich wissen will und ich
könnte sogar darüber nachdenken euch gehen zu lassen.“ ,, Man könnte erwarten ihr wärt geübter darin zu Lügen.“ ,, Nun ich gebe zu, frei lassen kann ich euch nicht. Aber Träumer scheint irgendwie einen Narren an euch gefressen zu haben und er hat mich mehr als einmal um euer Leben gebeten. Und ich habe es ihm gewährt. Ich bin demnach nicht derjenige der darüber entschieden wird ob ihr lebt oder sterbt. Nichts hiervon ist nötig.“ Leider doch. Galren brauchte so viel Zeit, wie sie ihm verschaffen konnte, dachte Naria. Zeit, die sie ihm nur durch Schweigen erkaufen konnte. Und sie
ließ sich sicher nicht von einigen freundlichen Worten täuschen. Sie wusste genau wer dieser Mensch war, falls man ihn überhaupt noch als solchen bezeichnen durfte. Und er hatte Sine getötet. Und Wys… Und zu viele andere. Naria hätte ihm ins Gesicht gespuckt, aber ihr Mund war trocken, ihre Kehle wie Sandpapier. Dieses Spiel strapazierte ihre Nerven. Der rote Heilige interpretierte ihr Schweigen offenbar als Zustimmung. ,, Seht ihr ? Ihr mögt mich verachten. Was ich tue. Wofür ich stehe und möglicherweise habt ihr Recht dazu. Und doch gleichzeitig ist es nichts gegen das Unrecht das mir
zuteilwurde.“ ,, Ihr habt meine Heimat vernichtet…“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein tiefes Knurren. ,, Sicher. Und wenn es euch eure Insel zurückbringen könnte, alle die Toten, jeden einzelnen, das Unrecht ungeschehen machen würde… würdet ihr nicht genau das Gleiche tun? Ihr verachtet mich, aber sagt mir… wo liegt der Unterschied zwischen mir und dem Kaiser? Wir würden beide den anderen vernichten um zu retten und wieder her zu stellen was uns genommen wurde.“ ,, Ihr seid der Aggressor hier . Ihr verteidigt nichts und bewahrt die Asche die euer Kreuzzug hinterlässt. Sonst
nichts.“ Naria spukte die Worte mehr aus, als das sie sie sprach. ,, Ist das so ?“ Der rote Heilige trat zurück an den Tisch und nahm sich einen Apfel aus der Schale darauf. Naria sah nicht, woher das Messer kam, doch in dem Moment wo er es in die Hand nahm und begann das Obst zu schälen, musste sie sich zwingen den Blick wieder davon abzuwenden. ,, Sagt mir hat euch euer Kaiser je erzählt, woher er mich kennt ? Hat er euch je seine eigenen Verbrechen gebeichtet? Ich war einst Soldat im Herr von Andre de Immerson. Nur ein einfacher Söldner, ich habe mich nicht einmal dafür interessiert, welche Seite gewinnt. Solange ich dabei mein Brot
verdienen und meine Familie ernähren konnte. Und doch hielt es euer Kaiser für nötig, sie mir zu nehmen. Hätte er mir damals mehr als Andre geboten ich hätte ihm sogar gedient, ist das nicht Ironie? Und doch hielt er es für nötig mich zu Strafen…“ Naria zögerte einen Moment. Er log nicht, dachte sie. Mochte sein das jedes andere Wort, das je seinen Mund verlassen hatte Täuschung und Falschheit war, doch was seine Beweggründe anging… nein. Er sprach die Wahrheit. Oder zumindest die Wahrheit aus seiner Sicht. Kellvian war kein Mann, der sich an Unschuldigen vergriff. Niemals. Er hatte die Reste von Andres Streitmacht
über den ganzen Kontinent gejagt, aber das galt nur denen, die nach wie vor nicht bereit waren, die Waffen zu strecken. ,, Ich suche nur , das Unrecht wieder gut zu machen, das ich erlitten habe. Es… auszugleichen vielleicht. Das ist, was der Herr der Ordnung mir versprochen hat. Die Dinge richtig zu stellen. Euren Kaiser gegen meine Familie. Sagt mir, würdet ihr nicht den gleichen Tausch machen? Und alles, was noch zwischen diesem Ziel und mir steht, seid ihr. Ich werde von der Gerechtigkeit selbst geleitet.“ Er ließ Apfel und Messer liegen und trat von dem Tisch zurück, sah einen Moment
an ihr vorbei ins Nichts, als würde er sie überhaupt nicht wahrnehmen. ,, Vielleicht wart ihr das wirklich einst.“ Naria wagte es einen Schritt auf den Tisch und das Messer zuzumachen. Das Schwert war unerreichbar, der Dolch jedoch nur einen Handgriff entfernt. ,, Aber dann habt ihr euch von der neuen Macht über die ihr jetzt verfügt verzehren lassen.“ ,, Vermutlich habt ihr damit sogar recht.“ Er schien nach wie vor an ihr vorbei zu sehen, als wäre er in Gedanken weit fort. Irgendwo in der Vergangenheit, vor diesem ganzen Wahnsinn. ,, Und wieso auch nicht. Ich glaube nicht, dass ich das alles hier noch
einmal Aufgeben werde. Wenn, dann ist es ein gerechter Ausgleich für alles, was ich erlitten habe.“ Narias Hände näherte sich dem Messer, ihre Finger berührten das Heft. Ohne groß nachzudenken, schwang sie die scharfe Klinge in einem Bogen auf den Hals des roten heiligen zu. Ein gleißender Lichtblitz folgte und sie konnte hören, wie irgendetwas krachend zersplitterte. Etwas Heißes Streifte ihre Wange und entsetzt stellte sie fest, dass es ein glühender Splitter Metall war. Von dem Messer war nur ein abgebrochener Stumpf geblieben. Wie hatte sie das Schild nicht bemerken können? Oder war es zuvor überhaupt da gewesen? Er
konnte nicht gesehen haben, wie sie das Messer nahm… Wer… oder was hatte ihn also geschützt? Konnte sein Herr bereits derart direkten Einfluss nehmen? Der rote Heilige drehte sich langsam zu ihr um. ,,Töricht.“ War alles was er sagte, bevor er ihr das Messer aus der Hand schlug. Der Hieb war heftiger, als alles was sie erwartet hatte und traf ihren Arm mit der Wucht eines Hammers. Naria konnte hören wie ihre Knochen unter der Belastung knackten und schließlich nachgaben. Heißer Schmerz schoss ihren Arm hinauf, ihre Finger ließen das nutzlose Messer los. ,, Also… verratet mir nur eines. Wer ist
Melchior. Der Schmerz raubte ihr den Atem, sie schwankte, wollte etwas sagen. ,, Ich…“ Bevor sie dazu kam den Satz zu beenden, oder nur Atem zu schöpfen, traf sie der nächste Hieb vor die Brust, warf sie rückwärts. ,, Das habe ich nicht gefragt. Ich fragte, wer ist Melchior ?“ Was folgte war eine dumpfe Abfolge von Schmerz und Schreien als sie schließlich ihre Vorsätze vergaß. Bis die Dunkelheit sie gnädiger Weise verschlang… Als Naria die Augen wieder aufschlug, war es um sie herum Dunkel. Alles tat
weh, jede Bewegung schien ihr unmöglich. Und kurz fragte sie sich, ob sie Blind geworden war oder ob ihr der rote Heilige ihr nicht die Augen genommen hatte. Ihr Gesicht war geschwollen und schmerzte genauso wie der Rest ihres Körpers, machte es ihr unmöglich auch nur festzustellen, woher der Schmerz eigentlich kam. Und so konnte sie nur in der Finsternis kauern und den Kopf gegen die Steinwand lehnen. Zumindest vermutete sie, dass es eine Wand war. Erkennen konnte sie nichts und um sich weiter zu bewegen oder auch nur zu tasten fehlte ihr die Kraft. Immerhin linderte der kühle Stein ein wenig dir dröhnenden Schmerzen in
ihrem Schädel. Dafür war ihr immer noch übel und sie konnte nichts sehen, außer grauen Umrissen. Jede unbedachte Bewegung wurde von Nadeln begleitet, die sich in ihr Fleisch bohrten. Knochen. Splitter. Was auch immer davon übrig war. Selbst das Atmen bereitete ihr Schmerzen und Mühe. Wie war sie hierhergekommen? Sie wusste es nicht, genau so wenig wie sie wusste, wo hier eigentlich war. Das sie noch nicht Tod war, grenzte an ein Wunder. Sie war mit Blut bedeckt, fast jeder Knochen in ihrem Körper war gebrochen oder zumindest kurz davor… Warmes Blut sickerte aus einer Unzahl kleiner und großer Wunden. Sie war
hier zum Sterben abgelegt worden. Naria wusste nicht ob sie darüber erleichtert sein sollte. Und hatte sie dem roten heiligen etwas verraten? Das war alles worauf es jetzt noch ankam. Und sie wusste die Antwort nicht. Ihre Gedanken waren zu Träge für Erinnerungen… Es wäre leicht jetzt die Augen zu schließen und einfach alles vorüber sein zu lassen. Dann jedoch hörte sie Stimmen. Und obwohl sie einfach nur wegdämmern wollte, hörte sie zu, lauschte einen Moment als sie die Sprecher erkannte. Sie mussten sich irgendwo hinter der Wand befinden, vermutete sie, denn die Worte klangen gedämpft und verzerrt… ,, Was habt ihr getan ?“ Das war
Träumers Stimme. ,, Ihr habt es mir versprochen. Versprochen ! Warum ?“ ,, Was ist mein Wort gegen das eines Gottes. Träumer ? So oder so, ich habe mein Wort nicht gebrochen. Ihr Leben gehört euch. Heilt sie wenn ihr das wünscht. Rettet sie. Ich werde euch nicht davon abhalten.“ ,, Damit ihr sie erneut foltern könnt ? Was habt ihr ihr angetan?“ Träumers Frage blieb unbeantwortet ,, Tut es. Wenn nicht ist das Mädchen bis zum Sonnenaufgang Tod. Und ich weiß, dass ihr sie nicht sterben lasst. Ihr seid berechenbar, ihr und euer großes Herz…. Ihr Leben liegt jetzt in eurer Hand… wie abgemacht war. Oder etwa nicht ? Und
ihr Leben… bindet euch an mich. Ich erlaube euch es zu erhalten. Das ist mehr als ihr verdient. Seht es als eure letzte Lektion wenn ihr noch einmal darüber nachdenken solltet mich für irgendjemanden zu hintergehen.“ Die letzten Worte wurden vom Geräusch sich langsam entfernender Schritte begleitet. Dann wurde es erneut totenstill. Irgendwo in ihrer Nähe schwang eine Tür auf, auch wenn es nach wie vor stockfinster um sie herum blieb. Sie spürte den Luftzug, hörte Schritte und wie sich jemand neben sie kniete. ,, Bedauerlicherweise… hat er recht.“ , flüsterte Träumers Stimme, bevor die Dunkelheit von einem blassen, blauen
Schimmer durchdrungen wurde. Naria musste die Augen wegen der ungewohnten Helligkeit zusammenkneifen. Allein diese kleine Anstrengung ließ jeden Muskel in ihrem Gesicht schmerzen. Träumer kniete neben ihr. Seine Fingerspitzen waren von blauem Feuer umkränzt, während er sie langsam über ihre Haut und Fell gleiten ließ, Wunde und gebrochene Knochen ertastete die sich unter der Berührung langsam wieder zusammen fügten. Seltsamer weiße spürte sie keine weiteren Schmerzen. Im Gegenteil. Naria konnte fühlen, wie sich der Nebel um ihren Geist langsam klärte. Träumer jedoch stand die Anspannung ins Gesicht
geschrieben und als er die letzten Wunden zusammenfügte, zitterten seine Hände sogar. Mit einem seufzten ließ er sich neben sie gegen die Wand sacken. ,, Es tut mir leid.“ Er schien mehr mit sich selbst zu reden, den mit ihr. Oder vielleicht hatte er nicht einmal gemerkt, dass sie wach war. ,, So Leid… Das ist meine Schuld.“ ,, Warum lasst ihr mich dann nicht einfach sterben…“ ,, Das kann ich einfach nicht… Ich kann überhaupt nichts tun Naria.“ Sie lachte bitter, auch wenn ihre Rippen nach wie vor davon schmerzten. Das stimmte nicht. Aber er hatte sie beide verdammt, in dem er hierher
zurückkehrte. Er hatte es nur jetzt erst erkannt. Wo es zu spät war noch etwas daran zu ändern… Und in diesem einen Moment hasste sie ihn aufrichtig.
Terazuma Ich kann Naria gut verstehen. Träumer, in all seinen Bemühungen gut sein zu wollen, macht wirklich alles noch schlimmer. Hoffentlich hat er es jetzt endlich eingesehen. Aber leider kann ich auch Träumer verstehen. Er dachte wohl immer noch beide Ideale vereinen zu können. Die Ordnung, an die er immer noch glaubt und das Gute in sich. Dass diese Illusion einmal zerplatzt tut weh, aber hoffentlich ist ihm endlich wirklich der Knopf aufgegangen. ^^ LG Tera |
EagleWriter Ich kann ja schlecht viel verraten ohne Extrem zu Spoilern, aber Träumer wird das Ende des Buches noch massiv beeinflussen. ^^ lg E:W |
abschuetze Hm ... und? Hat Naria nun etwas verraten? Und Pech für Träumer ... späte Einsicht. LG von Antje |
EagleWriter Würde der rote Heilige sie sonst, versprechen hin oder her, wirklich noch am leben lassen ? ^^ lg E:W |
abschuetze also dann auf ein Neues, wenn sie wieder hergestellt ist :( |
EagleWriter Alles in allem.... Träumer hat ihr immer noch keinen gefallen getan ^^ |