Journalismus & Glosse
Zornige Elfen

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"Mit Elfen ist nicht zu spaßen!"
Veröffentlicht am 02. September 2016, 8 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Mit Elfen ist nicht zu spaßen!

Zornige Elfen

Vorbemerkung

Die Isländer mögen uns insgesamt etwas merkwürdig erscheinen. Sie haben keinerlei Militärische Streitkräfte, also auch keine Marine, keine Luftwaffe. Die Polizei trägt keine Waffen. Wenn allerdings Elfen sauer werden, dann haben die Isländer Angst.

Meine Geschichte beruht auf Tatsachen, einem echten, isländischen Zeitungsartikel.

Der einzig erfundene Name ist der des Vorarbeiters.

(wieder eingestellt 08.03.2020)


Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

www.welpenweste.de

Zornige Elfen

Die Bauarbeiten gingen gut voran. Auch auf Island sind Ausbesserungen des spärlichen Straßennetzes ab und an nötig. Die Notwendigkeit stand über dem Amtsschimmel. Allerdings wurde ein großer Fels zugeschüttet. Der Abraum musste ja irgendwo hin. Und da der Straßenrand sowieso felsig und Sprengungen grundsätzlich nicht in Frage kamen, da bot der Erdwall eine gute und relativ sichere Straßenbegrenzung.


Der Vorarbeiter Jens Thomasson rieb sich die Hände. Man befand sich gut im Zeitplan.


Zu früh gefreut. Tags drauf war der schöne,

frische Straßenabschnitt überflutet. Weiß der Himmel, woher das Wasser kam. Thomasson meldete voller Verzweiflung seiner Straßenbaufirma Bass das Desaster.

"Na und", bekam er zur Antwort. "Auf Island kommt eben so etwas vor. Das Wasser geht schon wieder zurück. Machen sie einfach mit dem nächsten Abschnitt weiter."


Thomasson hatte ein ungutes Gefühl, aber er ordnete den Weiterbau an.

Merkwürdig, bei keinem der Baufahrzeuge sprang der Motor an.

Nur der Schaufelbagger ließ sich nach einigen Mühen in Gang setzen. Wäre ja doch gelacht!

Die Freude war nur von kurzer Dauer, denn

plötzlich brach die Schaufelhalterung und weil es so schön war, brach die Hinterachse ebenfalls. Thomasson verzweifelte.


Da nun ein neuer Straßenbau auf Island etwas Besonderes ist, fand sich alsbald ein Journalist ein, der über die Unglücksereignisse berichten sollte. Das Gelände war durch den Wasserreinbruch glitschig. Prompt rutschte der fleißige Journalist aus und schlidderte unaufhaltsam in eine wassergefüllte Senke. Die Bauarbeiter eilten hinzu und konnten den Journalisten gerade noch retten. Das Maß war voll! Die Firma Bass musste handeln!

Eine solche Anhäufung von Unglücken war

schließlich nicht normal.

Man forschte.

Siehe da, Zophoiasson berichtete der Zeitung „Morgunbladit“.

"Wir hatten den Felsen ignoriert. Der Ort war geheiligtes Elfenterritorium."

Er gestand ein, dass da wohl von Amts wegen einiges schief gegangen war.

Vorher, vor der Erteilung der Baugenehmigung, hätte nämlich überprüft werden müssen, ob durch das Bauvorhaben Kulturgut beschädigt werden könnte. Befände sich auf diesem Grundstück sogar Felsen, oder Steine, dann wäre ein unabhängiges Gutachten vonnöten gewesen. Dies hätte nur ein elfenkundiger Experte durchführen können. Wegen des engen Zeitplans, wurde

dies jedoch unterlassen. Es kam, wie es kommen musste.

Die Firma Bass wurde dazu verdonnert den Felsen umgehend wieder frei zu legen. Und nicht nur das. Mit einem Hochdruckreiniger wurde der Elfenfels fein säuberlich geputzt.

Die Straße konnte von nun an weiter gebaut werden. Von nun an gab es keinerlei Vorfälle mehr. Auf den Fahrzeugschäden blieb die Firma allerdings sitzen. Auch der Journalist hatte seine Kamera verloren. Na ja, Strafe muss sein.

Wer darf schon Elfen ärgern?

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Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

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Friedemann 
Auch mir gefällt Deine tiefgründige Berichterstattung wie auch die von Dir bekundete Rücksicht der Isländer auf ihre Naturgeister, die sich nebenbei noch um den Landschaftsschutz kümmern, der bei uns offenbar völlig in Vergessenheit geriet (wie die derzeitige Diskussion um die Windräder zeigt).

Liebe Grüße,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Endlich mal ein wahres Märchen! ;-)
Ich finde die Geschichte wunderschön und wünsche mir, genau so würde es überall auf der Welt jedes Mal dann funtionieren, wenn wieder ein unsinniges, auf Profit ausgerichtetes Bauprojekt ein Stück Natur zerstört!
Vielen herzlichen Dank an Dich und die Elfen und LG, Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Sehr einfühlsam geschrieben lieber Günter! Manch einer kann darüber lachen, doch ich habe es auch auf Facebook gelesen und mir meinen Teil gedacht. Die Isländer sind uns weit voraus! Hat mir sehr gut gefallen, dass Du hier darüber geschrieben hast
liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Toll geschrieben lieber Günter.
Da die Elfen schließlich gewonnen hatten, haben sie sicher
den (Fußball)-Schlachtruf "Huh ... Huh ... Huh, huh, huh ..."
ausgestoßen und in ihre Hände geklatscht.
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
erato 
Hab´s in der Zeitung gelesen, lieber Günter -
aber wie immer....... hast du es wunderbar
uns dargebracht....
Ein schönes Wochenende DIR, Euch, uns..
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Magnolie Super rübergebracht. Also Augen auf, wenn gebaut werden soll ...
Herzlichst
Manu
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift grinst*
"Zornige Elfen..."
Jo, da gibt es nix,
da kennen die Isländer definitiv auch keine Verwandten... ...grinst*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
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