Sie wischte sich die Tränenreste aus den geröteten Augen. Die braunen Haare des asiatischen Mädchens waren zerzaust. Sie trug ein schwarze Tanktop und eine dazu passende Shorts. Schweiß rann ihr über den Körper als Jade auf ihrem Futon lag. Neben ihr auf einen kleinen Nachtisch lagen zwei Briefe. Einer offen und der andere noch verschlossen.
Jade war am Morgen laufen gegangen eine kleine Runde um das Dorf. Es war wunderbar. Der Tau in den Blättern der von den ersten Sonnenstrahlen getroffen wurde und die Ruhe.
Als sie zurück kam waren zwei Briefe für sie da.
Der erste hatte ihre förmlich das Blut in den Adern erfrieren lassen vor Angst. Dann kamen ihr die Tränen.
Vor nicht mal zwei Wochen hätte sie es nicht erwartet, dass so etwas überhaupt möglich war. Irgendwie musste sie ein schlafendes Ungeheuer geweckt haben. War sie auf dessen Schwanz oder Fuß getreten? Wurde sie nur das beliebig Opfer dieser gefräßigen Kreatur? Oder hatte sie jemand von den Ketten gelassen und die Jagd nach der jungen Frau begonnen?
Damals war Jade noch Schülerin auf einer Kleinstadt High-School. Bei den Cheerleadern, hübsch und weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen. Trotzdem freundlich zu jeden. Immer ein Lächeln auf den Lippen. Viele Freunde, ob an der Schule oder auf den sozialen Netzwerken. Ihren Kommentaren, Bildern, Videos und Streams folgten einige.
Treu dem Motto „There will be always haters“, gab es auch böse Kommentare. Aber nichts war bisher so schlimm.
Es begann an einen Dienstag.
Sie sollte ursprünglich alleine auf ihre kleine Schwester aufpassen. Da sich ihre Eltern mit dem Kameraden ihres Vaters trafen.
Sie ging früher vom Training der Cheerleader nach Hause. Jade macht noch mit ihrer Freundin Claire aus, dass heute auf jeden Fall ihren Stream weitermachen würden. Sie war sich sicher, dass sie ihre Eltern davon überzeugen konnte, dass mit Claire nichts schiefgehen konnte.
Kaum war sie zu Hause, wollten sich ihre Eltern bereits verabschieden. Noch
zwischen Tür und Angle fragte sie ob Claire kommen konnte.
Ein seufzen und 20 Dollar für eine Pizza, dann brachen ihre Eltern auf.
Sie winkte mit ihrer 5-jährigen Schwester ihnen nach. Bevor sie gingen meinte ihre Mutter mit einem Augenzwinkern das ein Brief für sie auf den Küchentisch lag.
An sie adressiert!
So Retro! Aber romantisch!
Sie musste es einfach mit einem Bild auf den sozialen Netzwerken Dokumentieren.
„Ein romantischer Verehrer?!“ war ihr Kommentar.
Im Umschlag, eine normale Seite mit einem Satz.
„Dein Leben endet heute 21 Uhr.“
„Nur ein schlechter Scherz!“ folgte ihr eignes Kommentar.
Der Brief flog in den Mülleimer.
Sie vergas den Brief schnell.
Claire kam vorbei und der Abend begann vor sich hin zu fliesen. Sie spielten mit ihrer kleinen Schwester. Bestellten eine Pizza. Sie hatten ihren Spaß. Um halb Neun brachten sie die Kleine ins Bett.
Sie bauten Webcam und Laptop im Wohnzimmer auf. Ihr Stream war immer Live von der aktuellen Folge einer Blockbuster Serie. Ihre Reaktionen und Eindrücken teilten sie nur allzu gern mit anderen. Um Lust auf die Serie zu machen, versuchten sie nicht allzu viel zu verraten während sie schauten.
Natürlich gab es hier und da ein Bild welches auf den sozialen Netzwerken
landete.
Nur hatte Jade plötzlich einen Fehler beim hochladen eines neuen Bildes. Sie flog aus der App und konnte sich nicht mehr einloggen. Sie war entnervt, sie hasste, wenn so etwas passierte. Diesmal war etwas anders.
„Ich fass es nicht. Mein Account ist weg!“ entfuhr es der braun haarigen Jade.
Claire runzelte nur die Stirn und meinte ruhig „Bist du sicher? Hast du die nicht nur vertippt?“
„Eben nicht! Beim Passwort zurücksetzten bekomme ich ein ‚Account existiert nicht‘“
Claire war die technikaffinere von den beiden Mädchen und zückte ihr Handy und prüfte den Account ihrer Freundin.
„Du hast recht. Dein Account ist weg. Schon wieder ein Hacker?“ Claire schaute sie mit fragender Miene an. „Du hast doch nicht wieder dein Geburtsdatum oder das von deiner Schwester genommen?“
„Nein!“, sie kreuzte ihre Arme vor ihre
Brust und zog einen Schmoll Mund. „Ich lerne aus meinen Fehlern!
“ Claires Augenbrauen wandersten langsam nach Oben.
Jade stöhnt genervt „Wirklich, ich habe aufgepasst. Diesmal!“
Jade hatte es aber schon befürchtet. Es war nicht das erste Mal, dass jemand ihren Account stahl.
Sie seufzte und sank förmlich in die Couch. „Ich werde morgen beim Support anrufen."
Claire stupste sie sanft an und zwinkerte ihr aufmunternd zu „Ich mach schnell ein Foto.“
Ihre Finger huschten über den Bildschirm des Telefons.
„Was zum….!“, entfuhr es Claire „Meine Bilder mit dir sind weg!“
Entgeistert starrte Jade sie an. „Was?!“
Beide schauten auf die Webcam und auf die Uhr auf dem Laptop.
Die Uhr zeigte „9:05pm“.
Die Blicke der Mädchen trafen sich „Das ist mit dem Brief fast schon gruslig.“
Was dann geschah ging sehr schnell.
Ein Knall wie ein Schuss eine Pistole dröhnte aus den Lautsprechen.
Die Tür wurde aufgebrochen und ein SWAT Kommando stürmte das Haus. Schnell stürmten sie das Haus. Mit erhobenen Waffen brüllten sie befehle. Recht grob wurden Claire und Jade nach draußen gebracht und in einen Streifenwagen gesetzt. Ihre Hände wurden sogar mit Kabelbindern
gefesselt!
Sie wussten zuerst nicht wie ihnen geschah.
Dann wurde es ihnen klar. Sie waren Opfer von Swatting geworden! Eine Art Streich, bei der jemand die Polizei wegen einer ernst zu nehmender Straftat ruft und live im Stream anschaut wie das Chaos losbricht.
Sie versuchten die Lage zu erklären aber scheinbar hielten sie die Polizisten für eine Art Einbrecher oder schlimmeres! Jades kleine Schwester hörte nicht auf zu weinen und die Polizisten ließen sie
nicht zu ihr.
Erst als Jades Eltern mit einen Freund ihres Vaters dazu kamen klärte sich die Lage.
Nur was sich daraus entfalten würde, hatte niemand erwartet.
Sicher, sie wurden geswatted aber die Polizei hatte zwar Daten zu Claire, zu Jades Eltern und kleinen Schwester aber keine über sie.
Ihr Vater war stinksauer. Verständlich, eins seiner kleinen Mädchen behandelt wie eine Verbrecherin. Das saß den
Ex-Marine ganz und gar nicht. Er hätte den Polizisten der ihre Hände gefesselt hatte zusammengefaltet. Wäre ihre Mutter nicht dagewesen wäre die beide Kameraden wesentlich unbeherrschter vorgegangen.
Zum Schock von Jade war es nicht nur die Polizei die keinerlei Daten mehr über sieh hat. Keine Daten mehr dazu, dass sie Schülerin an ihre Schule war. Keine Noten – gar nix mehr. Digitale Kopie ihre Geburtsurkunde? Krankendaten bei ihrem Hausarzt? Alles weg! Ihrem Führerschein den sie seit 2 Monaten erst hatte gibt es keine Daten. Alle ihre Accounts auf sozialen
Netzwerken waren auch weg, selbst Hinweise auf sie bei anderen Accounts waren kaum mehr zu finden.
Irgendwer hatte ihre Komplette digitale Existenz ausgelöscht.
Mit einem vernichtenden Schlag.
Natürlich kannte ihre Lehrer, ihre Fahrlehrer, ihr Hausarzt, ihre Mitschüler und ihre Freunde sie.
Aber alle Daten verschwanden nach einen Tag wieder.
Das FBI wurde eingeschalten.
Sie vermuteten einen Probelauf für eine Art digitalen Angriff. Eine Gefahr für das Land.
Ihr Vater sorgte dafür, dass sie zu den Eltern ihrer Mutter kam. Nun war Jade bei ihren Großeltern in Japan. Ihr Japanisch war zwar nicht besonders geübt aber sie wurde mit der Zeit wieder besser.
Nur konnte sie niemand davon überzeugen sie Jade zu nennen. Jeder rief sie Hisui. Was zwar wirklich ihr Name war aber…. Jade hört sich viel besser an! War zumindest ihre Meinung
.
Die junge Frau griff nach dem zweiten Brief.
Sie fragte sich zum widerholten Male: wieso ich?
Sie öffnete langsam den Brief.
Hasste sie jemand so sehr, dass er sie gezielt gequälte? War es nur Zufall?
Mehrere Seiten vom FBI und Nachrichten von ihren Freunden und Familie.
Oder weckte Sie ein Monster aus den
tiefen Schlaf?
Überrascht starrte sie auf die Zeilen vom FBI. Sie hatten ihr einen Namen zukommen lassen.
Jörmungandr
.
Die verwendete Software oder Trojaner nannte sich Jörmungandr.
Sie beschloss die Spuren der Schlange zu finden. Sie würde ihre Folgen und herausfinden wer sie geschaffen hatte
Sie hatte den ersten Anhaltspunkt: Das Monster war eine Schlange.
Eine Schlange die alle Daten über sie frisst.
Sie erinnerte sich an die Aussage eines Agenten - sie war nun ein Geist. Keine Digitalen Daten existieren über sie.
Selbst wenn, verschwinden diese nach einen Tag.
Unwillkürlich musste Jade Lächeln und beschloss ein Angebot anzunehmen,.