Was im Leben wichtig ist
Trostlos?-Nein, endlos glücklich! Ich zurre meine Kapuze noch enger an mein Gesicht und begrabe meine Hände in den großen, zum Rand mit Taschentüchern und anderem Krimskrams gefüllten Taschen. So friere ich nicht zu stark. Doch meinen Beinen und Füßen lasse ich freien Lauf. Kurzer Sprint, Weitsprung- und…PLATSCH. Ich krümme mich vor Lachen und halte meinen Bauch, während das trübe Pfützenwasser um mich herum tanzt. Wie ein Schwarm Fliegen. Nein, es sind keine Fliegen. Etwas viel Eleganteres, Feineres und Zärtlicheres. Es ist ein
Schwarm tausender, im Licht strahlender und funkelnder Libellen, die mich mit sanften Flügeln liebkosen. Ich strecke die Hand aus und fange einen Tropfen auf. Ich sprinte immer noch lachend weiter zur nächsten Pfütze, stoppe jedoch kurz vorher und schüttele grinsend den Kopf. Meine wirren Locken peitschen umher und fallen mir ins Gesicht. Wie ein Hund. Ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist, aber ich bin einfach so…glücklich. Und was spricht schon dagegen, für ein paar Minuten wieder sieben Jahre alt zu sein. Ich weiß noch, damals hatten sich meine dunklen Locken noch zu einem dicken Wattebausch auf meinem Kopf getürmt.
Ich erinnere mich an damals. Ich war klatschnass, wie jetzt. Mantel und Boots haben wenig gebracht, doch es stört mich nicht. Bei dem lustigen Flapsch-Platsch in meinen Schuhen jauchze ich glücklich auf. Mein Grinsen erlischt auch nicht, als ich über unsere Türschwelle schreite, im Gegenteil. Ich stelle mich vor unsern imposanten Spiegel und erkenne mich kaum wieder. Eigentlich gar nicht, nicht sofort. Ich glaube es sind die Augen der Person. Sie sind so faszinierend an dem Ganzen. Funkeln sie denn sonst auch so? Ich strahle mir selbst entgegen. Alles tropft und ich bin grenzenlos glücklich.
Ein großer Wassertropfen kullert über meinen flachen Nasenrücken, wie eine Träne und nähert sich meiner Stubsnase, dem Ende. Sie rutsch langsam über den Abgrund…und bleibt hängen. Ich schiele, wie das Opossum Heidi, um den Wassertropfen zu erkennen. Ich muss haltlos kichern, wie eines dieser albernen Highschool-girls. Ich betrachte den Tropfen genauer und stürme eines seltsamen Bedürfnisses plötzlich zurück in den Regen. Es flutet und hämmert, doch es stört mich nicht im Geringsten. Von Fern brummt der Donner und schmale Lichtblitze zucken grell über den geschwärzten Himmel. Die Sonne, die eben noch die Landschaft in bunten
Farben erhellt hatte und sich in den Pfützen gespiegelt hatte, ist zu einem sehr kleinen Viereck zusammengeschrumpft, umgeben von den dicken Wolkenmassen. Genau auf einem der Nachbarbeete kann man die Spiegelung ihrer ausmachen. Ich laufe zu der kleinen Stelle im Beet und spüre erneut mit Vergnügen, wie das kalte Wasser in meinen Stiefeln hin-und herschwappt. Es ist lustig und zum Schreien komisch. Bei dem Lichtfleck halte ich inne und beuge mich über ein paar am Stein klettenden Flechten. Die Wassertropfen haben sich sorgfältig in ihren kleinen Mulden gebettet und funkeln verlockend. Die Welt spiegelt
sich in ihnen. Der schwarze Himmel, grüne Büsche und der kleine Fleck namens Sonne. Und ein zweites Mal blicke ich in das so fremde, strahlende Gesicht.