Titel
Da war ein Hase. Er lag auf der Lauer und wartete darauf, das der Bauer endlich zu Bett ging. Der Bauer wartete auf den Hasen, weil der ihm stets die Karotten stibitzte. Jede Nacht mindestens fünf Karotten. Das war dem Bauer zu viel. Darum lag er auf der Lauer. Die Flinte lag ruhig in seiner Hand und war bereit, abgeschossen zu werden. Doch der Hase ließ sich nicht blicken. Allmählich wurden dem Bauer die Augen schwer. Und ehe er es sich versah, schlief er tief und fest. Der Hase ebenso.
Die Tage vergingen. Jede Nacht lauerte
der Bauer auf den Hasen, um ihn zu erschießen. Und jede Nacht wartete der Hase darauf, das der Bauer einschlief. Beide hatten kein Glück. Denn beide schliefen jedes mal zur selben Zeit ein.
Eines morgens, als der Bauer und der Hase noch tief und fest schliefen, baute die Bäuerin einen Zaun um das Feld und grub ihn tief ein, da sie wusste, das Hasen buddeln konnten. Sie hatte die Nase voll gehabt, das der Bauer jede Nacht draußen schlief und an nichts anderes denken konnte, als an den Hasen und dabei seine Pflichten vergaß. Seinetwegen musste sie doppelt so viel schuften. Durch die
Plackerei hatte sie Muskelkater ohne Ende. Deshalb hatte sie sich Gedanken darüber gemacht, wie sie den Hasen davon abhalten konnte, Karotten und Möhren von ihrem Feld zu stibitzen.
Voller Tatendrang hatte sie den Zaun innerhalb kurzer Zeit aufgestellt. Als der Bauer aufwachte, wunderte er sich und fragte sich, wo er wie und wie er hierherkam. Dann blickte er auf und sah in das strenge Gesicht der Bäuerin.
„Jetzt, wo der Hase nicht mehr an unsere Karotten kann, kannst du dich wieder deinen Aufgaben widmen.“, fing die Bäuerin an, „Als erstes fütterst du das Vieh. Danach mähst du das
Gras...“
Und so ackerte der Bauer bis in die späten Abendstunden, während die Bäuerin ihn Anweisungen gab und ihn Antrieb. An jenem Abend ließ er das Abendessen ausfallen, so geschafft war er gewesen.
Der Hase war indes nicht untätig gewesen. Zwar hatte die Bäuerin daran gedacht, den Zaun schön tief einzugraben, damit sich kein Hase unten drunter durchgraben konnte, aber sie hatte nicht damit gerechnet, das der Hase ein Familie hatte und Freunde. Gemeinsam buddelten sie in der Erde und schmissen sie an den Zaun und bildeten damit einen Berg,
den sie hinaufliefen. So überwanden sie den Zaun und kamen an die Karotten ran. Auf der anderen Seiten taten sie das Selbe.
Als am Morgen der Bauer und die Bäuerin zum Feld kamen, trauten sie ihren Augen nicht. Keine einzige Karotte stand mehr da.
„War ja eine prima Idee.“, knurrte der Bauer.
„Wer konnte denn das ahnen.“, knurrte sie zurück.
„Nie wieder Möhren.“, brummte der Bauer.
„Nie wieder Möhren.“, brummte auch die Bäuerin.
Nicht weit entfernt saß die
Hasenfamilie zusammen und knabberten an ihrer Beute.
„Ich glaube, nächstes Jahr gibt es Salat zum Frühstück.“