Morgenspaziergang
Ich gehe mit meinem Hund durch den warmen Regen auf dem Feldweg. Es ist Morgen, die Sonne ist gerade dabei im Osten aufzugehen und die nächtlichen Nebelschwaden aufzulösen.
Neben dem moorigen Geruch der nassen Erde, dringt nach und nach der Duft der Bauernwiese durch, so dass ich es beinahe schmecken kann. Unwillkürlich fühle ich mich in meine Kindheit zurückversetzt. Wie wir barfuß durch den Regen getollt sind, fröhlich und sorgenfrei.
Süße Beerenblüten, der säuerliche Geruch des Sauerampfers und die herbe
Note der anderen Wiesenkräuter. Zu diesem Geruchserlebnis mischt sich das harzige Aroma der Tannenknospen. Wie schon als kleines Mädchen, pflücke ich eine Knospe, die in den Fingern zerrieben eine wahre Tannenduftexplosion hervorruft und mich sofort an ein Erkältungsbadelexier denken lässt. – Dieser Gedanke jetzt im Frühling ist nicht sehr aufregend, deshalb halte ich inne. Mit halb geschlossenen Augen kann ich durch die beinahe verschwundenen Nebelschwaden diese wilde Mischung an Düften noch genauer wahrnehmen. So drängt sich das Moos mit seinem schweren Aroma hervor, dazwischen sind Fliederblüten, deren süßer Duft
schwer in der Luft hängt und mir das Atmen erschwert. Trotzdem spüre ich einen inneren Frieden, der mich die Hektik des Berufes und der Gegenwart vergessen lässt.
Erst als ich den nassen Asphalt immer deutlicher wahrnehme, der die natürlichen Düfte erdrückt und die Geräusche lauter werden lässt, kehre ich in die Realität zurück. – Ich freue mich auf das nächste Mal; morgen, wenn ich wieder mit meinem Hund unterwegs bin.
Der Morgenmuffel und sein Kaffee
Auch wenn ich es genieße, abends früher von der Arbeit nach Hause gehen zu können, bin ich definitiv kein Morgenmensch. Im Winter ist es wenigstens durch den Schnee etwas heller, doch der Herbst ist stockduster, was mich noch müder macht. Das für meine müden Augen zu dunkle Nachttischlampenlicht, wird schnell von dem grellen Licht, der Küchenlampe abgelöst. Uff! Kaffee, wo bist du?! … Gibt es etwas Schöneres, als mit geschlossenen Augen das frisch gemalene Aroma zu riechen, während
man darauf wartet, dass die Tasse voll gelaufen ist? Hm, für mich nicht. Jetzt noch einen Schuss Milch aus dem Kühlschrank, dann ist der Kaffee perfekt.
Bitte sprecht mich erst an, wenn ich ihn getrunken habe und meine Augen etwas weiter geöffnet sind. Glaubt mir, diese Vorsichtsmaßnahme ist sehr wichtig, wenn ihr den Tag mit mir überleben wollt.
Also dann: Guten Morgen!