Vorbemerkung
Die tragische Geschichte von Johann Friedrich Böttger läßt sich googeln, aber hier biete ich eine komprimierte, ziemlich vollständige und unterhaltsame Zusammenfassung, wie Sie diese ansonsten nicht finden können.
Der erste Teil handelt von Böttgers Jugend, der zweite Teil hier befasst sich mit seinem späteren Elend.Der dritte erzählt von der Erfindung, dem Ende Böttgers und Verrat.
Die Bände sind bebildert.
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: G.v.Tetzeli
Der Betrüger teil 2
Böttger hatte unter drei Zeugen angeblich Silber zu Gold verwandelt (1.Okt.1701). Fürst Friedrich III. befahl ihn zu seinem Berliner Schloss. Dort sollte er Gold am laufenden Band produzieren. Böttger wusste, dass seine Vorführung auf einem Trick beruhte und floh nach Wittenberg in Brandenburg.
Leider nicht weit genug!
So ein Großer Kurfürst, Friedrich III., ließ einen Goldmacher nicht schnell von der Leine, auch über die Landesgrenze hinaus. Böttger wurde polizeilich gesucht und von der Stadtwache in Wittenberg gleich verhaftet. Böttger hatte die Zeichen der Zeit erkannt.
Er pokerte.
Schließlich wird ihm die Bitte gewährt aus seinem Arrest heraus einen Brief zu schreiben.
Er richtet den Brief also an keinen geringeren, als an den Herzog von Sachsen. Er wolle doch so gerne seine Goldtransformationen noch fortführen und in Wittenberg Medizin studieren.
Der Herzog von Sachsen, August der Starke hechelte vor Gier, zumal seine Staatskasse so einen Tiefstand hatte. August protzte, dass es krachte. Man gönnt sich ja sonst nichts. Friedrich III protestierte. Sein Goldmacher gehöre ihm.
August machte da kein großes Federlesen. Der Goldesel musste her.
Heimlich bei Nacht und Nebel wurde Böttger
am 27.November 1701 unter einem Gefolge von Soldaten nach Dresden überführt. August hatte ihn endgültig auf seinem Territorium.
Böttger wurde im Fürstenbergschen Haus untergebracht. Es war das Haus des gleichnamigen Statthalters von Dresden. Dorthin beordert wurde auch Gottfried Papst von Ohain, der fähigste Mettallurg von Kursachsen. Die Hofbeamten Michael und Wilhelm Nemitz ergänzten die Überwachung, äh Aufsicht über Böttger.
Der Vorteil des Hauses war, dass sich im Keller ein gut ausgerüstetes Alchemie-Labor befand.
Nun konnte es mit Arbeiten und Forschen losgehen.
Am 16.Dezember 1701 trudelte ein Brief von August persönlich ein.
Er nähme Böttgers Bitte sehr ernst. Zu seiner eigenen Sicherheit müsse seine Freiheit solange eingeschränkt bleiben, bis er sein Wissen um die Goldvermehrung weiter gegeben hätte.
Böttger schwante übles. Bevor aber Böttger eventuelle Fluchtpläne mit Hilfe Kurbrandenburgs schmieden konnte, verfrachtete man ihn auf die Festung Königstein (Febr. 1702).
Ab Mai 1702 wurde das Labor im Bünauischen Haus eingerichtet und zwar so, wie es Böttger verlangte. Böttger bewohnte dort eine Dachkammer. Die Experimente wurden aufgenommen und Böttger wurden
zum ersten Mal Arbeiter zugewiesen. Es waren Hüttenarbeiter aus Freiburg.
(Burg Königstein)
Ein Jahr später zog das Labor in das Goldhaus um, das direkt neben der Residenz gelegen war. Dort herrschten bessere Laborverhältnisse. Wahrscheinlich vor allem bessere Abzüge für die Feuerstellen.
Nun begann eine Zeit, in der es Böttger eigentlich ganz gut ging. Er wurde von der Hofküche versorgt und war bei den Vergnügungen des Hofes eingebunden. Es gab Trinkgelage, Glücksspiele und vor allem Kontakte. Er lernte Ehrenfried Walther von Tschirnhaus kennen. Der unterhielt ebenfalls ein Labor im Schloss. Tschirnhaus hatte sich vor allem auf die Erforschung neuer keramischer Materialien spezialisiert.
Egal wie, Böttger fühlte sich in seinem goldenen Käfig nicht wohl. Außerdem würde August der Starke früher oder später Goldergebnisse fordern und dann wäre es um Böttger geschehen.
Im Juni 1703 büxte er aus.
Wahrscheinlich hatten ihn irgendwelche
Gesandte unterstützt, denen er in der Residenz begegnet war. Kurz und gut, er erreichte Böhmen und Österreich. Bei seiner Flucht gab er sich als Baron aus. Zudem wollte er in Österreich auch nicht als Bürgerlicher enden, sondern als ein Mann vom Stande.
Später schrieb er, dass es nur zu der Verschleierung seiner Person gedient habe, um dadurch seine Flucht zu ermöglichen.
Dummerweise hatte Österreich ein Auslieferungsabkommen mit August dem Starken. Böttger wurde zurück gezerrt.
Jetzt war es außer Arbeit mit dem Lotterleben vorbei. Böttger wurde schärfer bewacht, denn zuvor. Jetzt wurden auch Nägel mit Köpfen gemacht. Er musste sich verpflichten
bis 1705 Gold im Wert von zehn Millionen Thalern abzuliefern.
(Laboralltag)
Praktisch bedeutete das arbeiten bis zum Umfallen. Und das unter strengster Aufsicht.
Ich gehe hier auf die weiteren Laboratorien des von Ohein und vor allem auf die fortschrittlichen Arbeiten von Tschirnhaus nicht ein, die sich weiterhin mit der Keramik Erforschung befassten.
Böttger bastelte weiter an der Goldherstellung. Klar, dass er mit höchst ungesunden Ingredienzien hantierte. Blei, Phosphor, Quecksilber. Außerdem sprach er Literweise dem Wein zu. Klar, dass man bei den Schmelzvorgängen Durst bekam, aber…
Anfang Januar trat Böttger zum ersten Mal August dem Starken persönlich gegenüber.
(August besucht Böttger)
Inzwischen sind in einem Nebenwerk 14 Berg- und Hüttenleute für Großversuche tätig.
Tja, es wurde 1705.
Nix Gold!
August platzt der Kragen.
Böttger wird in Meissen auf die Albrechtsburg
gebracht. Praktisch Gefägnisinsasse. Sicherer untergebracht geht es kaum.
(Albrechtsburg in Meissen)
Und wir dürfen nicht vergessen, dass Böttger immer den Henker im Nacken hatte.
August der Starke hatte aber nach eigenen Angaben die Krankheit "Porzellania". Er war
Porzellan verrückt. Speziell nach weißem Porzellan. Sündteuer, selten und in Europa nicht produzierbar. Die Chinesen wiederum rückten mit ihrem Geheimnis nicht heraus.
Als also für Böttger das Henkersbeil immer näher rückte, da machte sich Ehrenfried Walter von Tschirnhaus für ihn stark. Böttger könne wunderbar bei der Forschung nach der Porzellan-Herstellung helfen. Wahrscheinlich rettete dieser Einsatz Böttger das Leben.
Im dritten Teil sehen wir, wie die Erfindung Porzellan endlich wahr wurde. Aber auch, wie Böttger wieder betrog, starb und wie das Geheimnis der Porzellanherstellung fast augenblicklich verraten wurde.