David
Das ist so überfällig!
Endlich fahren meine Eltern allein in den Urlaub. Trauen sich, ihren Kleinen allein zurückzulassen. Sie fühlen sich wie 25 und gehen mir nicht auf den Keks …
Wurde echt Zeit, dass sie sich abnabeln.
Ich habe unterdessen alle Kumpels zusammengetrommelt. Nun müssen die beiden nur noch die Taschen zusammenpacken und verschwinden.
Doch wie es scheint, kann das noch dauern. Mama rennt durch die Zimmer und schaut, dass alles picobello ist.
Warum eigentlich? Frage ich mich und grinse ich in mich hinein.
Papa wuchtet die Taschen ins Auto.
Wie immer, flucht er dabei, weil SIE wieder zu viel eingepackt hat ...
So ist sie eben.
Denkt an alle Eventualitäten und steckt mir heimlich schon den dritten Fuffi zu. Mit den Worten: „Man weiß ja nie“ und „du musst es ja nicht ausgeben – nur für alle Fälle.“
Ich stecke das Geld weg, „danke Mama.“
Sie schwirrt wieder in die Küche und schmiert noch schnell für die Fahrt ein paar Butterbrote.
Zwei Minuten später steht sie schon wieder bei mir in der Tür. Reicht mir eine Leberwurststulle und sagt: „Und vergiss nicht zu essen!“
Und schon ist sie wieder verschwunden.
Ich beiße in das Brot.
Mit Salatblatt und Gurke.
Wenige Minuten später steht mein Papa hinter mir.
Er steckt mir Geld zu.
„Falls mal was ist, ansonsten hast du ja schon gekriegt und der Kühlschrank ist gut voll“, meint er, drückt mir die Schulter und ist wieder weg.
Ich sehe in meine Hand. Ein Fuffi mehr in der Sammlung.
Nicht schlecht.
„Ich habe Chipse besorgt, falls du mal Gäste erwartest“, Mama steht schon wieder in der Tür.
„Und pass gut auf dich auf.“
Sie sieht mich an.
Mit diesem Blick …
Ich stehe auf und nehme sie in den Arm.
Sie, ein gutes Stück kleiner als ich.
Und in diesem Moment irgendwie noch kleiner als sonst schon.
Sie sieht zu mir hoch, „und abends die Tür abschließen. Man kann nie wissen … und bei Gewitter den Hauptstecker raus, aber das weißt du ja.“
Und dann …
Irgendwann …
Nachdem alle Brote geschmiert sind und alle Wasserhähne nochmals poliert, der Kühlschrank kontrolliert und die Spülmaschine angestellt ist, stehen die beiden gemeinsam in der Tür und verabschieden sich.
Nebenbei die genaue Uhrzeit, wann dann das Geschirr fertig gespült ist und in die Schränke geräumt werden kann.
„Und denk an die Liste“, flötet mir Mama nochmals ins Gewissen.
Ich nicke.
Ja Mama, die Liste.
Die Liste
Zu dieser Liste …
Damit ich nicht auf dumme Gedanken komme und meine Ferien sinnvoll nutze, haben meine lieben Eltern mir einen Leitfaden zusammengestellt:
Kleiderschrank ausputzen und aufräumen (dabei direkt aussortieren, was du nicht mehr trägst) (Mama)
Alle Ecken auswischen und vom Proll befreien (Mama)
Fenster putzen (Mama)
Mathe üben (Papa)
Einmal am Tag das Bad sauber machen und die Armaturen polieren (Mama)
Den Rasen mähen und die Kanten nicht vergessen (Papa)
Nach dem Kochen Müll wegbringen, sonst stinkt die Wohnung (Mama)
Täglich den Briefkasten leeren (Mama)
Den Zahnarzttermin nicht vergessen (!!!) (Mittwoch 17:15 Uhr) (Mama)
Donnerstag kommt Oma, dafür einen Kuchen backen (Mama)
Deinen Kinderkram aus der Garage räumen. Sperrmülltermin am Mittwoch. (Papa)
Nur zur Info: meine Eltern verlassen für sechs Tage das Haus.
Die geschäftsidee
Die neue und erfolgversprechende Geschäftsidee des Kumpels:
Den Ernstfall erproben.
Das Leben ist heutzutage zu gefährlich, ohne Probelauf – ohne ein gründliches Einstudieren -
gestartet zu werden.
Ãœbung und Auswertung machen den Meister. Darum geht es bei dieser Sache.
Der Spaß soll natürlich nicht zu kurz kommen und für Lacher wird garantiert.
im Urlaub
Ich sehe zu ihm rüber. Konzentriert lenkt Bernd das große Fahrzeug durch den Verkehr.
Ein bisschen skeptisch bin ich schon.
Und ein kleines schlechtes Gewissen, hinsichtlich Davids Rolle in diesem Spiel, zieht durch meine Eingeweide.
„Meinst du, wir tun das Richtige?“
Irritiert wirft Bernd mir einen schnellen Blick zu. Dann sieht er wieder auf die Straße.
„In den scharfen Kurven fühlt es sich an, als würde der Wagen die Passanten vom Bordstein fegen.“
Ein wenig verbiege ich mich, um in den Rückspiegel zu sehen.
„Sie sehen ganz gelassen aus. Alles gut.“
Die da draußen. Die Leute, die die Sonne genießen, die Eis schlemmern, an diesem schönen Sommertag.
„Andere Leute fahren an die See oder zumindest an einen kleinen Tümpel.
Und was machen wir?“
Erst nimmt Bernd die Kurve, dann beschwört er mich, „du wirst schon sehen …! David ist nicht der Junge, für den wir ihn halten. Er ist nicht so untadelig, wie du immer meinst. Nun können wir uns endlich ein Bild machen. Ein reales Bild! Carsten meint, wir werden unseren Spaß haben, das hätte die Erfahrung
gezeigt.“
„Und wird David auch seinen Spaß haben?“
„Ich denke schon. Warte erstmal ab, wie sich alles ergibt. Der Wagen ist doch toll! Hinten drin wunderbar gemütlich. Die Bar ist gefüllt, der Lieferservice nicht weit. Und wir haben den Wagen zu einem echten Freundschaftspreis bekommen.
Schatz, das wird gut werden …“
Mich fröstelt.
Durch die verdunkelten Scheiben sieht die Welt draußen ganz unwirklich aus.
Alles ganz weit weg.
Eine Ahnung von Unnahbarkeit.
David
Zwei Stunden sind sie nun weg.
Sicherlich werden sie nicht noch einmal zurückkommen, weil sie irgendeine Kleinigkeit vergessen haben.
Ich gehe zum PC.
Voller Vorfreude drücke auf „Nachricht senden“. Nun wissen alle Bescheid.
Die Luft ist rein.
Gleich kann die Party steigen.
An meinen Nackenhaaren kräuselt sich das Gefühl von Freiheit entlang.
Ganz langsam in Richtung Magenhöhle. Zufriedene Lässigkeit. Sie haben sich tatsächlich getraut, mir ihre heiligen vier Wände zu überlassen…
Die hübsche Heike mit den irrelangen Beinen
Ich fasse es nicht!
Als erste klingelt Heike an meiner Tür.
Heike hat schon …
Heike weiß alles über Sex und Heike kann alles! Das sagt man sich zumindest.
Und nun stehe ich in der Tür und weiß nicht, was tun.
Die Jeans, die sie trägt, hat sie wohl selbst abgeschnitten. Das Höschen darunter einzig verdeckt von den herabhängenden Hosentaschen.
Sie nimmt das Ruder in die Hand, haut mir auf die Schulter und meint, „cool, dass deine Eltern dir die Bude überlassen!“, und rauscht an mir vorbei, schmeißt ihren Schlafsack und auch sonstwas auf den Boden in eine Ecke und erkundet die Wohnung.
Etwas verdattert sehe ich ihr nach, rappel mich aber schnell wieder auf und eile ihr nach.
„Buoah! Ihr habt ja Platz!“, staunt sie nicht schlecht. Ich selbst war schon lange blind geworden, für das, was mich stets umgibt, aber jetzt, wo sie es sagt …
Ich wachse um ca. drei cm und fühle mich schon sicherer in meiner Haut. Gerade will ich ihr einen Drink anbieten, als es auch schon wieder klingelt.
Sascha
Mein Freund Sascha strahlt mich an.
„Alter! Das wird eine fette Woche!“
Er ist mein bester Kumpel und hängt eigentlich immer bei mir ab, wenn er Zeit hat.
Allerdings trainiert er viel und hart.
Hebt Gewichte, was man ihm auch ansieht.
Er ist richtig gut! Mit Pokalen und so …
Wenn ich ein Nachtkästchen wäre, wäre er die passende Schrankwand.
Er linst in die Küche. Heike untersucht den Kühlschrank auf Getränke. Sascha stützt sich an die Wand, „heiß“!
Ich verdrehe die Augen. Er lacht laut, stößt sich ab und geht in die Küche.
Im Urlaub
Bernd legt Schalter um und richtet irgend eine Antenne optimal aus, genau so, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht.
Sein Gesicht konzentriert, aber auf entspannte Art. Doch mit einem Mal schnellen seine Augenbrauen hoch.
Auf dem flackernden Bildschirm ist plötzlich etwas – nein, jemand – zu sehen.
Wie gebannt hängt Bernd am Bildschirm.
Das erste, was seine Augen an sein Hirn senden, und sein Hirn an sein Herz schwertartig zustechend übermittelt, sind Beine. Wirklich fabelhafte und makellose Beine. Nicht enden wollende Beine! Braungebrannte, leicht schimmernde Beine!
Die Pobacken lugen leicht unter der sehr kurzen Shorts hervor und regen die Phantasie an, wie es an dieser Stelle wohl weiter geht. Der Rest der Person verschwindet gerade im Kühlschrank.