31. August
Forumbattle 53
Der Text von Martina Wiemers entstand
nach folgenden Wortvorgaben:
vergeben
Scheidung
Kalender
irrlichtern
verheißungsvoll
Romanze
sinnen
Bettkasten
Astronautenwitz
Krösus
Buchcover: Stilkunst.de
gefunden über google
Schluss, aus, vorbei, der Teufel soll dich holen. Seit 5 Jahren schreit sich Bettina am 31. August, ihrem Unglückstag, in ihrer Wohnung den Frust von der Seele, zerknüllt danach das KALENDERblatt und wirft es wütend in den Papierkorb.
Sie geht ins Schlafzimmer, nimmt aus dem BETTKASTEN die Dose mit den aufgeklebten Herzen und öffnet den Deckel. Die Weizenähren auf dem roten Samt duften noch immer ein bisschen.
Ein letztes mal noch will sie sich an ihre ROMANZE mit Jakob und an seine Küsse im Kornfeld erinnern.
Es war Liebe auf den 1. Blick. Sie lernten sich auf der Geburtstagsparty ihres Bruders kennen, verbrachten die Nacht miteinander, trafen sich regelmäßig und liebten sich jedesmal wie von SINNEN. Er war verheiratet, hatte Kinder und wollte sich scheiden lassen. Doch ihre gemeinsamen Zukunftsträume, verlockend und VERHEISSUNGVOLL, zerplatzten jäh und abrupt an diesem 31. August vor 5 Jahren. .
Seine Frau kam damals wütend ins Restaurant und beschimpfte sie beide in aller Öffentlichkeit. Bettina als Hure und Schlampe, Jakob als schwanzgesteuertes Schwein. Völlig aufgelöst und hysterisch
schlug sie mit den Fäusten auf den Tisch und schrie, dass sie ihm nie VERGEBEN würde sich mit dem Flittchen eingelassen zu haben. Eine SCHEIDUNG käme nicht in Frage und den Judaslohn für den Verrat an der Ehe solle er dahin stecken, wohin er das Miststück gef.... hat.
Sie ohrfeigte Bettina, spuckte ihr ins Gesicht, trat Jakob vors Schienbein, schüttete seinen Rotwein übers Tischtuch und zog ihn am Schlips, wie einen begossenen Pudel, nach draußen.
Als Jakob Wochen später versucht wieder Kontakt aufzunehmen, lässt Bettina sich verleugnen und das Handy klingeln.
Seine Feigheit und ihre Schmach kann und will sie ihm nicht verzeihen.
Aus, vorbei, dieser Schuft hat ihre Tränen wirklich nicht verdient.
Um sich abzulenken, beginnt sie in der Tageszeitung zu blättern.
Das Interview mit Frau von der Leyen, die wie KRÖSUS das Geld rausschmeißt, liest sie nur bis zur 10. Zeile und den täglichen ASTRONAUTENWITZ erspart sie sich völlig. "Treffend", sagt sie und schaut sich zustimmend die Karikatur über die Bundeskanzlerin, welche man mit Heiligenschein orientierungslos zwischen Putin, Erdogan und Obama herum
IRRLICHTERND gezeichnet hat, etwas länger an.
Beim Lesen der Todesanzeigen auf der vorletzten Seite erschreckt sie fürchterlich und beginnt zu zittern.
Jakob ist tot und wurde heute, am 31. August, 10:00 Uhr, in aller Stille, beerdigt. Weder seine Frau und auch nicht die Kinder werden als Trauernde in der Anzeige erwähnt. Seine Mutter bittet von Besuchen und Beileidsbekundungen Abstand zu nehmen.
Bettina greift zum Handy und erkundigt sich bei der Friedhofsverwaltung nach
Jakobs Beisetzung, zieht das Kleid von damals an und fährt traurig los.
Sie kniet sich an den Rand der Rasenfläche für anonyme Bestattungen, legt dort liebevoll die mitgebrachten Weizenähren ab, richtet sich dann auf und flüstert leise in die Weite des Universums:
"Hallo Jakob, nun hast du das Band zwischen uns für immer zerschnitten. Der Platz an deiner Seite war mir nicht vergönnt. Dein Freitod erschüttert meine Seele, lässt mein Herz bluten, mich verzweifeln an der Endgültigkeit. Ich habe nie aufgehört dich zu lieben. Meine Trauer ist unermesslich."
Es wird schon dunkel an diesem 31. August als Bettina den Friedhof verlässt.