Kurzgeschichte
Schnee am Strand

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"Schnee am Strand"
Veröffentlicht am 28. August 2016, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: peshkova - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Zurzeit bin ich Theologiestudent in Bad Liebenzell. Ursprünglich komme ich aus dem schönen Schwabenland, genauer gesagt aus der Hesse Stadt Calw und um noch genauer zu sein aus einem schönen kleinen Dorf mit Namen Würzbach. Neben dem Schreiben, sind meine Hobbys Gitarre spielen, etwas mit Freunden unternehmen, Campen und Jugendarbeit. Wenn du noch weitere Fragen hast, dann schreibe mich doch einfach an^^
Schnee am Strand

Schnee am Strand

Schnee am Strand

"Konrad!"

Die Stimme seiner Mutter schallte durch das gesamte Haus. Nichts war unangenehmer und störender als die schrillen Rufe von Margarete Fechter. Immer, wenn sich ihr Sohn mit den wichtigen Dingen in seinem Leben beschäftigte funkte sie dazwischen und Konrad konnte die Stimme seiner Mutter nicht mehr hören.

"Konrad, das Essen ist fertig! Kommst du runter und bringst deinen Vater mit? Der schläft bestimmt noch."

Mit was hatte er sich das nur verdient? Kopfschüttelnd folgte er den

Anweisungen seiner Mutter und nur widerwillig stapfte er in das Zimmer seines Vaters. Wie so oft war er eingeschlafen, als er sich alte Platten anhörte und wie so oft hatte er miese Laune, als Konrad ihn zu wecken versuchte.

"Was willst du schon wieder Konrad?"

"Mama hat mich geschickt. Das Essen ist fertig."

Ein Seufzen drang aus dem Munde seines Vaters.

"Sag deiner Mutter, das ich gleich kommen werde."

Mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern verschwand der Junge wieder aus dem Zimmer und ging langsam die

Treppe hinab. An der linken Seite des Treppenhauses hingen einige Bilder aus früheren Zeiten. Sie zeigten die kleine Familie auf Urlaubsbildern in Spanien, Italien oder Kroatien. Als er sich selbst auf einem Bild entdeckte, auf dem er in die Kamera grinste, setzte er selbst ein verkrampftes Lächeln auf. Er wollte nie mit in den Urlaub fahren. Die Strände und Städte hatten ihn stets gelangweilt, denn es war nie jemand in seinem Alter dabei gewesen. Seine Geschwister waren deutlich älter als er und schon längst außer Haus. An die wenigen Reisen mit ihnen konnte er sich kaum erinnern. Nun sehnte er sich nach diesen Zeiten. Konrad würde so gerne wieder mit seinen

Eltern in den Süden fahren und zwei Wochen mit ihnen zelten. Er würde so gerne wieder zu einem Bauern nach England fahren und dort eine Woche auf dessen Hof verbringen. Der Junge würde alles hergeben für einen Urlaub wie damals.


"Konrad, kommst du endlich? Und hast du deinem Vater Bescheid gegeben?"

"Ja, habe ich Mama. Komme ja schon."

Der Geruch von Kartoffelgratin stieg Konrad in die Nase. Nicht gerade sein Lieblingsessen, aber wenigstens gab es einen leckeren Salat dazu. Margarete befüllte den Teller ihres Sohnes und auch den ihres Mannes. Zu letzt legte sie

noch ein paar Kartoffeln auf ihren eigenen Teller.

"Was hast du denn heute alles getrieben?"

"Ich war mit Freunden unterwegs."

"Und? Hat es Spaß gemacht?"

Konrad nickte. Solange sein Vater noch nicht da war, musste er sich diese elend lange Fragerei über sich ergehen lassen.

"Was habt ihr denn gemacht?"

"Waren unterwegs."

"Wo wart ihr denn?"

"Draußen halt."

"Waren Stefan und Micha dabei?"

"Mhm."

Konrad starrte auf seinen Teller und nahm einen Bissen nach dem anderen. In

einer kleinen Redepause entschloss sich seine Mutter ebenfalls dazu eine Gabel des Salates zu nehmen.

"Hast du deinem Vater auch wirklich Bescheid gegeben?"

"Ja, Mama, hab ich doch gesagt."

"Wo bleibt er dann? Er weiß doch, das wir pünktlich essen."

Inzwischen war Konrad mit seinem ersten Teller fertig geworden. Er zögerte einen Moment, bevor er um eine zweite Portion bat. Hunger hatte er, aber er wollte auch nicht zu lange dem Kreuzverhör seiner Mutter ausgeliefert sein.

"Schreibt ihr nicht morgen eine Klassenarbeit?"

"Ja."

"Welches Fach denn?

"Deutsch."

"Und? Hast du dich darauf vorbereitet? Hast du gelernt?"

"Was soll ich denn auf Deutsch lernen?"

"Achja. Was weis ich. Hast du nicht zuletzt von der einen aus deiner Klasse erzählt? Wie hieß sie noch? Lara? Hast du dich mal mit ihr getroffen?"

Von ihr hatte Konrad tatsächlich mal erzählt. Vor einigen Wochen hatten die beiden sich zu einem Eis verabredet und anschließend öfters etwas miteinander unternommen. In seiner Fantasie waren sie schon längst ein Paar und er hätte seinen ersten Kuss erhalten.

"Nein, wir sind halt in einer Klasse. Sie hat mir zuletzt dieses Zeug in Mathe erklärt. Nix wichtiges."

Margarete nahm sich eine zweite Gabel des Salates und schob ihn sich zwischen die Zähne.

"Schmeckt dir das Essen Konrad? Möchtest du noch einmal einen Teller?"

"Nein danke. Ich bin satt. Ich geh wieder hoch."

Der Junge stand unvermittelt auf und ließ seine Mutter alleine am Tisch zurück. Auf dem Weg in sein Zimmer kam er wieder an den Bildern vorbei, die von weitaus besseren Tagen zeugten. Auf einem Bild entdeckte er sich selbst mit einem Spielzeugschwert in der Hand

und seinen lachenden Eltern im Hintergrund. Von weitem konnte er das Schnarchen seines Vaters hören und der Junge verschwand wieder in seinem Zimmer. Während er sich an die Strandurlaube zurückerinnerte, begann es draußen zu schneien. Der Winter hielt Einzug und Konrad wusste, dass es niemals so sein würde, wie es einmal war.

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Hörbuch

Über den Autor

currywurschT
Zurzeit bin ich Theologiestudent in Bad Liebenzell. Ursprünglich komme ich aus dem schönen Schwabenland, genauer gesagt aus der Hesse Stadt Calw und um noch genauer zu sein aus einem schönen kleinen Dorf mit Namen Würzbach. Neben dem Schreiben, sind meine Hobbys Gitarre spielen, etwas mit Freunden unternehmen, Campen und Jugendarbeit. Wenn du noch weitere Fragen hast, dann schreibe mich doch einfach an^^

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Lindenblatt 
Deine sehr schön erzählte Geschichte: "Schnee am Strand", liest sich sehr flüssig und langweilt überhaupt nicht. Im Gegenteil.
Ja, so eine Mutter kann mit der Fragerei wirklich nerven. Ich weiß es, denn ich bin ja auch eine Mutter, -zwinker- Doch das habe ich mir längst abgewöhnt, denn mein "Kleiner" ist inzwischen ein erwachsener junger Mann geworden. Da hört auch mal gern eine Mutter dem Kinde zu und lässt sich überzeugen...
Erinnerungen kann einen niemanden nehmen!
Lieben Gruß
Linde
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
So viele Erinnerungen wurden beim Lesen dieser lebendig
und eindrucksvoll geschriebenen Geschichte geweckt.
"Erinnerungen sind das einzig Paradies, aus dem man nicht
vertrieben werden kann" heißt es ...
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Biggi11 Konrads Geschichte zeigt mir, wie sehr Eltern ihre Kinder prägen.
Schade, dass es nicht so ist, wie er es in Erinnerung hat.
Der Vorteil, er weiß jetzt was er nicht will und kann sein Leben in die Hand nehmen.
LG Biggi
Vor langer Zeit - Antworten
kullerchen Es gehört dazu, diese Veränderungen, wenn man groß wird, erwachsen und die einst heile Welt, an die man sich gerne erinnert, sie ist verschwunden. Oh, nicht immer, nicht bei jedem, doch wenn die Eltern vergaßen zu lieben, sich selbst, den Partner und die Kinder, dann ist es so.
Manchmal merken sie es nicht einmal, wie sie ihr Leben verlieren.

Doch Konrad, der weiß noch, wie es war, kann noch träumen und wünschen und das zu seinem Ziel machen, auch, oder gerade weil ihm das Gegenteil vorgelebt wird.

Man wird nicht, wie seine Eltern, sondern gaaaaanz anders.

Wie, das sein wird, das hat jeder für sich selbst in der Hand.

Eine Geschichte mit Tiefgang und doch irgendwo völlig normal, das nennt man Leben und der eine lebt, während andere nur esistieren.
Gut geschrieben. Ein Quäntchen mehr Hoffnung stände dem Ende gut, aber das lag nun in deiner Feder!
Gerne gelesen, auf Wiederlesen! Ich hab dafür, dass ich so viel hier lese einfach zu wenige Taler, die ich verteilen möchte. Sorry, sie sind heute schon alle vergeben. Ich hoffe, es wieder gutzumachen! LG Kullerchen!
Vor langer Zeit - Antworten
currywurschT Vielen Dank für den schönen Kommentar^^
Immer wieder schön, wenn die Geschichte das erzählt, was sie erzählen soll :)
Vor langer Zeit - Antworten
Annabel Ach, die Erinnerungen. Zumindest können sie nie genommen werden. Manchmal muss man sich damit zufriedengeben. Sehr gern gelesen. Danke
Vor langer Zeit - Antworten
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