hero von adel
Inspiriert von Tintoletto - Danke
Mein achtjähriger Sohn Manuel bettelte seit Tagen: "Bitte guck dir die Hundebabys vom Hund meiner Schulfreundin an". Ich wurde weich: "Na, gut, gucken kann ich -aber ich verspreche nichts".
Die Hundebabys waren schon in gute Hände abgegeben worden, nur Hero nicht. Er war schwarz wie die Nacht und hatte Ähnlichkeit mit einem kleinen Wolf. Dunkle Augen sahen mich an, als ob er sagen wollte: "Nimm mich mit.
Auf euch habe ich gewartet".
Meine drei Kinder stürmten auf dieses Fellknäuel zu und ich hatte keine andere Wahl. Wir hatten ein neues Familienmitglied.
Manuel ging regelmäßig mit Hero in die Hundeschule. Hero lernte schnüffeln, verteidigen, alles was ein Hund lernen muss.
Als Manuel zwölf Jahre alt war, brach er sich beim Fußballspielen einen Arm. Hero war sehr vorsichtig. Er passte beim Spielen immer auf, um ja nicht Manuels Arm zu verletzten, der in weißem Gips
eingebettet war.
Hero musste eine Prüfung absolvieren. Meine Kinder sprachen ihm Mut zu, als könne er jedes ihrer Worte verstehen. "Hero, du schaffst das".
Manuel lief mit ihm durch alle Prüfungen. Dann kam die letzte Phase.Ein Mann mit in dickem weißen Stoff verhüllten Arm lief auf Hero zu und tat, als wolle er Manuel angreifen.
Hero legte den Kopf schief, sah Manuel an, sah den Mann an und schnappte nach der nur wenig geschützen Hand des Angreifers.
Ja, gut war das nicht, auch wenn Hero nur gezwickt hat.
Die nachfolgenden Hunde erhielten einen anderen Prüfer.
Wir fuhren sicherheitshalber mit ins Krankenhaus. Alles war gutgegangen. Die Wunde war nicht tief. Der Schreck war größer.
Einige Wochen nachdem Manuel seinen Gipsverband nicht mehr brauchte, durfte Hero die Prüfung wiederholen - beim selben Prüfer.
Diesmal zwickte Hero in den geschützen Arm.
Wir sind übrigens mit dem Trainer seitdem befreundet. Er hat Heros Gewissenskonflikt verstanden.