Romane & Erzählungen
You're in or out! - Kapitel 6

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"Ich brauche keine aufmüpfigen Mädchen wie dich in meinem Territorium!"
Veröffentlicht am 23. August 2016, 36 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
© Umschlag Bildmaterial: sundarananda - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Wie soll ich sagen? Ich bin 29 Jahre alt und liebe Fantasybücher. Ich schreibe gerne, allerdings nur hobbymäßig. Mein Kopf steckt voller Fantasie und jede Geschichte wartet nur darauf niedergeschrieben zu werden. Man kann aber auch nur durch Kritik besser werden und so freu ich mich über jeden erdenklichen Hinweis auf Rechtschreibung oder Grammatik, sowie Satzbau oder Zeitfehler. Oder einfach nur eure persönliche Meinung über die Geschichte! :)
Ich brauche keine aufmüpfigen Mädchen wie dich in meinem Territorium!

You're in or out! - Kapitel 6

Kapitel 6

„Bis später!“, verabschiedeten sich Ella und Finn vom Rest der Gruppe, wobei Ellas Worte kaum hörbar waren. Innerlich atmete sie aber erleichtert aus. Auch wenn der Weg vom Brunnen bis in die Eingangshalle der Schule nicht lang war, zog er sich extrem im Anbetracht der Stille, die zwischen ihnen geherrscht hatte. Im Großem und Ganzen war Ella sowieso dabei gewesen sich eine Erklärung für das eigenartige Auftreten der Hastings-Zwillinge zu suchen. Leider aber auch ohne Erfolg. Die Clique trennte sich, da Ella und Finn sich für alle fortgeschrittenen Kurse

eintragen wollten und die anderen nur meist die Grundkurse besuchten. „Meinst du die Stimmung zwischen euch wird irgendwann einmal besser werden?“, fragte Finn Ella als sie zu dem Stand gingen, wo sie sich einschreiben wollten. „Die Stimmung ist doch bestens oder etwa nicht?“, stellte Ella die Gegenfrage überdrehte dabei jedoch die Augen. Ihre Stimme war immer noch leise. Doch irgendwie redetet sie mit Finn gerne und darum war wenigstens ihr stottern weg. Was konnte sie dafür, dass Hunt sie missbilligte und Aaron einfach zu blöd für die Welt war. Sie musste nicht Freundschaft mit den beiden schließen. Jay reichte ihr und mit Finn und

O’Murphy war es halbwegs akzeptabel, wenn sie alleine mit ihnen war. „Ella, ich weiß, dass du schüchtern bist und alles, aber wenn du sie nur besser kennenlernen würdest, würde nicht immer so ein Tamtam aus unseren Treffen gemacht werden“, redete Finn und stoppte Ella indem er sie bei den Oberarmen festhielt. Für eine Sekunde sagte niemand etwas, sondern starrten sich nur in die Augen. Dann jedoch befreite sich Ella ohne Mühe aus Finns Griff. „Warum sollte ich das tun? Wenn ihr auf die Blutwiese zum Spielen geht, bin ich doch sowieso nie dabei und die seltenen Fälle, wo Jay mich zu irgendetwas

einlädt, bei dem auch alle dabei sind, übersteh ich schon“, verteidigte sich Ella und ging weiter. Ihr kam es sehr komisch vor, dass sie vor Finn so viele Worte in den Mund nahm und nicht vor Schüchternheit platze. Jetzt waren sie in der Warteschlange angekommen, die nicht lang war, denn wer schrieb sich schon für alle fortgeschrittenen Kurse ein. Vor ihnen stand ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und einem Outfit, welches für Lexi und Jessica wieder einmal ein gefundenes Fressen gewesen wäre. Sie hatte eine schwarze Jogginghose an, die auf den Seiten zwei violette Streifen hatte, dazu ein Trägertop in violett und

eine weiße Weste darüber. Man konnte nicht sagen, dass es ihr nicht stand, es umspielte ihren Körper sogar perfekt, jedoch würde sich keiner in der Schule so anziehen wollen, da man von der „keine-Jogginghosen-in-der-Schule“-Regel wusste. „Es geht ja nicht nur allein um dich“, meinte Finn und setzte einen Fuß nach vor, da die Schlange sich bewegt hatte. „Ach, nein?“, wollte Ella neugierig wissen, „Um wen geht es den dabei?“ „Nun ja… ähmm..“, fing Finn langsam an, um jedoch schnell zu sagen, „Natürlich um Jay!“ „Jay?“, fragte Ella erneut und sah ihren gegenüber skeptisch

an. „Jetzt überleg doch mal, es wäre sicher für ihn angenehmer, wenn sich alle verstehen und du öfters dabei sein könntest.“ „Warum sollte Jay wollen, dass ich öfter dabei bin? Ich gebe ihm seinen Freiraum und man braucht doch nicht wirklich überall seine beste Freundin mit. Vor allem wenn es um Fußball geht.“ Ella verstand die Welt nicht mehr, wieso machte sich Finn so viele Gedanken um sie und Jay. Es war doch gut, dass die Jungs ihre Zeit für sich alleine hatten. Außerdem war sie doch auch immer dabei, wenn Hunt oder Aaron oder beide zusammen nicht dabei waren. Was

wiederum aber selten vorkam. Doch das tat jetzt nichts zu Sache. Von Ellas Seite aus betrachtet, war es so wie es war gut. Natürlich könnte es besser sein, aber wieso sich anstrengen, wenn man es von Haus aus nicht wollte. Sie wollte keinen besseren Draht zu Hunt und Aaron und sie wollte auch, dass Jay sich nicht bedrängt von ihr fühlte. Ella versuchte diese Gedanken noch einmal in Worte zu fassen, damit es Finn leicht fallen würde, es zu verstehen, jedoch kam ihr der blondhaarige Tormann zuvor. „Direkt beim Fußball spielen meinte ich doch auch gar nicht, sondern eher mehr als Fan, der uns anspornt und uns das Gefühl gibt etwas besonderes sein“,

versuchte es Finn weiter und gestikulierte wild mit den Händen mit. Ella hingegen blieb ruhig und schritt wieder einige kleine Schritte nach vorne, da die Warteschlange immer kürzer wurde. „Der Jay das Gefühl gibt etwas Besonderes zu sein, meinst du in meinem Fall eher oder?“, antwortete Ella nur so beiläufig, da sie sich ganz sicher war, dass Finn sich nur versprochen hatte. Dieser seufzte angestrengt aus und auch seine Miene wurde trauriger. Allerdings bekam das Ella nicht mit. Sie war am Anfang der Schlange vor dem Tresen angekommen und von einem Moment auf den nächsten das kleine schüchterne

Mädchen geworden. „Name, bitte!“, ließ der Mann, der auf einem Sessel hinter dem Tisch saß, langweilig von sich. Vor ihm lag ein Blatt Papier auf dem er alle Teilnehmer der fortgeschrittenen Kurse eintrug. Daneben befand sich ein Stoß mit Stundenplänen, da man die Fächer schon einteilen konnte. Nachdem die Schüler, die sich bei diesem Stand einschrieben, nur für die fortgeschrittenen Kurse entschieden haben, konnte es auch zu keine Komplikationen mit anderen Fächern kommen, denn Wahlfächer praktizierte man im Allgemeinen am Nachmittag. Während Ella stotternd ihren Namen

preisgab, schüttelte Finn noch einmal den Kopf, welches das dunkelhaarige Mädchen, die vor ihnen in der Reihe gestanden hatte und nun weggehen wollte, bemerkte. „Sie versteht es nicht oder?“, meinte sie nur trocken. Finn war verwirrt. Erstens, weil sie einfach mit ihm redete und zweitens, weil er es wirklich nicht verstand. „Bitte was?“, wollte, er mit einem verdutzen Gesichtsausdruck von ihr wissen. „Sie versteht nicht, was du wirklich damit meinst!“, probierte es das Mädchen noch einmal. „Was ich womit meine?“, fragte Finn

wieder verwirrt. „Naja, mit dem Fan sein und mehr zusammen unternehmen und so weiter…“ „Was meine ich damit?“, der Tormann stand sichtlich auf der Leitung. Plötzlich fing das Mädchen zu lächeln an. Dieses Mal war sie diejenige die den Kopf schüttelte. Ella bekam von der ganzen Diskussion nichts mit, da der Mann, der ihren Namen eingetragen hatte, sie gerade mit Informationen vollstopfte und den ganzen Ablauf der Stunden erklärte. Da Finn nur verdattert drein blickte und das Grinsen des Mädchens beobachtete und nicht wirklich verstand, was es damit auf sich hatte, entschied er sich nicht

noch ein weiteres Mal nachzufragen, um nicht noch blöder vor ihr da zustehen. „Das gibt es doch nicht!“, freute sich die Schwarzhaarige, „Du realisierst es selbst noch nicht einmal oder willst du es nicht zugeben?“ „Was?“ „Na das kann ja noch heiter werden. Euch behalt ich im Auge.“ Mit einer letzten Bewegung, bei der sie zwei Finger in Richtung ihrer Augen und darauffolgend in seine zeigte, verschwand sie lachend den Gang entlang und hinterließ einen fassungslosen Finn, der angestrengt die Augen zukniff. Damit hoffte er, dass er irgendwie den Sinn dieses Gespräches herausfischen konnte.

Doch er kam zu keinem grünen Zweig. „Was wollte sie von dir?“, fragte Ella, die alle Angaben getätigt hatte und nur noch den letzten Satz des Mädchens mit verfolgen hatte können. Wirr schüttelte Finn ein weiteres Mal den Kopf: „Ich weiß es absolut nicht!“ „Komisch“, erwiderte das brünette Mädchen, „Hast du sie schon mal an der Schule gesehen?“ „Nicht das ich wüsste“, musste Finn zugeben. Gerade als er gehen wollte, um seine Freunde zu suchen, tippte ihn Ella schnell an. Finn zuckte zusammen, auch wenn er sonst nicht so schreckhaft war, aber die vorherige Begegnung hatte ihn komplett

aus dem Ruder gebracht. „Was ist?“, fragte er deshalb etwas gereizt. „Willst du dich nicht zu den Kursen anmelden?“, wollte Ella scherzhaft wissen, ohne auf den wütenden Unterton von Jays Kumpel einzugehen. Dieser schlug sich spielerisch mit der Handfläche auf die Stirn. „Heute ist wohl nicht mein Tag“, sagte Finn und ließ sich von dem Mann hinter dem Tisch in die Kurse einschreiben. Als der Tormann während dem Gespräch mit dem gelangweilten Lehrer zu Ella blickte, nutzte diese den Moment aus, um kurz auf die Türen der Damentoiletten zu zeigen, da sie dorthin verschwinden

wollte. Finn nickte und verabschiedete sich von ihr mit einem kleinen Gruß, bei dem er flüchtig die Hand hob. Auf leisen Sohlen ging sie in diese Richtung und öffnete die Tür kurz danach. Langsam schaute sie sich im Raum um. Es war niemand außer ihr hier. Mit einem Seufzer blickte sie in ihr Spiegelbild, versuchte ihre Haare mit den Händen etwas zu kämen und hörte dann wieder aussichtslos auf. Ihre Gedanken kreisten noch immer um das Gespräch, das sie mit Finn geführt hatte. Plötzlich hörte Ella von draußen schnelle Stöckelschuhschritte näher kommen. Das war nie gut. Vor allem für Mädchen namens Ella Adams. Schnell verschwand

sie in eine der Toilettenkabinen, stieg auf die Klobrille, damit man unterhalb der Tür ihre Füße nicht sehen konnte und atmete schneller. Einige Sekunden vergingen als der Eingang zum Damen WC aufgerissen wurde. „Da rein mit dir!“, fauchte eine Stimme, die Ella leider zu gut kannte, Lexi Hastings, „Sieh nach, ob noch jemand hier ist, Jess.“ Natürlich war sie im Schlepptau von ihrer besten Freundin. Es gab kaum Momente, wo die beiden getrennt voneinander waren. Sie machten fast alles zusammen Kaum war die Schule zu Ende gingen sie entweder shoppen oder zu Lexi nach

Hause. Gerade mal am Abend, wenn sie kein Date gemeinsam mit Jungs fürs Kino oder ins A&E, Adam und Eva eine Jugendbar, die zu Ellas Pech ihren Eltern gehörte, hatten, waren sie wahrscheinlich alleine. Wahrscheinlich. Doch halt, wollte Jessica nicht gerade auf Anweisung von Lexi die Kabinen untersuchen? Ella verkrampfte sich. Sie war in der vorletzten Toilette und sie hatte sie auch nicht nach dem Betreten verschlossen. Natürlich würde es jetzt auffallen, wenn sie ruckartig die Kabine versperren würde. Nein, Ella musste einfach so bleiben. Ihr Herz schlug schneller, als sie Jessicas Schritte näher den WCs hörte. Es

waren nur drei Kabinen vor ihr dran. Ihre Hände wurden feucht und sie hoffte, dass sie nicht von der Klobrille abrutschte oder ihr irgendein Laut auskam. Jetzt musste sie bald da sein. Plötzlich stoppte Jessica. Einige Zeit später gab sie die Entwarnung: „Niemand hier, Lexi!“ Anscheinend hatte sie sich nur gebückt und so wie Ella vermutet unter die Klotüren geblickt, ob sie irgendwelche Schuhe sah, aber auch dass keine der Kabinen als geschlossen gekennzeichnet waren, könnte ihre Rettung gewesen sein. Erst als sie das Tapsen der Stöckelschuhe von sich entfernen hörte, atmete sie erleichtert aus. Jedoch angefacht von der

Tatsache, dass niemand das Gespräch das gleich stattfinden würde, hören sollte, wurde Ella neugierig. Diese Situation könnte auch der Grund für Lexis komisches Verhalten am Morgen gewesen sein. Nichtsdestotrotz und gegen alle schüchternen Maßregelungen, öffnete Ella die Toilettentür einen Spalt breit, um hindurch zu blicken. Für diese Aktion musste sie sich ein klein bisschen verrenken, da sie im Anbetracht ihrer Größe einige Schwierigkeiten hatte nach vorn zu kommen, ohne von der Klobrille zu rutschen. In ihrem Blickfeld befanden sich die Anführerin Lexi und ihre treue Untergebene Jessica. Wenn man die

beiden nicht kannte, konnte man fast glauben, dass die zwei Schwestern sein müssten. Die Mädchen hatten einen schwarzen Minirock mit Falten an. Lexi kombinierte diesen mit einem rosaroten T-Shirt mit weitem runden Ausschnitt und Glitzersteinen darauf. Jetzt wusste Ella woher ihre Schwester Beth diesen Funkelwahn her hatte. Jessica trug zu ihrem Rock ein schlichtes hellgrünes Trägertop und eine kurze kurzärmlige Jeansjacke, die nicht einmal bis zum Bauchnabel reichte, sondern unter dem Busen aufhörte. Die dritte Person, die Lexi in die Toilette getrieben hatte, konnte sie leider nicht sehen. „Was soll das, Lex?“, fragte das

unbekannte Mädchen mit einem genervten Unterton. Lex? Ella war verwirrt. Sie hatte noch nie jemanden diesen Spitznamen sagen hören. Wer war diese Fremde? Und wieso erlaubte sie sich solche Ausdrücke? Keine Schülerin würde sich nur annähernd trauen Lexi so zu nennen. Und sofern Ella es mitbekam, nannte auch ihr Bruder sie niemals so. Ella konnte durch den Spalt in der Tür sehen, wie die Wut in Lexi aufkochte und ihr Gesicht leicht rot wurde. Demonstrativ verschränkte die Anführerin die Hände vor der Brust. „Okay, hör mir gut zu, Liebes!“, fing Lexi an, während Jessica ebenfalls die Arme

überkreuzte, „Erstens, nenn mich nie wieder in der Schule oder zu Hause oder sonst irgendwo, Lex. Hast du mich verstanden?“ Die Stimmung wurde eiskalt, als der fremden Person auch noch kurz ein kleines Lachen entkam. Für Ella unverständlich. Wieso lachte dieses Mädchen über Lexis Aussage und wieso sollte sie sie daheim so nennen? Wer war diese Unbekannte, die Ella nicht erblicken konnte, egal wie sehr sie sich verrenkte? Trotzdem war sie sich irgendwie sicher, die Stimme schon einmal gehört zu haben und vor allem dieses Lachen? Ihr Unterbewusstsein musste es irgendwo mal aufgeschnappt

haben. „Und zweitens?“, fragte die Fremde nach, welches jedoch nicht allzu interessiert klang. „Zweitens“, setzte Lexi an, ohne auf ihren gegenüber zu achten, „wirst du dich hier in meiner Schule mir fügen. Ich brauche keine aufmüpfigen Mädchen wie dich in meinem Territorium!“ Lexi wechselte ihr Standbein. Ihre Worte hatte sie so giftig ausgesprochen, dass sie mit einem kleinen Lächeln lobend zu Jessica blickte. Ein weiteres Mal kam ein kurzes Schnauben von der dritten Person hervor, „Du fühlst dich wirklich von mir bedroht?“, fragte sie

unglaubwürdig. „Das würde dir so gefallen, nicht wahr?“, konterte Lexi kaltschnäuzig zurück. Ella konnte förmlich sehen, wie Lexi ihr Temperament zurück halten musste. Es würde nicht allzu lange mehr dauern, dann würde das reiche Mädchen der fremden Person förmlich an die Gurgeln gehen. „Mir egal!“, erwiderte die Unbekannte, „Ich bin erstens“, sie betonte das Wort so stark, wie Lexi zuvor, „nicht herrschsüchtig und zweitens bin ich nicht nach New Castle gekommen, um dich von deinem „Thron“ zu stürzen. Außerdem könntest du ein bisschen mehr mitfühlender sein. Hast „du“ verstanden,

Lex?“ Natürlich sagte sie ein weiteres Mal provozierend ihren gehassten Spitznamen. Ella hatte noch nie jemanden so mit Lexi reden hören. Jedoch musste sie so viel Einfluss haben, dass die Anführerin sie fürchtete und sie sofort einschüchtern wollte. Was allerdings meinte die Fremde mit mitfühlend? Diese Aussage passte so gar nicht in das Gespräch. Genauso wie Lexis starke Reaktion auf das Gesagte. „Wie du willst, Liebes. Ich hab es mit der sanften Methode versucht, aber wenn das nicht hilft, muss ich eben zu den harten Geschützen greifen“, redete die Blondine, ging einen Schritt zurück und schnippte

kriegerisch mit den Fingern. Plötzlich bewegte sich Jessica von ihrem Platz weg und fing an die fremde Person mit einem bösen Blick zu umkreisen. Ella musste davon nicht alles sehen, sie wusste genau was passierte, wenn die beiden Mädchen ihre Rollen tauschten. „Lexi, komm schon, willst du wirklich dieses Spiel spielen?“, wollte die fremde Person wissen und ignorierte Jessica so gut es ging. Lexi wehrte ihre Aussage nur mit der Hand ab. Jetzt war es an der Zeit, dass Jessica ihren Part übernahm. Ella hörte sie kurz räuspern. „Ich weiß, dass du nicht auf den Mund gefallen bist“, fing Jessica mit ernstem

und aggressivem Ton an zu sprechen, „Doch hier an dieser Schule gibt es nur eine Person, die das tun darf, was sie will und alle anderen müssen sich ihr fügen. Und genau diese Person bist nicht du und du wirst es auch niemals sein!“ Bei dem Wort „du“, blieb Jessica stehen und blickte dem Mädchen mit eiskalten Blick stich gerade in die Augen. Doch die Fremde ließ sich noch immer nicht unterbuttern. „Ich denke nicht, dass du mich kennst. Und schon gar nicht, dass du weißt, was gerade in mir vorgeht“, erwiderte die Person kleinlaut, ohne sich von Jessica eingeschüchtert zu fühlen, „Was soll dieser ganze Unsinn hier überhaupt? Lexi,

ich will dir nicht den Rang…“ „Still, Weib!“, blaffte Jessica sie an, begann wieder ihre Runden zu drehen und fing langsam zu sprechen an, „Wie gesagt, Lexi will, dass du dich fügst.“ „Das hab ich doch gerade gesagt, dass ich das machen werde. Wo liegt da noch das Problem?“, unterbrach die Unbekannte die Rede und kassierte damit nur einen weiteren hasserfüllten Blick, den sie kopfschüttelnd hinnahm. Jessica fuhr fort, als ob das Mädchen nichts gesagt hätte: „Ansonsten werden wir dein Leben zur Hölle machen. Vielleicht ist es dir noch nicht bewusst, aber frag doch einfach mal andere Mädels hier an der Schule, welche Macht Lexi

ausübt, dann wirst du gleich ein neues Bild von ihr haben.“ Das fremde Mädchen schnaubte nur wieder verächtlich. Anscheinend hörte niemand ihr wirklich zu, denn dann würde das ganze Spiel ziemlich sinnlos wirken. „Hast du mich verstanden?“, schrie Jessica auf einmal, ging einige Schritte rückwärts und stand genau mit dem Rücken vor Ellas Kabine. Ellas Sicht war versperrt und ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Jessica musste sich nur umdrehen, dann würde sie Ella entdecken und weiß Gott was mit ihr anstellen. Langsam richtete sich das kleine schüchterne Mädchen wieder auf, um in eine Position zu kommen, die keine

Muskelanspannung benötigte. Sie hörte wieder das Aufkommen von Stöckelschuhen auf dem Fliesenboden. Jessica stand noch immer mit dem Rücken zu ihr, also musste Lexi sich bewegt haben. Auf Jessicas ärgerlichen Aufschrei gab es keine Antwort von dem unbekannten Mädchen. „Langsam werde ich es leid mit dir. Willst du wirklich, dass ich gegen dich arbeite?“, hörte Ella Lexi fragen. Die Fremde seufzte und sagte in langsamen Schritten: „Jetzt Lexi, hör mir ganz genau zu. Ich füge mich dir. Du musst keine Angst vor mir haben. So wie ihr euch außerdem aufführt, will ich das

ganz sicher nicht, dass ihr euch mit mir verfeindet. Ich hab hier doch niemanden außer dich, Zake und meinem Bruder.“ Anscheinend zeigte diese Ansprache ihre Wirkung. Lexi warf Jessica wieder einen besonderen Blick zu, denn es herrschte kurz eine Pause. Danach bewegte sich Lexis zweite Hälfte wieder und zu Ellas Glück, von ihr weg. Jessica ging wieder in Richtung des Mädchens, warf ihr einen weiteren gehässigen Blick zu und wechselte dann die Richtung. Die Anführerin schritt ebenfalls zum Ausgang der Toiletten. Kurz vor der Tür blieben die beiden noch einmal stehen. Ein letztes Mal warf Lexi einen Blick auf die verwirrte Fremde und

meinte: „Halt dich an deine Abmachung. Ich über dir. Ich bin der Chef. Nächstes Treffen heute nach der Schule im Cafè.“ „Warum sollte ich da auftauchen?“, fragte das Mädchen schnell verblüfft nach. „Weil du dich jetzt eine von uns nennen darfst“, erklärte Lexi etwas angewidert. „Was?! Nein, halt, stopp“, erwiderte die Fremde, „Das will ich absolut nicht!“ „Ich eigentlich auch nicht, aber du gehörst zur Familie und dein Name wird hier ein höheres Ansehen bekommen. Da ist es selbstverständlich, dass du in meinem besten Freundeskreis aufgenommen wirst. Ich bin doch nicht unmenschlich“, grinste die Anführerin

und verließ mit diesen Worten, dicht gefolgt von Jessica, das Damen WC. Ella brauchte eine ganze Weile, um die gerade erfahrenen Informationen zu verdauen. Dieses Mädchen, das wahrscheinlich noch immer mitten im Raum stand und die Welt auch nicht mehr ganz kapierte, war also eine Hastings. Eine weitere. Sie gehörte nun zur Clique der Obercoolen und würde genauso Hochachtung bekommen, wie die anderen in der Gruppe auch. Die Welt war ungerecht. Das schüchterne Mädchen hörte das Klingeln der Pausenglocke. Die Fremde stürmte zum Gang hinaus, was Ella auch tun wollte, jedoch klug genug war, es

bleiben zu lassen. Hätte sie mitbekommen, dass Ella das ganze Gespräch mit verfolgt hatte, würde sie sicher einen hohen Preis dafür zahlen müssen. So harrte sie noch einige Minuten in der Kabine aus, um dann das erste Mal verspätet zum Unterricht erscheinen zu können.

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LunaBielle
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