Ich konnte hören, wie wir uns von der lauten und unruhigen Stadtmitte entfernten und wie die Natur sich ihren Weg bahnte. Vögel sangen und fühle wärme auf meinem Gesicht. Wieso folgte ich dieser fremden Stimme? Wäre es nicht sicherer die Person zu töten? Aber er war freundlich. Hatte mich nicht sofort verurteilt. War er vielleicht so wie ich? Seine Aura hob sich deutlich von der Dunkelheit hab und es schien, als ginge von ihm eine warme positive Energie in Form von Licht aus. Ich konnte keine Spur von Hass oder Angst gegen mich spüren. Deshalb beschloss
ich, ihm zu folgen. Es war nett von ihm, dass er auf mich wartete und er geduldig war, denn ich sah mich immer wieder um – wobei ich mich ehr im Kreis drehte, um die Aura meiner Umgebung zu spüren, Nachdem wir durch etwas hindurchgekrochen waren stellte ich fest, dass die Natur endgültig die Oberhand gewonnen hatte. Ich tastete nach dem Jungen und zupfte an etwas von dem ich hoffte es wäre sein Arm, „Wo?“, fragte ich und erschrak aufgrund meiner eigenen Stimme. Ich hatte schon so lange nicht mehr gesprochen. Hörte ich mich wirklich so an? Er erklärte mir, wir seien im Sperrgebiet. Ob er wohl wusste,
warum dieser Teil der Stadt gesperrt ist? Doch ich verwarf den Gedanken ihn zu fragen. Nachher hat er doch nur Angst. Wir gingen weiter, bis wir einen Ort mit hohen und weiten, aber verfallenen Räumen betraten. Ich hörte Stimmen und ortete die Aura von drei Personen, die sich uns näherten. Ihre Energie war ähnlich wie Zecke´s. „Hey Zecke, wen hast du da mitgebracht?“, fragte einer von ihnen. „Er hatte sich im Park verlaufen und hat niemanden zu dem er kann, deshalb hab ich ihm angeboten, dass er hier bleiben kann“, erklärte Zecke. „Magst du dich vorstellen?“, er dann mich. Schüchtern trat ich einen Schritt zurück und wand den Kopf ab.
„Ist ok, komm mit. Du brauchst erst einmal andere Klamotten“, ging Zecke auf mich ein, wofür ich ihm dankbar war. Die Anderen schien es nicht zu stören, dass ich nicht reden wollte.
Zecke und der Junge ging durch an den Anderen vorbei. Die Drei waren die Wache vor dem Haupteingang eines alten Hotels. Drinnen waren Teile des Empfangs abgesackt und standen Unterwasser. Auch das ehemalige Glasdach war nur noch ein Gerippe, durch welches Bäume und Rankenpflanzen wuchsen. Die Jungen gingen zu einer Leiter, kletterten in den ersten Stock und gingen dort einen langen Gang mit starkem Gefälle entlang. Am anderen Ende führte eine alte Feuertreppe zwei weitere Stockwerke hinauf.
Im Stockwerk betraten sie einen Raum dessen Wände übersät waren von wirren Kritzeleien und Texten. In der Mitte des Raumes saß eine junge Frau in einen nicht ganz sichtgeschützten Yukata und meditierte. Zecke klopfte leise an den Türrahmen. Sie bemerkte ihn und öffnete die Augen langsam. „Hey Raity, wir haben einen Neuen. Dürfte ich ihn unter deine Obhut stellen?“, begrüßte er sie leise. Elegant stand sie auf, zog eine lange Opiumpfeife aus der Innentasche des Yukata´s und nahm zwei kurze Züge davon. Dann stieß sie den Rauch in die Luft und ging lautlos auf den Jungen zu. Sie umkreiste und begutachtete ihn, dann
hauchte sie mit ihrer rauen und verführerischen Stimme: „Verrätst du mir deinen Namen?“ Der Junge wand nervös den Kopf ab. „Ich glaube, er hat ziemlich was mitmachen müssen. Er hat bis jetzt nur ein Wort gesprochen“, erklärte Zecke. Wissend zog Raity die Augenbrauen hoch. Sie strich eine strähne ihres langen schwarzen Haares hinter ihn Ohr, dann ging sie den Flur entlang. „Komm, du brauchst andere Klamotten.“ In einem anderen Raum befanden sich ausschließlich Klamotten und Schuhe. Raity strich mit einem Finger über die Klamotten in den Regalen, während sie etwas Passendes suchte. Dann zog sie
eine rote und eine blaue tartan Hose heraus und hielt sie beide vor den Jungen. Sie hatte längst bemerkt, dass er nichts sehen kann und fragte: „Konntest du einmal Farben sehen?“ Nach kurzem Zögern schüttelte er den Kopf. Sie nippte erneut an ihrer Pfeife. „Ich denke, dir steht rot. Nicht wahr Zecke?“, meinte sie dann. „Ja rot passt zu dir“, bestätigte der Punk ihre Vermutung. Zu der Hose suchte Raity ein schwarzes Tanktop und ausgetretene Stiefel mit ebenfalls roten Schnürsenkeln. Dann ging sie mit den Worten: „Ich lass euch dann allein, Jungs.“ „Soll ich dir helfen?“, fragte Zecke. Der Junge nickte unsicher und sah
sich um. Zecke überlegte, was er sah, fokussierte dann aber auf die Klamotten. „Nicht erschrecken, ich öffne deine Jacke“, warnte er den Jungen und begann die Schnallen am Rücken zu öffnen. Dann zog er die Jacke über Kopf und Arme des Jungen. Er zuckte zusammen, als Zecke´s kalten Hände seine Haut berührten. Der Punk entschuldigte sich, da fiel sein Blick auf die zahlreichen Blessuren auf dem Rücken des Jungen. Er schwieg jedoch und zog ihm das frische Shirt über.