Vorbemerkung
Die Isländer mögen uns insgesamt etwas merkwürdig erscheinen. Sie haben keinerlei Militärische Streitkräfte, also auch keine Marine, keine Luftwaffe. Die Polizei trägt keine Waffen. Wenn allerdings Elfen sauer werden, dann haben die Isländer Angst.
Meine Geschichte beruht auf Tatsachen, einem echten, isländischen Zeitungsartikel.
Der einzig erfundene Name ist der des Vorarbeiters.
(wieder eingestellt 08.03.2020)
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: G.v.Tetzeli
www.welpenweste.de
Zornige Elfen
Die Bauarbeiten gingen gut voran. Auch auf Island sind Ausbesserungen des spärlichen Straßennetzes ab und an nötig. Die Notwendigkeit stand über dem Amtsschimmel. Allerdings wurde ein großer Fels zugeschüttet. Der Abraum musste ja irgendwo hin. Und da der Straßenrand sowieso felsig und Sprengungen grundsätzlich nicht in Frage kamen, da bot der Erdwall eine gute und relativ sichere Straßenbegrenzung.
Der Vorarbeiter Jens Thomasson rieb sich die Hände. Man befand sich gut im Zeitplan.
Zu früh gefreut. Tags drauf war der schöne,
frische Straßenabschnitt überflutet. Weiß der Himmel, woher das Wasser kam. Thomasson meldete voller Verzweiflung seiner Straßenbaufirma Bass das Desaster.
"Na und", bekam er zur Antwort. "Auf Island kommt eben so etwas vor. Das Wasser geht schon wieder zurück. Machen sie einfach mit dem nächsten Abschnitt weiter."
Thomasson hatte ein ungutes Gefühl, aber er ordnete den Weiterbau an.
Merkwürdig, bei keinem der Baufahrzeuge sprang der Motor an.
Nur der Schaufelbagger ließ sich nach einigen Mühen in Gang setzen. Wäre ja doch gelacht!
Die Freude war nur von kurzer Dauer, denn
plötzlich brach die Schaufelhalterung und weil es so schön war, brach die Hinterachse ebenfalls. Thomasson verzweifelte.
Da nun ein neuer Straßenbau auf Island etwas Besonderes ist, fand sich alsbald ein Journalist ein, der über die Unglücksereignisse berichten sollte. Das Gelände war durch den Wasserreinbruch glitschig. Prompt rutschte der fleißige Journalist aus und schlidderte unaufhaltsam in eine wassergefüllte Senke. Die Bauarbeiter eilten hinzu und konnten den Journalisten gerade noch retten.
Das Maß war voll!
Die Firma Bass musste handeln!
Eine solche Anhäufung von Unglücken war
schließlich nicht normal.
Man forschte.
Siehe da, Zophoiasson berichtete der Zeitung „Morgunbladit“.
"Wir hatten den Felsen ignoriert. Der Ort war geheiligtes Elfenterritorium."
Er gestand ein, dass da wohl von Amts wegen einiges schief gegangen war.
Vorher, vor der Erteilung der Baugenehmigung, hätte nämlich überprüft werden müssen, ob durch das Bauvorhaben Kulturgut beschädigt werden könnte. Befände sich auf diesem Grundstück sogar Felsen, oder Steine, dann wäre ein unabhängiges Gutachten vonnöten gewesen. Dies hätte nur ein elfenkundiger Experte durchführen können. Wegen des engen Zeitplans, wurde
dies jedoch unterlassen.
Es kam, wie es kommen musste.
Die Firma Bass wurde dazu verdonnert den Felsen umgehend wieder frei zu legen. Und nicht nur das. Mit einem Hochdruckreiniger wurde der Elfenfels fein säuberlich geputzt.
Die Straße konnte von nun an weiter gebaut werden. Von nun an gab es keinerlei Vorfälle mehr. Auf den Fahrzeugschäden blieb die Firma allerdings sitzen. Auch der Journalist hatte seine Kamera verloren.
Na ja, Strafe muss sein.
Wer darf schon Elfen ärgern?