es geht los
Es war ein umwerfend schöner Sommertag. Ich hatte meine drei Kinder und Schwiegerkinder zum Kaffee eingeladen und erzählte ihnen von meinem Vorhaben.
“Ich mach das jetzt einfach” Meine erwachsenen Kinder, 33, 31, 28 Jahre jung, sahen mich an, als hätte ich mich gerade zu einer Mondfahrt angemeldet oder wäre jetzt mit meinen 50 Jahren völlig verrückt geworden.
Na, meinte meine Tochter Marina, das glauben wir erst, wenn du uns den
Schein zeigst. Der kostet ja auch nicht mal eben 3,50 EUR. So ein Führerschein will überlegt sein.
Ja, meinte Linda, meine jüngste Tochter, wofür brauchst du den denn eigentlich?
Liebe Linda. Den brauche ich doch nicht, den will ich nur einfach haben aus Spaß am Fahren. Einfach nur so. Ich finde das Motorradfahren einfach nur schön. Ausgetobte Lebensfreude Schatzi..
Mein Sohn grinste und meinte: Unsere Kinder werden dann später singen: Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad,
Motorrad und alle stimmten ein und lachten.
Die Oma fährt nicht nur im Hühnerstall Motorrad. Ihr werdet es schon sehen. Ich sah meine Kinder an und zog es vor, das Thema zu wechseln. . Ich entschloss mich, erst wieder darüber zu reden, wenn ich kurz vor der Prüfung stand. Ich wusste, dass ich es ab dann nicht mehr geheim halten würde. Wenn das Herz vor Freude überläuft, muss der Mund reden Das ist sicherlich nicht nur bei mir so.
Mein Plan stand fest. Ich werde mir eine Fahrschule suchen.
Am nächsten Tag beendete ich
rechtzeitig meine Arbeit, so dass ich um 16 Uhr vor meiner Fahrschule stand, die nur einen Fußweg von fünf Minuten von meiner Haustür entfernt ist.
"Direkt vor der Haustür, besser geht´s doch gar nicht", dachte ich mir und entschied mich für die Anmeldung in dieser Fahrschule. Vor der Tür der Fahrschule angekommen, holte ich erstmal tief Luft und öffnete die Tür. Ich tat so, als strotzte ich nur so vor Selbstbewusstsein.
Die Sekretärin hinter dem Tresen war jung, die zwei Männer, die sich gerade für die Fahrstunden anmeldeten, waren
jung und ich fühlte mich irgendwie gerade ziemlich fehl am Platz.
Oh, Kopf hoch, sprach ich mir Mut zu.
Die Sekretärin sah mich an, Nehmen Sie bitte noch einen Augenblick Platz. Sie zeigte dabei auf eine vor dem Fenster stehende Holzbank. Ich ging darauf zu und setzte mich.
An einer Wand hingen einige Urkunden der Fahrlehrer. Urkunden, die auf die erfolgreiche Teilnahme von Fortbildungskursen hinwiesen. Auf der anderen Seite des Raumes hingen Hinweistafeln mit Verkehrszeichen. Ich stand auf und betrachtete interessiert
einige Schilder, die es wohl erst seit kurzem gab. Oder hatte ich diese Schilder während meiner Fahrten mit dem Auto nur nie wahr genommen?
Tagfahrlicht gibt es jetzt. Davon hatte ich definitiv noch nie gehört.
Die beiden jungen Männer hatten alle Formalitäten erledigt. Sie freuten sich sichtlich darüber, sich angemeldet zu haben. Ich sah es Ihnen an. Sie strahlten alle Beide.
Ich wünsche euch viel Glück, dachte ich bei mir. Die Sekretärin riss mich aus meinen Gedanken. Was kann ich für Sie
tun?
"Ich möchte gern den Motorradführerschein machen. Ich bin aber schon 50 Jahre alt. Werde ich hier einen Fahrlehrer finden, der sich zutraut, mich zu unterrichten?
Ja, meinte sie lächelnd, mein Mann. Wir haben hier mehrere Schüler, die um die 50 Jahre alt sind, auch Frauen!
Okay, sagte ich sichtlich entspannter. Dann haben Sie jetzt eine neue Fahrschülerin. Ich hatte ehrlich Angst, hier belächelt zu werden.
Keine Sorge, wer sich hier Mühe gibt, der bekommt auch den Führerschein. Belächelt wird hier niemand.
Ich unterschrieb die notwendigen Formulare und gab ihr meine Telefonnummer.
Mein Mann wird Sie wegen der Terminabsprache anrufen. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg natürlich.
Erleichtert und glücklich verlies ich die Fahrschule.
Hürde eins gut genommen und mit Nachdruck sagte ich ja! Und für mich
klang es wie ein innerer Jubelschrei.-
Zu Hause angekommen, packte ich kurzerhand meine Badesachen ein, schnappte mir eine Wolldecke und setzte mich in mein Auto. Ich musste raus, irgendwie entspannen. An der Elbe muss es jetzt schön sein. Ich fuhr los und sah mich gedanklich im nächsten Jahr mit dem Motorrad an die Elbe fahren.
Ich sah mich an meinen ersten Motorradgottesdienst teilnehmen. Die Berichterstattung im Radio verursachte mir schon eine Gänsehaut. Wie wird es erst sein, wenn ich dabei bin? Mitten drin...
In Ovelgönne parkte ich mein Auto. Das
war mal wieder nicht so einfach. Die Fahrzeuge standen dicht an einander gereiht. Ich musste lange suchen, weil ich am liebsten vorwärts einparke. Meine Nerven!
Ich ging die vielen Stufen zum Strand hinunter und suchte mir einen Platz für meine Decke. Sorgfältig legte ich sie hin und setzte mich. Ich hatte mich zu weit ans Wasser gesetzt. Plötzlich wurde es nass um mich herum. Erschrocken blickte ich auf das Wasser und die schäumende Welle, die gerade um mich herum spülte. Ein großes Containerschiff fuhr an mir vorbei. Das macht dann schon mal Wellen. Schnell zog ich die
Decke einige Meter nach oben. Nicht schlimm, dachte ich, das trocknet.
Ich sah einen Mann auf dem Schiff in meine Richtung blicken. Der amüsiert sich jetzt wahrscheinlich über mich, kam es mir in den Sinn. Wieder eine Frau nass gemacht...
"Naja,sagte ich leise, "dafür musst du deinen Pott nachher einparken ...
Entspannt streckte ich meine Beine aus und blickte auf das Wasser. Wasser angucken macht mich durstig. Ich stand also wieder auf und lief zum Kiosk. Ein alkoholfreies Alterwasser bitte. Der Kellner gab mir das Gewünschte. Ich
liebe den Geschmack von Brause und Bier und das Getränk erfrischt so schön.
Jetzt hatte ich alles, was ich brauchte. Mit Genuss nahm ich einen großen Schluck vom Alsterwasser. Das Leben ist doch einfach herrlich.