Romane & Erzählungen
Der Ach-Horenn - Erzählung 3/6

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"Über den unbekannten Teil des Ach-Horenn 3. Teil"
Veröffentlicht am 16. September 2016, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Zweifler, Pessimist, Misanthrop ... ... ungefähr so: "Nein, nein, ich habe nicht bewundernswert gesagt, ich sagte, ich bin außergewöhnlich. Das was ich tue, das was dir so viel bedeutet ... du meinst, ich tue es, weil ich ein guter Mensch bin? Ich tue es, weil es zu schmerzhaft wäre, es nicht zu tun. (...) Weißt du, es tut weh (...), alles das! Alles was ich sehe, alles was ich höre, rieche, berühre, die Schlussfolgerungen, die ich ...
Über den unbekannten Teil des Ach-Horenn 3. Teil

Der Ach-Horenn - Erzählung 3/6

Der Ach-Horenn 3. Teil

Anmerkung: Diese Erzählung ist Teil der Kosmogonie einer fantastischen Welt. In ihr leben als menschengleiche Gestalten die Elfen. Die Sirenen sind ihr Todfeinde, körperlose Wesen, die in stillen Wassern hausen.







Diese Gedanken wurden jedoch eines Morgens - Joaho war noch nicht lange unterwegs - unterbrochen von einem mächtigen Rauschen und Brausen, das, immer wenn er einen Fuß vor den andern setzte, gewaltiger und tosender wurde und schließlich derart anschwoll, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand und hätte man aus Leibeskräften geschrien. Dann

wichen die Bäume und Joaho konnte weit ins Land blicken. Vorsichtig und langsam schritt er nun voran, bis er eine Felskante erreicht hatte.

Zu seiner Linken stürzte der Ach-Horenn in die Tiefen, wild und ungezügelt und es war der größte Wasserfall, den die Welt je sehen sollte. Unzählige Male kehrte Joaho später noch zurück und maß dabei eine Höhe von über tausend Schritten aus. Dabei stürzte sich das Wasser in mehrere Stufen in die Tiefe. Die Erste - an die dreihundert Schritte tief - war die größte. Rauschend und spritzend fiel das Wasser herab und kleine Wassertröpfchen, die ihren eigenen Weg suchten, glänzten in der Sonne wie kostbare Edelsteine und wenn das Licht sich in ihnen brach, leuchteten sie in blau, rot, grün und anderen Farben, so dass es schien, ein bunter Nebel hülle alles ein. Dann sammelte sich das Wasser in einem ersten Becken und es kochte und brodelte gewaltig, denn dieses Becken war mehr breit als lang und

mit Macht schoss der Fluss aus diesem hinaus und stürzte sich weiter in die Tiefe. Unregelmäßig und rau war der Wasservorhang und nur an dieser Stelle schien der Ach-Horenn bedrohlich und tatsächlich beschütze er auf diese Art die Höhlen von Gohrmarron, von denen an dieser Stelle aber nicht erzählt werden soll, obwohl Joaho die besondere Kraft dieses Teils der Fälle schon beim ersten Mal ins Auge stach.

Das nächste Becken, in welches das Wasser stürzte, war größer als das erste und besonders tief, so dass der Fluss sich sammeln und beruhigen konnte. So floss er langsam über die nächste Kante und fiel gleichmäßig und glatt herab, so dass man glauben konnte, einen schönen blauen Vorhang zu erblicken. Auch rauschten die Wasser hier nicht so sehr, klangen dafür aber beruhigend und wer bei den Fällen übernachtete, tat dies zumeist hier und für einen erholsamen Schlaf war gesorgt. Das

nächste Becken war fast so groß wie das darüber, jedoch ähnelte es einem länglichen Teich und an dessen Ende ragte eine gewaltige Felsnase empor, die es in zwei Teile spaltete. So stürzte der Fluss hier in zwei Fällen in die Tiefe, die sich, so schien es, ein Wettrennen lieferten und darum rauschte das Wasser hier besonders laut, so als riefen die beiden Fälle sich gegenseitig aufmunternde Schmähungen zu. Wer der Gewinner war, konnte man nicht sagen, denn schließlich klatschten sie beide in das letzte flache Becken. Dabei spritze viel Wasser umher und ein wilder Nebel wie bei einem Sprühregen hing in der Luft, ungezügelt und alles in der Nähe des Beckens benetzend, weshalb man hier auch die meisten und größten Pflanzen an den Fällen fand.

Wild und ungezügelt in vielen unzähligen kleinen Fällen stürzte der Ach-Horenn nun das letzte Stück nach unten, aber alles Wasser sammelte sich in einem großen See, der bei den

Fällen wild und aufgewühlt war, aber sonst friedlich und glatt dalag, wie ein polierter Spiegel. Joaho gab ihm einen Namen, doch dieser geriet bald in Vergessenheit, weshalb er hier auch nicht genannt werden kann und später nannte man ihn den Spiegelsee, meist jedoch einfach den Spiegel. Mit solcher Bewunderung stand Joaho jedoch vor den Wasserfällen, dass er ihnen keinen Namen gab, denn jeder schien ihm zu klein, um sie zu beschreiben. Erst später pflegte man sie die Joahofälle zu nennen und darum nannte man den sie umgebenden Wald den Wald der Fälle.

Weil Joaho jedoch die Fälle immer zu seiner Linken zum Spiegelsee hinabgeklettert war und auch bei seinen späteren Reisen dies anfangs immer tat, blieb ihm eines lange verborgen. Denn auf der rechten Seite der Wasserfälle besaß der Ach-Horenn einen steilen, aber nicht zu schnell fließenden Bach, den er in das Gestein getrieben hatte und über diesen, der sich

in unzähligen engen Schlingen seinen Weg zum Spiegel hinabsuchte, fanden die Fische in den See und mussten nicht den gefährlichen Weg über die Wasserfälle nehmen, obwohl spätere Reisende berichteten, dass manche dies aus reiner Freude taten. Ob man das glauben kann, sei jedem selbst überlassen.

So kam es, dass Joaho vor dem großen glatten See stand, und tiefer Frieden überkam ihn. Lange hatte er ein unstetes Leben geführt, nicht wissend wohin er gehört und was seine Aufgabe ist. Darum glaubte er zunächst, für immer hier bleiben zu müssen und tatsächlich schlug er am Ufer des Sees ein Lager auf und baute sich eine einfache Holzhütte. Ein Jahr blieb er und in dieser Zeit lernte er ebenso viel über sich selbst wie über den Wald. Und darum verstand er schließlich, dass er weiterziehen musste, um den Fluss zu verstehen, allen zu berichten und so zu zeigen, dass er sein Leben nicht unnütz verstreichen ließ. So brach er denn eines Tages

auf, auch wenn es ihm schwer fiel, denn sein Herz und sein Verstand liebten den See und darum zog es ihn später auch immer wieder dorthin zurück.

Über drei Ausflüsse verließ der Ach-Horenn den See und später nannte man diese zuweilen Galva, Tulva und Rana, doch bekannter waren sie unter den Namen großer Zufluss, kleiner Zufluss und Zufluss. Alle drei waren kaum zehn Meilen lang und ähnelten sich sehr, außer an Breite und Geschwindigkeit und kaum etwas ist über sie berichtet worden. Wohl waren sie wie der ganze Fluss freundlich und lebensspendend, denn Joaho nannte sie immer die drei kleinen Brüder, auch wenn das außer ihm niemand sonst tat. Wo sie sich wieder trafen, bildeten sie einen mächtigen Strom. Die Ufer im Wald der Fälle waren frei von Bäumen und es war, als treten diese ehrfurchtsvoll zurück, den Fluss achtend, aber auch liebend. Wie sehr sie ihn liebten, zeigte sich am Rande des Waldes, denn

hier gruben die Bäume ihre Wurzeln bis in die Uferböschung, um ihn vor der Neugier der Elfen zu schützen. Zwei Meilen bevor der Ach-Horenn den Wald verließ, hatten die Bäume sich entschieden, sogar in seinem Bett zu wachsen und der Fluss ließ es geschehen. So erschien es den Elfen, dass die Bäume selbst den Fluss speisten, auch wenn sie wussten, dass es unmöglich war.

Ab der Stelle, an welcher der Ach-Horenn den Wald verließ, wussten die Elfen viel über den Fluss, denn kannten sie schon immer ab dort seinen Verlauf und ursprünglich trug er erst von da an seinen Namen. Erst die Reisen des Joaho ließen sie seine ganze Länge erkennen. Drei Bücher schrieb Joaho. Es waren das Buch des Waldes, das Buch des Flusses und das Buch über die Tiere des Waldes und des Flusses. Als er das letzte vollendet hatte, überreichte er alle drei seinem Vetter Heorei, trug ihm die Reinschrift auf, umarmte ihn lange, nahm sein

Bündel und verließ die Welt. Nie mehr ward er wiedergesehen, doch es wird erzählt, wenn man lange genug am Ufer des Spiegel sitzt, könne man sein zufriedenes Seufzen hören.




- Fortsetzung folgt -

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Hörbuch

Über den Autor

ArnVonReinhard
Zweifler, Pessimist, Misanthrop ...

... ungefähr so:

"Nein, nein, ich habe nicht bewundernswert gesagt, ich sagte, ich bin außergewöhnlich. Das was ich tue, das was dir so viel bedeutet ... du meinst, ich tue es, weil ich ein guter Mensch bin? Ich tue es, weil es zu schmerzhaft wäre, es nicht zu tun. (...) Weißt du, es tut weh (...), alles das! Alles was ich sehe, alles was ich höre, rieche, berühre, die Schlussfolgerungen, die ich imstande bin zu ziehen, die Dinge, die sich mir offenbaren ... die Hässlichkeit. Meine Arbeit fokussiert mich. Das hilft. Du sagst, ich benutze meine Gaben. Ich sage, ich geh nur mit ihnen um."
(Sherlock Holmes; In: Elemantary)


Fantasy- und Schauergeschichten sind mein Ding, weil sich darin alles Menschliche verarbeiten lässt.
Und ob ich es will oder nicht, auch das Thema "Freundschaft" taucht immer wieder auf.
Aphorismen.
Ein weiterer großer Bereich, mit dem ich mich beschäftige, in Erzählungen und Nonfiction, ist das Thema Krieg.

Arn von Reinhard ist EU-Skeptikerkritiker und Medienkritikerskeptiker.


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Herbsttag Beneidenswert wie Joaho sein Bündel nimmt und die Welt verlässt. Heorei - was wird er mit dem Vermächtnis von Joaho anfangen? IvB
Vor langer Zeit - Antworten
ArnVonReinhard Ich kann dir auf deine Fragen so nicht antworten. Aber beim letzten Teil wird es einige erläuternde Anmerkungen geben, daraus wird dann vielleicht einiges klar.

LG
AvR
Vor langer Zeit - Antworten
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